Hypnotherapie bei Nikotinabusus

„Die Theorie bestimmt,

was wir beobachten können."

Albert Einstein

Kapitel 1

Einleitung und Zusammenfassung

„Dass sie dennoch und immer noch an Dämonen glauben - sozusagen an andere, tiefer hinter den Dingen zurück

gezogene Dämonen - ist mir auch klar. Selbst Herr Shi-shmi glaubt an sie. Er bringt ständig kleine

Brandopfer dar. Die Brandopfer bestehen aus kleinen weißen Röllchen, die er in den Mund steckt und - erschrick

nicht - anzündet ... wie ein Feuerschlucker. Aber die Röllchen brennen nicht, sie glimmen nur, rauchen

und stinken ziemlich. Trotz scharfer Beobachtung konnte ich keinen Sinn in diesen verglimmenden Röllchen

erkennen. (...) Es muß also eine kultische Handlung sein. Herr Shi-shmi beweist übrigens eine halsbrecherische

und schon geradezu asketische Fertigkeit im Darbringen dieser Brandopfer. Bis das Röllchen nahe an seinen

Mund herangekommen ist, behält er es im Mund, erst wenn es so klein ist, wie mein kleinstes Fingerglied,

hört er damit auf. Dann scheint auch der Zauber (eine Bann-Beschwörung?), an die er ziemlich fest glaubt,

verflogen zu sein, denn den Rest des Röllchens wirft er achtlos weg. Etwa alle halbe Stunde - habe ich beobachtet

- bringt Herr Shi-shmi so ein Rauchopfer dar. Nie vergißt er es. Er führt stets ein Päckchen mit solchen

Röllchen mit sich, und in der Wohnung bewahrt er einen größeren Vorrat auf."

(Herbert Rosendorfer, Briefe in die chinesische Vergangenheit)

Während der Reisende aus der Vergangenheit das Rauchen als einen rituellen und sehr kultivierten

Akt beschreibt, sieht die Realität der Nikotinsucht manchmal wesentlich unkultivierter aus:

Eine Notiz im Schwäbischen Tagblatt vom Juni 2002 berichtet: „Seine Gier nach Zigaretten hat

ein Betrunkener (...) auf ungewöhnliche Weise zu stillen versucht. Mit einem gemieteten Radlader

mit Schaufel hat der 36-Jährige einen Zigarettenautomaten samt Betonfundament ausgegraben

und abtransportiert."

11 KAPITEL 1 EINLEITUNG UND ZUSAMMENFASSUNG

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Gewiß gehen die wenigsten Raucher derart rabiat vor, um ihre Sucht zu befriedigen; die allermeisten

jedoch sind sich der Tatsache bewußt, vom Nikotin abhängig zu sein. Sie nehmen daher

häufig Unannehmlichkeiten in Kauf, um Zigaretten zu beschaffen und um rauchen zu können:

Flugreisen, Kino- und Theaterbesuche werden vermieden, die Freizeitgestaltung beinhaltet dafür

häufig nächtliche Fahrten zum Zigarettenautomaten oder der Tankstelle; längere Konferenzen

ohne Pausen werden für viele Raucher zur regelrechten Qual. Manche Raucher „müssen" abends

länger aufbleiben, um möglichst spät die letzte Zigarette zu rauchen und so die nächtliche rauchfreie

Zeit kurz zu halten - als Alternative bietet sich für stark abhängige Raucher nur das gelegentlich

ebenfalls praktizierte regelmäßige nächtliche Aufstehen an, um zu rauchen.

Beim Wunsch, das Rauchen zu beenden, steht deshalb oft weniger der gesundheitliche Aspekt im

Vordergrund, sondern primär der Wunsch, endlich wieder die Form von Freiheit zu genießen,

die „Marlboro-Country" - trotz anderslautender Suggestionen der Zigarettenwerbung - sicherlich

niemals bietet. In Zeiten der wirtschaftlichen Rezession und damit einhergehender Reform

des Gesundheitswesens rückt das Rauchen aufgrund seiner enormen Folgekosten für das Gesundheitssystem

zudem ins gesellschaftspolitische Blickfeld: Besonders die - trotz mancher Präventionsansätze

- hohe Anzahl rauchender Jugendlicher in der BRD stimmt bedenklich. Allerdings

handelt es sich beim Nikotinkonsum trotz der gegenwärtigen gesellschaftlichen Brisanz um

ein altes Phänomen: Kapitel zwei der vorliegenden Arbeit beschäftigt sich mit seiner bis ins 15.

Jahrhundert zurückgehenden historischen Entwicklung, anschließend werden aktuelle Aspekte

und die gesundheitlichen Auswirkungen des Rauchens diskutiert und schließlich unterschiedliche

Erklärungsmodelle für den Nikotinabusus vorgestellt.

Das dritte Kapitel beleuchtet zunächst die allgemeinen psychotherapeutischen Wirkfaktoren und

stellt anschließend Theorien, Prämissen und empirische Belege zur Hypnotherapie vor. Im vierten

Kapitel werden Erfolgsvariablen der Raucherentwöhnung erörtert und eine Übersicht über

deren derzeitigen Stand (speziell in der BRD) gegeben. Anschließend werden Studien zum Einsatz

der Hypnotherapie in der Raucherentwöhnung vorgestellt und diskutiert. Das fünfte und

letzte Kapitel des Theorieteils beschreibt die Entwicklung des hier evaluierten Programms. Basierend

auf der mit meiner Kollegin Angelika Schlarb erstellten Diplomarbeit aus dem Jahr 1999, in

deren Rahmen eine hypnotherapeutische Raucherentwöhnung in Gruppen mit gutem Erfolg

angeboten worden war, wurde das Untersuchungsdesign der vorliegenen Studie für den Vergleich

des hypnotherapeutischen Vorgehens in der Gruppe mit dem im Einzelsetting konzipiert. Eine

Kontrollgruppe mit denselben verhaltenstherapeutischen Komponenten, die zusätzlich auch in

den Hypnosegruppen angeboten wurden, erlaubte außerdem den Vergleich mit einem nichthypnotherapeutischen

Vorgehen. Die Klienten aller Gruppen erhielten zudem Nikotinpflaster.

KAPITEL 1 EINLEITUNG UND ZUSAMMENFASSUNG 12

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Der zweite, empirische Teil dieser Arbeit beschreibt Durchführung und Ergebnisse der Raucherentwöhnungstudie

anhand einer Stichprobe von 149 Klienten. Im sechsten Kapitel werden

Erfolgsparameter und Hypothesen vorgestellt, Kapitel sieben erörtert das Untersuchungsdesign,

die Rekrutierung der Stichprobe und deren Zusammensetzung, den Behandlungsablauf und die

verwendeten Meßinstrumente.

Das achte Kapitel stellt die Ergebnisse der Studie vor. Wesentlich sind in diesem Zusammenhang

folgende Punkte:

Die Untersuchungsbedingung, in der die Raucher hypnotherapeutisch behandelt wurden, hatte

eine signifikant höhere Erfolgsrate als die Kontrollgruppe: 66,3 Prozent der Klienten der Experimentalbedingung

waren bei der Katamnese nach drei Monaten abstinent, aber nur 27,3 Prozent

der Kontrollgruppe. Zum Zeitpunkt der Zwölf-Monatskatamnese waren 48,1 Prozent der Probanden

der Experminentalgruppe und 22,6 Prozent der Kontrollgruppe abstinent. Dieses Ergebnis

belegt eine signifikante Überlegenheit der hypnotherapeutischen Vorgehensweise gegenüber

der Kontrollgruppenbehandlung.

Keine signifikanten Unterschiede hingegen zeigten sich beim Vergleich der Behandlung in der

Gruppe mit der im Einzelsetting: Die Erfolgsraten lagen jeweils ähnlich hoch. Dieser Befund ist

insofern erfreulich, als durch die abnehmende gesellschaftliche Akzeptanz des Rauchens, zunehmende

Rauchverbote und den vermehrt in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückten Nichtraucherschutz

effiziente und zugleich ökonomische Entwöhnungsmöglichkeiten vermehrt gefragt

sind - beispielsweise, wenn es darum geht, Programme für ganze Firmen anzubieten.

Wie bei einer hypnotherapeutischen Vorgehensweise zu erwarten, zeigte sich, dass Personen mit

ausgeprägterer Suggestibilität vermehrt vom vorliegenden Programm profitierten. Besonders gute

Erfolgsaussichten hatten außerdem diejenigen Raucher, die vor dem Beginn der eigentlichen Behandlung

über einen zuvor vereinbarten Zeitraum von zwei Tagen ohne fremde Hilfe nicht geraucht

hatten, ebenso Personen, die eigene Rituale entwickelt hatten, um sich vom Rauchen abzuhalten.

Überraschend waren die Befunde zur Nikotinpflasterverwendung: Die zusätzliche Verwendung

von Nikotinpflastern scheint hier nicht die positiven Effekte auf die langfristige Abstinenz

gehabt zu haben, die vorhergesagt worden waren; ebenso wenig ließ sich ein höheres Profitieren

der körperlich abhängigen Raucher (im Gegensatz zu den nur psychisch Abhängigen) vom

Nikotinpflaster nachweisen.

Weiter zeigte sich, dass die Klienten Rückfallsituationen in der Regel nicht korrekt vorhersagten,

und dass diejenigen, die bereits Aufhörversuche hinter sich hatten, erfolgreicher waren als Probanden,

bei denen es sich um den ersten Versuch handelte. Weitere Variablen zum Rauchverhal13

KAPITEL 1 EINLEITUNG UND ZUSAMMENFASSUNG

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ten (wie Konsumhöhe oder die Dauer der als Raucher verbrachten Jahre) blieben ebenso wie

demographische Variablen ohne erkennbaren Einfluß auf den Behandlungserfolg: Das Programm

scheint demnach für unterschiedlichste Personen mit unterschiedlichem Rauchverhalten

gleichermaßen erfolgversprechend zu sein.

Bezüglich der psychischen Symptombelastung der Probanden wurde belegt, dass bei der Katamnese

abstinente Personen bei Behandlungsbeginn geringere Werte in den Skalen Depression,

Ängstlichkeit, phobischer Angst und globaler psychischer Belastung (erhoben mit der SCL-90-R)

sowie geringere Ärger-Dispositions-Werte (Erhebungsinstrument: STAXI) zeigten als nicht Abstinente.

Für die Skalen des STAXI - eines Instruments zur Erfassung des Ärgerausdrucks -

wurden außerdem teilweise deutliche Unterschiede zwischen den hier Behandelten und der Eichstichprobe

festgestellt: Dies betraf insbesonders das Ausmaß des nach innen gerichteten Ärgers

bei Frauen; letztere hatten, jedoch nur bei der Katamnesemesung, extrem hohe Werte, was auf

ein hohes Maß an unterdrücktem, physisch oder verbal nicht geäußertem Ärger schließen läßt.

Im neunten und letzten Kapitel werden die Ergebnisse zusammengefaßt, kritisch diskutiert und

ein Ausblick für mögliche weitere Forschungsarbeiten im Bereich der hypnotherapeutischen

Raucherentwöhnung gegeben.

Anmerkung zur formalen Gestaltung:

In dieser Arbeit soll mit dem Begriff „Trance" der Zustand beschrieben werden, der durch eine

hypnotherapeutische Behandlung hervorgerufen wird; „Hypnose" bezeichnet die dabei eingesetzte

Technik.

Da ich weder die weibliche noch die männliche Form ausschließlich verwenden möchte, aber die

Lesefreude auch nicht durch Wortgebilde wie „Experminentalgruppenteilnehmer/innen", welche

auf eine gleichberechtigte Nutzung der beiden Formen abzielen, trüben will, habe ich mich für

das kapitelweise Abwechseln zwischen männlichem und weiblichem Genus entschieden.

KAPITEL 2 TABAKKONSUM UND NIKOTINABHÄNGIGKEIT 14

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Kapitel 2

Tabakkonsum und Nikotinabhängigkeit

2. 1 Historische Entwicklung des Tabakkonsums

Im folgenden Abschnitt soll die Entwicklung des Tabakkonsums von den Anfängen bis heute

betrachtet werden (Hamann, 1999).

2. 1. 1 Kolumbus und die „brennenden Rollen" der Indianer

Als Kolumbus im Oktober 1492 im Glauben, Indien entdeckt zu haben, auf Kuba landete, traf er

auf dieser noch heute für ihren hervorragenden Tabak berühmten Insel der Überlieferung zufolge

bereits die ersten rauchenden Einheimischen. Sein Kundschafter Torres berichtete dazu:

„Unterwegs begegneten wir vielen Männern und Frauen, die ein kleines Feuerchen mit sich

führten, das in den Blättern eines Krautes glühte, dessen Rauch sie mit Entzücken und Wonne

einatmen. Dieses Kraut wickeln sie in ein trockenes Blatt und bilden eine Rolle. Die zünden sie

an dem einen Ende an und schlürfen und saugen am anderen, um den Rauch mit ihrem Atem

einzusaugen." (zitiert bei Barthel, 1988, S. 592).

Über die Herkunft des Wortes „Tabak" gibt es unterschiedliche Versionen: Während einerseits

behauptet wird, bereits die Indianer hätten die „brennenden Rollen" als „Tobacco" bezeichnet

(Irving, 1984), wird bei Barthel (1988) andererseits beschrieben, die Bezeichnung käme von den

kleinen Musketen, den „Tobago", welche spanische Kinder zu Pfingsten abfeuerten, und deren

Form den indianischen „Zigaretten" entsprach.

2. 1. 2 Die Verbreitung des Tabaks in Europa: Mode und Medizin

Wie auch immer - die Eroberer fanden an dem neuen Genußmittel schnell Gefallen und bald

wurden die ersten Tabakblätter nach Portugal, Spanien und Italien, wenig später auch nach

Frankreich und England und schließlich auch nach Deutschland exportiert. Der Rat der Stadt

Köln war es dann auch, welcher bereits im Jahr 1583 die erste Tabaksteuer erhob, die jedoch -

damals wie heute - die Verbreitung des Tabakkonsums nicht verhinderte.

15 KAPITEL 2 TABAKKONSUM UND NIKOTINABHÄNGIGKEIT

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Obgleich Portugal und Spanien die ersten Länder waren, die das indianische Kraut im großen Stil

einführten, beginnt die Geschichte der Rauchkultur in England: Ein Engländer, Ralph Lane,

brachte aus Virginia die erste Pfeife, die bei den Indianern als heiliges Gerät galt, mit nach Europa.

Rasch wurde das Pfeiferauchen bei Hof Mode, und bereits ab 1620 wurden jährlich 100.000

Pfund Tabak aus Virginia nach England verschifft; der Export wuchs so schnell, dass Tabak in

Virginia teilweise als Zahlungsmittel diente. Unter Mary Stuarts Sohn, König Jakob I., wurde die

Einfuhr des „bösen Krauts" jedoch mit hohen Zöllen belegt. Wer auf der Straße rauchte, wurde

per königlichem Erlaß verprügelt, und schließlich wurde der Tabakanbau verboten. Dieses Verbot

blieb in England bis 1910 in Kraft.

Ganz anders gestaltete sich die Geschichte des Tabakkonsums in Frankreich: Hier war Tabak

zunächst weniger Mode als vielmehr Medizin. Der französische Botschafter Jean Nicot - nach

welchem später das Nikotin benannt wurde - stellte fest, dass sich durch das Auflegen von Tabakblättern

Hautkrankheiten heilen ließen. In der Zeit der Revolution war Rauchen und „Bürger

sein" in Frankreich ein und dasselbe: Es gab Cafés mit der Aufschrift an der Tür: „Ici on

s´honore du titre citoyen et on fume." (Hier ist man stolz, Bürger zu sein, und hier raucht man).

Schließlich avancierte Tabak zunächst in Frankreich, später in ganz Europa, zum Allheilmittel:

Das Rauchen wurde als Mittel gegen Lungenentzündung, Koliken, Gicht, Potenzstörungen und

Kopfschmerzen verordnet. Ein Erfurter Arzt schrieb 1644: „Tabak getrunken ist gut for die

Würmer, Tabak getrunken ist gut for den Stein, Tabak getrunken ist gut for das Zipperlein." Zudem

sei Tabak gut für Menschen, „so den Kopf viel gebrauchen müssen." (zitiert bei Hamann,

1999, S. 69).

Als 1640 in London die Pest ausbrach, mußten die in Eton studierenden jungen Männer als Vorbeugemaßnahme

rauchen, und bis in Mitte des 18. Jahrhunderts hinein hielt sich unter Medizinern

die Überzeugung, das sicherste Mittel zur Behebung von Unfruchtbarkeit bei Frauen sei es,

sie rauchen zu lassen.

Allerdings war der Tabak auch eine Medizin, die sehr gern eingenommen wurde, und so gab es

zeitweilig in Frankreich und Bayern Tabak nur in der Apotheke und auf Rezept, während in der

Schweiz der Konsum generell verboten, bei schweren Erkrankungen jedoch mit ärztlichem Rezept

erlaubt war, was merkwürdige und unerklärliche Epidemien zur Folge gehabt haben soll.

KAPITEL 2 TABAKKONSUM UND NIKOTINABHÄNGIGKEIT 16

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2. 1. 3 Die Tabakgegner

Es gab aber auch Tabakgegner; so schrieb zum Beispiel Goethe: „Das Rauchen macht dumm; es

macht unfähig zum Denken und Dichten. Es ist auch nur für Müßiggänger, für Menschen, die

Langeweile haben, die ein Drittel des Lebens verschlafen." (J. W. v. Gothe an K. L. v. Knebel,

zitiert bei Haustein, 2001). Tabak zählte außerdem zu den sogenannten „Lüsternheitswaren", und

Liselotte von der Pfalz führte sogar die männliche Homosexualität indirekt aufs Rauchen zurück,

wenn sie schreibt: „Mich wundert nicht mehr, wenn die Mannsleute die Weiber verachten und

sich untereinander lieben; die Weiber sind gar zu verachtliche Kreaturen itzunder mit ihrer

Tracht, ihrem Saufen und mit ihrem Tabak, der sie gräßlich stinken macht." (zitiert bei Barthel,

1988, S. 601).

Die Hauptgegner des Tabakkonsums fanden sich jedoch auf Seiten der Kirche: Der Mund galt als

Ein- und Ausgang der Seele und sollte nicht verunreinigt werden. Schon 1589 bestimmte daher

ein Gebot, dass vor Besuch der heiligen Messe das Konsumieren von Tabak nicht gestattet sei

und 1642 verbot Papst Urban VIII. unter Androhung der Exkommunikation, in Kirchen zu rauchen

oder zu schnupfen. 1724 wurde das Verbot jedoch von Benedikt XIII., einem starken Raucher,

wieder aufgehoben. Rigoros ging auch der russische Zar Michael gegen das Rauchen vor:

Wer rauchend angetroffen wurde, erhielt Prügel und noch etwas härter griff der Schah Abbas der

Große von Persien durch, unter dem Rauchern Nasen und Lippen abgeschnitten wurden. Noch

schlechter erging es ihnen in der Türkei: Dort wurden sie direkt am Tatort geköpft.

In Deutschland war man weniger rigoros, aber auch hier erließ ein Berliner Polizeipräsident 1810

ein Verbot des Rauchens auf den Straßen, „weil es ebenso unanständig als gefährlich und dem

Charakter gebildeter, ordnungsvoller Städte entgegen ist" (zitiert bei Barthel, 1988, S. 608). Einen

wirklich fanatischen Gegner des Rauchens gibt es jedoch auch in der deutschen Geschichte:

Adolf Hitler. Dieser verkündetet im März 1942, Deutschland könne nur von einem Nichtraucher

befreit werden und entfesselte die weltweit größte Nicht-Raucher-Kampagne, berichtet eine im

British Medical Journal veröffentlichte Studie (Spiegel, 7/1997).

Die Verteufelung des Tabakkonsums („Die deutsche Frau raucht nicht") schien jedoch eher zu

einer Protesthaltung zu führen; der Tabakkonsum in Deutschland stieg. „Da sich die Tabakkonzerne

außerdem als systemtreue Anhänger der Nazi- Bewegung zu erkennen gaben, konnten die

Anti-Tabak-Aktivisten letztlich wenig ausrichten. Selbst ihr Hinweis darauf, dass die drei Erzfeinde

des Reiches - Churchill, Roosevelt und Stalin - leidenschaftliche Raucher waren, während

die drei Faschistenführer Hitler, Franco und Mussolini sich als stramme, asketische Nichtraucher

für ihr Volk aufopferten, verpuffte ohne den gewünschten Propagandaeffekt." (Spiegel, 7/1997,

S. 188).

17 KAPITEL 2 TABAKKONSUM UND NIKOTINABHÄNGIGKEIT

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2. 1. 4 Die europäische Politik und der Tabak

Wie auch schon in der französischen Revolution gewann das Rauchen während des Dritten Reiches

also eine politische Bedeutung. In seiner Kulturgeschichte des Rauchens weist Barthel auf

einen weiteren politischen Aspekt des Rauchens hin: „Dass Rauchen zum einen eine Rolle spielte,

wenn es politisch gärte, darauf deutet eine Herleitung des Wortes Fidibus. Ein Fidibus soll ein

geheimer Zettel gewesen sein, auf dem die unruhigen Studenten der Metternichzeit jeweils zu

ihren Tabakkollegien einluden und der jedesmal mit den Worten „Fidelibus fratibus" (den treuen

Brüdern) begann. Auf diesen Treffen wurden nach dem Hambacher Fest von 1832 politische

Pläne demokratischer und nationaler Couleur geschmiedet. Damit den Behörden der Reaktion

diese Einladungszettel nicht als Indizien dienen konnten, verbrannte man sie, indem man damit

die Pfeifen anzündete." (Barthel, 1988, S. 607).

Aber nicht nur im Untergrund erfüllte das Rauchen oder Nichtrauchen politische Funktionen; es

eignete sich ebenso für den offenen politischen Widerstand: Als 1815 auf dem Wiener Kongreß

italienisches Gebiet Österreich zugesprochen wurde, reagierte Italien, dessen Tabak zum größten

Teil aus Österreich importiert wurde, mit einem „Tabakkrieg"; es hörte auf, den österreichischen

Tabak zu konsumieren.

Auf diplomatischer Ebene setzte Otto von Bisamarck das Rauchen ein. Über die Sitzungen einer

Kommission in Frankfurt um 1850 - auf der bislang nur der Vertreter Österreichs geraucht hatte

- berichtete er (zitiert nach Rost, 1968): „Als ich nun hin kam, gelüstete mich´s ebenfalls nach

einer Zigarre, und da ich nicht einsah, warum nicht, ließ ich mir von der Präsidialmacht Feuer

geben, was von ihr und den anderen Herren mit Erstaunen und Mißvergnügen bemerkt zu werden

schien. (...) Für diesmal rauchten nun bloß Österreich und Preußen. Aber die anderen Herren

hielten das augenscheinlich für so wichtig, dass sie darüber zu Hause berichteten. Die Sache erforderte

reifliche Überlegung, und es dauerte wohl ein halbes Jahr, dass nur die beiden Großmächte

rauchten. Darauf begann auch Schrenkh, der bayerische Gesandte, die Würde seiner

Stellung durch Rauchen zu bewahren. Der Sachse Nostitz hatte gewiß auch große Lust dazu, aber

wohl noch keine Erlaubnis von seinem Minister. Als er indes das nächste Mal sah, dass der Hannoveraner

Bothmer sich eine genehmigte, muß er sich mit Rechberg verständigt haben; denn er

zog jetzt ebenfalls vom Leder und dampfte. Nun waren nur noch der Württemberger und der

Darmstädter übrig, und die rauchten überhaupt nicht. Aber die Ehre und die Bedeutung ihrer

Staaten forderten es gebieterisch, und so langte richtig das folgende Mal der Württemberger eine

Zigarre heraus und rauchte sie als Brandopfer für das Vaterland wenigstens halb."

Bismarck selbst allerdings rauchte nicht nur, um die Gleichberechtigung Preußens gegenüber

Österreich zu behaupten; er war auch, was wir heute als Kettenraucher bezeichnen und schreibt

KAPITEL 2 TABAKKONSUM UND NIKOTINABHÄNGIGKEIT 18

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dazu in seinen Memoiren: „Ich habe auf den Reisen zwischen Frankfurt und Berlin (...) in einem

Jahre 2000 Meilen gemacht, damals stets die neue Zigarre an der vorhergehenden entzündend

(...)." 1898 starb Bismarck nach langem Leiden an den Folgen dieses exzessiven Tabakkonsums.

2. 1. 5 Veränderung der Tabakkonsumformen im geschichtlichen Verlauf

Im Verlauf der Geschichte des Tabaks änderte sich jedoch nicht nur dessen Bewertung und politische

Bedeutung, sondern auch die Art, ihn zu konsumieren: Während er zunächst in der Pfeife

geraucht, geschnupft und gekaut, sowie zu medizinischen Zwecken auf die Haut aufgetragen,

pulverisiert und inhaliert wurde, kam im 18. Jahrhundert der Gebrauch von Zigarren und Zigaretten

auf. Dabei setzte sich die Zigarre zunächst in Italien durch, wo 1779 ein deutscher Maler

vom Vatikan das Recht, „bastioni di tabaco" zu deutsch „Tabakstäbchen", herzustellen bekam.

Von der Zigarette dagegen, ursprünglich von den Indianern erfunden, wird behauptet, Casanova

habe in Europa als erster das Zigarettenrauchen entdeckt. Und tatsächlich wurden im Spanien

seiner Zeit bereits Zigaretten geraucht. Das Papier für diese selbstgedrehten Zigaretten wurde in

Form kleiner Bücher in Buchhandlungen vertrieben. Ab 1784 gab es auch die ersten industriell

gefertigten Zigaretten aus der königlichen Tabakfabrik in Sevilla. Durchsetzen konnte sich diese

neue Form des Tabakkonsums aber erst in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit der Entwicklung

besserer Zigarettenpapiere; bis dahin war stets das Papier schneller als der Tabak verbrannt.

Berühmte Zigarettenkonsumentinnen dieser Zeit waren Napoleon III. und die österreichische

Kaiserin Sissi, die - selbst Kettenraucherin - das Rauchen schließlich auch am Wiener Hof etablierte.

2. 1. 6 Die Zigarette im 20. Jahrhundert

Im 20. Jahrhundert wurde die Zigarette fester Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens: Sie

zeichnete sich durch ein hohes Maß an Alltagstauglichkeit aus, praktisch im Handling und der

Aufbewahrung, bald überall legal zu erwerben, sowie erschwinglich und die relativ kurze Dauer

einer „Zigarettenlänge" ließ eine Raucherpause in allen möglichen Lebenslagen zu.

Nach dem 2. Weltkrieg wurden in Deutschland die bis dahin überwiegend orientalischen Zigaretten

von den „Amis" abgelöst. Die neue amerikanische Zigarette avancierte nach Kriegsende

sogar für einige Zeit zum Zahlungsmittel und bestimmte den Wechselkurs: Bis zur Währungsreform

wurden für 20 Ami-Zigaretten bis zu 1000 Reichsmark bezahlt.

19 KAPITEL 2 TABAKKONSUM UND NIKOTINABHÄNGIGKEIT

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Diese Verbindung zwischen Zigaretten und Amerika hat sich bis heute in der Werbung gehalten:

Man denke an den „Marlboro-Cowboy", „let´s go West" oder an den Markennamen „Astor";

Johann Jacob Astor war ein amerikanischer Millionär deutscher Abstammung. Auf die neuesten

aktuellen Entwicklungen bezüglich des Rauchens gegen Ende des 20. und zu Beginn des 21.

Jahrhunderts wird im nächsten Abschnitt ausführlich eingegangen

Zum Abschluß des historischen Überblicks noch eine Meldung des Schwäbischen Tagblatts vom

Mai 2001: „ Der prominente israelische Rabbiner Ovadia Yossef hat drakonische Strafen gegen

Raucher gefordert. Tabakkonsumenten sollten mit 40 Stockschlägen bestraft werden, forderte der

Vorsitzende der orthodoxen Shass- Partei. (...) Hersteller und Verkäufer von Tabakwaren würden

vom Himmel bestraft." Wer raucht, bekommt Schläge - dies scheint sich vom 17. bis ins 21.

Jahrhundert hinein nicht gänzlich verändert zu haben.

2. 2 Aktuelle Entwicklungen bezüglich des Rauchens

2. 2. 1 Konsumverhalten deutscher Raucherinnen

2. 2. 1. 1 Raucherinnen in der BRD: Demographische Unterschiede

Tabak wird heute zumeist geraucht, nur noch sehr selten gekaut oder geschnupft (Bundesministerium

f. Jugend, Familie und Gesundheit, 1983, S. 92). Geraucht wiederum werden in 97 Prozent

der Fälle Zigaretten; nur drei Prozent der Raucherinnen rauchen Pfeife, Zigarillos oder Zigarren.

Weltweit rauchen nach Angaben der WHO derzeit mehr als 1,1 Milliarden Menschen; etwa 18

Millionen davon sind Deutsche, davon gelten 4 Millionen als süchtig. In der BRD ist die Zahl der

Raucherinnen zwischen 1995 und 2000 trotz aller Kampagnen gleich geblieben: 35 Prozent der

Männer und 22 Prozent der Frauen1 - insgesamt 28 Prozent der deutschen Bevölkerung ab 15

Jahren - rauchen. Dabei nimmt in der Altersklasse der über 40-jährigen der Anteil der Raucherinnen

ab, nachdem die Quote bei den 35 bis 40-jährigen ihren Höchststand erreicht.

Zu diesem Ergebnis kam eine Umfrage des statistischen Bundesamtes (dpa, 28. 07. 2000). Weiter

ergab die repräsentative Erhebung, dass in den nördlichen Bundesländern (vor allem in Berlin,

Bremen und Hannover) mehr geraucht wird als im Süden: Die geringsten Raucherinnenanteile

haben Sachsen, Bayern und Baden-Württemberg.

1 Der Anteil der Raucherinnen nahm in der BRD während der letzten Jahre kontinuierlich zu, während der prozentuale

Anteil der männlichen Raucher sank.

KAPITEL 2 TABAKKONSUM UND NIKOTINABHÄNGIGKEIT 20

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Bezüglich der soziologische Verteilung des Tabakkonsums fällt folgendes auf: „In der Unterschicht

wird signifikant häufiger geraucht als in der Oberschicht (...). Dagegen finden sich in

Großstädten signifikant häufiger, in Gemeinden unter 5000 Einwohnern signifikant die wenigsten

aktuellen Raucher." (Bundesministerium f. Jugend, Familie und Gesundheit, 1983).

Auch zwischen verschiedenen Berufsgruppen gibt es, wie die nachfolgende Graphik veranschaulicht,

deutliche Unterschiede im Rauchverhalten:

Graphik 1: Rauchverhalten einer Auswahl verschiedener Berufsgruppen

Allerdings scheint nicht nur die Angehörigkeit zu bestimmten Berufsgruppen mit hohem Zigarettenkonsum

einher zu gehen, sondern auch das Fehlen einer Erwerbstätigkeit: 47 Prozent der

Erwerbslosen rauchen, aber nur 36 Prozent der Erwerbstätigen. Auch Geschiedene rauchen mit

44 Prozent weitaus häufiger als Verheiratete (26 Prozent).

2. 2. 1. 2 Konsumhöhe

Von den regelmäßigen Raucherinnen geben sieben Prozent an, weniger als fünf Zigaretten am

Tag zu rauchen, 74 Prozent rauchen zwischen sechs und 20 Zigaretten täglich und 19 Prozent

konsumieren mehr als eine Schachtel pro Tag (dpa, 28. 07. 2000).

Der durchschnittliche Konsum einer Raucherin liegt damit bei etwa einer Schachtel pro Tag. Vor

circa 15 Jahren lag der tägliche Verbrauch noch bei ungefähr 15 Zigaretten. Umgerechnet auf

einen 16-Stunden-Tag bedeutet dies, dass alle 48 Minuten die nächste Zigarette konsumiert wird.

51,8% 51,6% 51,5% 51,2%

23,9% 22,5%

18,0% 17,6%

0%

20%

40%

60%

Berufskraftfahrer

Bauarbeiter

Bergleute

Maler u. Lackierer

Verwaltungskräfte

Naturwissenschaftler

Lehrer

Ärtzte u. Apotherker

Raucheranteil

21 KAPITEL 2 TABAKKONSUM UND NIKOTINABHÄNGIGKEIT

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„Tatsächlich wird bei jeder Gelegenheit zur Zigarette gegriffen, und mit den vorgeschobenen

Gründen verdeckt man, dass bereits das Stadium der Sucht erreicht ist, in dem die Kontrolle über

Ja und Nein zur Zigarette beinahe verloren ist." (Deutsche Herzstiftung, o. J.).

2. 2. 2 Volkswirtschaftliche Entwicklungen

Nach Ende des zweiten Weltkriegs begannen sich die Konzerne Philip Morris (Marlboro, L&M,

Chesterfield), R. J. Reynols Tobacco (Camel, Overstolz, Reyno) und die British-American Tobacco

(Lucky Strike, HB) auf dem deutschen Markt anzusiedeln. Die Umsatzzahlen stiegen zunächst

beständig, stagnierten während der 80-er Jahre und steigerten sich nach dem Fall der Berliner

Mauer wieder: 82 Millionen Zigaretten pro Tag hatten die DDR-Bürger schon ohne Werbung -

die verboten war - und ohne Automaten geraucht; mit Werbemaßnahmen ließ der Umsatz sich

leicht noch steigern (Hamann, 1999).

Obwohl sich in den 90-er Jahren Tabakgegnerinnen vermehrt zu Wort meldeten, stieg der Umsatz

weiter; möglicherweise mitbedingt durch den Zuzug von Aussiedlern, die häufig rauchten.

Auch steigende Preise konnten kaum vom Rauchen abhalten. Nachdem die bundesdeutsche Tabaksteuer

2001 an den höheren EU-Standard angepaßt und in der Folge die Zigarettenpreise

erhöht worden waren, hatte dies keinen Rückgang der Verkaufszahlen zur Folge.

Dennoch scheinen sich die großen Konzerne - möglicherweise in der Erwartung, dass Aufklärung

und Nichtraucherkampagnen schließlich doch nicht ohne Resonanz bleiben werden - derzeit

umzuorientieren: RJR und Morris kauften sich erfolgreich in die Nahrungsmittelbranche ein,

Reemtsma legte sich Brauereien zu, und eine Tochterfirma der British American Tobacco kaufte

eine Duschkabinenfirma (Hamann, 1999). Sicherlich hängt dies auch mit der Entwicklung auf

dem amerikanischen Markt zusammmen:

Anders als in Deutschland ist in den USA ein deutlicher Trend weg vom Rauchen zu verzeichnen:

Dort sank die Raucherrate von 1965 bis 1993 von 42,4 auf 26,2 Prozent, was im wesentlichen

auf öffentliche Aufklärungskampagnen zurückzuführen ist (Tölle, 1997).

Derartige Aufklärungsaktionen gibt es in den letzten Jahren auch in Europa immer häufiger und

in immer größerem Umfang.

KAPITEL 2 TABAKKONSUM UND NIKOTINABHÄNGIGKEIT 22

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2. 2. 3 Initiativen gegen den Tabakkonsum

„Ja zum Sport heißt Nein zum Tabak": Unter diesem Motto stand der Welt-Nichtrauchertag am

31. 05. 2002, der mit der Fußball-Weltmeisterschaftseröffnung zusammenfiel. Im Rahmen der

Initiative der Deutschen Krebshilfe sollten insbesonders an sportlicher Fitness interessierte Raucherinnen

angesprochen werden, ihren Sportidolen nachzueifern und das Rauchen einzustellen

(Schwäbisches Tagblatt, 01. 06. 2002).

Zur bislang weltweit größten Nichtraucherkampagne der Weltgesundheitsorganisation riefen im

Mai 2002 die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und das Deutsche Krebsforschungszentrum

auf. Im Rahmen der Aktion „Rauchfrei 2002" wurde ein Preisgeld in Höhe von

insgesamt 10.000 Euro ausgesetzt: Wer vom 1. Mai an vier Wochen nicht rauchte (und davor

mindestens zwölf Monate regelmäßig geraucht hatte) konnte 2500 Euro gewinnen (dpa, 30. 04.

2002). 50.000 Menschen beteiligten sich in Deutschland an der Initiative, weltweit waren es nach

Schätzungen des Deutschen Krebsforschungszentrums eine Million. Damit verdoppelte sich die

Anzahl der Beteiligten im Vergleich zur letzten Kampagne im Jahr 2000 -

Stichprobenbefragungen zufolge blieben 30 Prozent der hier Beteiligten nach Ablauf der vier

Wochen weiter abstinent (Schwäbische Zeitung, 13. 02. 2002).

In Frankreich sorgte im Sommer 2002 eine Nichtraucherkampagne besonderer Art für Aufregung:

In einem 27-Sekunden-Spot wurde ein Mann gezeigt, der an Lungenkrebs leidet und nur

noch 39 Kilogramm wiegt. „Er hat noch fünf Tage zu leben", sagt der Sprecher über den Kranken,

der im Januar 1999 starb und dessen Agonie von seiner Frau gefilmt wurde (dpa, 24. 07.

2002). Die Franzosen reagierten schockiert: Derartige „Realo-Bilder" waren in Frankreich noch

nie gesendet worden, wohl aber bei den Briten, wo solche Schockbilder Studien zufolge Wirkung

gezeigt haben sollen.

Auch von Seiten der Bundesärztekammer gab es eine Initiative zum Thema Raucherentwöhnung.

Im Frühjahr 2001 stellte sie neue „Therapie-Empfehlungen zur Tabakabhängigkeit" vor, die

schädliche Folgen beleuchten und den praktizierenden Arzt mit Behandlungsmethoden vertraut

machen sollen. Zudem appellierte die Kammer an die Krankenkassen, die Kosten der Raucherberatung

in Zukunft zu erstatten (Schwäbische Zeitung, 11. 04. 2001), blieb damit jedoch bislang

erfolglos.

23 KAPITEL 2 TABAKKONSUM UND NIKOTINABHÄNGIGKEIT

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2. 2. 4 Schmerzensgeld bei tabakbedingten Erkrankungen

2. 2. 4. 1 Schadenersatzforderungen in den USA

Zur Kasse gebeten werden jedoch zunehmend die Tabakkonzerne; die Geschichte der USamerikanischen

Rechtsprechung bei Schadensersatzklagen erkrankter Raucherinnen stellt sich als

eine Liste ständig steigender Dollarsummen dar:

Am 11. 08. 1996 verurteilte ein Geschworenengericht im amerikanischen Bundesstaat Florida den

Zigarettenkonzern Brown & Williamson Tobacco Co. dazu, einem langjährigen Raucher, der an

Krebs erkrankt war, 750.000 Dollar zu zahlen. Das Urteil wurde zwar später revidiert, stellt aber

dennoch einen Wendepunkt bezüglich der Behandlung von Entschädigungsklagen erkrankter

Raucherinnen dar. Im März 1997 wurde ein amerikanische Tabakkonzern der Ligett-Gruppe

dazu verpflichtet, den US-Staaten in den nächsten 25 Jahren jeweils 25 Prozent seiner Bruttogewinne

zu überlassen. Im Juni 1997 kam es zu einer Einigung zwischen den Tabakkonzernen und

den US-Staaten, im Rahmen derer die Konzerne die staatlich auferlegten Beschränkungen bezüglich

Plakatwerbung und Zigarettenautomaten akzeptierten. Außerdem mußten sich drei große

Konzerne verpflichten, in den nächsten 25 Jahren 368 Milliarden Dollar in einen Fond einzuzahlen,

aus dem unter anderem Antiraucherkampagnen und Entwöhnungskuren finanziert werden

sollten.

Im Juli 2000 verhängte ein Gericht in Miami eine Rekordstrafe in Höhe von 145 Milliarden Dollar

Schadensersatz (und damit zugleich die höchste je ausgesprochene Zivilstrafe) gegen fünf führende

Konzerne (Schwäbisches Tagblatt, 17. 07. 2000). Angestrengt hatten das Musterverfahren

drei krebskranke Ex-(?) Raucherinnen. Im Mai 2001 erklärten sich laut einer Notiz im Schwäbischen

Tagblatt vom 05. 05. 2001 drei weitere US-Tabakfirmen bereit, 700 Millionen Dollar an

kranke Raucherinnen beziehungsweise an Hinterbliebene verstorbener Raucherinnen zu zahlen.

Im August 2001 schließlich wurde der amerikanische Tabakkonzern Philip Morris dazu verurteilt,

einem an Lungenkrebs erkrankten Raucher 100 Millionen Dollar zu bezahlen, kam dabei jedoch

noch billig davon, da die vorherige richterliche Instanz - gegen die der Konzern in Revision gegangen

war - dem Geschädigten drei Milliarden Dollar als Strafzahlung und weitere 5,5 Millionen

als Entschädigung zugesprochen hatte (Schwäbisches Tagblatt, 11. 08. 2001).

2. 2. 4. 2 Auswirkungen auf Deutschland

Während einige Gegner des Nikotinkonsums und der Tabakindustrie die US-Urteile begrüßen,

gibt es auch kritische Stimmen, die befürchten, dass, sollte die Entwicklung in Europa ähnlich

verlaufen wie in den USA, auch hierzulande bald kein Kaffeebecher ohne die Aufschrift „Kaffee

kann sehr heiß sein und zu Verbrennungen führen" zu finden sein wird. Dies käme ihrer MeiKAPITEL

2 TABAKKONSUM UND NIKOTINABHÄNGIGKEIT 24

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nung nach einer Bankrotterklärung an die Mündigkeit von Bürgerinnen und Bürgern gleich und

würde der Verantwortung jedes einzelnen, angemessen auf die eigene Gesundheit zu achten,

nicht gerecht. Bislang müssen gemäß der deutschen Rechtsprechung allerdings nur solche Schäden

ersetzt werden, „bei denen der konkrete Verursacher, die Schadenentstehung und die Höhe

des Schadens im Einzelfall nachgewiesen und beziffert werden könnten." (v. Hippel, 1998); da

dies im Falle der tabakbedingten Gesundheitsschäden kaum möglich sein dürfte, hat die deutsche

Tabakindustrie bislang wenig zu befürchten. Da im deutschen Sozialversicherungssystem die

Behandlungskosten vom Versicherer getragen werden, haben Geschädigte bei uns auch weniger

Anlaß, diese Art der Rechtsprechung in Frage zu stellen. Betrachtet man allerdings die entsprechenden

Statistiken, so zeigt sich deutlich, dass zumindest die Sozialversicherung Interesse an

einer anderen Regelung der Kostenverteilung haben müßte: Die Einnahmen durch die Tabaksteuer

betrugen im Jahr 2001 12,1 Milliarden Euro (dpa, 28. 09. 2002); die Folgen der Tabakschäden

jedoch belasteten das Gesundheitswesen mit mindestens 16 Milliarden Euro.

2. 2. 5 Rauchverbote und Nichtraucherinnenschutz

In Deutschland sind laut einer Umfrage im Auftrag der Nichtraucher-Initiative Deutschlands

rund vier Millionen Nichtraucherinnen an ihrem Arbeitsplatz häufig oder ständig dem blauen

Dunst der Kolleginnen ausgesetzt. Das bedeutet, dass jede fünfte nichtrauchende Erwerbstätige

durch das Passivrauchen gesundheitlich geschädigt wird. Einige Zahlen zum Thema Nichtraucherinnenschutz

verdeutlichen die kritische Einstellung, die mittlerweile in der BRD dem Rauchen

gegenüber eingenommen wird (Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung, 1. 10. 2000):

Meinungen zum Nichtraucherinnenschutz in der BRD:

  • 75 % aller Nichtraucherinnen sind für einen gesetzlichen Nichtraucherinnenschutz am Arbeitsplatz.
  • 75 % aller Nichtraucherinnen möchten außerdem auch lieber rauchfrei essen und trinken.
  • 80 % wünschen sich, auch in Post, Bank und bei Behörden keinem Rauch ausgesetzt zu sein.
  • 20 % aller Raucherinnen sagen von sich, dass sie dem Nichtraucherinnenschutz postiv gegenüberstehen.
  • 80 % aller Nichtraucherinnen und 50 Prozent der Raucherinnen meinen, dass Kinder zu

Hause keinem Zigarettenrauch ausgesetzt werden sollten.

25 KAPITEL 2 TABAKKONSUM UND NIKOTINABHÄNGIGKEIT

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Trotz dieses Einstellungswandels der Bevölkerung hat der gesetzliche Nichtraucherinnenschutz

in der BRD einen schweren Stand: 1998 scheiterte ein diesbezüglicher Vorstoß einiger Abgeordneter

im Bundestag (dpa, 02. 05. 2001). Anders sieht die Situation im privaten Raum, in Gaststätten

oder im Bereich der öffentlichen Verkehrsmittel aus: In fremden Wohnungen zu rauchen,

ist unüblich geworden, in jedem Restaurant gibt es große rauchfreie Zonen, und in einem Großteil

der öffentlichen Verkehrsmittel sowie auf allen Inlands- und vielen Transatlantikflügen der

Lufthansa ist das Rauchen grundsätzlich verboten. Auch die deutsche Bahn macht ab September

2002 diesbezüglich einen Vorstoß, der aber wohl weniger dem Nichtraucherinnenschutz als der

Kostenersparnis und Verbesserung des Images der deutschen Bahnhöfe dient: Nachdem der

Bonner Hauptbahnhof im Rahmen eines Pilotprojekts schon seit Juli 2001 Deutschlands erster

„Nichtraucherbahnhof" ist und die diesbezüglichen Erfahrungen positiv waren, soll das Rauchen

von September 2002 in den 63 publikumsstärksten deutschen Bahnhöfen verboten werden.

2. 3 Der Beginn der „Raucherkarriere": Rauchen im Kindes- und Jugendalter

2. 3. 1 Rauchende Kinder und Jugendliche in der BRD

Zum Rauchverhalten von Kindern und Jugendlichen in Deutschland zunächst einige Zahlen:

  • Zwar sinkt die Zahl der Drogentoten, gleichzeitig aber auch das Einstiegsalter für Drogen aller

Art: Laut einer Meldung der AP vom 26. 06. 2002 liegt es für Nikotin derzeit bei 13,6 Jahren.

  • 13 Prozent aller 13-jährigen rauchen regelmäßig, bei den 15-jährigen ist es bereits ein Viertel.
  • Deutschland hat mit 400.000 Zigarettenautomaten die höchste Automatendichte der Welt;

damit ist es in keinem anderen Land für Kinder derartig leicht, legal Zigaretten zu erwerben.

Die deutschen Jugendlichen liegen damit mit ihrem Nikotinkonsum international an der Spitze.

Gleichzeitig sterben jährlich mehr als 100.000 Menschen in der BRD an den Folgen des Tabakkonsums2,

und längst ist hinreichend bekannt, dass, je länger jemand raucht, es desto schwieriger

wird, das Rauchen zu beenden (Buchkremer & Batra, 1995). Ebenso erschwert ein jugendliches

Einstiegsalter von unter 15 Jahren das Aufhören im Vergleich zu Raucherinnen, die schon 25

Jahre oder älter waren, als sie begannen zu rauchen (Deutsche Krebshilfe, 1996). Wesentlich ist

2 Im Vergleich zu „nur" 50.000 Alkohol-Toten.

KAPITEL 2 TABAKKONSUM UND NIKOTINABHÄNGIGKEIT 26

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das Einstiegsalter zudem auch in Bezug auf das Risiko, an Krebs zu erkranken: Wird vor dem 15.

Lebensjahr mit dem Rauchen begonnen, so erhöht sich das Lungenkrebsrisiko im Vergleich zu

Raucherinnen, die erst nach dem 25. Lebensjahr regelmäßig zur Zigarette greifen, um das Fünffache.

Unter diesen Gesichtspunkten sind die oben genannten Zahlen um so alamierender; erste

Konsequenzen, unter anderem von Seiten der Bundesregierung, werden derzeit erwogen:

2. 3. 2 Gesetzesmaßnahmen zum Schutz von Kindern und Jugendlichen

Mit dem „Aktionsplan Drogen und Sucht" will die Regierung im Frühjahr 2003 ihre Drogenpolitik

erweitern (Schwäbisches Tagblatt, 26. 06. 2002). Dabei soll insbesonders den legalen Suchtmitteln

der Kampf angesagt werden. Der Aktionsplan soll konkrete Ziele für die nächsten zehn

Jahre enthalten; zur Überprüfung der Umsetzung der Maßnahmen ist die Einrichtung eines „Nationalen

Drogen- und Suchtrats„ vorgesehen. Geplant ist außerdem eine Änderung des Jugendschutzgesetzes:

Wie beim Alkohol soll es ein Verkaufsverbot für Tabakwaren an Jugendliche

unter 16 Jahren und ein Automatenverbot geben.

Die Zigarettenindustrie wäre mit einem Automatenverbot sicherlich nicht einverstanden, scheint

jedoch die Bereitschaft signalisiert zu haben, Zigarettenautomaten mit einer vier Jahre dauernden

Übergangsfrist auf Chipkartenbetrieb umzurüsten: Damit würden die Automaten für Jugendliche

unter 16 Jahren mit Hilfe der Chipkarte gesperrt. Bedenken kommen allerdings von Seiten der

Datenschützer: Würden die Daten der Chipkarte im Automaten gespeichert - was technisch kein

Problem wäre - so ließen sich präzise Konsumprofile der Kunden erstellen. Als „vertretbar"

bewertet der Bundesbeauftragte für Datenschutz das Verfahren jedoch, wenn lediglich das Altersmerkmal

abgefragt und keine Daten gespeichert würden (dpa, 06. 02. 2002).

Sicher ist jedoch, dass die Umstellung auf die Chipkarte den Zugang zu Zigaretten für unter 16-

jährige lediglich erschwert, aber nicht unmöglich macht; jede Jugendliche könnte sich problemlos

die Karte älterer Bekannter leihen. Zahlreiche Suchtexpertinnen sind daher der Ansicht, dass ein

Verkaufsverbot an unter 16-jährige nur dann wirksam wäre, wenn es mit einem Automatenverbot

einher ginge und dass außerdem ein Werbeverbot für Tabakprodukte notwendig wäre (dpa, 26.

07. 2002).

27 KAPITEL 2 TABAKKONSUM UND NIKOTINABHÄNGIGKEIT

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2. 3. 3 Initiativen und Präventionsprogramme

Ein anderes staatliches Präventionsprogramm ist der in 16 europäischen Ländern stattfindende

Wettbewerb „be smart - don´t start". Dabei sollen Schulklassen überzeugt werden, ein halbes

Jahr lang nicht zu rauchen; der Einstieg soll hinausgezögert und die Auseinandersetzung mit dem

Thema Rauchen gefördert werden. Im Schuljahr 2000/2001 beteiligten sich in Deutschland

100.000 Schülerinnnen aus 4500 Klassen an der Aktion; circa ein Drittel soll die sechs rauchfreien

Monate durchgehalten haben (Schwäbisches Tagblatt, 23. 07. 2002).

Eine weitere staatliche Maßnahme zur Prävention ist das „Gesundheitsförderungsprogramm

Klasse 2000". Ziel ist hier die Suchtprävention in den ersten Schuljahren durch frühzeitige Förderung

einer positiven Gesundheitseinstellung und Stärkung des Selbstwerts der Kinder. Die in

zahlreichen bayerischen Schulen erprobte Maßnahme erbrachte signifikante Erfolge im Vergleich

zwischen den Interventions- und Kontrollklassen (Dupree & Bölcskei, 1998).

Insgesamt sind die bisherigen staatlichen Versuche zur Primärprävention in Deutschland zu begrüßen,

scheinen jedoch noch nicht in ausreichendem Umfang wirksam geworden zu sein, während

in Großbritannien, Norwegen und Finnland die Zahl nicht rauchender Schüler steigt; Folge

einer restriktiven Politik mit Werbeverboten und umfassenden Präventionsmaßnahmen (Haustein,

2001).

Ein Antiraucherprogramm für Jugendliche bietet auch die Heidelberger Thoraxklinik an: Regelmäßig

werden dort Schulklassen eingeladen, um die Folgen des Rauchens - den meisten Jugendlichen

theoretisch bereits bekannt - real zu erleben. In der Klinik werden Patientinnen wegen

Lungenkrebs behandelt; 90 Prozent von ihnen hatten geraucht. Im Rahmen eines Vortrags sehen

die Jugendlichen Videos von Bronchoskopien, werden Zeuginnen der Bestätigung der Verdachtsdiagnose

und haben Gelegenheit, mit an Lungenkrebs erkrankten Patientinnen zu sprechen.

Die meisten Jugendlichen zeigen sich im Anschluß beeindruckt oder schockiert; viele nehmen

sich als Konsequenz vor, das Rauchen zu beenden (Schwäbisches Tagblatt, 26. 07. 2002).

Aber auch von Seiten der Tabakindustrie gab es Ankündigungen, für den Schutz von Kindern

und Jugendlichen vor den Gefahren des Nikotins tätig zu werden: Am 11. 10. 2000 berichtete das

Schwäbische Tagblatt über einen siebenstelligen Betrag, den die Zigarettenindustrie dem Gesundheitsminsterium

zur Unterstützung einer Kampagne gegen das Rauchen im Jugendalter zur

Verfügung stellen wollte. Allerdings bemängelte die Drogenbeauftragte der Bundesregierung

noch ein Jahr später (Schwäbisches Tagblatt, 11. 11. 2001), dass „den Ankündigungen, Präventionsmaßnahmen

auch finanziell zu unterstützen, (...) bislang keine Taten gefolgt (sind)."

KAPITEL 2 TABAKKONSUM UND NIKOTINABHÄNGIGKEIT 28

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Interessant ist auch der folgende Vorstoß von Philipp Morris zum Thema Jugendschutz: Der

weltgrößte Zigarettenhersteller drehte einen „Kinowerbespot gegen das Rauchen im Jugendalter".

Darin wird ein 14-jähriger gezeigt, der sagt: „Ich rauche nicht". Kritische Stimmen schätzen

die Kampagne allerdings als „Werbung durch die Hintertür" ein, die einzig dazu diene, die Grenzen

zwischen Werbung für und gegen den Tabak zu verwischen und - im Widerspruch zur vorgeschobenen

Intention - gerade die jungen potentiellen Konsumenten ansprechen solle (Nichtraucherinitiative

Deutschland, 2001).

2. 3. 4 Ursachen und Entwicklung des Rauchens im Kindes- und Jugendalter

Im allgemeinen verläuft die Entwicklung der Nikotinabhängigkeit in fünf aufeinanderfolgenden

Phasen: „Probierrauchen, unregelmäßiges Rauchen, regelmäßiges geringes Rauchen, regelmäßiges

starkes Rauchen und Nikotinabhängigkeit." (Stumpfe, 1989). Dabei endet der erste Rauchversuch

zumeist mit starken aversiven Gefühlen. Später in der Adoleszenzphase findet oftmals ein zweiter

Rauchversuch, der dann „erfolgreich", das heißt mit dem zunächst unregelmäßigen Rauchen endet.

Normen und Werte im Freundeskreis spielen in diesem Zusammenhang eine wesentliche

Rolle (Schreiber, 1992) und zwar weniger bezüglich des Beginns des Rauchverhaltens, als vielmehr

in Bezug auf seine Stabilisierung (Kane, 1991). Broken-home-Situationen begünstigen eine

mögliche Suchtkarriere von Jugendlichen, „während geordnete Kindheitsverhältnisse sich suchtverhütend

auswirken" (Handwörterbuch der Psychiatrie, S. 589). Nicht zu vergessen ist auch die

Rolle der Medien, die sich für Heranwachsende einstellungsmodulierend auswirkt (Buchkremer &

Batra, 1995, S. 310).

Bezüglich der zwischen 1993 und 1997 um fast 80 Prozent gestiegenen Zahl der rauchenden

Mädchen (Schwäbisches Tagblatt, 11. 11. 2001) ist anzumerken, dass die Ursache hierfür in einer

falsch verstandenen Emanzipation liegen könnte; einer Art Gleichberechtigung, die sich darin

ausdrückt, dasselbe Maß an unvernünftigem Verhalten zu zeigen wie das männliche Geschlecht.

2. 4 Inhaltsstoffe der Zigarette: Nikotin & Co

Den meisten Raucherinnen vom Packungsaufdruck her bekannte Inhaltsstoffe der Zigarette sind

Teer (beziehungsweise der Kondensatgehaltgehalt), sowie das Nikotin. Dass aber über 5000

chemische Verbindungen im Tabakrauch nachgewiesen sind (Schuh, 1985, S. 7), von denen rund

400 gesundheitsschädlich sind - mindestens 50 davon wirken karzinogen - wissen die wenigsten.

Einige der Gifte selbst wiederum sind vom Namen her bekannt, zum Beispiel Arsen oder Formaldehyd.

Außerdem enthält Zigarettenrauch Parfümmischungen, radioaktive Substanzen, ver29

KAPITEL 2 TABAKKONSUM UND NIKOTINABHÄNGIGKEIT

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schiedene organische Verbindungen, Lösungsmittel, Schwermetalle und gasförmige Stoffe, allen

voran das sauerstoffblockierende Kohlenmonoxid (Haustein, 2001). Neben Nikotin und Kohlenmonoxid

zählt Teer wohl zu den wichtigsten Inhaltsstoffen: Er besteht vor allem aus Kohlenwasserstoffen,

von denen viele als karzinogen bekannt sind (Buchkremer, 1991).

Von den Herstellern werden dem Tabak außerdem Substanzen zugesetzt. Einige der in der EU

verwendeten über 600 Zusatzstoffe sind Ammoniumchlorid, Süßstoff, Kakao, Pyridin, Glycyrrhizin

und Laevulinsäure. Diese Stoffe - welche teils allein, teils in Kombination mit anderen

enthaltenen Substanzen toxisch wirken - werden aus folgenden Gründen dem Tabak beigemischt:

Tabakzusatzstoffe und ihre Funktion:

  • Ammoniumverbindungen erhöhen den freien Nikotinanteil und steigern so den „Kick" beim

Inhalieren.

  • Süßstoffe und Schokolade mildern den Geschmack und machen damit das Rauchen für Kinder

und Erstnutzer angenehmer.

  • Kakao bewirkt eine Dilatation der Bronchien; es kann tiefer inhaliert werden.
  • Der für Passivraucherinnen unangenehme Nebenstromrauch wirkt durch Zusatzstoffe geruchlich

vorteilhafter - allerdings nicht weniger toxisch. (Haustein, 2001)

Der wichtigste und gleichzeitig gefährlichste Inhaltsstoff des Tabaks ist jedoch das Hauptalkaloid

der Tabakpflanze; das Nikotin. Allerdings liegt die Gefahr hier nicht, wie häufig angenommen, in

der karzinogenen Wirkung: Zentral ist das Nikotin vielmehr deshalb, weil es die Abhängigkeit

verursacht. Nikotin wirkt stark toxisch und hat eine Sucht erzeugende Wirkung, die mit der von

Kokain und Heroin zu vergleichen ist. Durch Nikotinzufuhr kommen äußerst schnell angenehme

psychotrope Effekte zustande.

Dabei ist die Wirkung des Nikotins biphasisch, das heißt, in Abhängigkeit von der Dosis gegensätzlich:

„Das Nikotin kann also auf zweierlei Weise wirken (...). Eine kleine Menge der Substanz

stimuliert, eine große dämpft. Raucher können im allgemeinen die regulierende Funktion des

Nikotins einsetzen, um den Grad ihrer Aufmerksamkeit auf ein Normalmaß einzupendeln. Sie

verwenden das Nikotin demnach nicht, um ihre Verfassung in die eine oder andere Richtung zu

KAPITEL 2 TABAKKONSUM UND NIKOTINABHÄNGIGKEIT 30

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übertreiben, sondern um sich zu normalisieren; um sich aus einem Zustand der Langeweile herauszuführen

oder sich bei einer Überstimulation zu beruhigen." (Krogh, 1993, S. 52 und 69).

Wichtig für die Qualität eines Stoffes als psychotrope Subtsanz ist jedoch nicht nur der Effekt

selbst, sondern auch die Geschwindigkeit, mit der dieser eintritt: Je schneller die Wirkung, desto

unmittelbarer erfolgt auch im Sinne einer Konditionierung die Verstärkung des Konsumverhaltens

und desto schneller und enger werden - in diesem Fall - das Rauchen und das angenehme

Gefühl im unmittelbaren Anschluß daran miteinander verknüpft (siehe dazu Kapitel 2. 7. 1. 2).

Nikotin wird aus den unterschiedlichen Formen der Tabakzubereitung unterschiedlich schnell

resorbiert. Während beim „Paffen" von Zigarren oder Pfeifen über die Schleimhäute die Resorption

eher langsam vonstatten geht, geschieht dies beim inhalierten Zigarettenrauch extrem

schnell. Das Nikotin wird dabei über das Epithel der Lungenalveolen aufgenommen und gelangt

unter Umgehung der Leber direkt ins Gehirn.

Über die Geschwindigkeit, mit der Nikotin in dieser Form aufgenommen wird, schreibt Benowitz:

„Wenn ein Mensch Zigarettenrauch einatmet, erreicht das darin enthaltene Nikotin das Gehirn

über die Blutbahn in etwa acht Sekunden; das ist schneller als bei einer intravenösen Injektion."

(Benowitz, 1986, S. 23). Dadurch ist die Zigarette ein ideales Vehikel für die Freisetzung des

Wirkstoffs Nikotin: Der Effekt ist innerhalb kürzester Zeit spürbar und die Raucherin kann zudem

mit ihren Zügen die Dosis selbst regulieren und damit Intoxikationszeichen (Tachykardie,

Schweißausbrüche, Durchfall etc.) vermeiden.

Nikotin in Zigarettenform ist also die optimale Droge: Schnelle Wirkung, gepaart mit dosisabhängig

gegensätzlichem Effekt bei erhaltener Reaktions- und Arbeitsfähigkeit. Dementsprechend

hoch ist das Suchtpotential des Stoffes: 32 Prozent der „Probierraucherinnen" werden süchtig -

im Gegensatz zu nur 23 Prozent beim Heroin. Trotz dieses schon hohen Suchtpotentials war es

in den 80-er Jahren oberstes Ziel der Tabakindustrie, eine erhöhte Nikotinfreisetzung und die

Effektivitätssteigerung der Nikotinwirkungen zu erzielen: Dabei wurde zum Beispiel der Zusatz

von Nikotin zum Tabak erwogen (Slawen, 1982) und mit gentechnischen Verfahren versucht,

den Nikotingehalt der Pflanzen bei unverändertem Teergehalt zu erhöhen (Haustein, 2001).

Wichtig sind in diesem Zusammenhang auch ph-Wert Manipulationen des Tabaks, die zur erhöhten

Freisetzung von Nikotin in Form der freien Base führen und so den „Kick" beim Rauchen

steigern.

Im folgenden Kasten werden die mit der Abhängigkeit in Zusammenhang stehenden physiologischen

Nikotinwirkungen kurz zusammengefaßt (Haustein, 20001).

31 KAPITEL 2 TABAKKONSUM UND NIKOTINABHÄNGIGKEIT

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Nikotinwirkungen:

  • Nikotin bindet an die Nikotinrezeptoren im ZNS und erleichtert damit die Freisetzung bestimmter

Transmitter wie Dopamin, Noradrenalin und Acetylcholin.

  • Erregung, Erhöhung des Genußempfindens und anxiolytischer Effekt.
  • Verbesserung von Aufmerksamkeit und Leistung bei sich wiederholenden Aufgaben.
  • Verringerung des Hungergefühls, Beschleunigung des Stoffwechsels und damit Reduktion des

Körpergewichts.

  • Durch Neuroadaptation der Nikotinrezeptoren kommt es bei wiederholten Gaben zu Tolenranzentwicklung

und Entzugssymptomen.

Zur ausführlichen Beschreibung der physiologischen Mechanismen der Nikotinsucht siehe Kapitel

2. 7. 2.

Gleichzeitig ist Nikotin auch hochgiftig: Die farblose, ölige Substanz wird in der Landwirtschaft

als Insektenvernichtungsmittel eingesetzt, früher betäubte man damit Elefanten (Krogh, 1993).

Die Nikotintagesdosis einer durchschnittlichen Raucherin würde bei nichtrauchenden Personen

Vergiftungen hervorrufen; aber „Raucher sind weniger nicotinempfindlich als Nichtraucher; sie

genießen Nicotindosen, die bei Nichtrauchern Übelkeit und leichte Vergiftungserscheinungen

auslösen." (DHS, 1994, S. 24). Allerdings wäre dieselbe Dosis, auf einmal konsumiert, selbst bei

starken (und dementsprechend nikotingewöhnten Raucherinnen) tödlich.

Höhere Nikotindosen lösen Krämpfe aus, in toxischen Dosen eingenommen - bei nicht nikotingewöhnten

Personen circa 60 Milligramm - kommt es zur zentralnervösen Erregung, Atemlähmung

und Kreislaufkollaps. Der Abbau von Nikotin erfolgt sehr schnell (60 - 90 Minuten) in der

Leber; hierbei entsteht das als Marker genutzte Cotinin.

2. 5 Gesundheitliche Auswirkungen des Tabakkonsums

Das Rauchen ist an der Entstehung von etwa 300 Krankheiten beteiligt und wird damit Prognosen

zufolge in wenigen Jahren weltweit die häufigste Krankheits- und Todesursache sein

(dpa/AP, 09. 02. 2002).

KAPITEL 2 TABAKKONSUM UND NIKOTINABHÄNGIGKEIT 32

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2. 5. 1 Allgemeine gesundheitliche Beeinträchtigungen

Allgemein läßt die körperliche Leistungsfähigkeit schon bei geringem Zigarettenkonsum nach:

„Der Raucher bringt sich künstlich in eine Höhe zwischen 2000 und 3500 m (...). Seine körperliche

Leistungsfähigkeit - siehe die Olympiade in Mexico City - ist dementsprechend, insbesonders

bei Mittel- und Dauerleistungen, erheblich herabgesetzt (...). Tabakrauch bewirkt innerhalb

von einigen Sekunden einen zwei- bis dreifach erhöhten Atemwegswiderstand durch Engstellung

der Bronchiolen, der etwa 10 - 30 Minuten anhält." (Lübs, 1980).

Dennoch haben viele Raucherinnen subjektiv den Eindruck, mit der Zigarette ihre Leistungsfähigkeit

steigern zu können. Wenn überhaupt, so trifft dies allerdings nur unter bestimmten Umständen

bei Konzentrationsaufgaben auch zu, auf gar keinen Fall jedoch bei körperlichen Leistungen.

2. 5. 2 Durch das Rauchen bedingte Erkrankungen

2. 5. 2. 1 Chronische Bronchitis, koronare Herzerkrankungen und Durchblutungsstörungen

Zu den bekanntesten Erkrankungen infolge des Rauchens gehören chronisch obstruktive Bronchitiden,

Lungenemphysem, koronare Herzkrankheit und das sogenannte „Raucherbein", eine

Durchblutungsstörung der unteren Extremitäten. Herz-Kreislauf-Erkrankungen machen den

größten Teil der durch das Rauchen verursachten Gesundheitsschäden aus: In Deutschland ist

von jährlich 80.000 bis 90.000 Neuerkrankungen auszugehen. Chronisch-obstruktive Lungenerkrankungen

stehen derzeit weltweit an sechster Stelle der Erkrankungsliste und werden bei weiter

zunehmender Anzahl von Tabakkonsumentinnen in 20 Jahren an dritte Stelle vorrücken (Haustein,

2001).

2. 5. 2. 2 Krebserkrankungen

Seit einigen Jahren sind Informationen über den ursächlichen Zusammenhang zwischen Krebs

und Rauchen jeder Zigarettenpackung und jedem Werbeplakat zu entnehmen3; bekannt ist dies

schon lange: „1937 wurde die Entstehung von Krebs durch Zigarettenrauchen tierexperimentell

nachgewiesen; 1938 wurde die kürzere Lebenserwartung von Raucherinnen gegenüber Nichtraucherinnen

erstmals statistisch belegt; Anfang der 50-er Jahre wurde der Nachweis erbracht, dass

Rauchen Lungenkrebs fördert" (Elbert, Rockstroh, 1990). Die häufigsten Krebsarten aufgrund

3 Lediglich amerikanische Raucherinnen mit enormen Schadensersatzansprüchen scheinen nach wie nichts davon

gehört zu haben.

33 KAPITEL 2 TABAKKONSUM UND NIKOTINABHÄNGIGKEIT

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des Rauchens sind das Plattenepithel-Karzinom der Lunge sowie Karzinome des Kehlkopfes.

Dabei steigt das individuelle Krebsrisiko mit der Anzahl der täglich gerauchten Zigaretten und

der Dauer der „Raucherkarriere".

Konsumart und -höhe Anzahl Erhöhtes Krebsrisiko

Pfeifen- und Zigarrenrauchen - 3,7-fach

Bei 1 - 10 Stück täglich 4,6 - 11-fach

Bei 11 - 20 Stück täglich 18,6-fach

Bei 21 - 35 Stück täglich 31,6-fach

Zigarettenrauchen

Bei mehr als 35 Stück täglich 43,6-fach

Tabelle 1: Erhöhung des Krebsrisikos in Relation zur Konsumhöhe

Tabakkonsum spielt erwiesener Maßen eine ursächliche Rolle bei:

  • 60 - 90 % aller Lungen- und Bronchialkrebserkrankungen
  • 30 - 70 % aller Blasenkrebserkrankungen
  • 30 % aller Nierenkrebserkrankungen und Bauchspeicheldrüsenkrebserkrankungen

Die Kombination von Alkohol und Tabakrauch ist wahrscheinlich verantwortlich für:

  • 85 % aller Kehlkopfkrebserkrankungen
  • 60 - 80 % aller Krebserkrankungen der Mundhöhle und des Rachens
  • 75 % aller Speiseröhrenkrebserkrankungen

(Deutsche Krebshilfe, 1996)

Von der Nachricht, dass mit durchschnittlich 35 filterfreien Zigaretten pro Tag ein 80-fach erhöhtes

Lungenkrebsrisikozu erwarten sei, zeigt sich manche Raucherin schockiert und wechselt

zu Zigaretten mit Filter. Die Schadstoffaufnahme verringert sich dabei jedoch allenfalls um 20

Prozent. Auch der Effekt sogenannter „Lightzigaretten" ist zweifelhaft; in der Regel wird hier

tiefer inhaliert, der „light-Effekt" also direkt ausgeglichen. (Deutsche Krebshilfe, 1996). In dieKAPITEL

2 TABAKKONSUM UND NIKOTINABHÄNGIGKEIT 34

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sem Zusammenhang gilt als gesichert, dass durch die tiefe Inhalation eine Zunahme von Adenokarzinomen

der Lunge zu beobachten ist, die in jüngster Zeit vor allem bei Frauen - welche häufiger

Lightzigaretten konsumieren - diagnostiziert werden und eine besonders ungünstige Prognose

haben. Filterzigaretten oder Lightzigaretten vermindern das Krebsrisiko also nicht, sondern

verursachen im Gegenteil unter Umstäden sogar noch schwerwiegendere Erkrankungen

(Haustein, 2001).

Die irreführenden Bezeichnungen „mild" oder „light" sollen daher ab Anfang 2003 per EURichtlinie

verboten und gleichzeitig die Höchstwerte für Nikotin, Teer und Kohlenmonxid gesenkt

werden (dpa, 16. 05. 2001). Zum selben Zeitpunkt werden auch größere und inhaltlich

weitergehendere Warnhinweise auf den Packungen Pflicht: Gesundheitswarnungen sollen nicht,

wie bisher, lediglich vier Prozent, sondern mindestens 30 Prozent der Vorder- und 40 Prozent

der Rückseite der Schachtel bedecken.

2. 5. 2. 3 Potenzstörungen

Potenzstörungen gehören zu den weniger bekannten Nebenwirkungen des Rauchens: Vor allem

in Verbindung mit erhöhten Cholesterinwerten oder Diabetes löst Nikotin diese jedoch erwiesenermaßen

aus. In Norwegen wird aus diesem Grund auf Zigarettenpackungen vor Impotenz

gewarnt.

2. 5. 2. 4 Parodontose

Ebenfalls kaum bekannt sind die Wirkungen auf Zahnfleisch und Kiefer: Wer über einen längeren

Zeitraum hinweg täglich raucht, hat nach neuesten Forschungsergebnissen ein dreifach erhöhtes

Parodontose-Risiko; das Immunsystem der Mundhöhle wird geschädigt und der Kieferknochen

abgebaut. Frühwarnzeichen wie Zahnfleischbluten bleiben zudem, anders als bei Nichtraucherinnen,

bei Raucherinnen aus (dpa, 02. 03. 2002).

2. 5. 2. 5 Weitere rauchbedingte Erkrankungen

Häufige Raucherschäden treten auch an den Nieren auf, wobei insbesonders im Zusammenhang

mit einem Diabetes mellitus die Nierenfunktion zunehmend eingeschränkt wird. Erhöhte Risiken

wurden außerdem bei Fertilitätsstörungen, dem gehäuften Auftreten kindlicher Leukämien und

Hirntumoren, bei Osteoporose und Erkrankungen der Augen mit nachfolgender Erblindung

sowie der Ausbildung lymphatischer Leukämien nachgewiesen (Haustein, 2001).

35 KAPITEL 2 TABAKKONSUM UND NIKOTINABHÄNGIGKEIT

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2. 5. 3 Spezifische Risiken für Frauen

2. 5. 3. 1 Zigarettenkonsum und orale Kontrazeption

Rauchende Frauen, die zudem Kontrazeptiva einnehmen und älter als 35 Jahre sind, haben ein

deutlich erhöhtes Schlaganfall-, Herzinfarkt- und Thromboserisiko (Berma & Gritz, 1991). In

Anbetracht dieser Tatsache verschreiben viele Frauenärztinnen unter diesen Bedingungen keine

oralen Kontrazeptiva mehr. Zudem setzt die Menopause bei Raucherinnnen früher ein (Heuer-

Jung, 1996).

2. 5. 3. 2 Rauchen während der Schwangerschaft

Raucht eine Schwangere, so hat dies für das Ungeborene gravierende Folgen. Risikostoffe sind

das inhalierte Kohlenmonoxid und das Plazentagift Cadmium, das ein erhöhtes Abortrisiko, vorzeitige

Plazentaablösung und Fehlbildungen im Lippen-Kiefer-Gaumen-Bereich bewirken kann

(Haustein, 2001). Aufgrund der verengten Blutgefäße der Plazenta erleidet das Kind eine Mangelversorgung

an Sauerstoff und Nährstoffen. Neugeborene von Raucherinnen sind deshalb

meist leichter und kleiner (Wenderlein, 1980) und haben einen geringeren Kopfumfang als Kinder

von Nichtraucherinnen (Behrens et al., 1987). Die verminderte Lungenfunktion der rauchenden

Mutter gilt als Ursache für die erhöhte perinatale Säuglingssterblichkeit und für die häufigeren

Totgeburten, Spontanaborte und Frühgeburten (Kubista, 1994).

Tabakkonsum während der Schwangerschaft und postpartal ist zudem ein wesentlicher Ursachenfaktor

für den plötzlichen Kindstod4 (dpa, 05. 07. 2002). Hier soll ein neu entwickelter

Schnelltest eine gewisse Abhilfe schaffen: Aufschluß über die Belastung der aktiv oder passiv

rauchenden Schwangeren und damit des Ungeborenen gibt ein Urintest in den ersten drei

Schwangerschaftsmonaten: Gemessen wird dabei die Höhe des Nikotinstoffwechselprodukts

Cotinin. Hohe Werte, so die erhoffte Wirkung, führen eher als Appelle dazu, dass die werdende

Mutter das Rauchen einstellt. Aber auch beim Neugeborenen kann der Test durchgeführt werden:

Bei einem hohen Wert kann der Säugling im ersten Lebensjahr vorsorglich mit einem Monitor

überwacht werden.

Gründe genug, das Rauchen während der Schwangerschaft einzustellen, gäbe es also und den

meisten Frauen ist dies auch bekannt. Forschungsergebnisse zeigen, dass 50 Prozent der rauchenden

Frauen während einer Schwangerschaft selbständig das Rauchen beenden (Windson &

Orleans, 1986; Cnattingius et al., 1992, Kunze et al., 1992). Diese Abstinenzrate ist im Verhältnis

zur allgemeinen Rate derer, die ohne fremde Hilfe von der Zigarette loskommen - nämlich drei

4 Am plötzlichen Kindstod (SIDS) stirbt in Deutschland eines von 1000 lebend geborenen Kindern.

KAPITEL 2 TABAKKONSUM UND NIKOTINABHÄNGIGKEIT 36

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bis elf Prozent - einerseits beachtlich, andererseits jedoch in Anbetracht all der Ungeborenen,

deren Mütter weiter rauchen, viel zu gering. Und leider wird nicht jede Schwangere, die um der

Gesundheit ihres Kindes willen aufhört zu rauchen, so hoch geehrt wie die Schauspielerin Veronica

Ferres, die - hochschwanger - zur „Exraucherin des Jahres 2001" ernannt wurde (Aktionskreis

Stuttgarter Nichtraucher, 2001).

2. 5. 4 Todesfälle als Folge des Tabakkonsums

Allein in Deutschland gab es im Jahr 2001 über 100.000 Todesfällen infolge des Zigarettenkonsums

(dpa, 26. 07. 2002); das bedeutet, täglich sterben hier etwa 300 Menschen an Erkrankungen,

die durch das Rauchen verursacht wurden. Neueste Untersuchungen (Schwäbische Zeitung, 30.

08. 2002) gehen von jährlich 143.000 Sterbefällen in Deutschland aufgrund des Rauchens aus:

Dies entspricht einem Drittel der Männer und einem Sechstel der Frauen zwischen 35 und 65

Jahren. In Europa starben Anfang der 90-er Jahre Schätzungen zufolge jährlich etwa 400.000

Menschen an den Folgeschäden des Rauchens (Batra, AKR 1991), weltweit sind es derzeit jährlich

circa zehn Millionen Menschen (Haustein, 2001). Damit ist „die Nikotinabhängigkeit (...)

weltweit der Feind Nummer Eins der Volksgesundheit." (Cahan in: Krogh, 1993, S. 9) und rangiert

diesbezüglich deutlich vor illegalen Drogen oder Alkohol.

2. 5. 5 Schädlichkeit des Passivrauchens

Deutschlands Raucherinnen exhalieren jährlich 7.500 Tonnen Kohlenwasserstoffe. Wer neben

einer Raucherin sitzt, atmet zwar nur ein Prozent der giftigen Stoffe ein, die eine Raucherin inhaliert.

Dafür liegt jedoch die Konzentration vieler Gifte jedoch im Rauch, der ohne Umweg direkt

in die Luft strömt, erheblich höher als im Rauch, den die Raucherin selbst inhaliert.

Bei Passivraucherinnen sind innerhalb der ersten beiden Stunden nach der Exposition bereits

erste Veränderungen an den Endothelzellen, Blutplättchen und Neutrophilen festellbar. Beim

chronischen Passivrauchen verdoppelt beziehungsweise verdreifacht sich das Risiko für die Ausbildung

einer koronaren Herzkrankheit, von arteriosklerotischen Veränderungen und Apoplexiehäufigkeit

(Haustein, 2001). Nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts in Berlin sterben in

Deutschland jährlich 3000 bis 5000 Menschen an durch das Passivrauchen bedingten Erkrankungen

(dpa, 12. 10. 2000). Ein Großteil dieser Todesfälle geht auf Krebserkrankungen zurück: Untersuchungen

zufolge besteht für Passivraucherinnen ein um 40 Prozent erhöhtes Krebsrisiko -

Ehefrauen, deren Partner über eine Schachtel täglich konsumieren, sollen sogar ein dreifach gesteigertes

Lungenkrebsrisiko aufweisen (Deutsche Krebshilfe, 1996).

37 KAPITEL 2 TABAKKONSUM UND NIKOTINABHÄNGIGKEIT

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Immer mehr deutsche Kinder leiden zudem unter Asthma bronchiale; seit 1995 wurde eine Zunahme

um 33 Prozent festgestellt. Zunehmender Verkehr oder Feuchtigkeitsschäden in Schlafräumen

werden als mögliche Auslöser diskutiert; als diesbezüglich größten Risikofaktor sehen

Mitarbeiterinnen eines Forschungsprojekts in Münster (dpa, 13. 06. 2001) jedoch das Rauchen.

Auch hier ist nicht nur das aktive Rauchen der Kinder selbst wesentlich, sondern vor allem der

passive Konsum infolge des elterlichen Rauchverhaltens.

2. 6 Nikotinabhängigkeit

2. 6. 1 Rauchen: Gewohnheit oder Sucht?

Noch 1957 bewertete das Experten-Komitee der WHO selbst starkes Rauchen als Gewohnheit

und nicht als Sucht. Die damals angeführten Argumente wie zum Beispiel fehlende Beweise für

eine nikotininduzierte körperliche Abhängigkeit im Tierversuch oder die Annahme, die beobachteten

Symptome nach Beendigung des Zigarettenkonsums seien keine Entzugssymptome,

gelten heute als überholt.

Von der Tabakindustrie wurde firmenintern die suchterzeugende Wirkung von Nikotin bereits

1968 erfaßt, jedoch der Öffentlichkeit gegenüber geleugnet (Haustein, 2001). Da Nikotin im Gegensatz

zu Alkohol und Heroin kaum psychotoxisch wirksam ist, zeigen auch stark abhängige

Raucherinnen - zumindest solange sie ausreichend mit Nikotin versorgt sind - nur geringe soziale

Auffälligkeiten. Dieser Umstand trug sicherlich dazu bei, dass die Nikotinabhängigkeit erst

seit 1978 von der WHO aufgeführt wird; 1980 nahm die American Psychiatric Association (APA)

sie im DSM-III auf.

Tatsächlich sind viele der im Zusammenhang mit dem Rauchen zu beobachtenden Phänomene

sehr viel einleuchtender auf der Basis eines Suchts- oder Abhängigkeitskonzepts zu verstehen als

durch eine lieb gewonnene Gewohnheit: Fragt man zum Beispiel eine Raucherin nach dem

Grund für ihr Tun, so wird die Antwort in den wenigsten Fällen lauten: „Ich rauche gern". In

Befragungen geben über 80 Prozent der Raucherinnen an, nicht gern zu rauchen, aber nicht aufhören

zu können. Die meisten Raucherinnen haben denn auch mehrere erfolglose Versuche,

abstinent zu werden, hinter sich; im Jahr 2000 haben Schätzungen zufolge fast acht Millionen

Raucherinnen versucht, das Rauchen zu beenden - die meisten davon erfolglos.

Oder man denke an eine Notiz im Schwäbischen Tagblatt vom 27. 06. 1999: „Angesichts immer

mehr Randalierern in Flugzeugen hat die Pilotenvereinigung Cockpit eine Lockerung des Rauchverbots

auf Langstreckenflügen gefordert. (...) 566 dieser Vorfälle mit sogenannten „unruly pasKAPITEL

2 TABAKKONSUM UND NIKOTINABHÄNGIGKEIT 38

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sengers" seien auf das strikte Rauchverbot zurückzuführen." Bloßer Verzicht auf eine Gewohnheit

scheint ein solches Verhalten nur unzureichend zu erklären.

Gleichzeitig gibt es wissenschaftliche Argumente, die am Vorhandensein einer physischen Nikotinabhängigkeit

keinen Zweifel mehr lassen: Versuchspersonen drücken zum Beispiel einen Hebel

häufiger, wenn dadurch eine Nikotininfusion ausgelöst wurde, als eine Vergleichsgruppe, welcher

eine Salzlösung verabreicht wird (Henningfield, 1983) und in Rattenversuchen wurde nachgewiesen,

dass zumindest ein Teil der Tiere eine Abhängigkeit entwickelt, die durch die schnelle

Anflutung des Alkaloids im Gehirn erzeugt zu werden scheint (Haustein, 2001).

Um das Vorhandensein einer Nikotinabhängigkeit diagnostisch dingfest zu machen, wurden unterschiedliche

Kriterien entwickelt.

2. 6. 2 Kriterien der Nikotinabhängigkeit

2. 6. 2. 1 Kriterien der Nikotinabhängigkeit nach Stumpfe (1992):

  • „Der Raucher hat meist einen Zigarettenvorrat zu Hause.
  • Wenn er nicht rauchen kann, bekommt er Entzugsbeschwerden: (...) das ist die körperliche

Abhängigkeit.

  • Ohne Tabak verspürt er bald ein unbezwingbares Verlangen danach - das ist die seelische

Abhängigkeit.

  • Die Beschwerden verschwinden nach dem Rauchen einer Zigarette.
  • Der Raucher raucht regelmäßig seine Zigaretten, zum Beispiel jede halbe Stunde eine, ganz

gleich, ob er arbeitet oder sich ausruht.

  • Er raucht über den ganzen Tag. Dadurch hat er in seinem Körper immer einen gleichmäßigen

Nikotin-Blutspiegel. Dazu benötigt er ungefähr 20 - 30 Zigaretten am Tag.

  • Trotz körperlicher Beschwerden und Krankheiten, die das Rauchen verursacht (...) rauchen

viele Betroffene weiter. Nur etwa die Hälfte aller Raucher kann bei einer lebensgefährlichen

Krankheit, die mit dem Rauchen zusammenhängt, aufhören.

  • Der Raucher hat schon mehrfach versucht, mit dem Rauchen aufzuhören.
  • Wenn der Raucher einmal längere Zeit nicht geraucht hat, dann wird er nach einer Zigarette

wieder rückfällig."

39 KAPITEL 2 TABAKKONSUM UND NIKOTINABHÄNGIGKEIT

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2. 6. 2. 2 Kriterien nach dem ICD 10

Tabakabhängigkeit ist in der ICD 10 unter Störungen durch psychotrope Substanzen (F 1) kodiert.

Dabei gelten die folgenden diagnostischen Leitlinien: Während des vorangegangen Jahres

müssen mindestens drei der folgenden Kriterien jeweils gleichzeitig vorhanden gewesen sein

(Dilling, 1993).

Kriterien nach dem ICD 10:

1. Ein starker Wunsch oder eine Art Zwang, die psychotrope Substanz zu konsumieren.

2. Verminderte Kontrollfähigkeit bezüglich des Beginns, der Beendigung und der Menge des

Konsums.

3. Ein körperliches Entzugssyndrom bei Beendigung oder Reduktion des Konsums.

4. Nachweis einer Toleranz.

5. Fortschreitende Vernachlässigung anderer Vergnügen oder Interessen zugunsten des Substanzkonsums,

erhöhter Zeitaufwand, um die Substanz zu besorgen.

6. Anhaltender Substanzkonsum trotz Nachweises eindeutiger schädlicher Folgen.

2. 6. 2. 3 Kriterien nach dem DSM-IV

Im DSM-IV ist unter der Ziffer 292.0 (F17.3) der Nikotinentzug aufgeführt:

Kriterium A: Nach mindestens mehreren Wochen täglichen Nikotinkonsums

Kriterium B: entwickelt sich bei plötzlicher Beendigung oder Reduktion innerhalb von 24

Stunden ein charakteristisches Entzugssyndrom. Das Entzugssyndrom

schließt mindestens vier der folgenden Symptome ein:

1. Dysphorische oder depressive Stimmung

2. Schlaflosigkeit

3. Ablenkbarkeit, Enttäuschung oder Ärger

4. Angst

5. Konzentrationsschwierigkeiten

6. Unruhe

7. Verminderte Herzfrequenz

8. Gesteigerter Appetit oder Gewichtszunahme

Kriterium C: Die genannten Entzugssymptome verursachen den Betroffenen in klinisch

bedeutsamer Weise Leiden oder Beeinträchtigungen in sozialen, beruflichen

oder anderen wichtigen Funktionsbereichen.

KAPITEL 2 TABAKKONSUM UND NIKOTINABHÄNGIGKEIT 40

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Kriterium D: Zusätzlich gilt, dass die Symptome nicht auf einen medizinischen Krankheitsfaktor

zurückzuführen sind und nicht besser durch eine andere psychische

Störung erklärt werden können.

2. 6. 2. 4 Kriterien nach Fagerström (FTND)

Durch den Fagerström Test Nicotine Dependence (FTND) wird die Stärke der Tabakabhängigkeit

ermittelt. Der Fragebogen besteht aus folgenden sechs Items:

Items des FTND:

1. Wann nach dem Aufwachen rauchen Sie Ihre erste Zigarette?

2. Finden Sie es schwierig, an Orten, wo das Rauchen verboten ist, das Rauchen sein zu lassen?

3. Auf welche Zigarette würden Sie nicht verzichten wollen?

4. Wieviel Zigaretten rauchen Sie im allgemeinen pro Tag?

5. Rauchen Sie am Morgen im allgemeinen mehr als am Rest des Tages?

6. Kommt es vor, dass Sie rauchen, wenn Sie krank sind und tagsüber im Bett bleiben müssen?

Insgesamt ist eine Punktzahl von 0 bis 10 erzielbar, wobei

0 - 2 Punkte eine sehr geringe,

3 - 4 Punkte eine geringe,

5 Punkte eine mittlere,

6 - 7 Punkte eine starke und

8 - 10 Punkte eine sehr starke Abhängigkeit bedeuten (Heatherton et al., 1991).

Raucherinnen mit 0 - 2 Punkten werden als vorwiegend psychisch abhängig, solche mit Scores

von 5 - 10 als überwiegend physisch abhängig beurteilt und ein Punktwert von 3 - 4 gilt als nicht

zuordungsbar.

41 KAPITEL 2 TABAKKONSUM UND NIKOTINABHÄNGIGKEIT

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2. 7 Erklärungsmodelle für das Rauchen

2. 7. 1 Psychologische Aspekte des Rauchens

2. 7. 1. 1 Systemische Aspekte

Bei einem systemischen Verständnis von Sucht (hier nicht nur aufs Rauchen, sondern auch auf

andere Süchte bezogen) wird davon ausgegangen, dass süchtige Menschen sich zunächst durch

ein hohes Maß an Pflichterfüllung auszeichnen. Häufig fällt es ihnen schwer, sich abzugrenzen

und auf Anfragen des Umfelds auch einmal mit „nein, ich will nicht" zu antworten. Diese mangelnde

Fähigkeit, zu den eigenen Bedürfnissen zu stehen, drückt sich aber nicht nur im Umgang

mit dem sozialen Umfeld aus, sondern auch darin, wie solche Menschen mit ihren eigenen inneren

schwachen, regressiven oder lustbetonten Anteilen umgehen: Diese Seiten werden abgespalten.

In der Folge kommt es zu einem Mangelerleben; die abgewehrte regressive Seite kommt - vielleicht

über Jahre - nicht zum Zuge, bis schließlich, häufig zufällig, eine der Lust, der Regression,

dem Spielerischen entgegenkommende Erfahrung im Zusammenhang mit dem Suchtstoff gemacht

wird. Damit tritt das lang ersehnte Erleben des Loslassen-könnens ein; aus der Sehnsucht

wird die Sucht.

Evident wird dieser Zusammenhang, wenn man zum Beispiel die Zigarettenwerbung betrachtet.

Diese geht deutlich auf die Sehnsucht des Zielpublikums ein: Menschen, die anscheinend keinerlei

Pflichten, dafür aber jede Menge Spaß, Lust und Freiheiten haben, tummeln sich im „Marlboro-

Country" oder auf der „Camel-Trophy". Mit der Realität einer Raucherin, die im fortgeschrittenen

Stadium der Abhängigkeit mit dem Zug an der Zigarette keinesfalls ins Marlboro-Land der

Freiheit versetzt wird, sondern allenfalls eine kurzfristige Befreiung von ihren Entzugssymptomen

erfährt, scheint dies zunächst wenig zu tun zu haben. Andererseits darf die Person sich im

weiteren Verlauf süchtig nennen; was tatsächlich bis dahin ungeahnte Freiheiten bergen kann:

Wo bisher nicht gewagt wurde zu sagen „ich will nicht" steht nun das „ich will ja gern, aber ich

kann leider nicht". In der Sucht wird die „Sehnsuchtsseite" also dominant, die „Pflichtseite" dagegen

dissoziiert; während ohne das Suchtmittel die Verhältnisse genau gegenteilig angeordnet

sind.

Da mittlerweile Süchte zunehmend als Krankheiten anerkannt werden, erfährt die Abhängige für

ihr wenig pflichtbewußtes Verhalten in diesem Fall auch keine Sanktionen durch die soziale Umwelt.

Die Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die abhängige Person sich und andere nicht im

Zweifel darüber läßt, dass sie nicht in der Lage ist, ihr Verhalten bezüglich des Suchtmittels zu

steuern. Offensichtlich wird dies beim Alkoholkranken, der seine Frau unter Alkoholeinfluß

KAPITEL 2 TABAKKONSUM UND NIKOTINABHÄNGIGKEIT 42

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schlagen kann, ohne zu befürchten, dass sie sich von ihm trennt (es war ja der Alkohol), aber

auch die Raucherin, die leider eine Zigarettenpause machen muß - die sie sich ohne Zigarette

nicht gönnen würde - handelt nach diesem Schema.

Diese Abgabe jeglicher Kontrolle hat jedoch einen Nachteil: Will die Person später den Substanzgebrauch

beenden, muß sie zunächst ihr inneres Konzept der fehlenden Kontrolle revidieren

und die Verantwortung für ihr Tun wieder selbst übernehmen. Führt dagegen weiter der

Suchtstoff die Regie, so hat die Person selbst keine Möglichkeit, regulierend einzugreifen

(Schmidt, 2000). Interessant ist in diesem Zusammenhang der Wunsch vieler Klientinnen, die mit

einer Suchtproblematik zur hypnotherapeutischen Behandlung kommen: Die Hypnose soll bei

ihnen bewirken, dass sie nicht mehr rauchen können. Möglicherweise sind solche Klientinnen, die

sich, wie oben erwähnt, meist durch ein hohes Maß an Pflichtbewußtsein und Loyalität auszeichnen,

selbst ihrem eigenen Suchtanteilen gegenüber zu treu, um das Rauchen nur einfach deshalb

zu beenden, weil sie es nicht mehr wollen, und sie benötigen auch hier die Legitimation, nicht

mehr zu können.

Auf die Implikationen dieses Modells für die Behandlung wird weiter unten eingegangen (vgl.

Kapitel 4. 4. 4. 5).

2. 7. 1. 2 Lernpsychologische Theorien

Lernpsychologisch betrachtet, entsteht das Rauchverhalten zunächst durch Lernen am Modell:

Das Kind oder die Jugendliche erlebt, wie Eltern oder Peers die Zigarette als Mittel zur Anregung,

Entspannung, Streßreduktion etc. einsetzen und ahmt dieses Verhalten nach. Später wird

das erlernte Verhalten durch unterschiedliche Faktoren aufrechterhalten.

Operante Verstärkung: Da die angenehme Wirkung einer Zigarette innerhalb von nur sieben Sekunden

eintritt, ist gemäß der Lerntheorie der Verstärkungseffekt hier besonders ausgeprägt.

Die langfristigen negativen Wirkungen zeigen sich oft erst Jahre später und haben damit kaum

Auswirkungen auf die aktuelle Verhaltenssteuerung (Buchkremer, 1991). Ein weiterer wichtiger

Punkt ist die Beendigung von Entzugserscheinungen durch das Rauchen ; das Rauchen erzeugt

also nicht nur angenehme Situationen, sondern wird mit zunehmender physischer Abhängigkeit

auch mehr und mehr zur einzigen Möglichkeit, die unangenehmen Entzugserscheinungen

zu vermeiden oder zu beenden.

Klassische Konditionierung: Das Rauchverhalten wird zudem im Laufe der Jahre durch die zeitliche

Koppelung eng mit zahlreichen Situationen und Reizen verknüpft; tatsächlich berichten viele

Raucherinnen auf die Frage, in welchen Situationen sie typischerweise zur Zigarette griffen,

dass es für sie kaum Situationen gäbe, die nicht mit dem Rauchen in Verbindung gebracht

43 KAPITEL 2 TABAKKONSUM UND NIKOTINABHÄNGIGKEIT

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würden. Das mit der Nikotinaufnahme verbundene Handlungsritual bewirkt zudem durch

klassische Konditionierungsprozesse die gleichen psychotropen und vegetativen Wirkungen

wie das Nikotin selbst (Buchkremer, 1989).

Hinweisreize: Die Raucherin wird außerdem durch bestimmte Hinweisreize, zum Beispiel den Anblick

einer Zigarettenpackung, zum Rauchen veranlaßt (solche Hinweisreize fürs Rauchen sind

dank der Zigarettenwerbung in der Öffentlichkeit durch Werbeplakate, im privaten Raum

über das Fernsehen, meist reichlich vorhanden).

Organismusvariable: Zusätzlich wird die sogenannte Organismusvariable, in diesem Fall die physische

Nikotinabhängigkeit, wirksam (Buchkremer, 1991).

2. 7. 1. 3 Psychoanalytischer Aspekt

In der psychoanalytischen Tradition wird das Rauchen als orale Ersatzbefriedigung verstanden:

Die süchtige Raucherin regrediert in frühe Kindheitsstadien, um die damals nicht oder nicht ausreichend

erlebte orale Befriedigung nachzuholen (Buchkremer, 1991).

2. 7. 2 Physiologische Aspekte der Nikotinsucht und des Nikotinentzugs

Im folgenden Abschnitt sollen die physiologischen Aspekte im Zusammenhang mit Nikotinsucht

und -entzug kurz umrissen werden (Haustein, 2001).

2. 7. 2. 1 Pharmakologie des Nikotins

Über die physiologischen Mechanismen im Zusammenhang mit der Nikotinabhängigkeit ist bekannt,

dass Nikotin an den Acetylcholin-Rezeptoren andockt. Nikotin erregt dabei wie ACh Rezeptoren

des Parasympaticus, wobei zwischen nikotinergen und muskarinergen Rezeptoren (Nbeziehungsweise

M-Rezeptoren) und deren Wirkungen unterschieden wird. Das Nikotin ist jedoch

„wirksamer als das ACh, weil die Verbindung mit dem Rezeptor stärker ist und länger anhält."

(Ashton & Stepney, 1983).

Über die nikotinergen Rezeptoren führt Nikotin in geringen Dosen durch Stimulation sympathischer

Ganglien zur Steigerung der Herzfrequenz und leichter Blutdruckerhöhung, Emotionen

werden gedämpft und das Konzentrationsvermögen gesteigert. Umgekehrt kann Nikotin - höher

dosiert - durch eine Blockade der sympathischen Ganglien beziehungsweise durch Erregung der

parasympathischen Ganglien die Herzfrequenz verlangsamen.

Nikotinwirkungen sind mehrfach in Selbstmedikamentationsversuchen an Affen und Ratten untersucht

worden. Aus diesen Tierversuchen könnte abgeleitet werden, dass es die Gedächtnisleistung

fördert und aggressives Verhalten vermindert (Jaffe, 1985). Dabei zeigte sich außerdem,

KAPITEL 2 TABAKKONSUM UND NIKOTINABHÄNGIGKEIT 44

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dass geringe Dosen motorisch stimulierend wirken, so dass Nikotin als Psychostimulanz einzuordnen

ist. Diese lokomotorisch erregenden Effekte kommen über eine verstärkte Dopminfreisetzung

aus dem Nucleus accumbens im hinteren Teil des mesolimbischen Systems zustande.

Dieselben Reaktionen im Zusammenhang mit Dopamin sind bei der Gabe von Amphetamin und

Kokain zu beobachten; vermutlich ist der zugrundeliegende Mechanismus identisch. Zusätzlich

stimuliert Nikotin die Freisetzung von Noradrenalin aus Anteilen des ventralen Hippocampus.

In den zerebralen Strukturen von Raucherinnen findet sich eine höhere Dichte von Nikotinrezeptoren

als bei Nichtraucherinnen, wobei die zusätzlichen Rezeptoren vorwiegend im Hippocampus,

Gyrus rectus und im zerebellären Kortex gebildet werden. Besonders angereichert sind

diese Rezeptoren im - oben bereits im Zusammenhang mit den lokomotorischen Effekten erwähnten

- Nucleus accumbens; dort ist auch das vom Dopamin regulierte Belohnungssystem

lokalisiert.

Da im Tierversuch Dopamin durch Nikotingaben freigesetzt wird, kann angenommen werden,

dass dieser Kern für die Entwicklung der Abhängigkeit bedeutsam ist. Dieser bewirkt zunächst

das bekannte Glücks- und Entspannungsgefühl beim Genuß der Zigarette, wobei die Gefühlsqualität

vom anfänglichen „Lieben" der Zigarette schnell ins unbedingte Verlangen umschlägt.

Bei stark abhängigen Raucherinnen sind jedoch noch zahlreiche weitere Gehirnregionen (Hippocampus,

Neocortex, Gyrus rectus, Kleinhirnrinde, mittlere Raphne) involviert. „Chronische Nikotininfusionen

führen zur verstärkten Bildung von Nikotinrezeptoren, doch vermutlich auch zu

einer Abnahme der Gesamtzahl der Rezeptoren, die tatsächlich arbeiten." (Krogh, 1993, S. 101f);

die Rezeptoren werden also durch die lang anhaltende Nikotinwirkung desensibilisiert.

Die Stärke der Nikotinabhängigkeit steht unter Umständen im Zusammenhang mit den vermehrt

gebildeten Nikotinrezeptoren; wahrscheinlich wird das überschüssige Nikotin an desensibilisierte

oder inaktivierte Sensoren gebunden.

Als weitere Wirkung des Nikotins ist aus postmortalen Studien an menschlichen Gehirnen bekannt,

dass starkes Rauchen zu einer Abnahme der 5-HT-Konzentration im Hippocampus führt.

Da Angstreize beim Menschen zu einer vermehrten 5-HT-Freisetzung führen und Anxiolytika

diese unterdrücken, könnte dies die anxiolytische Wirkung von Nikotin erklären.

Auch die von Raucherinnen empfundene Streßreduktion durch das Rauchen sowie die Neuropathologie

der Depression scheint mit der 5-HT-Freisetzung in Zusammenhang zu stehen: Depressive

Patientinnen rauchen häufiger als Gesunde, was auf eine antidepressive Wirkung des

Rauchens schließen läßt, und umgekehrt scheinen einige Antidepressiva in der Raucherentwöhnung

zumindest prinzipiell brauchbar zu sein (siehe dazu auch Kapitel 4. 2. 6).

45 KAPITEL 2 TABAKKONSUM UND NIKOTINABHÄNGIGKEIT

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Neuerdings werden auch genetische Aspekte im Zusammenhang mit der Nikotinsucht diskutiert:

In einer Studie an 2.680 Zwillingspaaren sowie 543 einzelnen Zwillingen wurden Persönlichkeitsfaktoren

und Rauchverhalten erhoben. Es zeigte sich, dass die Zusammenhänge bei monozygoten

Zwillingen stärker ausgeprägt waren als bei dizygoten Paaren (Heath et al, 1995). Allerdings

beziehen sich diese Ergebnisse nicht auf die Entwicklung des Rauchverhaltens, sondern vielmehr

auf starkes Rauchen und die Unfähigkeit, es zu beenden.

2. 7. 2. 2 Nikotinentzug

Das für die Raucherin wahrnehmbare Resultat der weiter oben beschriebenen Vorgänge ist die

Tatsache, dass sie sich beim Nikotinentzug - und dieser wird bei starken Raucherinnen spätestens

30 - 40 Minuten nach dem Konsum der letzten Zigarette spürbar - mißgelaunt, depressiv

und reizbar fühlt: Die Dopminausschüttung geht zurück, beziehungsweise das vom Körper produzierte

Dopamin wird nicht mehr zuverlässig erkannt. Beim Nikotinentzug sinkt jedoch nicht

nur die Stimmung; auch die Konzentrationsfähigkeit leidet: Am in England bereits seit 1984 fest

etablierten Nichtrauchertag (an dem auch starke Raucherinnen auf die Zigarette verzichten) passieren

der Statistik zufolge mehr Unfälle als an jedem anderen Tag im Jahr; an einigen nikotinfreien

Tagen lag die Unfallquote um 10 Prozent höher als sonst (Deutsches allgemeines Sonntagsblatt,

23. 06. 2000).

Einen Faktor, der beim Nikotinentzug meist ansteigt, gibt es jedoch: Das Körpergewicht. „Die

durchschnittliche Gewichtszunahme liegt in den ersten Monaten bei 2,5 Kilogramm, nach sechs

bis zwölf Monaten beträgt sie etwa vier Kilo." (Düsseldorfer Forschungsstelle für Nikotinabhängigkeit,

2000). Der Grund dafür liegt zum einen in der sinkenden und damit Energie sparenden

Pulsfrequenz nach dem Entzug: Die durchschnittliche Pulsfrequenz einer Raucherin liegt bei 84;

nach dem Aufhören sind es nur noch 72 Schläge in der Minute. Zum anderen senkt Nikotin die

Insulinausschüttung und erhöht damit den Blutzuckerspiegel; nach dem Entzug sinkt dieser ab.

Die Folge davon ist der bekannte Heißhunger auf Süßes, der viele ehemalige Raucherinnen in der

ersten Zeit ohne Zigarette immer wieder befällt. Verantwortlich für das geringere Gewicht von

Raucherinnen ist außerdem die erhöhte Sekretion von Katecholaminen aus dem Nebennierenmark

und von Steroidhormonen aus der Nebennierenrinde (Haustein, 2001).

Die wichtigsten Nikotinentzugserscheinungen werden im Kasten auf der folgenden Seite nochmals

zusammengefaßt:

KAPITEL 2 TABAKKONSUM UND NIKOTINABHÄNGIGKEIT 46

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Die Ausprägung der einzelnen Symptome kann individuell stark schwanken; die durchschnittliche

Dauer variiert von einigen Tagen oder Wochen bis hin zu Monaten.

Nikotinentzugserscheinungen:

  • Erregbarkeit, Ruhelosigkeit und depressive Verstimmungen
  • Konzentrationsschwäche
  • Angstgefühle
  • Hunger und Gewichtszunahme
  • Schläfrigkeit und Schlafstörungen
  • heftiges Verlangen nach einer Zigarette („craving")

47 KAPITEL 3 THERAPIE

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Kapitel 3

Therapie

3. 1 Allgemeine psychotherapeutische Wirkfaktoren

Im Rahmen dieser Arbeit werden immer wieder Unterschiede zwischen verschiedenen Behandlungsformen

aufgezeigt: Unterschiede in den Erfolgsquoten verschiedener Studien zur Raucherentwöhnung,

Unterschiede zwischen Hypnotherapie und anderen Therapieformen; Unterschiede

zwischen Kontroll- und Experimentalgruppe. Sicherlich ist es sinnvoll, solche Unterschiede

zu betrachten, um psychotherapeutische Verfahren im Sinne der Klienten optimieren zu

können.

Bei aller Unterschiedlichkeit gibt es jedoch auch viele wesentliche Faktoren, die allen psychotherapeutischen

Behandlungsformen gemeinsam sind. Die therapeutische Praxis wird dieser Tatsache

gerecht; die meisten Psychotherapeuten arbeiten eklektizistisch, wobei der heutige pragmatische

Eklektizismus davon ausgeht, dass bei jeder schulenspezifischen Intervention auch unspezifische

Faktoren wirksam werden (Frank & Frank, 1991).

Im Bereich der Forschung jedoch und im Wettstreit der Therapieschulen - der gerade in den

letzten Jahren aufgrund der zunehmenden Konkurrenz um die Anerkennung durch die Krankenkassen

angeheizt wurde - gerät diese wichtige Tatsache häufig aus dem Blickfeld. Letztere sieht

ihre Aufgabe vornehmlich in der Herausarbeitung der Unterschiedlichkeit und diese Arbeit stellt

diesbezüglich keine Ausnahme dar.

Dennoch befaßt sich der folgende kurze Abschnitt mit den gemeinsamen Faktoren aller Therapieschulen

(Hubble, Duncan & Miller, 1999). Wichtig erscheint dies vor allem, um der zu oft

vernachlässigten Tatsache gerecht zu werden, dass Therapie zum großen Teil nicht nur deshalb

wirkt, weil Psychotherapeuten sich intensiv und kompetent um Klienten bemühen, sondern dass,

unabhängig vom therapeutischen Handeln, ein Großteil der erfolgten Veränderung auf den Fähigkeiten

und Ressourcen der Klienten selbst beruht.

KAPITEL 3 THERAPIE 48

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Michael Lambert schlug auf der Basis umfassender Studien (Lambert, 1992) vier therapeutische

Faktoren als die wesentlichen Elemente vor, die zur Besserung auf Seiten der Klienten beitragen:

3. 1. 1 Gemeinsamer Faktor Klienten

Hierzu zählen Patientenmerkmale, also all das, was die Klienten zur Therapie mitbringen und was

ihr Leben außerhalb der Therapie beeinflußt. Dazu gehören interne und soziale Ressourcen der

Klienten ebenso wie Glaubenssätze und Überzeugungen und selbst zufällige Ereignisse in deren

Leben, welche den Therapieverlauf günstig beeinflussen. Dem Erkenntnisstand zufolge erklärt

dieser Faktor 40 Prozent der Veränderungsvarianz im Verlauf der therapeutischen Behandlung.

3. 1. 2 Die therapeutische Beziehung

Die Faktoren bezüglich der Therapiebeziehung werden auch als „allen Behandlungsformen gemeinsame

Faktoren" bezeichnet; sie stehen nach Lambert für 30 Prozent der Varianz. Es handelt

sich hier um eine ganze Bandbreite beziehungsbezogener Variablen wie Sorge, Empathie, Wärme,

Akzeptanz und Bestätigung, die insbesonders Carl Rogers bekannt gemacht hat, welche sich

aber in den meisten Therapieformen finden lassen.

3. 1. 3 Hoffnung als Grundlage des gemeinsamen Faktors Placebo und Erwartung

Allein die Perspektive auf Hilfe soll die Ursache für 15 Prozent der Wirkung einer Therapie sein.

Diese Klasse der therapeutischen Faktoren bezieht sich auf den Teil der Besserung, der sich aus

dem Wissen des Klienten, behandelt zu werden, ergibt. Nach Franks und Franks (1991) zeichnen

sich erfolgreiche Therapien dadurch aus, dass Klienten und Therapeuten an deren heilende Kraft

glauben; der Placeboeffekt - gemeinhin als Störvariable behandelt - wäre bei dieser Definition

also ein wichtiger positiver Faktor in Psychotherapien.

Therapeutische Faktoren:

  • Extratherapeutische Faktoren
  • Beziehungsfaktoren
  • Placebo/ Hoffnungs-Faktoren
  • Die eigentliche Technik des Therapeuten

49 KAPITEL 3 THERAPIE

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3. 1. 4 Psychotherapeutische Technik

Die jeweilige psychotherapeutische Technik mit ihren spezifischen Annahmen, Erklärungen, Lösungsstrategien

und Interventionen macht vermutlich ebenfalls 15 Prozent der Varianz aus. Abhängig

von der theoretischen Orientierung werden unterschiedliche Inhalte betont. Den meisten

Therapieschulen gemeinsam ist die Erwartung der Therapeuten, dass die Klienten etwas in ihrem

Leben verändern werden und die Idee, Klienten darauf vorzubereiten, etwas zu tun, um sich

selbst zu helfen. Die therapeutische Technik ist also keinesfalls bedeutunglsos; sie stellt einen -

jedoch nicht den einzigen - Faktor, der zum positiven Ergebnis der Behandlung beiträgt, dar.

Insgesamt gesehen, schließen sich gemeinsame Faktoren und spezifische Techniken als Determinanten

des Therapieerfolgs nicht aus. Im übrigen können therapeutische Techniken nur bis zu

einem gewissen Grad unabhängig von den gemeinsamen Faktoren betrachtet werden (Butler &

Strupp, 1986): Jede Technik wird im innerpersonellen Kontext angeboten und ist in Erwartungen

und Überzeugungen der Teilnehmenden eingebunden.

Bezüglich der Effektiviät von Hypnotherapie ist in diesem Zusammenhang anzumerken, dass es

zu den spezifischen Merkmalen der Hypnose gehört, in einem Maß mit dem unspezifischen

Faktor „Hoffnung" verknüpft zu sein, wie die Schulpsychologie es nicht vermag: Hypnose kann

als ein Ritual verstanden werden, das - wie sonst vielleicht nur der Glaube, „Berge versetzt" und

das damit ganz wesentlich zur Steigerung der Effektivität einer Behandlung beiträgt: Kirsch et al.

(Kirsch, 1996, zitiert nach Hubble, Duncan & Miller, 1999) konnten in Metaanalysen zum Beispiel

nachweisen, dass Hypnose die Effektstärke von kognitiver Verhaltenstherapie nahezu verdoppelt.

Ähnliches gilt für den unspezifischen Faktor „therapeutische Beziehung": Es gehört zu den

spezifischen Charakteristika der Hypnose, dass Klienten in der Therapie regredieren und den

Therapeuten in einer permisiven, wohlwollenden und fürsorglichen Elternrolle erleben; dies

wiederum ist die ideale Voraussetzung für eine fruchtbare Gestaltung der Therapiebeziehung -

wie unter 3. 1. 2 beschrieben.

Dennoch sollte Hypnose auf keinen Fall auf ihren Ritualcharakter oder die positive Gestaltung

der therapeutischen Beziehung beschränkt gesehen werden: Die spezifischen und wirkungsvollen

Mechanismen der Hypnotherapie werden im folgenden Abschnitt näher erläutert.

KAPITEL 3 THERAPIE 50

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3. 2 Theorien zur Hypnotherapie

In diesem Abschnitt werden die wichtigsten Theorien zur Hypnose kurz dargestellt (Kossak,

1993, Revenstorf & Peter, 2001).

3. 2. 1 Historische Wurzeln der Hypnotherapie

Die meisten heute gängigen Therapieverfahren sind in der Hypnose begründet oder stehen mit

dieser in Verbindung: Häufig werden in Psychotherapien mehr oder weniger direkt Dinge suggeriert

und tranceartige Zustände therapeutisch genutzt. Dieser enge Zusammenhang zwischen

Hypnose und vielen psychotherapeutischen Verfahren ist nicht verwunderlich, denn die Hypnose

stellt das erste und älteste Psychotherapieverfahren überhaupt dar (Revenstorf & Peter, 2001).

Historisch ist die Hypnose im weitesten Sinne in schamanischen Heilritualen begründet, innerhalb

derer transpersonale Kräfte angerufen wurden, um den Kranken zur Genesung zu verhelfen.

Ebenfalls vom Wirken himmlischer Mächte überzeugt war der im 18. Jahrhundert tätige Pfarrer

Johann Joseph Gaßner, der seine Erfolge bei Teufelsaustreibungen durch die göttliche Unterstützung

erklärte -und dem zugleich auffiel, dass mit den bösen Geistern gleichzeitig auch psychovegetative

Störungen verschwanden.

Später hielt Franz Anton Mesmer (1734 - 1815) Gaßlers Exorzismus seine aufgeklärtere, physikalische

Theorie des animalischen Magnetismus entgegen. Allerdings - und dies wurde Mesmer

von akademischen Experten deutlich zu verstehen gegeben - konnte die Existenz der Magnetkraft,

von der Mesmer annahm, dass sie aus dem Gleichgewicht geratene Energien harmonisiere,

nicht bewiesen werden. Ob Mesmers Theorie tatsächlich eine wissenschaftliche Grundlage hatte,

ist bis heute nicht abschließend geklärt; Mesmer wird heute jedoch als Begründer der modernen

Hypnose und damit der Psychotherapie betrachtet. Paradox ist, dass Mesmers Theorien von den

damaligen Experten mit einer aus heutiger Perspektive vollkommen psychologischen Erklärung

abgelehnt wurde: Alles beruhe auf Imagination und Imitation. Mesmers Studien bewirkten dennoch,

dass die Hypnose sich vom Magischen emanzipierte, und bis zur Erfindung anderer Möglichkeiten

zur Schmerzreduktion bei Operationen Mitte des 19. Jahrhunderts war Hypnose in

diesem Bereich eine verbreitete Methode.

In dieser Zeit prägte der schottische Arzt Braid (1795 - 1860) den Begriff „Hypnose" abgeleitet

vom griechischen Wort hypnos für Schlaf. Seine neurologische Theorie zur Erklärung hypnotischer

Phänomene besagte, durch die Konzentration auf einen Stimulus bei der Fixationsmethode

komme es zu einer Ermüdung des entsprechenden Nervs; die Folge sei ein partieller Schlaf. Auch

Liébeault (1823 - 1904) und Bernheim (1804 - 1919) in Nancy gingen lange Zeit davon aus, bei

51 KAPITEL 3 THERAPIE

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der hypnotischen Trance handele es sich um eine Art künstlichen Schlaf. Der Pariser Neurologe

Charcot (1825 - 1893) dagegen erklärte die hypnotische Trance als eine passagere Form der Hysterie

und legte damit den Grundstein für die Theorie seines Schülers Janet.5

3. 2. 2 Die Dissoziationstherorie - Pierre Janet (1925)

Wie bei seinem Vorgänger Charcot waren auch Janets Forschungsgebiete die Technik der Hypnose

und das Krankheitsbild der Hysterie. Janet war der Ansicht, Hypnose ermögliche, das Bewußtsein

in drei Bereiche aufzuteilen - genau wie bei der Hysterie käme eine solche Aufspaltung

durch Dissoziationsprozesse zustande. Janets medizinische Erklärung hierfür war die folgende:

Durch Hypnose kommt es zu einer Blockade der Reize an den Synapsen, dadurch sind die sensorischen

Zentren des Cortex von den motorischen abgekoppelt. Weiter ging er davon aus, dass

aufgrund dieses Abkopplungsprozesses Reize direkt ins motorische Zentrum gelangen könnten,

ohne zuvor bewußt wahrgenommen worden zu sein.

3. 2. 3 Die Neodissoziationstheorie - Ernest R. Hilgard (1974)

Hilgard erweiterte Janets Dissoziationstheorie: Sein Interesse galt insbesonders der Erforschung

hypnotischer Phänomene mit dem Ziel, das Verfahren zu standardisieren und die Effekte zu systematisieren.

Er postuliert eine übergeordnete Kontrollinstanz, welche die selektive Dominanz unterschiedlicher

Systeme regelt. Dabei geht er von unterschiedlichen miteinander interagierenden kognitiven

Verarbeitungssystemen aus, die jedoch auch isoliert voneinander - das heißt dissoziiert - tätig

sein können. Zudem kontrolliert eine übergeordnete Instanz die einzelnen Systeme in ihrer Interaktion.

Gemäß Hilgard können durch hypnotische Prozesse einzelne Systeme aktiviert und beeinflußt

werden, so dass die im Wachzustand üblichen Hierarchien der einzelnen Systeme sich im

Trancezustand zu verändern beginnen. Mit dieser Verschiebung von Hierarchien erklärt die

Neodissoziationstheorie Phänomene wie Amnesie, Ausführung posthypnotischer Aufträge und

Anästhesien.

Weiter nimmt Hilgard an, Suggestibilität sei ein stabiles Persönlichkeitsmerkmal; seine Forschungsarbeiten

belegen, dass die Suggestibilität seiner Probanden über einen Zeitraum von zehn

5 Für eine Vertiefung der Geschichte der Hypnotherapie sei auf die entsprechenden Standardwerke von Revenstorf

(1993), Revenstorf & Peter (2001) oder Bongartz & Bongartz (1998) verwiesen.

KAPITEL 3 THERAPIE 52

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Jahren stabil blieb (r = .60). Eine solch hohe Stabilität über die Zeit hinweg wird ansonsten nur in

Intelligenzmessungen erreicht.

Bezüglich der Definition der hypnotischen Trance vertritt Hilgard wie auch Erickson (Erickson

& Rossi, 1981) und Orne (1977) die Theorie des hypnotischen Sonderzustands: Trance wird als

ein spezieller Zustand bezeichnet, der mit Schlaf, Narkose, Koma oder anderen Bewußtseinszuständen

zu vergleichen ist.

3. 2. 4 Die Drei-Dimensionen-Theorie - Ronald E. Shor (1962)

Wesentliche Konstrukte in Shors Theorie sind:

  • Hypnotische Rollenübernahme
  • Trance-Tiefe
  • Tiefe der archaischen Beteiligung

Unter hypnotischer Rollenübernahme versteht Shor eine anfangs bewußt übernommene Rolle,

die später in ein unwillkürlich ausgeführtes Verhalten übergeht. Die Trance-Tiefe hängt gemäß

seiner Theorie primär davon ab, wie stark die Orientierung an der äußeren Realität abnimmt.

Shor bezieht sich in diesem Zusammenhang auf die psychoanalytische Übertragungsreaktion:

Aufgrund der Übertragung erhöht sich die Empfänglichkeit des Klienten für die therapeutische

Interventionen. Dies wirkt sich positiv auf die Trancetiefe aus; gleichzeitig wird der Therapeut

dadurch zur Projektionsfläche für unbewußte frühe Erfahrungen. Die dritte Dimension stellt die

Tiefe der archaischen Beteiligung dar.

3. 2. 5 Die psychoanalytische Interpretation - Merton Gill & Margaret Brenman (1961, 1967)

Gills und Brenmans Theorie basiert auf der Ich-Psychologie von Hartmann (1958): Ausgangsbasis

ihrer Überlegungen sind die beiden Grundvariablen Übertragung und Regression im Dienste des Ich.

Gemäß der psychoananlytischen Interpretation der hypnotischen Vorgänge wird der Klient im

Verlauf der Induktion veranlaßt, die autonomen Kontrollfunktionen des Ichs aufzugeben. Weil

durch diesen Vorgang dem Ich Energie abgezogen wird, kann es nur noch in beschränktem Umfang

andere Aktivitäten entfalten. Die nun im Vordergrund stehenden Ich-Teile bearbeiten in der

Trance wichtige Themen aus der Vergangenheit des Klienten. Die Regression in der Trance ist

jedoch nie vollständig, das Ich behält stets Kontrollfunktion, um die Person zu schützen.

53 KAPITEL 3 THERAPIE

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3. 2. 6 Der ökosystemische Ansatz - David P. Fourie (1991)

Der ökosystemische Ansatz Fouries basiert auf der Kommunikationstheorie von Watzlawick

(Watzlawick, Weakland & Fisch, 1974 zitiert nach Kossak); hier werden systemische Kommunikations-

und Veränderungsprozesse beschrieben. Hypnotisches Verhalten wird in seiner Theorie

im Kontext des sozialen Systems betrachtet; der hypnotische Zustand wird auf die spezifische

Kommunikationsstruktur zwischen Hypnotherapeut und Klient zurückgeführt.

3. 2. 7 Der kognitiv-sozialpsychologische Ansatz - Nicolas P. Spanos (1988)

Spanos erklärt hypnotische Phänomene sozialpsychologisch über Motivationsprozesse; seine

Hauptaussagen sind die folgenden:

  • Es gibt keine „hypnose-spezifische" Logik.
  • Hypnotische Phänomene sind sozialpsychologisch begründet.
  • Der Hypnotisand muß aktiv beteiligt und in Richtung des Suggestionsinhalts orientiert sein.
  • Es muß die Bereitschaft da sein, die Rolle einer „guten Versuchsperson" zu spielen.

Sind die entsprechenden sozialpsychologischen Faktoren gegeben, bedarf es seiner Meinung nach

keinerlei Tranceinduktion. Spanos geht also davon aus, dass der hypnotische Sonderzustand des

Bewusstseins nicht existiert und alle hypnotischen Phänomene durch sozialpsychologische Mechanismen

zu erklären sind.

3. 3 Begrifflichkeiten, Wirkungen und Ziele in der modernen Hypnotherapie

3. 3. 1 Hypnotherapie, Hypnose und Trance

Die moderne Hypnotherapie stellt ein therapeutisches Verfahren dar, bei dem der Klient mittels der

Hypnose in einen besonderen Bewußtseinszustand, die Trance, versetzt wird, in welchem es ihm

besser als im Alltagsbewusstsein gelingt, die eigenen Ressourcen zu nutzen.

Die Hypnose ist in diesem Verständnis die Rahmenbedingung, die es erleichtert, die physiologischen,

kognitiven und emotionalen Beschränkungen des Alltagskontexts zu verlassen und neue

Möglichkeiten der Problemlösung zu erwägen und zu erproben.

Der besondere Bewussteinszustand, in welchem sich die hypnotisierte Person befindet, wird als

Trance bezeichnet. Innerhalb dieses Zustands der veränderten Verarbeitung haben logische Kategorien

eine geringere Bedeutung, die äußere Realität verliert an Relevanz, während die Fähigkeit,

KAPITEL 3 THERAPIE 54

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innere Realitäten intensiv zu erleben und zu visualisieren, zu nimmt. Diese Tatsache kann therapeutisch

genutzt werden, um Ressourcen zu aktivieren, Umstrukturierungen vorzunehmen und

psychosomatische Reaktionen zu beeinflussen, und zwar in einer Weise und Intensität, die im

normalen Wachzustand nicht möglich wäre.

3. 3. 2 Trancephänomene

Subjektiv führt die Trance zu Prozessen, die sich deutlich vom Alltagsverhalten abheben. Dazu

gehören die folgenden, als Trancephänomene bezeichneten Veränderungen:

Ein weiteres Merkmal der Trance ist, dass sie (nach Orne, 1977; Shor, 1979; Fromm, 1984; Hilgard,

1986). wiederholt hergestellt werden kann.

Anhand folgender Verhaltensweisen und beobachtbarer physiologischer Veränderungen auf Seiten

des Klienten läßt sich für den Therapeuten ablesen, ob dieser sich in Trance befindet:

  • Absenkung von Tonus, Herzrate und Blutdruck (das Gesicht wirkt glatter, Darm- und Magengeräusche

treten auf)

  • Dilatation der Gefäße (erkennbar an der Veränderung der Hautfarbe)
  • Regelmäßigere, tiefere und langsamere Atmung
  • Geringere Ansprechbarkeit, Immobilität und „Sprechfaulheit"
  • Schluckreflex (häufigeres Schlucken)
  • Ideomotorische Reaktionen
  • Veränderte Innervation von Beuger und Strecker (Levitation, Katalepsie)
  • Verlangsamung der Lidschlagfrequenz, Lidschluß oder Defokussierung der Augen

Trancephänomene:

  • Körperliche Entspannung bei gleichzeitiger mentaler Wachheit
  • Lebhafte Vorstellungen
  • Verringerung der externen Wahrnehmung
  • Analgesie und Katalepsie
  • Zeitverzerrung (in der Regel Verkürzung um etwa 50 Prozent)
  • unter Umständen Amnesie für Tranceinhalte

55 KAPITEL 3 THERAPIE

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3. 3. 3 Kontextvariablen

Verschiedene Kontextvariablen erleichtern es dem Klienten, in Trance zu gehen (Revenstorf,

1994; Barber & De Moor, 1972). Dazu gehören:

3. 3. 4 Wirkungen und Ziele der Hypnotherapie

Aus den beschriebenen Trancephänomenen lassen sich die Ziele der Hypnotherapie ableiten

(Revenstorf & Peter, 2001):

1. Harmonisierung des inneren Milieus

Die sich in der Trance häufig spontan einstellenden physiologische Entspannungsreaktionen führen

zu einer Harmonisierung somatischer Prozesse. Hierdurch werden Streßreaktionen abgebaut,

somatische Heilungsprozesse gefördert und das Immunsystem gestärkt. Genutzt werden kann

dieser Effekt in der Behandlung von Krebs, Schlafstörungen und bei bestimmten viralen Infekten.

2. Erhöhung der Suggestibilität

Während der hypnotischen Trance ist die Neigung, Gesagtes als sinnvoll hinzunehmen, erhöht:

Die hypnotisierte Person ist suggestibler als im normalen Alltagsbewußtsein. Für den Therapeuten

ergibt sich hier die Möglichkeit, Dinge direkt zu suggerieren, von denen er annimmt, dass sie

hilfreich sein könnten und damit Verhaltens- oder Einstellungsänderungen zu erleichtern.

Kontextvariablen:

  • Definition der Situation als Hypnose
  • Monotone, nicht alltägliche Intonation
  • Beseitigung von Befürchtungen
  • Kooperation
  • Entspannungsinstruktion
  • Kopplung von Trancesuggestionen an spontane Veränderungen
  • Fokussierung, Dissoziation
  • Schließen der Augenlider
  • Zielgerichtete Imagination
  • Verhinderung von Mißerfolg durch Umdeutung

KAPITEL 3 THERAPIE 56

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3. Veränderung der Wahrnehmung

Durch die Fokussierung des Hypnotisanden auf sein momentanes Erleben steigt der emotionale

Gehalt der Tranceerlebnisse stark an. Ähnlich wie in der Gestalttherapie bewirkt diese emotionale

Involviertheit ein hohes Maß an Evidenzerleben für die in der Trance gefundenen Problemlösungen.

Dies wiederum macht die spätere Umsetzung für den Klienten leichter.

Die Hypnonalgesie - also die Veränderung der Wahrnehmung im Sinne einer Dissoziation von

Schmerzerleben - macht Operationen und zahnmedizinische Eingriffe ohne die Verwendung

von chemischen Analgetika möglich.

4. Aktivierung der Vorstellung

Das gesteigerte visuelle Vorstellungsvermögen während der Trance kann genutzt werden, um

somatische Heilungsprozesse beispielsweise bei Krebserkrankungen über die Visualisierung des

entsprechenden Organs und seiner Heilung zu fördern.

Die Umstellung auf einen bildhaften Verarbeitungsmodus bewirkt außerdem, dass die im Alltagsbewusstsein

aktiven logischen Verknüpfungen - die häufig zugleich Einschränkungen des

Denkens bewirken - aufgehoben werden: Damit ist der Weg frei für neue, kreative Lösungen.

5. Unwillkürlichkeit

Klienten, die zur Therapie kommen, haben meist ihren Fundus an rational begründeten Strategien

bereits erfolglos zur Problemlösung eingesetzt: Unwillkürliche Suchprozesse oder Körperreaktionen

wie die Handlevitation bieten hier die Möglichkeit, das erschöpfte bewusste Lösungspotential

durch unwillkürliche Prozesse zu ergänzen.

6. Nutzung „stillen Wissens"

Eng mit dem Aspekt der Unwillkürlichkeit verbunden ist die Idee vom „stillen Wissen" einer

Person: Unwillkürliche motorische Veränderungen - wie die Katalepsie - bekommen Signalfunktion,

um das verborgene Wissen über Zusammenhänge, mögliche Ursachen eines Problems

oder Lösungsmöglichkeiten zu aktivieren.

7. Regression

Wenn Klienten sich in einen Trancezustand begeben, delegieren sie einen Teil ihrer Außenkontrolle

an den Therapeuten: Es entsteht also eine asymmetrische Rollenverteilung, bei der der Therapeut

die Rolle des beschützenden Elternteils, der Klient dagegen eine kindlich-regressive Haltung

einnimmt. Dieser Umstand lässt sich therapeutisch nutzen: Zum einen erhöhen sich durch

die Regression Suggestibilität, Kreativität und Flexibilität des Klienten, zum anderen wird eine

57 KAPITEL 3 THERAPIE

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„Nachbeelterung" durch den Therapeuten möglich, was beispielsweise bei der Behandlung von

in der Kindheit missbrauchten Menschen indiziert sein kann.

3. 4 Prämissen der Hypnotherapie nach Erickson

„Mehrere hundert Mark ergaunerte eine Hypnotiseurin am vergangenen Donnerstag in einem

Laden in der Tübinger Ammergasse. Die (...) Frau betrat um die Mittagszeit den Laden (...). Dann

versetzte sie den Mann in Hypnose und ließ sich Geldscheine aushändigen. Als der Verkäufer

wieder zu klarem Verstand kam, war die Frau verschwunden." Was auch immer an diesem Donnerstag

geschehen sein mag, die Notiz im Schwäbischen Tagblatt vom 31. 07. 2001 entspricht der

in den Medien vertretenen Meinung zur Hypnose: Der Hypnotisand sei ohnmächtig dem Willen

des übermächtigen Hypnotiseurs ausgeliefert.

Diese Auffassung entspringt der traditionellen Form von Hypnose: Die Geschichte der Hypnotherapie

ist seit ihren Anfängen geprägt von der Vorstellung, ein Therapeut mit hoher Suggestivkraft

müsse ein durch die hypnotische Induktion empfänglich gemachtes Individuum durch

suggestives Einreden „umprogrammieren"... und wie der rege Zulauf bei Bühnenhypnoseshows

zeigt, scheint die Phantasie, willenlos - und damit ohne Verantwortung für das eigene Handeln

zu sein - eine hohe Attraktivität zu besitzen. Allerdings widerspricht die Vorstellung der Willenslosigkeit

moderneren psychotherapeutischen Zielen, nämlich den Klienten zu mehr Wahlfreiheit

bezüglich ihrer Lebensgestaltung zu verhelfen: Wer willenlos ist, kann nicht wählen.

Seit 1940 entwickelte der amerikanische Psychiater Milton H. Erickson (1901 - 1980) eine neue

Auffassung von Hypnotherapie, die den Fokus nicht mehr auf die Macht des Hypnotherapeuten,

seine Klienten effizient zu beeinflussen, sondern auf die Fähigkeiten und die Ressourcen des

Hypnosisanden legt.

Erickson „(...) machte die Auffassung populär, dass hypnotische Trance ein Zustand selbst bestimmter

Potenz des Individuums sei und einen Zugang zu eigenen Ressourcen darstelle. Die

therapeutische Kunst bestehe darin, dem Patienten diesen Zugang zu eröffnen und ihn dann

seine eigenen Lösungen finden zu lassen." (Revenstorf & Peter 2001, S. 6). Dieser ericksonsche

Therapieansatz hatte nicht nur ein neues Hypnotherapiekonzept zum Inhalt, sondern auch auf

andere Therapieschulen, insbesonders auf die Systemische Therapie, weitreichende Auswirkungen.

Im Folgenden sollen die wichtigsten Prinzipien des ericksonschen Ansatzes kurz skizziert werden

(Revenstorf & Peter, 2001).

KAPITEL 3 THERAPIE 58

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3. 4. 1 Ressourcenorientierung, Utilisation und Reframing

„Sobald Du Dir vertraust,

sobald weißt Du zu leben."

J.W. v. Goethe

Das Vertrauen, von dem Goethe hier spricht, ist Menschen, die zur psychotherapeutischen Behandlung

kommen, meist verloren gegangen. Ressourcenorientierung bedeutet, dass der behandelnde

Therapeut das grundlegende Vertrauen in die Fähigkeiten des Klienten, eine Lösung für seine

Probleme zu finden, hat und dies auch zu vermitteln weiß. Möglichkeiten hierfür bieten die Prinzipien

der Utilisation oder des Reframings.

Durch Utilisation umgeht Erickson das, was andere Therapieschulen als „Widerstand" bezeichnen:

Alle individuellen Merkmale des Klienten - einschließlich des „Widerstands" - werden für

eine Veränderung genutzt: Widerstand wird so zur Ressource.

Auch das Symptom selbst kann in diesem Sinne „reframed" also in einen neuen Rahmen oder

Kontext gestellt werden, der es als einen zwar mit Nachteilen behafteten, aber von der Grundintention

her sinnvollen Lösungsversuch kennzeichnet. Eine solche Sichtweise verhilft den Klienten

zu einem verbessertem Selbstwert; dadurch werden Selbstheilungskräfte frei, der beim traditionellen,

defizitorientierten Bild vom unfähigen Patienten, der den kompetenen Therapeuten um

Hilfe ersuchen muß, brach liegen bleiben.

3. 4. 2 Therapeutisches Tertium

Die Grundprämisse des ericksonschen Arbeitens, nämlich die Idee, dass jeder Klient alle nötigen

Ressourcen zur Bewältigung seines Problems schon in sich trägt, ist für Menschen, die zur Therapie

kommen, zunächst kaum nachvollziebar, da die Notwendigkeit, einen Psychologen aufzusuchen,

meist als Beweis der eigenen Unzulänglichkeit gewertet wird. Erickson führt deshalb das

Unbewusste als intrapersonale Hilfsgröße ein: Der Klient kann seine Selbstheilungskräfte in eine

wohlwollende und weise Instanz innerhalb seiner selbst - nämlich ins Unbewusste - projizieren

und so fällt es ihm leichter, an die eigene unbewußte Kompetenz zu glauben.

Zur Frage, ob es dieses, neben Klient und Therapeut dritte Medium in der Therapie, das ericksonsche

Unbewusste wirklich gebe, sei zunächst auf die Kriterien der Konstruktion von Wirklichkeit

verwiesen: Gemäß den Aussagen des radikalen Konstruktivismus (zum Beispiel Watzlawick,

59 KAPITEL 3 THERAPIE

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1978) ist unser kognitives System semantisch geschlossen. Das bedeutet, die wahrgenommene

Wirklichkeit wird als von außen kommend erlebt, dabei aber in ihrer Bedeutung intern konstruiert.

Als „wirklich" wahrgenommen - im Gegensatz zum „eingebildeten" - wird dabei, was folgende

Kriterien erfüllt:

  • Die Sinnesorgane werden angesprochen und die Wahrnehmungen der einzelnen Sinnesorgane

sind untereinander stimmig.

  • Das Wahrnehmungsobjekt ist im Raum lokalisierbar, besitzt eine konstante Form und bewegt

sich aus sich selbst.

  • Mit dem wahrgenommenen Objekt können Handlungen vollzogen werden, es ist möglich,

mit ihm in Interaktion zu treten und es wird als bedeutungsvoll bewertet.

All diese Kriterien erfüllt das in der Trance erlebte „Unbewußte" und wird deshalb als real existierend

erlebt. Insofern ist das Therapeutische Tertium zunächst ein Konstrukt, wird aber für die

Beteiligten mit zunehmender Nützlichkeit immer „wirklicher". Tatsächlich kann aber auch etwas

noch „Wirklicheres" gemeint sein, wenn vom Unbewussten die Rede ist, nämlich die als neuronale

Spuren niedergelegten Erinnerungen und Fähigkeiten eines Menschen, die zur aktuellen Lösungsfindung

genutzt werden können (Revenstorf, 1994a).

3. 4. 3 Konfusion

Menschen gehen dann zum Psychotherapeuten, wenn ihre gewohnten und bewährten Bewältigungsstrategien

an ihre Grenzen stoßen und damit dysfunktional werden. Trotz der dann offensichtlichen

Insuffizienz der bisherigen Verhaltensstrategie fällt es den meisten Klienten aber

schwer, die gewohnte Strategie abzulegen. Erickson geht davon aus, dass es seinen Patienten im

Zustand der Destabilisierung leichter fällt, neue Lösungsstrategien zu entwickeln und umzusetzen.

Gemäß der modernen systemischen Auffassung bedeutet therapeutische Veränderung das

Aufgeben einer Homöostase, was aber nur dann möglich wird, wenn das System einen „Attraktor"

verlassen kann, um einen neuen aufzusuchen. Der dazwischen liegende „energetische Hügel"

wird mit Hilfe der Destabilisierung leichter überwunden.

Erreicht wird dieser labile Zustand zum Beispiel durch eine komplizierte Tranceinduktion,

die durch so zahlreiche kognitiv kaum zu bewältigende, logisch nur schwer nachvollziehbare, unter Umständen

nicht verständliche komplizierte oder unvollständige verbale und grammatikalische Konstruktionen,

die tiefer zu erfassen, nur Sie, der Leser oder die Leserin (und vielleicht nicht einmal Sie) heute

oder morgen oder irgend eines Tages in der Lage sein werden oder jetzt schon sind, falls Sie es nicht

KAPITEL 3 THERAPIE 60

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im nächsten Moment sein werden oder bereits waren, während Ihr bewusstes Verständnis Ihnen sagt,

dass Sie schon verstanden haben, was es unbewusst zu verstehen gab, und Sie weiter darüber nachdenken,

ob Sie bezüglich dieser Passage schon jetzt oder erst zu einem späteren Zeitpunkt für sich zu

einem tieferen Verständnis kommen wollen...

Der Mechanismus dieser kognitiven Überlastung dürfte nun deutlich geworden sein. Er entspricht

in etwa dem Effekt, der sich bei der Lektüre entsprechender Fachliteratur oder beim Anhören

bestimmter Vorträge meist spontan innerhalb kurzer Zeit einstellt: Aufgrund einer kognitiven

Überlastung durch Verwirrung oder Langeweile zieht es der Leser oder Zuhörer vor, in

Trance zu gehen.

3. 4. 4 Minimale Veränderung mit Kaskadeneffekt

Die Nutzung des Kaskadeneffekts beruht auf dem Gedanken, dass schon eine winzige Variation

in einem eingefahrenen Muster weitgreifende Veränderungen nach sich ziehen kann. Diese erste

kleine Veränderung wiederum versucht Erickson seinen Klienten zu erleichtern, indem sie auf

einem „Nebenschauplatz", der mit dem Problem, wegen dem die Person zur Behandlung kam,

nichts zu tun zu haben scheint, erzielt wird. Hat die Neuorganisation des Verhaltens auf diese

Weise ihren Anfang genommen, kann sie in anderen Verhaltensbereichen fortgeführt werden.

3. 4. 5 Schutz des unbewussten Bearbeitungsprozesses

Die in der Trance gefundenen kreativen Problemlösungen sind häufig für das rationale Denken

des Klienten zunächst nicht akzeptabel: Daher ist es laut Erickson sinnvoll, die neue Lösung für

einige Zeit vor dem allzu kritischen bewussten Denken zu schützen. Dies geschieht, indem die

Tranceinhalte nicht direkt im Anschluß an die Rückführung besprochen werden und spontane

Amnesien bestehen gelassen oder gefördert werden.

Im Sinne der Selbstorganisation von Systemen wird der Veränderungsprozess also durch Destabilisierung

zunächst auf der unbewussten Ebene angeregt und durch den Kaskadeneffekt eine

weitreichendere Fluktuation ausgelöst. Der Schutz des unbewussten Bearbeitungsprozesses hält

das System dabei eine ausreichende Zeit so flexibel, dass die Neuorganisation ungestört von kritischen

rationalen Einwänden erfolgen und die Veränderung sich etablieren kann.

61 KAPITEL 3 THERAPIE

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3. 4. 6 Beiläufigkeit

Ein weiteres wichtiges therapeutisches Kommunikationsprinzip bei Erickson ist das der Beiläufigkeit:

Suggestionen werden indirekt gegeben und fordern dadurch nicht die Auseinandersetzung

mit dem rationalen kritischen Anteilen des Klienten und dessen Wertesystem heraus. Intern wird

die neue Information jedoch verarbeitet und kann damit schneller gewinnbringend genutzt werden,

als wenn sie zuerst alle kritischen inneren Instanzen des Klienten hätte passieren müssen.

Therapeutisch realisiert wird das Prinzip der Beiläufigkeit unter anderem über den Gebrauch von:

  • Indirekten Suggestionen
  • Stellvertretertechnik
  • Metaphern

Im folgenden sollen diese Techniken kurz erläutert werden, wobei der Fokus sich primär auf die

Möglichkeiten richtet, von welchen in der weiter unten beschriebenen Arbeit überwiegend Gebrauch

gemacht wurde.

3. 4. 6. 1 Indirekte Suggestionen

Erickson entwickelte ein eigenes Sprachmodell, das dem Klienten durch die Verwendung von

indirekten Suggestionen erlaubt, eigene Inhalte einzufügen. Hierfür kann der Therapeut die folgenden

Hilfsmittel nutzen (Revenstorf & Peter, 2001):

Nominalisierungen: Ein unwiderlegbarer Sachverhalt wird zitiert: „Die Entspannung wahrzunehmen,

kann gut tun."

Vieldeutigkeiten: Wörter, die mehrere Bedeutungen haben, können so verwendet werden, dass ihr

vordergründiger Inhalt den Zugang zur zweiten, dahinter liegenden tieferen Bedeutung bahnt.

Ein Beispiel wäre „vernebeln" in Bezug aufs Rauchen; vordergründig wird hier vom Zigarettenrauch

gesprochen, dahinter steht jedoch eine Bedeutung im Sinne von „verschleiern, nicht

offen machen."

Eingebettete Fragen und Suggestionen: Eine Frage wird zwar gestellt, aber nicht an den Klienten, so

dass dieser sie auch nicht direkt zu beantworten braucht: „Ich frage mich, ob Sie heute schon

wissen, wie Sie dem Genuß in Ihrem Leben zukünftig Raum geben werden." Dieser Satz ist gleichzeitig

ein Beispiel für eine eingebettete Suggestion: „Dem Genuß künftig Raum geben."

Negative Suggestionen: Bei „widerständigen" Klienten werden Aufträge häufig besser in Form Ihrer

Negation erteilt: „Sie sollten sich nicht zu sehr auf meine Wort konzentrieren."

KAPITEL 3 THERAPIE 62

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Analoges Markieren: Indirekte Aufträge werden analog, das heißt zum Beispiel über Veränderung

der Stimmlage, der Lautstärke oder der Sprachmelodie hervorgehoben: „Es ist ganz gleichgültig,

wann Sie die Augen schließen oder ob die Lider die Augen schließen, während Sie sie schon geschlossen

haben."

Generalisierungen: „Jeder weiß, was dem eigenen Körper wirklich gut tut."

Verwendung von Verben, die Wahlfreiheit implizieren: „Sie können in Trance gehen, wenn Sie das jetzt

schon möchten."

Komparative: Die Verwendung von Steigerungsformen, bei denen der Vergleich fehlt: „Ihre Hand

wird leichter und leichter."

Pseudokonkretismus: Indem der Therapeut ganz konkret von Dingen spricht, erleichtert er dem

Klienten die Vorstellung. Dabei ist es gleichgültig, ob der Therapeut über das, von dem er

spricht, tatsächlich Bescheid weiß: „Und nur Sie kennen Ihre ganz spezielle Art, in Trance zu gehen."

Schein-Alternativen: Einige Veränderungsalternativen werden aufgezählt, dabei aber impliziert, andere

Möglichkeiten - zum Beispiel, dass nichts sich verändert - gäbe es nicht: „Ich weiß nicht,

ob Sie in Trance gehen, indem Sie die Kugel fixieren, oder indem Sie einfach die Augen schließen."

Pseudokausalität: Eine in jedem Fall wahre Tatsache - zum Beispiel über auftretende Körperphänomene

beim Klienten - wird kausal mit anderen Zusammenhängen verknüpft: „Weil Ihre Atmung

bereits so ruhig geworden ist, werden Sie bald die innere Gewissheit spüren..."

Einkreistechnik: Bei der Einkreistechnik wird ein bestimmtes Thema angesprochen, indem unterschiedliche

damit zusammenhängende Bilder und Szenen beschrieben werden. Beispielsweise

kann über die detaillierte Beschreibung von Szenen, die der Klient vermutlich in seiner Kindheit

erlebt hat (zum Beispiel die Einschulung, sich das Knie aufschlagen und getröstet werden,

etc.) in eine Altersregression geführt werden.

3. 4. 6. 2 Einstreuungen und Stellvertretertechnik

Einstreuungen und Stellvertretertechnik werden häufig miteinander kombiniert und sollen deshalb

zusammen beschrieben werden.

Einstreuungen sind ursprünglich direkte Suggestionen, die aber zum Beispiel durch eine sprachliche

Mehrdeutigkeit indirekt wirksam werden. Dabei kann die sprachliche Doppeldeutigkeit des Personalpronomens

„sie" als Plural beziehungsweise Anredeform genutzt werden. Ein Beispiel hier63

KAPITEL 3 THERAPIE

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für wäre die folgende Sequenz; die in Versalien gedruckten Wörter kennzeichnen die Einstreuungen

(Revenstorf & Peter, 2001, S. 186):

„Wer hat nicht schon Zugvögel beobachtet, die sich im kalten Spätherbst sammeln und dabei sehr

aufgeregt scheinen, was verständlich ist. SIE müssen sich entscheiden, ob SIE in der kalten, bedrohlichen

Umgebung bleiben wollen oder sich auf den Weg machen, der vielleicht länger ist, aber

SIE in die Wärme bringt, wo SIE frei und leicht leben können. (...) Aber auch, wenn SIE schwach

scheinen, haben SIE doch die Kraft dazu."

Gleichzeitig wird hier die Stellvertretertechnik verwendet: Die Zugvögel können zum Beispiel stellvertretend

für Klienten stehen, die vor der Entscheidung stehen, entweder in einer Lebenssituation

zu verweilen, die ihnen nicht gerecht wird oder aber sich einer neuen, unbekannten Situation

zu stellen. Therapeutisch indiziert ist in diesem Fall die Stellvertretertechnik dann, wenn der Klient

sich einer offenen Bearbeitung des Dilemmas nicht zugänglich zeigt, weil die damit verbundenen

Ängste zu übermächtig sind. Der indirekte Zugang bietet dann eine gute Möglichkeit, die

Ängste zu umgehen und das Thema therapeutisch zu bearbeiten.

3. 4. 6. 3 Metaphern

„Ob er heitere, traurige oder spannende Geschichten erzählte, seine Stimme verzauberte jeden. Sie brachte nicht

nur Trauer, Zorn und Freude hervor, es wurden sogar Wind, Sonne und Regen für uns spürbar. Wenn Salim

zu erzählen anfing, segelte er in seinen Geschichten wie eine Schwalbe. Er flog über Berge und Täler und

kannte alle Wege von unserer Gasse bis nach Peking und zurück. Wenn es ihm gefiel, landete er auf dem Berg

Ararat - und sonst nirgends - und rauchte seine Wasserpfeife."

(Rafik Schami, Erzähler der Nacht, S. 9)

Metaphern als indirekte Methoden in der Psychotherapie sollen an dieser Stelle etwas ausführlicher

behandelt werden, da sie im nachfolgend beschriebenen Programm häufig angewendet werden

(Kossak, 1993, Revenstorf, 1993).

Definition der Metapher

Meyers großes Taschenlexikon (1983) definiert die Metapher folgendermaßen: Metapher, (zu

griech. Metapherein „übertragen"), sprachliches Bild, dessen Bedeutungsübertragung auf Bedeutungsvergleich

beruht: das eigentlich gemeinte Wort wird durch ein anderes ersetzt, das eine

sachliche oder gedankliche Ähnlichkeit oder dieselbe Bildstruktur aufweist.

In der Literaturwissenschaft lassen sich die unterschiedlichen Positionen in zwei Richtungen einteilen;

die Substitutionstheorie und die Interaktionstheorie.

KAPITEL 3 THERAPIE 64

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1. Die Substitutiostheorie

In der auf Aristoteles zurückgehenden Substitutionstheorie wird der Metapher keine eigene Bedeutung

beigemessen, sie drückt als sprachliches Stilmittel lediglich eine Ähnlichkeit aus, die es

auch wirklich gibt. Ein Beispiel hierfür wäre der „Fuß des Berges"; die Übertragung kommt

durch die Ähnlichkeit mit den unteren Extremitäten zustande.

2. Die Interaktionstheorie

Das Metaphernverständnis der Interaktionstheorie dagegen wird der Tatsache gerecht, dass Metaphern

neben ihrer Anschaulichkeit auch inhaltlich eine eigene Aussage besitzen: Es findet eine

Interaktion zwischen zwei Komponenten statt, die ursprünglich voneinander getrennt waren.

Diese Verbindung zwischen den Konzepten muß vom Empfänger einer Metapher erkannt und

deren Modalität rekonstruiert werden.

Indem sie den Prozeß der gegenseitigen Beeinflussung und Anpassung zweier Konzepte betont,

entspricht die Metapherndefinition der Interaktionstheorie jenem Verständnis von Metaphern,

das ihrer Anwendung in der Psychotherapie zugrunde liegt.

Der Kern jeder Metapher ist die Nebeneinanderstellung einer „Topik" und eines „Vehikels", die

auf einem gemeinsamen „Grund" miteinander verbunden werden.

Die Topik ist das Subjekt der Metapher, das Vehikel benutzt der Sprecher, um die Topik zu erklären,

und auf dem gemeinsamen Grund wird die Verbindung der Attribute, die Topik und Vehikel

teilen, hergestellt. Ein Beispiel aus dem Hohelied Salomos wäre „... liebe Braut, du bist ein

verschlossener Garten ..." - es erfolgt eine Nebeneinanderstellung der Topik „Braut" und dem

Vehikel „verschlossener Garten". Der Grund ist gekennzeichnet durch die Eigenschaft „schön,

aber der Eintritt ist verboten".

Theorien zum Verständnis von Metaphern

1. Die 3-Stufen-Theorie

Nach Searle (1993) vollzieht sich das Verstehen eines metaphorischen Ausdrucks in drei Stufen:

Stufe I: Analyse des Satzes auf wörtliche Bedeutung.

Stufe II: Bewertung deren Wahrheitsgehalts unter Einbeziehung des Kontextes.

Stufe III: Wenn die wörtliche Interpretation innerhalb des bestehenden Kontextes keinen Sinn er

gibt, sucht der Hörer nach einer nicht-wörtlichen Bedeutung, die den Ausdruck mit dem

Kooperationsprinzip konsistent macht.

65 KAPITEL 3 THERAPIE

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Widerlegt wurde die 3-Stufen-Theorie jedoch von der empirischen Forschung; sie ergab, dass

eine wörtliche Analyse der metaphorischen nicht vorausgehen muß, sondern beide Prozesse parallel

ablaufen.

2. Metapher als eine der Sprache übergeordnete kognitive Instanz

Lakoff (1993) sieht die Bedeutung von Metaphern nicht als lediglich dem sprachlichen Bereich

zugeordnet; er betrachtet Metaphern als zentrale kognitive „Werkzeuge", die das Denken und

Sprechen über abstrakte Konzepte ermöglichen.

Laut Gibbs (1992) bestimmen Metaphern durch eine Vorstrukturierung metaphorischer Schemata

im Langzeitgedächtnis, wie Erfahrung kategorisiert und eine Sinnzuweisung vorgenommen

wird.

Für die Darstellung abstrakter Inhalte mit Hilfe von Metaphern gibt es zahlreiche Beispiele:

  • „Quelle" für „Ursache"
  • „Licht" für „Hoffnung"
  • „Wärme" für „Anteilnahme"

3. Die Klasseninduktionstheorie

Der bislang neueste theoretische Ansatz zum Verständnis von Metaphern stammt von Glucksberg

und Keysar (1990): Hier werden Metaphern als Klasseninduktionsaussagen betrachtet, bei

denen die Topik einer diagnostischen Kategorie zugewiesen wird, die keinen eigenen Namen

haben muß, sondern durch Eigenschaften des Vehikels bestimmt wird. Das Vehikel kann dabei

als „Prototyp" dienen und den Kategoriennamen vorgeben.

Gemäß der Klasseninduktionstheorie wäre der Filmtitel „Das Leben ist ein langer, ruhiger Fluß"

also so zu verstehen, dass die Topik „das Leben" als Mitglied der Kategorie „Fluß" gekennzeichnet

wird, wobei das Vehikel „Fluß" gleichzeitig zum Prototyp und Namen der übergeordneten

Kategorie wird. Der Topik „Leben" werden nun Eigenschaften des Vehikels „Fluß" wie „in

ständiger Bewegung zu sein, etc.", zugeschrieben; Eigenschaften, die im gegebenen Kontext keinen

Sinn ergeben wie „naß, von Fischen bewohnt" werden ausgeblendet.

Kritik an der Klasseninduktionstheorie übt Lakoff (1993), der bemängelt, dass sie kaum zur Erklärung

poetischer oder konzeptueller Alltagsmetaphern tauglich sei.

KAPITEL 3 THERAPIE 66

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Empirische Belege zur Wirksamkeit von Metaphern

1. Metaphern in der Hypnotherapie

In einer Studie von Gambert-Varga, Schmid und Revenstorf (1991) wurden zwei indirekte Verfahren,

nämlich die Einstreutechnik und therapeutische Metaphern, miteinander verglichen. Als

Erfolgskriterium wurde das Ausmaß der Schmerzreduktion beim Eiswassertest (Cold Pressure

Test) gewählt.

Die Autoren fanden bei ihren Versuchspersonen eine größere Wirksamkeit der Metaphern, die

sich sowohl im längeren Ertragen des kalten Wassers als auch in signifikant geringeren situativen

Angstwerten und der effektiveren Vermittlung von Schmerzbewältigungsstrategien äußerte. Als

Grund dieses Vorteils der Metapherntechnik wird die möglicherweise effektivere Ressourcenaktivierung

vermutet; insgesamt ist die zu vermutende Nützlichkeit von Metaphern in der Hypnotherapie

jedoch eher wenig erforscht und belegt.

2. Metaphern im nicht-hypnotherapeutischen Kontext

Außerhalb des hypnotherapeutischen Kontextes beschäftigte sich Angus mit dem Gebrauch von

Metaphern in der Psychotherapie und kam zu folgenden Ergebnissen (Angus & Rennie, 1988):

Metaphern repräsentieren Aspekte des Selbstbildes und Rollenbeziehungsmuster, die der Klient

im Dialog einnimmt. Entscheidend für den Therapieerfolg scheint zu sein, ob zwischen Therapeut

und Klient Übereinstimmung in Verständnis und Gebrauch der Metapher herrscht; ist dies

der Fall, so empfindet der Klient die Deutungen des Therapeuten als hilfreich und aufklärend,

fehlt diese Übereinstimmung jedoch, so fühlt sich der Klient mißverstanden, während der Therapeut

den Klienten als widerständig einstuft.

Mc Mullen (1989) verglich drei erfolglose und drei erfolgreiche Therapiefälle miteinander: Die

erfolgreichen Fälle waren dadurch gekennzeichnet, dass Klient und Therapeut interaktiv eine

zentrale Metapher entwickelten und jeweils die Metaphern des anderen benutzten. Anders präsentierten

sich die nicht erfolgreichen Therapien; hier fanden Therapeut und Klient nicht zu einer

gemeinsamen Metapher, insgesamt wurde wenig bildliche Sprache verwendet.

Auch Martin, Cummings und Hallberg (1992) stellten fest, dass die Metaphern, die Klienten am

häufigsten erinnern, meist solche sind, die in Interaktion mit dem Therapeuten erarbeitet worden

waren. Die hier umrissenen Studien sind aufgrund der kleinen Anzahl der jeweils untersuchten

Therapeut-Klient-Diaden nur begrenzt aussagekräftig, können jedoch als Hinweis auf die zu

vermutende hohe therapeutische Wirksamkeit von Metaphern gedeutet werden (Schlarb &

Schweizer, 1999)

67 KAPITEL 3 THERAPIE

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3. 5 Empirische Belege für die Wirksamkeit von Hypnotherapie

Zahlreiche Untersuchungen belegen, dass hypnotherapeutische Interventionen bei unterschiedlichen

somatischen, psychoneurotischen und psychosomatischen Störungen sowie Verhaltensproblemen

indiziert sind und Metaanalysen bestätigen deren Effektivität. An dieser Stelle kann auf

diese Ergebnisse nur stark verkürzt eingegangen werden (Revenstorf & Peter, 2001). Für eine

ausführliche Darstellung sei auf die entsprechenden Standardwerke von Kossak (1989), Revenstorf

(1993), Peter et al. (1991) oder Hammond (1990) verwiesen.

Neben zahlreichen Kasuistiken liegen auch kontrollierte Gruppenstudien vor: Grawe et al. (1994)

fanden bis 1983 19 kontrollierte Studien mit etwa 1000 Klienten. Bei 13 von 17 Prä-Post-

Vergleichen und sechs von neun Kontrollgruppen-Vergleichen ergaben sich signifikante Verbesserungen

und zwar insbesonders in den Bereichen Angst, Psychosomatik, Schlafstörungen und

Schmerz. Ebenfalls 1994 stellten Revenstorf & Prudlo in 77 Studien an insgesamt über 5800 Patienten

eine signifikante Wirksamkeit der Hypnotherapie bei der Behandlung von Warzen,

Schmerz, Migräne, Nebenwirkungen von Chemotherapie, Schlafstörungen, Rauchen und Angststörungen

sowie eine längere Überlebensdauer bei Mamma-Karzinomen fest. In einer neueren

Metaanalyse kamen Bongartz et al. (1999) in 112 Studien mit 5600 Klienten zu vergleichbaren

Ergebnissen.

3. 6 Hypnotisierbarkeit, Suggestibilität und Trancetiefe

Eine wichtige Forderung im Zusammenhang mit der Erforschung der Wirksamkeit von Hypnotherapie

ist die Erhebung der Suggestibilität der Probanden: Nur wenn fest steht, dass die

Teilnehmer einer Hypnotherapiestudie prinzipiell hypnotisierbar waren, kann der Studie grundsätzliche

Aussagekraft zugeschrieben werden.

Daher soll an dieser Stelle kurz auf die entsprechenden Begrifflichkeiten und den gegenwärtigen

Forschungsstand eingegangen werden (Krause in Revenstorf & Peter, 2001).

3. 6. 1 Klärung der Begrifflichkeiten

Hypnotisierbarkeit: Weitzenhoffer (1989) definiert Hypnotisierbarkeit als die Fähigkeit eines Individuums,

hypnotisiert zu werden beziehungsweise eine bestimmte Tiefe in der Hypnose zu erreichen.

Ihre Messung erfolgt häufig über die Beobachtung des Hypnotisanden.

KAPITEL 3 THERAPIE 68

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Trancetiefe: Sie bezeichnet eine Zustandsvariable und kann sich im Verlauf der Hypnosesitzung

verändern. Trancetiefewerte korrelieren oft hoch mit der Hypnotisierbarkeit (Tart, 1970). Die

Tiefe der Trance wird meist durch Selbstbeobachtung erhoben.

Suggestion: Suggestion leitet sich aus dem Lateinischen von „suggerere" ab, wörtlich übersetzt mit

„unterschieben". Um die Kriterien einer Suggestion zu erfüllen, muß die Reaktion unwillkürlich

erfolgen (Peter, 1993); sonst würde es sich um eine bloße Aufforderung handeln.

Suggestibilität: Von Gheorghiu (1996, S. 126) wird Suggestibilität definiert als „die Fähigkeit, auf

Suggestionen zu reagieren (...)".

3. 6. 2 Hypnoseskalen

Häufig wird an Studien zur Hypnotherapie zu Recht moniert, dass die Suggestibilität der Versuchspersonen

nicht erhoben wurde. Diesbezüglich ist jedoch anzumerken, dass in keiner anderen

Therapieform die Eignung des Klienten für das entsprechende Verfahren gemessen wird:

Hypnoseskalen sind somit einzigartig in der klinischen Praxis.

Meist wird die Hypnotisierbarkeit gemessen, indem die Reaktionen des Hypnotisanden auf bestimmte

Suggestionen - häufig solche, welche die Ausführung klassischer hypnotischer Phänomene

fordern - erhoben werden.

Häufig verwendete Trance- und Hypnotisierbarkeitsskalen sind:

Stanford Hypnotic Susceptibility Scale, Form C: SHSS: C (Weitzenhoffer & Hilgard, 1962): Der am häufigsten

verwendete experimentelle Test; in der Durchführung allerdings aufwendig.

Harvard Group Scale of Hypnotic Susceptibility: HGSHS (Shor & Orne, 1962): Ein Test, der sich besonders

für ein Sreening größerer Gruppen gut eignet.

Stanford Hypnotic Clinical Scale for Adults: SHCS: A (Hilgard & Hilgard, 1975): Testet vor allem klinisch

relevante Phänome.

Hypnotic Induction Profile: HIP (Spiegel & Spiegel, 1978): Der Test ist sehr schnell durchführbar; allerdings

ist die Validität dieses sogenannten „Augenrolltests" umstritten.

Creative Imagination Scale: CIS (Wilson & Barber, 1978): Verwendet viele Vorstellungsbilder und

misst unter Umständen eher die Imaginationsfähigkeit.

69 KAPITEL 3 THERAPIE

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Im Zusammenhang mit den in dieser Studie verwendeten indirekten Hypnosetechniken ist hier

noch anzumerken, dass es derzeit keine Skalen zur Messung der Reaktionen auf diese Art von

Suggestionen gibt; im Gegenteil sind die Skalen meist in einer sehr autoritären Sprache verfaßt,

die der Art des therapeutischen Rapports in der ericksonschen Hypnotherapie zuwider läuft.

3. 6. 3 Hypnotisierbarkeit und Therapieerfolg

Die Tatsache, dass Hypnotisierbarkeit bei bestimmten klinischen Störungsbildern wie Schmerz,

Warzen oder Allergien mit dem Therapieerfolg korrelieren, gilt inzwischen als gut belegt (Bowers,

1989, Evans, 1989, Van Dyck et al., 1991). Bei anderen Bereichen, beispielsweise in der Raucherentwöhnung,

sind die Befunde weniger konsistent.

Für die klinischen Bereiche, in denen der positive Zusammenhang zwischen der Höhe der Hypnotisierbarkeit

und dem Behandlungserfolg belegt ist, bedeutet dies, dass dem Kliniker über die

Messung der Hypnotisierbarkeit eine Möglichkeit zur Verfügung steht, um schon vor Beginn der

eigentlichen Behandlung abzuschätzen, ob Klienten von hypnotherapeutischen Interventionen

wahrscheinlich profitieren werden. Im Falle einer nur geringen Hypnotisierbarkeit kann entweder

eine alternative Behandlungsmethode erwogen oder aber mit dem Klienten „Hypnose geübt

werden"; durch geeignete Trainingsmaßnahmen scheint sich die Hypnotisierbarkeit deutlich steigern

zu lassen (Gorassini & Spanos, 1986).

3. 7 Einzel-und Gruppenpsychotherapie

3. 7. 1 Anfänge der Gruppentherapie

Die heilende Wirkung der Gruppe in der Psychotherapie wurde früh erkannt; schon Alfred Adler

führte Gruppentherapien im Kontext der Erziehungsberatung durch. Hierüber schrieb Rayner

1933: „Indvidualpsychologen finden, dass die öffentliche Beratung den Kindern und Eltern mehr

hilft als das private Gespräch, außerdem ist sie ein Mittel der Gruppenerziehung. Das Kind erkennt,

dass seine Schwierigkeit ein Gemeinschaftsproblem ist." (Rayner, 1933, zitiert nach Ansbacher

& Ansbacher, 1982).

Allerdings waren es zu Anfang häufig auch rein pragmatische Erwägungen, aus denen der Gedanke

der Gruppenbehandlung erwuchs: Dreikurs begann 1931, Gruppentherapien durchzuführen

und beschrieb seine ersten Erfahrungen wie folgt: „Unter dem Druck eines übervollen Terminkalenders

wurde drei Patienten mit gleichen Problemen eine gemeinsame Beratung angeboten.

Es war nur ein Gruppengespräch vorgesehen. Die Patienten erlebten jedoch das Gespräch

KAPITEL 3 THERAPIE 70

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als derart befriedigend, dass sie um eine Fortsetzung dieser Gruppengespräche baten." (Dreikurs,

1980, S. 143). Aufgrund dieser positiven Erfahrungen integrierte Dreikurs die Gruppentherapie

in seine Arbeit und formulierte die folgenden therapeutischen Faktoren zur Wirksamkeit der

Gruppentherapie:

  • Der Patient übernimmt die Rolle des Beobachters und Zuhörers und kann damit die Dynamik

seiner eigenen Probleme besser nachvollziehen.

  • Der Therapeut achtet in der Gruppentherapie darauf, dass alle Patienten gleichwertig angesehen

werden, was diesen wiederum hilft, ihr Selbstkonzept sowie ihre sozialen Einstellungen

zu überprüfen.

  • Die Gruppe verstärkt die soziale Orientierung jedes Teilnehmers und verändert deren

Normen im sozialen Umgang.

Die therapeutische Gruppe stelle somit ein einzigartiges soziales Klima dar, das zu neuen sozialen

Erfahrungen führe. (Dreikurs, 1980, zitiert nach Lehmkuhl, 2002).

3. 7. 2 Effektivität von Gruppen- und Einzeltherapie

Seit diesen Anfängen der Gruppenpsychotherapie haben die meisten therapeutischen Richtungen

neben Konzepten für die Einzeltherapie auch Gruppenkonzepte entwickelt.

Das im Kapitel 3. 1 beschriebene Äquivalenzparadox in der Psychotherapieforschung (Lambert

& Bergin, 1994) bezieht sich allerdings auch auf den Wirkungsvergleich zwischen Einzel- und

Gruppentherapie: Beide Settings bringen ähnlich günstige Behandlungseffekte (Tschunke, 1999).

Dieser Befund schließt dennoch nicht aus, dass eventuell unterschiedliche Behandlungseffekte

existieren, die von der derzeitigen vergleichenden Psychotherapieforschung noch nicht erhoben

werden konnten (Tschunke et al., 1998).

3. 7. 3 Allgemeine Faktoren der Gruppentherapie nach Yalom

Der folgende Abschnitt befaßt sich mit den speziell durch die Gruppensituation zustande kommenden

allgemeinen, das heißt schulen- und interventionsunabhängigen Faktoren der Veränderung

beim Klienten (Yalom, 1970).

71 KAPITEL 3 THERAPIE

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1. Mitteilung von Information: Ein allgemeiner Veränderungsfaktor betrifft die Mitteilung von Information:

In der Informationsweitergabe an andere Gruppenmitglieder drückt sich zum einen

der Beziehungsaspekt der Informationsaustauschenden aus, zum anderen verändert der

Austausch über Ursprung und Ursachen einer Störung aber auch das Gefüge des Krankheitsbildes.

Für Raucherentwöhnungsgruppen bedeutet dies zum Beispiel, dass durch die Tatsache,

sich mit den anderen Gruppenmitgliedern über seine Rauchgewohnheiten auszutauschen,

die Motivation aufzuhören, der Umgang mit Versuchungssituationen oder sonstige mit

dem Rauchen in Verbindung stehende Verhaltensweisen bereits einer Veränderung unterworfen

sind.

2. Einflößen von Hoffnung: In einer Gruppe stehen die Teilnehmer in wechselseitigem Kontakt.

Hierdurch können Veränderungsimpulse aufgenommen und ausgesendet werden; „erfolgreichere"

Klienten dienen den anderen als Modell, wobei das Modell seinerseits von dieser Rolle

profitiert.

3. Universalität des Leidens: Die Erkenntnis des einzelnen, dass die anderen Mitglieder der Gruppe

ebenfalls Schwierigkeiten haben oder Defizite aufweisen, hat einen günstigen Einfluß auf das

Selbstwertgefühl. Yalom nennt diesen Faktor die „Universalität des Leidens".

4. Altruismus: Die Gruppenmitglieder unterstützen sich meist gegenseitig. In diesem altruistischen

Handeln erfährt sich das Individuum als stark und kompetent, woraus ein gesteigertes

Selbstbewusstsein resultieren kann.

Faktoren der Gruppentherapie nach Yalom:

1. Mitteilung von Information

2. Einflößen von Hoffnung

3. Universalität des Leidens

4. Altruismus

5. Korrigierende Rekapitulation der primären Familiengruppe

6. Interpersonelles Lernen

7. Die Entwicklung von Techniken des mitmenschlichen Umgangs

8. Nachahmendes Verhalten

9. Gruppenkohäsion

10. Kartharsis

KAPITEL 3 THERAPIE 72

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5. Korrigierende Rekapitulation der primären Familiengruppe: Als weiteren Faktor beschreibt Yalom die

„korrigierende Rekapitulation" der primären Familiengruppe: Unbearbeitet gebliebene Emotionen

und Handlungsweisen aus der Herkunftsfamilie können in der Gruppentherapiekonstellation

durchgearbeitet werden. Dabei erleben die Klienten meist den Therapeuten in der

Rolle des Vaters oder der Mutter, während die Gruppenmitglieder als Geschwister empfunden

werden.

6. Interpersonelles Lernen: Werden in der Gruppentherapie negative Reaktionen ausgedrückt, die

durch unreflektierte alte Familienerfahrungen und internalisierte Normen bedingt sind, machen

Rückmeldungen der Gruppenmitglieder dies transparent und somit einer Veränderung

zugänglich.

7. Die Entwicklung von Techniken des mitmenschlichen Umgangs: Schließlich werden in der Gruppenkonstellation

neue Verhaltensweisen entwickelt und erprobt. Die Rückmeldung durch die

Gruppe kann also hilfreich sein, um neue Techniken des mitmenschlichen Umgangs zu erlernen.

8. Nachahmendes Verhalten: Gleichzeitig können auch Verhaltensweisen im Sinne von Banduras

Modellernen von anderen Gruppenmitgliedern durch Nachahmung übernommen werden.

9. Gruppenkohäsion: Ein weiterer Einflußfaktor, der bei einer Gruppentherapie eine Rolle spielt,

ist die Gruppenkohäsion, das heißt das Bestreben der Mitglieder, eigenen Einsatz zu erbringen,

um in der Gruppe bleiben zu können. Um die Akzeptanz der anderen Gruppenmitglieder

zu bekommen, muß das Individuum eine Anpassungsleistung in Bezug auf die Gruppennorm

vollbringen. In der Raucherentwöhnung wäre eine solche Gruppennorm, abstinent zu sein

und zu bleiben.

10. Kartharsis: Als letzter Faktor ist die Katharsis anzuführen, also emotionalen Entladungen, welche

durch das An- und Aussprechen von Affekten herbeigeführt werden.

Einige der genannten Faktoren werden auch in der Einzeltherapie wirksam, jedoch beziehen sich

die oben aufgeführten Punkte im wesentlichen auf gruppenspezifische Phänomene.

73 KAPITEL 3 THERAPIE

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3. 7. 4 Gruppenhypnose

3. 7. 4. 1 Anwendungsgebiete

Braun (1979) beschreibt die Anwendungsgebiete der Gruppenhypnose für vier Bereiche.

Anwendung von Gruppenhypnose:

1. Gruppen mit dem Ziel der Heilung oder Linderung physischer Krankheiten und Symptome:

Patienten-Trainingsgruppen und symptomorientierte Gruppen (Fettsucht, multiple Sklerose,

Arthritis und Krebs) oder Gruppen, die Familien und Personal in der Gesundheitspflege unterstützen

(Zahnärzte und Geburtshelfer bei der Schmerzkontrolle).

2. Gruppen zur Steigerung der Produktivität: Im universitären Bereich können zum Beispiel Studiengewohnheiten,

das Verhalten bei Prüfungen und Motivationsprobleme angegangen werden

(Krippner, 1977).

3. Gruppen mit dem Fokus auf persönlichen Wachstumsmöglichkeiten.

4. Psychotherapiegruppen, innerhalb derer jeweils Patienten mit gleicher Diagnose eine Gruppe

bilden (zum Beispiel bei Alkoholismus, Drogensucht, Phobien und Psychosen).

3. 7 .4. 2 Indikationen und Kontraindikationen

Nach Braun (1979) kann Gruppenhypnose grundsätzlich in jeder Phase der Gruppenentwicklung

eingesetzt werden, sofern keine Kontraindikationen ersichtlich sind. Beispiele für Möglichkeiten

zum Einsatz von Gruppenhypnose sind: Ruhe und Offenheit in der Informationssammlungsphase

können durch den Einsatz von Hypnose erhöht werden. Hypnose kann außerdem für die Abklärung

von Prioritäten hilfreich sein; dabei können intrapsychische Aspekte interpersonal ausgedrückt

werden, gruppenbezogener Widerstand kann erkannt und aufgelöst werden. In der eigentlichen

therapeutischen Arbeit erhöht Hypnose die Fähigkeit zur Differenzierung und die Risikobereitschaft

der Klienten. Während der Endphase der Therapie können Themen wie Abschied

und Loslassen hypnotherapeutisch bearbeitet werden.

Die Kontraindikationen der Gruppenhypnose entsprechen prinzipiell denen im Einzelsetting,

sind genau wie die der Einzelhypnotherapie relativ und hängen zum großen Teil von der Erfahrung

und individuellen Einschätzung des Therapeuten ab. Zu den Kontraindikationen der Hypnotherapie

siehe zum Beispiel Peter in Revenstorf & Peter (2001).

KAPITEL 3 THERAPIE 74

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Schwieriger kann es im Gruppensetting allerdings sein, die ideomotorischen Tranceanzeichen zu

beobachten, besonders, wenn die Teilnehmerzahl groß ist. Zudem ist es unter Umständen

schwieriger, eine detaillierte Rückmeldung der einzelnen Teilnehmer zu erhalten, da diese einander

in ihrer Meinungsbildung gegenseitig beeinflussen. Andererseits kann die Gruppe sehr hilfreich

sein, um den Glauben an die Wirksamkeit der Hypnose bei zweifelnden Teilnehmern aufzubauen

und verstärken, indem die positiveren Erfahrungen einzelner Teilnehmer für die Skeptischeren

einen Anreiz darstellen. Möglicherweise besteht im Gruppensetting zudem ein höherer

Grad an Aufmerksamkeit und Bereitschaft zur Veränderung als in der individueller Hypnose, da

der Gruppendruck zusätzlich motiviert.

Der Prozeß der Hypnose selbst ist in der individuellen und der Gruppenhypnose derselbe

(Klippstein, 1998). Allerdings beschleunigt Hypnose nach Kirsch, Montgomery & Sapirstein

(1995) den therapeutischen Prozeß; dies gilt sowohl für das individuelle als auch für das Gruppensetting.

75 KAPITEL 4 RAUCHERENTWÖHNUNG

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Kapitel 4

Raucherentwöhnung

4. 1 Erfolgsvariablen, Ebenen, Phasen in der Raucherentwöhnung

4. 1. 1 Phasen der Raucherentwöhnung

Maßnahmen zur Raucherentwöhnung können sich auf unterschiedliche Phasen des Entwöhnungsprozesses

konzentrieren. Dabei lassen sich folgende Stadien unterscheiden (BZgA, 2000):

1. Diagnose:

Sie beinhaltet die Identifizierung des Raucherinnentyps, die Feststellung der Schwere der Nikotinabhängigkeit

(zum Beispiel durch die Verwendung des FTND) und die Analyse des Rauchverhaltens.

2. Motivierung:

In der zweiten Phase wird die Bereitschaft zum Beenden des Rauchens analysiert, eventuell verbessert

oder erst geschaffen. Stellt sich hier heraus, dass keine hinreichende Motivation erreicht

werden kann, ist es unter Umständen notwendig, die Klientin mit der Vorgabe noch einmal nach

Hause zu schicken, ihre Motivation zu überdenken. Weiter wird diese Phase genutzt, um das

Vertrauen in die eigene Fähigkeit zur Abstinenz zu stärken.

3. Beendigung:

Wenn die Raucherin sich entschieden hat, mit dem Rauchen aufzuhören, beginnt die Phase der

Beendigung, in die der Rauchstop fällt.

4. Aufrechterhaltung:

An die Beendigungsphase schließt sich eine Stabilisierungsphase an, in der die Abstinenz gefestigt

werden soll.

Bei der Beschreibung von Raucherentwöhnungsprogrammen ist eine eindeutige Abgrenzung der

Phasen nicht möglich: Die einzelnen Stadien gehen ineinander über, und die meisten Entwöhnungsmethoden

sind für mehrere oder alle Phasen relevant.

KAPITEL 4 RAUCHERENTWÖHNUNG 76

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4. 1. 2 Ebenen der Raucherentwöhnung

Klar unterscheiden läßt sich dagegen, an welchen Ebene des Rauchverhaltens eine bestimmte

Methode ansetzt: Hierbei lassen sich unterscheiden:

  • die kognitiv-emotionale Ebene
  • die motorische Ebene
  • die biochemisch-physiologische Ebene

Teilweise konzentrieren sich Therapieansätze lediglich auf eine einzelne Ebene (beispielsweise die

physiologische im Fall der Nikotinsubstitution), während multimodale Programme sich dadurch

auszeichnen, dass sie eine Berücksichtigung aller drei Ebenen anstreben.

4. 1. 3 Erfolgsvariablen in der Raucherentwöhnung

Eine Befragung von 12.000 Ex-Raucherinnen für das „Gesundheitsmagazin Praxis" ergab fünf

Variablen, die von den ehemaligen Raucherinnen als entscheidend für ein erfolgreiches Abstinentwerden

eingeschätzt wurden:

1. Sofort-Stop: Von einem Tag auf den anderen aufzuhören ist erfolgversprechender als die sogenannte

„Reduktionsmethode". Für die Richtigkeit dieser Einschätzung spricht auch folgendes

Ergebnis einer Befragung von 265 Personen durch die BZgA: 80 Prozent der langfristig erfolgreichen

Ex-Raucherinnen beendeten mit der Sofort-Stop-Methode das Rauchen.

2. Soziale Unterstützung: Es ist hilfreich, den Entschluß, das Rauchen zu beenden, öffentlich zu

machen; Familienangehörige und Freunde sollten über das Abstinenzvorhaben informiert

werden. Auch die soziale Unterstützung bei Gruppenbehandlungen ist in diesem Zusammenhang

zu sehen: Besonders hilfreich werden regelmäßige Gruppentreffen (71 Prozent) und der

Austausch mit anderen (67 Prozent) erlebt (Huber, o. J., zitiert nach Dauenhauer, 1996).

3. Rückweg verbauen durch Vertragsmanagement: Vereinbarungen, Wetten und Verträge mit Bekannten

und Familienangehörigen stellen Belohnungen bei erfolgreicher Abstinenz - beziehungsweise

„Bußgelder", wenn geraucht wurde, in Aussicht

4. Selbstverstärkung: Sich für den Erfolg selbst zu belohnen, stellt eine weitere wichtige Variable

dar (Mohl, 1980). Dies kann zum Beispiel durch Belohnungen für eine bestimmte Anzahl

rauchfreier Tage, durch das tägliche Sich-bewußt-machen, was bereits erreicht wurde oder eine

Sparbüchse, in die für jede nicht gerauchte Schachtel der entsprechende Betrag geworfen wird,

geschehen.

77 KAPITEL 4 RAUCHERENTWÖHNUNG

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5. Schließlich wurden noch die Punkte, für Ablenkung zu sorgen und viel Flüssigkeit zu sich zu

nehmen, als entscheidend für den Erfolg bewertet.

Darüber hinaus sind die folgenden Variablen wichtig (BZgA, 2000):

Motivierung: Zur Motivierung werden häufig kognitive Therapietechniken angewendet, die auf der

Theorie der kognitiven Dissonanz, Attributionstheorien und Reaktanztheorien oder der Rational

Emotiven Therapie nach Ellis (1997) basieren. Die Motivierung beinhaltet die Auflistung

oder Imagination der Vor- und Nachteile des Rauchens beziehungsweise Nichtrauchens,

Informationsgabe zu tabakassoziierten Gesundheitsschäden sowie zu den gesundheitlichen

Vorteilen des Nichtrauchens, Besprechung der Motive für das Entwöhnungsvorhaben,

Diskussion möglicher Schwierigkeiten in der Realisation und Vorstellungsübungen zum Leben

als Nichtraucherin.

Entgegen der naheliegenden Vermutung, bereits eingetretene körperliche Schädigungen durch

das Rauchen würden die Aufhörmotivation erhöhen, scheint dies nicht der Fall zu sein: Nur

40 - 50 Prozent der bereits ernsthaft erkrankten Raucherinnen beenden ihren Konsum

(Stumpfe et al., 1991b) und häufig berichten Patientinnen sogar, die Belastung durch eine Erkrankung

führe zu einem erhöhten Zigarettenkonsum.

Selbstbeobachtung: Schon im Vorfeld der Beendigung des Rauchens können Selbstbeobachtungen

eingesetzt werden: Die „Noch-Raucherin" reflektiert und protokolliert gegebenenfalls, in welchen

Situationen sie besonders viel oder besonders wenig raucht.

Nikotinsubstitution: Die Nikotinsubstitution als Behandlungsmethode wird weiter unten näher erläutert.

Zumindest bei stark abhängigen Raucherinnen bildet sie häufig einen wesentlichen

Behandlungsbaustein zusätzlich zu gleichzeitig erfolgenden anderen Therapiemaßnahmen.

Entspannungstraining: Ein leicht zu erlernendes Entspannungsverfahren wie zum Beispiel die Progressive

Muskelentspannung nach Jacobson hilft der Ex-Raucherin zum einen, mit akuten

Entzugssymptomen wie Unruhe und Nervosität umzugehen und erlaubt zudem langfristig,

Streßbewältigung anders als durch Rauchen zu praktizieren.

Stimuluskontrolle: Dazu gehört, in der ersten Zeit nach dem Aufhören alles zu vermeiden, was als

mit dem Rauchen gekopppelt erlebt wird (zum Beispiel Kaffee zu trinken oder den Abend in

der Kneipe zu verbringen). Aschenbecher und andere an das Rauchen erinnernde Gegenstände

müssen entsorgt werden, ebenso selbstverständlich die Zigaretten selbst. Außerdem sollte

generell eine Neustrukturierung des Tagesablaufs angestrebt werden, um auch hier Hinweisreize

aufs Rauchen zu vermeiden.

KAPITEL 4 RAUCHERENTWÖHNUNG 78

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Alternativverhalten, Problemlösung und soziale Fertigkeiten: Durch Einübung neuer Verhaltensweisen

sollen Versuchungssituationen bewältigt werden. Dies kann eine einfache Maßnahme wie Ablenkung

beim aufkommenden Rauchwunsch sein, aber auch komplexe soziale- und Problemlösefertigkeiten

beinhalten, wenn es etwa darum geht, Konfliktsituationen konstruktiv anzugehen,

statt zur Zigarette zu greifen.

Essverhalten und Gewichtskontrolle: Exzessives Essen soll häufig Entzugserscheinungen mindern,

zudem kommt es infolge der Stoffwechselumstellung nach dem Aufhören ohnehin zu einer

Gewichtszunahme. Das Resultat ist eine oft hohe Gewichtszunahme, die vor allem Frauen

gelegentlich dazu bewegt, wieder mit dem Rauchen zu beginnen, um ab- oder nicht weiter zuzunehmen.

Aus diesem Grund sollte das Essverhalten nach dem Rauchstop in der Raucherentwöhnung

stets thematisiert werden.

Bewegung und Sport: Der Aufbau einer sportlichen Betätigung erfüllt mehrere Funktionen: Zum

einen beugt Bewegung der Gewichtszunahme vor, zum anderen kann sie als Alternativverhalten

in Versuchungssituationen, zur Streßreduktion und zur Kompensation des Verstärkerverlusts

nach Beendigung des Rauchens eingesetzt werden.

Identitätsbildung: Nachdem die Raucherin sich oft über Jahrzehnte als solche definierte und das

Rauchen meist in der Pubertät als der identitätsbildenden Phase begonnen wurde, ist das

Rauchverhalten eng mit dem eigenen Selbstbild verknüpft. Darauf, dass es in diesem Kontext

eine unbefriedigende Lösung sein muß, nach dem Aufhören lediglich etwas nicht zu sein -

nämlich Nichtraucherin, wurde in der Literatur verschiedendlich hingewiesen (zum Beispiel

Gerl, 2002). Notwendig ist in diesem Zusammenhang also der Aufbau einer neuen, befriedigenden

und positiv formulierten Identität.

Rückfallprophylaxe: Eine wirksame Rückfallprophylaxe sollte die häufigsten Situationen, die das

Scheitern von Entwöhnungsversuchen bedingen, thematisieren, antizipieren und mögliche

Bewältigungsstrategien erarbeiten.

Dazu gehören nach Stumpfe et al. (1992) die folgendenPunkte:

  • psychosomatische Beschwerden
  • Motivationsverlust
  • Entzugssymptome
  • Belastung durch äußere Faktoren
  • Verführung durch andere Raucherinnen
  • Gewichtszunahme
  • fehlende soziale Unterstützung

79 KAPITEL 4 RAUCHERENTWÖHNUNG

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4. 2 Nicht hypnotherapeutische Methoden der Raucherentwöhnung

4. 2. 1 Selbsthilfe durch die Raucherin

„Das Rauchen aufzuhören, ist ganz einfach.

Ich habe schon hundertmal damit aufgehört."

Mark Twain

Das ideale Verfahren zur Raucherentwöhnung wäre sicherlich das selbstständige Aufhören - sei

es als „Neujahrsvorsatz", bedingt durch eine Erkrankung oder spontan ohne äußeren Anlaß. Allerdings

ist bekannt, dass nicht nur bei Mark Twain die ohne äußere Hilfe erreichte Abstinenz

von lediglich kurzer Dauer war; nur 15 Prozent derer, die allein aufhören zu rauchen, bleiben

langfristig abstinent (Baer, Foreyt & Wrigth, 1977). Wesentlich bei der „Selbstbewältigung" ist die

sportliche Betätigung der ehemaligen Raucherin (Haustein, 2001): Sie wirkt sich günstig aus auf

crawing-Effekte, Verstimmungen, Schlafstörungen, Spannungszustände, Gewichtszunahme sowie

den Umgang mit Streß und scheint die Anzahl der Rückfälle zu reduzieren.

4. 2. 2 Ärztlicher Rat und Mitwirkung von Pflegekräften

Haustein (2001) berichtet, dass sich eine individuelle ärztliche Beratung in verschiedenen Studien

als hilfreich erwies, wobei der Umfang der Beratung nicht ausschlaggebend zu sein scheint, da

auch Kurz- oder Gruppenberatungen nützlich waren. Zusätzliche telefonische Kontakte erwiesen

sich als sinnvoll. Während die Wirksamkeit des ärztlichen Rats laut Haustein als gesichert betrachtet

werden kann, wird die Effektiviät der Beratung durch Pflegekräfte als geringer eingeschätzt,

allerdings wurden auch hier statistisch signifikante, wenn auch nur mittelgradige Effekte

erreicht, so dass auch diese Form der Beratung als nützlich eingestuft werden kann.

4. 2. 3 Verhaltenstherapie

Die grundlegende Annahme der Verhaltenstherapie, das Rauchen sei ein durch Konditionierungsprozesse

erlerntes Verhalten, führt zu einer therapeutischen Vorgehensweise, in deren Mittelpunkt

das „Verlernen" des so erworbenen Verhaltens steht.

KAPITEL 4 RAUCHERENTWÖHNUNG 80

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Methoden der verhaltenstherapeutischen Raucherentwöhnung:

Selbstmanagement und Aufbau alternativer Verhaltensweisen: Situationen, in denen bisher geraucht wurde,

werden aktiv umgestaltetet.

Selbstinstruktion; zum Beispiel durch bestimmte innere Sätze („Nichtrauchen ist besser").

Selbstkontrolle und Selbstbeobachtung durch das Protokollieren der gerauchten Zigaretten.

Kognitive Umstrukturierung und Motivationsförderung; Abstinenz wird als attraktives Ziel

herausgearbeitet.

Informationsvermittlung über die Folgen des Rauchens und die Vorteile des Nichtrauchens.

Verhaltensbeobachtung, um aufkommenden craving-Effekten frühzeitig entgegensteuern zu können.

Verstärkung: Die ehemalige Raucherin wird angehalten, sich für ihre Abstinenzerfolge selbst zu

belohnen.

Gewichtskontrolle: Die Klientinnen werden auf die häufige Gewichtszunahme nach dem Aufhören

hingewiesen und angeleitet, geeignete Strategien zur Gewichtskontrolle zu erarbeiten.

Zwei gut evaluierte verhaltentherapeutischen Programme im deutschsprachigen Raum sind die 5-

Tage-Therapie von J. Mc Farland und E. Folkenberg und das Freiburger Entwöhnungsprogramm.

Diese sollen exemplarisch etwas ausführlicher beschrieben werden, um einen Eindruck

von der verhaltenstherapeutischen Arbeitsweise zu vermitteln. Einige weitere, weniger bekannte

verhaltenstherapeutische Programme im deutschen Sprachraum werden im Kapitel 4. 3 kurz vorgestellt.

4. 2. 3. 1 5-Tage-Therapie von J. Mc Farland und E. Folkenberg

Die 5-Tage-Therapie wurde in den 60-er Jahren entwickelt und wird zu den Sofort-Stop-

Methoden gerechnet. Sie stammt aus den USA; der erste in Deutschland durchgeführte Kurs

fand 1969 in Hamburg statt. Anfangs in Großgruppen, später in Gruppen mit zehn bis zwanzig

Personen wurde die Behandlung zunehmend auch in der BRD angeboten. Seit Anfang der 80-er

Jahre wurde die 5-Tage-Therapie wissenschaftlich erforscht (Stumpfe, 1988a).

Die Kurse finden an fünf aufeinanderfolgenden Tagen statt; jeder Kursabend dauert zwischen 90

und 120 Minuten. Dabei werden im Gruppengespräch psychologisch-medizinische Informationen

zum Thema Rauchen gegeben und die persönliche Motivation, nicht zu rauchen, bearbeitet,

die Teilnehmerinnen berichten außerdem über aufgetretene Probleme und besprechen im Sinne

einer Rückfallprophylaxe Situationen, in denen sie in Zukunft gefährdet sein könnten, wieder mit

dem Rauchen anzufangen.

81 KAPITEL 4 RAUCHERENTWÖHNUNG

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Beim 5-Tageprogramm werden als „erfolgreich behandelt" nur Klientinnen eingestuft, die vollständig

abstinent sind. Dieses Erfolgsmaß wird teilweise auch durch eine CO-Messung objektiviert.

Die Erfolgsquote beträgt zwischen 90 und 95 Prozent. Die meisten Rückfälle ereignen sich

im ersten Vierteljahr nach Kursende, nach einem Jahr sind laut Stumpfe (1990) noch rund 30

Prozent der Teilnehmerinnen abstinent.

Später wurde der 5-Tage-Plan in ein 15-Tage-Therapieprogramm - das Bad Nauheimer Programm

- integriert (Bauermann, 1989). Heute wird ein Nachfolgeprogramm der 5-Tage-Therapie

vom Deutschen Verein für Gesundheitspflege unter dem Titel „Endlich frei!" angeboten (vgl. Kapitel

4. 3).

4. 2. 3. 2 Das Freiburger Entwöhnungsprogramm

Dieses Entwöhnungsprogramm berücksichtigt zusätzlich die Motivationsphase, in der sich die

abstinenzwillige Person befindet (Zimmer et al., 1993). Bestandteile des Programms sind das Absetzen

der Zigaretten an einem vereinbarten „Tag X", mit vorausgehender therapeutische Vorbereitung,

die Individualisierung der Behandlung durch Erarbeitung der für die einzelne Teilnehmerin

günstigsten Bewältigungsstrategien und eine Nachbetreuung unmittelbar nach dem Aufhören

zur Rückfallprophylaxe.

Um die regelmäßige Teilnahme bis zum Katamnesetermin sicher zu stellen, wird vereinbart, dass

ein Geldbetrag erst bei der Katamnese an die Klientinnen ausbezahlt wird. Die Erfolgsquote diese

Programms beträgt 50 Prozent nach 12 Monaten und 42 Prozent nach 4,5 Jahren.

4. 2. 3. 3 Reduziertes Rauchen

Zu den verhaltenstherapeutischen Methoden gehört auch der Versuch, durch abgestufte Reduktion

des Konsums schließlich ganz abstinent zu werden. Dies geschieht meistens durch Selbstkontroll-

und Beobachtungsverfahren, indem zuerst die leichter entbehrlichen, später auch die

„wichtigen" Zigaretten weggelassen werden und über diese hierarchiche Reduktion beziehungsweise

die noch gerauchten Zigaretten ein Protokoll geführt wird. Weitere Möglichkeiten sind die

Verwendung unterschiedlicher Filterstärken zur Minderung der aufgenommenen Nikotinmenge

oder Zigaretten mit reduziertem Nikotingehalt. Gemeinsam ist all diesen Reduktionsverfahren

die geringe Wirksamkeit: Nur fünf Prozent der Raucherinnen schaffen es, auf diese Weise abstinent

zu werden (Haustein, 2001); als Intervention zur Schadensbegrenzung bei therapieresistenten

Raucherinnen wird das Verfahren jedoch teilweise dennoch diskutiert (Schoberberger &

Kunze, 1999).

KAPITEL 4 RAUCHERENTWÖHNUNG 82

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4. 2. 3. 4 Multikomponenten-Programme

An der Universität Tübingen wurde 1991 unter der Leitung Dr. Batras und Prof. Dr. Buchkremers

von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Arbeitskreis Raucherentwöhnung

(AKR) gegründet. Seither wurden in diesem Rahmen verschiedene, meist auf verhaltenstherapeutischen

Konzepten in Kombination mit anderen Komponenten beruhende Programme zur

Raucherentwöhnung entwickelt, durchgeführt und evaluiert.

Ein wesentlicher Teil dieser Arbeiten bezieht sich auf die Entwöhnungsbehandlung in Arztpraxen

und auf Selbsthilfemanuale. Um deren Wirksamkeit zu überprüfen, wurde in einer Vier-

Phasen-Studie die Effizienz einer verhaltenstherapeutischen Raucherentwöhnung in der Gruppe

mit denen eines verhaltenstherapeutisch strukturierten Selbsthilfemanuals verglichen (Batra et al.,

1994). Insgesamt nahmen an dieser Studie 232 Raucherinnen teil. Es wurden neun 90-minütige

Sitzungen mit je 6 - 12 Probandinnen in wöchentlichem Abstand durchgeführt. Zusätzlich benutzten

alle Klientinnen Nikotinpflaster (Mann, 1996). Diese begleitende Nikotinpflasterbehandlung

galt auch für die Selbsthilfegruppe. Die Versuchspersonen dieser Bedingung erhielten

in wöchentlichen Abständen jeweils eines von insgesamt sechs Kapiteln eines Selbsthilfemanuals.

Die Abstinenzraten lagen bei der Einjahreskatamnese für die verhaltenstherapeutische Gruppentherapie

bei 22 Prozent, für die Selbsthilfemanualbedingung bei 19 Prozent.

4. 2. 4 Suggestive Therapien, Akupunktur und Homöopathie

Die meisten Entwöhnungstherapien enthalten auch suggestive Elemente, indem zum Beispiel

bestimmte Sätze wiederholt werden („Ich rauche nicht."). Zumindest kurzfristig sind Behandlungen,

die sich allein auf den Effekt von Suggestionen stützen, durchaus wirksam (Dobler-Mikola et

al., 1981, zitiert nach Tölle, 1989). So zum Beispiel die Entwöhnungstherapie des Handauflegers

Hermano: Direkt nach der Therapie waren 40 Prozent der Behandelten abstinent, nach fünf Jahren

noch 20 Prozent und nach 12 Jahren 15 Prozent.

Akupunktur wird in China seit circa 5000 Jahren zur Therapie verschiedener Erkrankungen eingesetzt.

Auch in Deutschland findet sie mehr und mehr Anklang, insbesonders auch bei der hiesigen

Schulmedizin. Zur Frage nach der Wirksamkeit dieser Behandlung gibt es unterschiedliche

Aussagen: Während eine Studie (He et al., 1997, zitiert nach Schoberberger & Kunze, 1999) signifikante

Unterschiede in der durchnittlichen Zigarettenkonsumreduktion zwischen einer Akupunkturgruppe

und den Versuchspersonen, die lediglich eine Placeboakupunktur erhalten hatten,

ergab, konnte eine groß angelegte Untersuchung an 996 entwöhnungswilligen Raucherinnen keine

Unterschiede zwischen Akupunktur- und Placebogruppe belegen (Clavel & Paolette, 1990).

83 KAPITEL 4 RAUCHERENTWÖHNUNG

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Zur Wirksamkeit der Akupunktur siehe auch die Studie von Mac Hovec und Man (1978), bei der

Gruppenhypnose mit Akupunktur verglichen wurde (Kapitel 4. 4. 2).

Auch homöopathische Medikamente werden zur Raucherentwöhnung eingesetzt; über eine mögliche

Effektivität dieses Verfahrens gibt es derzeit jedoch keine verläßlichen Aussagen (Schoberberger

& Kunze, 1999).

4. 2. 5 Computergestützte Verfahren und Raucherentwöhnung via Internet

Eine relativ neue Entwicklung stellt die Raucherentwöhnung mittels Computer und Internet dar:

Ein computergestütztes Verfahren wurde auf der Basis des transtheoretischen Modells (Prochaska

& DiClemente, 1992) entwickelt.

Die Raucherinnen werden anhand der von ihnen in periodischen Abständen zu beantwortenden

Fragebogen einer der fünf Stufen der Veränderung (kein Problembewußtsein, Bewußtsein, Vorbereitung,

Handlung, Aufrechterhaltung) zugeordnet und erhalten aus Textbausteinen zusammengesetzte

briefliche Rückmeldungen, die der Phase, in der sie sich jeweils befinden, Rechnung

tragen. Diese Briefe enthalten Informationen und Tipps für das weitere Vorgehen, zusätzlich

werden Broschüren versandt (Martin-Diener et al., 1997, zitiert nach Schoberberger & Kunze,

1999).

Eine andere Variante stellt die Entwöhnung über das Medium Internet dar: Hier wird das Raucherentwöhnungsprogramm

IQFL (Internet Quit for Life Programme) angeboten. Es handelt

sich dabei um ein kognitives Gruppentherapieprogramm nach D. F. Marks, (1990; zitiert nach

Schoberberger & Kunze, 1999) wobei die Gruppenteilnehmerinnen aus einem intenationalen

Kreis von Personen bestehen, die ebenfalls mit IQFL abstinent werden wollen. Die Gruppenmitglieder

bereiten sich dabei gemeinsam auf den „D-Day", an dem das Rauchen beendet werden

soll, vor und ergreifen in einer zweiten Stufe Maßnahmen, die eine dauerhafte Abstinenz sichern

sollen.

Über die Effizienz dieser Verfahren kann bislang noch keine eindeutige Aussage gemacht werden,

unabhängig davon ist das Angebot solcher niederschwelliger Maßnahmen, mit denen eine

große Anzahl Entwöhnungswilliger erreicht werden kann, sicherlich zu begrüßen.

KAPITEL 4 RAUCHERENTWÖHNUNG 84

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4. 2. 6 Medikamentöse Behandlungsmethoden

Die medikamentöse Therapie der Raucherentwöhnung wurde in den vergangenen Jahrzehnten

mit unterschiedlichen Präparaten untersucht. Am häufigsten eingesetzt und von der WHO empfohlen

werden derzeit Nikotinersatzpräparate. Über das in Deutschland seit dem Jahr 2000 für

die Raucherentwöhnung zugelassene Antidepressivum Bupropion liegen bislang nur wenige Studien

vor; alle anderen Arzeimittel haben sich nicht bewährt oder sind ebenfalls noch nicht ausreichend

untersucht (Haustein, 2001).

4. 2. 6. 1 Nikotinsubstitution

Die Substitution von Nikotin ist zur Milderung der Entzugserscheinungen vor allem für stark

physisch abhängige Personen sinnvoll und wurde in den vergangenen zehn Jahren an fast 30 Millionen

Raucherinnen angewandt, sowie an 34.800 Raucherinnen in etwa 180 Studien erprobt

(zum Beispiel Batra, Schupp & Buchkremer, 1998). Das Verfahren kann also bedenkenlos durchgeführt

werden, die langfristigen Abstinenzquoten bei einer alleinigen Nikotinsubstitutionsbehandlung

liegen allerdings lediglich bei 15 Prozent (Mann, 1996). In Kombination mit einer anderen

Behandlungsform steigert die Nikotinersatzbehandlung deren Effektiviät jedoch um das zwei

bis dreifache und ist damit als ein geeignetes Instrument der Raucherentwöhnung einzustufen

(Haustein, 2001).

Nikotinkaugummi:

Im Vergleich mit einem Placebo-Nikotinkaugummi reduziert der Nikotinkaugummi die Rückfallquote

signifikant (Puska et al., 1979; Schneider et al., 1977, 1983, 1984; Jarvis et al., 1982, zitiert

nach Tölle, 1989). Sein Einsatz kann aber auch unerwünschte Wirkungen haben: Die Mundschleimhaut

wird gereizt, er ist kontraindiziert bei Magengeschwüren und anderen dyspeptischen

Syndromen, auch Zahnprothesenträgerinnen können den Kaugummi nicht benutzen, allerdings

steht für den letztgenannten Personenkreis in Zukunft die Nikotinsublingualtablette zur Verfügung.

Schwerwiegende Nebenwirkungen (Myokardinfarkte, Vorhofflimmern, Migräne, Hysterektomie

etc.) wurden in den 90-er Jahren bei etwa 25 Millionen Behandlungen nur in 11 Fällen

gemeldet; der kausale Zusammenhang zur Nikotinkaugummieinnahme ist hier jedoch nicht gesichert

(Haustein, 2001).

Ein wesentlicher Nachteil des Nikotinkaugummis ist, dass der Suchtkreislauf (Entzugserscheinung

tritt auf - Nikotin wird oral aufgenommen - Entzugserscheinung verschwindet) nicht unterbrochen

wird. So erklärt sich die Tatsache, dass in seltenen Fällen ehemalige Raucherinnen

eine „Nikotinkaugummisucht" entwickeln und den Kaugummi über lange Zeiträume und in großen

Mengen konsumieren.

85 KAPITEL 4 RAUCHERENTWÖHNUNG

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Nasalspray:

Häufiger ist eine Suchtverlagerung auf das Nikotinersatzpräparat beim Nasalspray zu beobachten;

allerdings behebt dieses durch die schnellere Anflutung crawing-Effekte auch besonders gut.

Viele Raucherinnen empfinden die Anwendung dennoch als subjektiv äußerst unangenehm, da

der plötzliche Nikotinschub starkes Brennen in der Nase, ein dröhnendes Gefühl im Kopf, Nasenbluten

und Niesattacken bewirken kann (Tölle, 1989).

Transdermale Nikotinzufuhr:

Beim Nikotinpflaster wird mithilfe eines transdermalen Liberationssystems (TTS) eine bis zu 24

Stunden konstante Wirkstoffabgabe erzielt. Im Gegensatz zu anderen Formen der Nikotinsubstitution

gewährleistet das Nikotinpflaster damit die kontinuierliche Zufuhr von Nikotin, bei welcher

der Kreislauf der oralen Nikotinaufnahme unterbrochen wird. Positiv ist außerdem die

Möglichkeit der genauen Dosierung durch drei unterschiedliche Pflasterstärken und die leichte

Handhabung zu bewerten.

Das Pflaster wird in der Regel morgens aufgeklebt und bleibt 24 Stunden am Körper. Wird das

Pflaster jedoch nur 16 Stunden täglich getragen - da manche Patientinnen bei ununterbrochener

Nikotinzufuhr nachts nicht schlafen können - beinträchtigt dies die Wirkung nicht (Tonnesen et

al., 1988; Daughton et al., 1991, 1999, zitiert nach Haustein, 2001). Die Verträglichkeit der Pflaster

ist abgesehen von leichtem Brennen auf der Haut im allgemeinen sehr gut; lediglich, wenn

zusätzlich geraucht wird, können Nikotinvergiftungserscheinungen auftreten, die für Gesunde

jedoch ungefährlich und eventuell sogar im Sinne einer Aversionstherapie wirksam sind.

Unerwünschte Nebenwirkungen bei der Nikotinpflasterbehandlung traten in Studien bei 20 Teilnehmerinnen

der Verumgruppe und 13 Personen der Placebogruppe auf; die Symptome wie

Kopfschmerz, allgemeines Unwohlsein, Schwindel und Erbrechen scheinen also möglicherweise

eher dem Nikotinentzug als der Pflasterbehandlung zuzuordnen zu sein (Palmer et al., 1992; Fiore

et al., 1994, zitiert nach Haustein, 2001).

4. 2. 6. 2 Bupropion

Eine noch recht neue Entwicklung stellt die Behandlung der Nikotinabhängigkeit mit einem seit

Juli 2000 in Deutschland zugelassenen verschreibungspflichtigem Medikament dar. Bei dem in

der BRD unter dem Markennamen „Zyban" bekannten Präparat der Pharmafirma Glaxo

Wellcome mit dem Wirkstoff Bupropion handelt es sich um ein Antidepressivum, das in den

USA bereits seit 1997 zugelassen ist.

KAPITEL 4 RAUCHERENTWÖHNUNG 86

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Die Vermutung, dass es sich hier um einen dem Suchtdruck entgegensteuernden Wirkstoff handeln

könnte, kam aus der Beobachtung einer „Nebenwirkung", die bei der Behandlung depressiver

Patientinnen auftrat: Ein Teil der Behandelten hörte unter Einnahme des Medikaments

spontan auf zu rauchen. In einer Studie wurden daraufhin 893 Raucherinnen systematisch untersucht:

Diese wurden einer Placebo-, einer Nikotinpflaster-, einer Bupropion- und einer Kombinationsbedingung

(Bupropion und Nikotinpflaster) zugeteilt. Nach einem Jahr waren 15,6 Prozent

der Placebo- und 16,4 Prozent der Pflastergruppe nikotinfrei. Die Bupropion-Gruppe kam

auf 30,3 Prozent und die Kombinationsgruppe sogar auf 35,5 Prozent Abstinente (dpa,

29.06.2000). Der Wirkmechanismus von Buprobion beruht vermutlich auf einer Erhöhung des

Dopaminspiegels. Subjektiv erleben Raucherinnen, dass Zigaretten unter der Einnahme des Präparats

unangenehm zu schmecken beginnen.

Die Reaktionen auf die „Pille gegen das Rauchen" waren verständlicherweise zunächst euphorisch:

Der Wunsch der meisten Raucherinnen, ohne unangenehme Entzugserscheinungen und

ohne eigene Willensanstrengung abstinent zu werden, schien in Erfüllung gegangen zu sein: Innerhalb

des ersten Jahres nach der Zulassung für den deutschen Markt nahmen 310.000 Menschen

in Deutschland das Medikament ein. Bereits 14 Monate nach der Einführung gab es jedoch

Meldungen über Todesfälle im zeitlichen Zusammenhang mit der „Zyban"-Einnnahme: Das

Berliner Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte und die Arzneimittelkommission

sprachen von fünf registrierten Todesfällen (dpa, 09.02.2002), betonten aber, dass ein ursächlicher

Zusammenhang nicht gesichert sei und warnte gleichzeitig vor schweren Nebenwirkungen

wie allergischen Reaktionen, Depressionen und Suizidalität, psychotischen Reaktionen,

Krampfanfällen und Schlaflosigkeit. Zusammenfassend läßt sich festhalten, dass in der Raucherentwöhnung

Bupropion zum gegenwärtigen Zeitpunkt therapeutische Alternativen mit besserem

Sicherheitsprofil und gesicherter Wirksamkeit entgegenzustehen scheinen; eine endgültige

Bewertung der Risiko-Nutzen-Relation durch die europäische Arzeimittelkommission steht aber

noch aus.

Unzweifelhaft ist jedoch, dass in der Raucherentwöhnung das psychotherapeutische Vorgehen -

eventuell kombiniert mit einer Nikotinsubstitution - bei erwiesener Maßen guten Erfolgsquoten

ein geringeres Nebenwirkungsrisiko als die medikamentöse Variante aufweist. Aus psychologischer

Sicht sollte die Behandlung mit Bupropion ebenso wie die im nächsten Abschnitt beschriebenen

weiteren medikamentösen Verfahren deshalb in jedem Fall Patientinnen vorbehalten bleiben,

bei denen nichtmedikamentöse Behandlungsmethoden (eventuell kombiniert mit einer Nikotinsubstitution)

bereits versucht wurden, aber erfolglos geblieben sind.

87 KAPITEL 4 RAUCHERENTWÖHNUNG

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4. 2. 6. 3 Weitere medikamentöse Methoden

Die weiteren medikamentösen Behandlungsverfahren zur Raucherentwöhnung werden im Folgenden

nur kurz zusammenfassend behandelt; für eine ausführliche Darstellung siehe Haustein

(2001).

Antidepressiva: Außer Buprobion wurden auch Imipramin, Doxepin, Fluoxetin, Venlafaxin, Moclobemid

und Nortriptylin zur Raucherentwöhnung eingesetzt. Insgesamt können diese Stoffe

die Entwöhnung zwar unterstützen, ein eindeutiger Effekt konnte jedoch nur beim Wirkstoff

Nortriptylin nachgewiesen werden. Wegen seiner unerwünschten Nebenwirkungen ist das

Medikament dennoch nur als Mittel zweiter Wahl einzuordnen und in Deutschland nicht zur

Raucherentwöhnung zugelassen.

Clonidin: Der antihypersiv wirkende α-Antagonist Clonidin ist für seine die Opiatabhängigkeit

reduzierenden Eigenschaften bekannt und zeigte auch in der Raucherentwöhnung Effekte.

Allerdings überwiegen auch hier die unerwünschten Nebenwirkungen (Sedierung, Mundtrokkenheit).

Das Medikament ist in Deutschland ebenfalls zur Raucherentwöhng nicht zugelassen.

Mecamylamin: Hier handelt es sich um einen Nikotinantagonisten; die Nikotinwirkung und damit

das Belohungssystem wird durch Hemmung der nikotininduzierten Dopaminfreisetzung blokkiert

- in der Folge geht der Rauchwunsch zurück. In einer Studie (Rose et al., 1994, zitiert

nach Haustein, 2001) erzielte die Kombination von Nikotin und Mecamylamin eine Abstinenzrate

von 40 Prozent im Vergleich zu nur Mecamylamin (20 Prozent) und nur Nikotinbehandlung

(15 Prozent). Die kombinierte Anwendung von Mecamylamin und Nikotin erwies

sich also als vorteilhaft, allerdings sollten vor der umfassenden klinischen Anwendung noch

größere Studien durchgeführt werden. In Deutschland ist Mecamylamin nicht zugelassen.

Tranquilizer, β-Rezeptorenblocker und Buspiron: Depressionen und Angst sind Symptome des Nikotinentzugs;

deshalb wurde der Effekt anxiolytisch wirkender Medikamente in der Raucherentwöhnung

untersucht. Die beiden Tranquilizer Meprobamat und Diazepam zeigten keine signifikanten

Wirkungen, während die β-Rezeptorenblocker Metoprolol und Oxprenolol schwache

Effekte hatten. Auch das atypisch wirkende Anxiolytikum Buspiron zeigte eine gewisse Wirkung,

allerdings stehen auch hier größere Studien noch aus.

Lobelin: Das in seiner Wirkung dem Nikotin ähnliche Alkaloid Lobelin wurde früher zur Raucherentwöhnung

eingesetzt; es existieren jedoch keine kontrollierten Studien, die eine Wirksamkeit

belegen könnten.

KAPITEL 4 RAUCHERENTWÖHNUNG 88

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4. 2. 7 Aversionstherapie

Den verschiedenen Formen der Aversionsbehandlung ist gemeinsam, dass das für die Raucherin

angenehme Raucherlebnis mit einem unangenehmen Reiz gekoppelt und damit aversiv belegt

werden soll. Um dieses Ziel zu erreichen, gibt es unterschiedliche Möglichkeiten:

Elektroschocks: Bei dieser inzwischen nicht mehr genutzten Methode erhielt die Raucherin zeitgleich

mit dem Rauchen alle sechs Sekunden elektrische Impulse.

Rapid-Smoking: Hierbei wird durch schnelles Rauchen eine milde Nikotinüberdosierung mit unangenehmen

Symptomen wie Schwindel und Übelkeit erzeugt. Grundsätzlich sollte die Methode

nur bei medizinisch gesunden Personen angewandt werden, für Risikopatientinnen ist sie ungeeignet.

Zu dieser aversiven Entwöhnungsvariante siehe auch die Studie von Barkley, Hastings

und Jackson (1977) unter 4. 4. 2, bei der die Effekte des Rapid-Smoking mit denen der

Gruppenhypnose verglichen wurden.

Sättigungsrauchen: Das „maximale" oder „Sättigungsrauchen" funktioniert nach demselben Prinzip

wie das erwähnte Rapid-Smoking; die Überdosierung erfolgt hier jedoch durch den erhöhten

Zigarettenkonsum. Auch hier gelten medizinische Kontraindikationen für bereits erkrankte

Patientinnen.

Verdeckte Sensibilisierung: Diese Methode zählt ebenfalls zu den Aversionstherapien: Auslösende

Momente für das Rauchverlangen werden mit angstbesetzten Elementen wie „Krebs", „Raucherlunge"

oder „Beinamputation" über Konditionierungsprozesse in der Vorstellung der Klientin

verknüpft.

Weitere Methoden: Auch das verlängerte Halten des Rauchs im Mund (Kraft, 2000), verstärktes

Paffen oder die Provokation von Hustenreizen gehören zu den aversiven Verfahren, allerdings

haben sich diese als wenig wirksam herausgestellt.

Nach Haustein (2001) zeigte von allen aversiven Verfahren in Studien lediglich das übermäßige

Rauchen einen gewissen Effekt. Da die Methode der Nikotinüberdosierung jedoch für Risikopatientinnen

unter Umständen gefahrvoll sein kann, wird sie kaum mehr eingesetzt. Auch im hypnotherapeutischen

Setting wurden teilweise aversive Suggestionen verwendet; einige Studien dazu

werden unter 4. 4. 4. 3 näher beschrieben.

89 KAPITEL 4 RAUCHERENTWÖHNUNG

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4. 3 Raucherentwöhnungsprogramme in Deutschland - ein Überblick

Wer sich mit Raucherentwöhnung beschäftigt, begegnet immer wieder Klientinnen, die entweder

bereits Aufhörversuche bei teils prominenten Raucherentwöhnern hinter sich haben, oder aber

wissen möchten, welche der auf dem Markt angebotenen Selbsthifeprogramme zusätzlich hilfreich

sein könnten. Deshalb soll im Folgenden ein kurzer, an eine Zusammenstellung der BZgA

(2000) angelehnter tabellarischer Überblick über Raucherentwöhnungsprogramme in Deutschland

gegeben werden. Die Angebote wurden unterteilt in Selbsthilfemaßnahmen (Tabelle 2) und

Behandlungsprogramme (Tabelle 3).

Da dies den Rahmen der vorliegenden Arbeit sprengen würde, werden die Maßnahmen nicht

detailliert beschrieben, sondern lediglich einige zusammenfassende Bemerkungen zum nachgewiesenen

Erfolg (sofern vorhanden) und zu ihrer Seriosität und Glaubwürdigkeit gemacht. Allerdings

muß hierzu vermerkt werden, dass das Programm des AK Raucherentwöhnung in Tübingen

die einzige hier beschriebene Selbsthilfemaßnahme darstellt, deren Wirksamkeit wissenschaftlich

belegt ist. Bei den Behandlungsprogrammen fand eine systematische Evaluierung in

immerhin sechs Fällen statt (Bölcskei, BZgA, Nachfolgeprogramm des 5-Tage-Plans, Kraft, Salmen/

Klein und Unland). Allerdings entspricht die Qualität dieser Studien nicht den internationalen

Standards, da keine Kontrollgruppendesigns zur Anwendung kamen.

Weil eine einheitliche Bewertung nach dem Kriterium der Effektiviät somit schwierig ist, gewinnen

andere Kriterien, wie Seriosität, Glaubwürdigkeit und Transparenz zusätzlich an Bedeutung.

Dies gilt insbesonders auch deshalb, weil unrealistische Versprechungen dem öffentlichem Ruf

der Programme zur Raucherentwöhnung schaden. In einer Zeit, in der die Etablierung von Raucherentwöhnungsverfahren

im Rahmen der Gesundheitsversorgung angestrebt wird, sollte dies

deshalb unbedingt vermieden werden.

Die beiden größten Gruppen der beschriebenen Programme bedienen sich entweder kognitivverhaltenstherapeutischer

Verfahren oder arbeiten „suggestiv" mit „Tiefenentspannung" beziehungsweise

bezeichnen sich als NLP-Programme. Obgleich hier ein Zusammenhang mit hypnotherapeutischen

Methoden gesehen werden kann, bezeichnet sich keines der Programme als

explizit hypnotherapeutisch. Hypnotherapeutische Ansätze werden daher im Kapitel 4. 4 näher

erläutert.

KAPITEL 4 RAUCHERENTWÖHNUNG 90

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Autorinnen Titel Medium Bewertung

Arbeitskreis Raucherentwöhnung

in Tübingen

Nichtraucher in 6 Wochen: Ein

Selbsthilfeprogramm für alle,

die das Rauchen aufgeben

wollen.

Buch Das Selbsthilfeprogramm des AKR hat sich in verschiedenen Studien als effektiv

erwiesen. Es werden keine unrealistischen Versprechungen gemacht, der theoretische

Hintergrund sowie die praktische Vorgehensweise werden gut verständlich dargelegt.

Beier, W. (1992) Kein Verlangen mehr nach Zigaretten.

Ohne Rauchen das Leben meistern.

Tonkassette mit

Begleitheft

Die Wirkmechnismen werden nicht erläutert, allerdings wird darauf hingewiesen, dass

keine Garantien übernommen werden können.

Besser-Siegmund, C.

(1996)

Das Rauchen aufgeben.

NLP - Das Psycho-Power-

Programm.

Taschenbuch Dauer, Zeitaufwand und Wirkmechanismen werden erläutert und unrealistische Versprechungen

vermieden.

Bick, M. (1997) Nie wieder! Zwanzig Wege mit dem

Rauchen aufzuhören.

Taschenbuch Das Buch enthält Interviews zum Thema Rauchen und Nichtrauchen und kann

eventuell eine Entscheidungshilfe bieten. Hilfestellungen bei der Entwöhnung werden,

andes als vom Titel suggeriert, nicht gegeben.

BZgA (1999) Ja - ich werde rauchfrei Broschüre Aufmachung und Zielsetzung wirken seriös und glaubwürdig.

BZgA (1999) Rauchfrei für mein Baby 2 Broschüren Die Broschüren wurden im Rahmen eines wissenschaftlich evaluierten Projekts entwickelt

und auf ihre Akzeptanz hin untersucht.

Carr, A. (1997) Endlich Nichtraucher! Der einfachste

Weg, mit dem Rauchen

Schluss zu machen.

Buch Zu Beginn des Buches wird angekündigt, dass die Methode sofort und dauerhaft

wirkt und dass die Teilnehmerinnen an Gewicht nicht zunehmen werden. Diese Aussagen

erscheinen zweifelhaft. Das Buch kann die Motivation, aufzuhören, stärken;

Anleitungen zur Verhaltensmodifikation werden jedoch nicht gegeben.

Dahlke, R. (1989) Rauchen. Heilmeditationen mit

Musikuntermalung.

Tonkassette Es werden keine unrealistischen Erfolge versprochen, allerdings fehlen genaue Angaben

zu Zielgruppe, Zeitaufwand oder Zielen des Programms.

Drews, U. (1997) Das Rauchen aufgeben. Entwöhnung

mit Autohypnose als Weg

zum Erfolg.

Die ganzheitliche Methode.

Audio-CD mit

Begleitheft

Ungünstig auf die Glaubwürdigkeit wirkt sich aus, dass das CD-Booklet einen Hinweis

auf „NICOgreen-Tee" enthält, ohne dass klar wird, welcher Zusammenhang

zwischen diesem Tee und dem Aufhören besteht. Irreführend ist auch der Untertitel

„Die ganzheitliche Methode", da bei weitem nicht alle Ebenen der Raucherenwöhnung

thematisiert werden.

Enkelmann, N. B. (1997) Raucherentwöhnung.

Vom Raucher zum konsequenten

Nichtraucher.

Tonkassette mit

Begleittext

Es werden klare Angaben zum Gebrauch des Handbuchs gemacht und darauf verwiesen,

dass der wichtigste Schritt die eigenverantwortliche Umsetzung in der Praxis

sei. Nur auf der Rückseite des Deckblatts ist allerdings vermerkt, dass beide Kassettenseiten

identisch sind.

Freitag, E. F. (1995) Nichtraucher.

Gesünder und freier leben

ohne zu rauchen.

2 Tonkassetten

mit Begleittext

Dauer, Zeitaufwand, Handhabung und Wirkmechanismen bleiben unklar. Konkrete

Hilfestellungen werden nicht gegeben.

KAPITEL 4 RAUCHERENTWÖHNUNG 91

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Grünn, H. (1990) Einfach zuhören - und Nichtraucher

werden.

2 Tonkassetten Das Programm wird als „außergewöhnlich" und als „der einzig dauerhaft Erfolg

versprechende Weg" beschrieben. Gleichzeitig wird für weitere Titel des Autors geworben,

die mit den gleichen Mitteln unterschiedliche Probleme lösen sollen.

Heese, C. (1998) Ab heute Nichtraucher!

Der beste Weg, Buch das Rauchen

aufzugeben.

Buch Es werden keine unrealistischen Erfolge versprochen; insgesamt wirkt das Programm

seriös und glaubhaft. Wirkmechanismen, Ziele und Zielgruppe werden erklärt und

dargelegt.

Herzog, D. (1997) Mentales Nichtrauchertraining Buch Hier werden unrealistische und unhaltbare Versprechungen gemacht („Mit dieser

Methode treten keine Entzugserscheinungen auf. Sie werden nicht rückfälllig.").

Herzog, D. (1997) Mentales Nichtrauchertraining 2 Audio-CDs

bzw. Tonkassetten

mit Begleittext

Es bleibt unklar, inwieweit das Hören der CD alleine wirksam sein soll, da in der

Broschüre ausdrücklich empfohlen wird, zusätzlich das Buch zu lesen.

Hinkelmann, K.G. (1998) Besser leben - endlich Nichtraucher.

Das Fünf-Schritte-Programm

für alle, die mit dem Rauchen

aufhören wollen.

Buch Das Buch wirkt seriös und glaubhaft; es wird nichts Unrealistisches versprochen. Das

Programm selbst wurde nicht evaluiert, aus der Literatur ist jedoch bekannt, dass

kognitiv-verhaltenstherapeutische Programme grundsätzlich effektiv sein können.

Jacobson, B. (1985) Ladykillers. Warum Rauchen

eine Frauen-Frage ist.

Buch Das Buch gibt wenig konkrete Tipps, sondern beschreibt eher verschiedene Möglichkeiten,

das Rauchen zu beenden.

Kraft, D. (1993) Audiotherapie 4. Nichtraucher

werden -leicht gemacht.

Tonkassette Im Großen und Ganzen werden keine unrealistischen Versprechungen gemacht, es

wird lediglich angekündigt, das Programm könne eine Hilfe und Erleichterung sein.

Krispien, E. (1997) Die sieben Stufen: Eine Einweihungsreise:

Raucher-Entwöhnungs-

Meditation. Meditation zur Überwindung

jeder Art von Sucht.

Tonkassette Unrealistische Erfolge werden versprochen, und es gibt wenig konkrete Information.

Das Programm ist stark esoterisch gefärbt.

Lermer, S. (1997) Nichtrauchen beginnt im Kopf. Taschenbuch Das Programm wirkt seriös und glaubhaft. Es werden keine unrealistischen Versprechungen

gemacht. Die Wirkungsweise wird klar erläutert.

Liebl, H. (1997) CD-ROM Fit 14. In 14 Tagen

zum Nichtraucher.

CD-Rom mit

Benutzerinfo

Teilweise werden falsche Erwartungen geweckt: „Aufhören ohne Entzugserscheinungen."

McFarland, J. W. &

Folkenberg, E. J. (1997)

Wie Sie in fünf Tagen das Rauchen

aufgeben.

Buch Das Programm ist sehr verbreitet und hat einen religiösen Hintergrund, allerdings

ohne dass mit dem Verkauf des Buches unmittelbare religiöse Interessen verbunden

zu sein scheinen. Insgesamt wirkt das Buch seriös.

Merkle, R. (1995) Nie mehr rauchen. Ein Schrittfür-

Schritt-Programm zur erfolgreichen

Raucherentwöhnung.

Buch Dauer und Zeitaufwand des Programms bleiben unklar; falsche Erwartungen werden

aber nicht geweckt.

KAPITEL 4 RAUCHERENTWÖHNUNG 92

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Mohl, H. (1995) Rauchen? Der erfolgreiche Ausstieg.

Buch Vor allem wegen der umfangreichen Informationen und zahlreicher Auszüge aus

wissenschaftlichen Untersuchungen wirkt das Programm sehr seriös.

Pitschel-Walz, G. (1985) Ratgeber für Raucher, die sich entschlossen

haben, endgültig das Rauchen

aufzugeben.

Buch Das Heft informiert objektiv über verschiedene Methoden der Raucherentwöhnung,

ist jedoch veraltet, da die Nikotinsubstitution nicht erwähnt wird.

Rihs, M. & Lotti, H.

(1993)

Frei vom Rauchen. Gezielt aufhören

- und das Leben neu genießen.

Buch Das Buch wurde im Rahmen eines Forschungsprojekts erstellt. Zur Wirksamkeit der

verhaltentherapeutischen Elemente, mit denen gearbeitet wird, liegen klare Hinweise

vor.

Schneider, K., Dolke, G.

& Damme, U. (1995)

Von der Lust zu rauchen zur Lust

gesund zu werden.

NLP - Ein Weg zu mehr Gesundheit.

Tonkassette mit

Begleitheft

Es wird dargelegt, dass das Programm bei sehr starken Raucherinnen nur eingeschränkt

wirksam ist. Wirkmechanismen, Zielgruppen, Dauer und Handhabung werden

klar erläutert.

Stein, A. (1992) Raucherentwöhnung. Stereo- Tiefensuggestion.

Audio-CD mit

Begleitheft

Suchtraucherinnen wird empfohlen, neben der CD zusätzliche Hilfsmöglichkeiten zu

nutzen. Wirkung, Handhabung und Zielsetzung werden transparent gemacht.

Stein, A. (1994) Raucherentwöhnung. Tonkassette mit

Begleitheft

Noch deutlicher als im CD-Begleitheft wird darauf hingwiesen, dass die Methode vor

allem zur Unterstützung anderer Verfahren dienen soll. Aus dem Titel ist dies allerdings

nicht ersichtlich.

Trendelenburg, F. &

Kessler, B. (1988)

Schluss mit dem Rauchen! Buch Das Buch wurde im Rahmen eines wissenschaftlichen Projekts erstellt. Es basiert auf

verhaltenstherapeutischen Wirkfaktoren.

Ulene, A. & Sachs D. P.

(1993)

Die letzte Zigarette. Videokassette Das Programm wurde in Zusammenarbeit mit der American Medical Association

erstellt und wirkt sehr seriös und glaubhaft.

Walter, M. (1996) Nichtraucher in 30 Tagen. Das

mentale Erfolgssystem, um mit

dem Rauchen Schluss zu machen.

Auf einfache Art - Für

immer.

2 Tonkassetten

mit Buch

Das Programm besitzt eine hohe Transparenz; es wird klar dargelegt, was von den

Teilnehmrinnen erwartet wird. Allerdings werden auf dem Einband unrealistische

Versprechungen gemacht.

Wienand, H. (1994) Unsere alltäglichen Süchte. In 30

Tagen frei von Abhängigkeiten:

Essstörungen, Alkohol, Rauchen,

Medikamente.

Buch Es werden keine falschen Erwartungen geweckt; das genaue Vorgehen und die

Wirkmechansimen bleiben jedoch unklar.

Tabelle 2: Liste deutschsprachiger Selbsthilfeprogramme (BZgA, 2000)

KAPITEL 4 RAUCHERENTWÖHNUNG 93

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Autorinnen Titel Angebot/Materialien Bewertung

Basler et al. (1993) Gut gelaunt aufhören.

Nichtrauchen leicht gemacht

Gruppenprogramm;

Kursleitermanual,

Teilnehmermaterialien

Zur Zeit wird das Programm nicht mehr angeboten. Es handelte sich um ein Gruppentraining,

das verhaltentherapeutische Ansätze und die Verwendung von Nikotinkaugummis

verband. Eine kleine Evaluationsstudie (n = 20) ergab 78 Prozent Abstinenz

bei Kursende.

Bölcskei et al. (1995) Raucherentwöhnung Gruppenprogramm;

unveröffentlichte

Aufzeichnungen

Das verhaltenstherapeutische Gruppenprogramm wird kontinuierliuch evaluiert: Bei

der 12-Monatskatamnese liegt die Abstinenzrate bei 30 - 44 Prozent.

BZgA/IFT Institut für

Therapieforschung

(1997)

Eine Chance für Raucher.

Rauchfrei in 10 Schritten

Kursangebot;

Kursleitermanual;

Kursleiterschulungen;

Teilnehmermaterialien

Das Vorgängerprogramm Nichtraucher in 10 Wochen war das erste verhaltentherapeutische

Gruppenprogramm zur Raucherentwöhnung in der BRD und sehr verbreitet.

Es handelt sich um ein kognitiv-verhaltenstherapeutisch multimodales und systematisch

evaluiertes Programm.

Carr, A. (1983/1993) Allen Carr's Easyway -

einfach Nichtraucher

Kursangebot;

Informationsbroschüre

Nach Berichten von Kursteilnehmerinnen erfolgt sechs Stunden lang eine Art Gehirnwäsche,

deren Inhalt etwa vergleichbar mit dem des Buchs von Allan Carr ist

(Endlich Nichtraucher, siehe Seite 83).

Deutscher Verein für

Gesundheitspflege (1995)

Endlich frei! Seminarangebot,

Kursleiterschulungen;

Kurs-leitermanual,

Teilnehmermaterialien

Es handelt sich hier um die Weiterentwicklung des bekannten und gut evaluierten 5-

Tage- Plans. Der Träger des Deutschen Vereins zur Gesundheitspflege ist die freikirchliche

Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten. Der starke religiöse Bezug

ist dem kognitiv-verhaltenstherapeutschen Programm auch deutlich anzumerken.

Hirzel, G. & Schippers,

R. (1985)

Mit leichten Schritten zur

letzten Zigarette

Kursangebot;

Teilnehmermaterialien

Das kognitiv-verhaltentherapeutische Kursprogramm setzt den Schwerpunkt auf

körperliche Bewegung und richtet sich auch an Raucherinnen, die ihren Konsum

zunächst nur reduzieren wollen. Das Programm wird im Rahmen eines Projekts der

AOK Mettmann und des Instituts für Therapieforschung wissenschaftlich begleitet.

Kraft, D. (1995) Endlich Nichtraucher!! Seminarangebot Die 2-stündigen Seminare des Hypnotherapeuten Dieter Kraft sind in Deutschland

sehr bekannt. Er bietet Tiefenentspannung mit verhaltetentherapeutischen Elementen

an. Eine Diplomarbeit zur Wirksamkeitsüberprüfung ergab Abstinenzraten von

circa 30 Prozent nach sieben Monaten.

Salmen, S. & Klein, K.

(1995)

Raucherentwöhnung im

Betrieb

Kursangebot;

Kursleitermanual,

Teilnehmermaterialien

Es handelt sich um ein evaluiertes verhaltenstherapeutisches Gruppenprogramm mit

Nikotinsubstitution. Als zusätzliche Unterstützung werden Entspannungsverfahren

eingesetzt. Das Programm ist für die betriebliche Gesundheitsversorgung konzipiert.

Unland, H. (1995) Wir gewöhnen uns das Rauchen

ab - wieder frei und

selbstbestimmt leben

Kursangebot;

Kursleitermanual,

Teilnehmermaterialien

Das Programm verbindet kognitiv-verhaltenstherapeutische Gruppentherapie mit

transdermaler Nikotinsubstitution und wurde auf seine Wirksamkeit überprüft.

Tabelle 3: Liste deutschsprachiger Behandlungsmaßnahmen (BZgA, 2000)

KAPITEL 4 RAUCHERENTWÖHNUNG 94

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4. 4 Hypnose in der Raucherentwöhnung

Der erste Bericht zur Verwendung von Hypnose in der Raucherentwöhnung wurde 1847 von

Morley veröffentlicht. Er beschreibt in einem Artikel zum „Animalischen Magnetismus", wie der

in Massachusetts ansässige Arzt Robbins posthypnotische und aversive Suggestionen zur Raucherentwöhnung

bei zwei Klienten erfolgreich eingesetzt habe (Gravitz, 1991).

4. 4. 1 Meta-Analysen zur Effektivität hypnotherapeutischer Raucherentwöhnung

Leider wird außerhalb der hypnotherapeutischen Literatur Hypnose als Verfahren zur Raucherentwöhnung

meist lediglich mit dem Hinweis, es lägen keine hinreichend evaluierten Studien

vor, kurz erwähnt (BZgA, 2000; Haustein, 2001; Fiore et al, 1996). Tatsächlich aber wurde der

Einsatz von Hypnotherapie bei der Raucherentwöhnung bereits relativ häufig erforscht und zahlreiche

Studien belegen die Effektivität der hypnotherapeutischen Behandlung in diesem Anwendungsfeld

(vgl. dazu 4. 4. 2).

Der Vorwurf, die Studien hielten strengen wissenschaftlichen Kriterien nicht stand, muß freilich

teilweise als berechtigt angesehen werden; allerdings gibt es auch sehr methodenkritische Arbeiten

zur hypnotherapeutischen Raucherentwöhnung wie das Review von Green und Lynn (2000).

Da die Kritik am methodischen Vorgehen aber häufig auch für Arbeiten außerhalb des hypnotherapeutischen

Settings zutrifft, soll diese 4. 5. 2 eingehender erläutert werden.

Auffällig sind die starken Unterschiede bezüglich der Einschätzung der Effektivität; so berichten

Revenstorf & Prudlo (1994) in ihrem Artikel über die wissenschaftlichen Grundlagen der klinischen

Hypnose über im Schnitt 34 Prozent Abstinenz bei 21 zugrunde liegenden Studien, während

eine Übersicht von Zeig (Revenstorf, 1993) von einem durchschnittlichen Erfolg von 64

Prozent ausgeht. Agee (1983) beschreibt in ihrer Metaanalyse 16 amerikanische Studien zur Behandlung

von Raucherinnen und berechnet eine Abstinenzrate zwischen 4 - 88 Prozent.

Holroyd (1980) vergleicht in einem Übersichtsartikel 17 Studien zur hypnotherapeutischen Raucherentwöhnung

- das Ergebnis ist eine durchschnittlichen Erfolgsquote von 48 Prozent.

Schulte und Hueber (2000) stellen in einer Literaturübersicht 26 Studien zur hypnotherapeutischen

Raucherentwöhnung vor, die seit 1983 veröffentlicht wurden. Hier ergab sich bei einem

mittleren follow-up-Zeitraum von 9,5 Monaten eine Variation der Abstinenzraten zwischen null

und 86,5 Prozent. Im Durchschnitt wurde eine Erfolgsquote von 28,7 Prozent (n-gewichtet) erreicht.

95 KAPITEL 4 RAUCHERENTWÖHNUNG

-----------------------------------------------------------------------------------------------------

Eine neuere Übersicht von Gerl & Freund (2001) geht von einer Abstinenzrate von circa 25 Prozent

aus, was etwa dem Mittelwert aller professioneller Entwöhnungshilfen entspräche. Hierbei

sollte aber auch berücksichtigt werden, dass es sich beim Rauchen nicht um ein bloßes Verhaltens-,

sondern um ein Suchtproblem handelt (Peele, 1985; Koop, 1988; Wise, 1988; Russell, 1990,

zitiert nach Gerl & Freund, 2001): Für eine Suchttherapie aber sind diese 25 Prozent ein beachtlicher

Erfolg.

Die insgesamt sehr unterschiedlichen Erfolgsangaben im Bereich der hypnotherapeutischen Raucherentwöhnung

sind auf folgende Faktoren zurückzuführen:

  • Es werden unterschiedliche Kriterien für den Behandlungserfolg zugrunde gelegt: Teilweise

zählen auch Klientinnen, die ihren Konsum nur reduziert haben, zu den erfolgreich Behandelten,

oder aber es wird bereits das zeitweilige Beenden, anstelle des langfristigen Freibleibens

vom Rauchen als Erfolgskriterium angesetzt.

  • Ebenso werden die Daten zum Drop-out unterschiedlich behandelt: In einigen Studien gehen

alle Teilnehmerinnen, die sich zum Katamnesetermin nicht mehr melden, als Nichtabstinente

in die Berechnungen ein, in anderen Studien zählen diese Personen als Drop-outs oder werden

gar nicht mehr erwähnt.

  • Auch die starken Unterschiede in der Dauer der Katamnesezeiträume tragen wesentlich zu der

großen Spanne zwischen den einzelnen Effizienzeinschätzungen bei.

  • Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Vorselektion der Teilnehmerinnen über die Art der Anwerbung

oder über die sogenannten „Abstinenztage"; ein Zeitraum von einigen Tagen vor

Behandlungsbeginn, während derer nicht geraucht werden darf. Wenn Klientinnen, die sich an

diese Vorgabe nicht gehalten haben, nicht weiter behandelt werden und auch nicht als Dropouts

oder Nichtabstinente in die Studie eingehen, hat dies eine deutlich höhere Abstinenzrate

zur Folge.

4. 4. 2 Studien zur hypnotherapeutische Raucherentwöhnung

Die im Folgenden aufgeführten Studien sollen einen Überblick über den Forschungsstand zum

Thema hypnotherapeutische Raucherentwöhnung geben.

Nuland & Field (1970) entwickelten eine neue Behandlungsmethode für klinische Patienten im

Einzelsetting und verglichen diese mit ihrer eigenen älteren Methode, bei der die Therapeutinnen

eine eher kontrollierende und belehrende Funktion ausgeübt hatten. Beim nun angewandten Verfahren

wurden die Klientinnen in der Anwendung von Selbsthypnose und EntspannungsverfahKAPITEL

4 RAUCHERENTWÖHNUNG 96

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ren geschult, in der Trance wurden unbewußte Motive für das Rauchen exploriert und Imaginationen

für den „Kampf gegen das Gift" entwickelt. Nach sechs Monaten hatten 60 Prozent der

Patientinnen bei dem neuen Verfahren das Rauchen aufgegeben, während nach der alten Methode

nur 25 Prozent der Patientinnen erfolgreich waren (Nuland & Field, 1970).

Spiegel führte 1970 eine Gruppenbehandlung mit Hypnose an insgesamt 615 Klientinnen durch,

die alle bereits mehrere erfolglose Abstinenzversuche hinter sich hatten. Die Behandlung bestand

aus nur einer Sitzung, die folgende Elemente enthielt:

1. Testung der Klientinnen mit dem hypnotischen Induktionsprofil (HIP). Diese Standardmethode

wurde von Spiegel & Spiegel entwickelt und beginnt mit dem Augenrolltest: Die Patientinnen

werden gebeten, langsam die Augäpfel bei geöffneten Lidern nach oben zu rollen. Ist

dabei fast nur noch das Weiße des Augapfels zu sehen, deutet dies auf eine hohe Hypnotisierbarkeit

hin. Anschließend wurde eine Handlevitation induziert. Diese Standardinduktion

diente einerseits zur Erfassung der Suggestibilität, andererseits zum Erlernen von Selbsthypnose.

2. Nachdem sich die Patientin in Trance befand, wurde sie gebeten, sich auf drei Basissätze zu

konzentrieren: „1. For your body smoking is a poison. 2. You cannot live without your body. 3. You

are in truth your body's keeper." (vgl. auch 4. 4. 4. 3).

3. Die drei standardisierten Punkte wurden ständig - auch in der Selbsthypnose - wiederholt.

Diese sollte von den Klientinnen als Hausaufgabe bis zu zehnmal am Tag durchgeführt werden.

Nach sechs Monaten meldeten sich 44 Prozent zurück, von denen 44 Prozent abstinent waren.

1970 erschien auch eine bis heute nicht replizierte Studie von Kline. Er behandelte seine Klientinnen

zwölf Stunden ohne Unterbrechung in der Gruppe; die Teilnehmerinnen durften den

Raum nur verlassen, um zur Toilette zu gehen Außerdem durften sie 24 Stunden vorher nicht

rauchen. Das beachtliche Resultat dieser Behandlung: Von 60 Klientinnen, von denen jeweils

zehn zu einer Gruppe gehörten, waren nach einem Jahr noch 88 Prozent abstinent. Zudem zeigten

sich in den Phasen der hypnotischen Entspannung die für den Entzug typischen Unregelmäßigkeiten

des Ausatmungsmusters der Raucherinnen - gemessen durch einen Polygraphen -signifikant

verbessert.

Einen völlig anderen Schwerpunkt legten Pederson, Scrimgeour und Lefcoe (1975): Sie verglichen

„Hypnose" mit „Beratungsgespräch" jeweils im Gruppensetting, außerdem gab es eine unbehandelte

Kontrollgruppe. Die Klientinnen (n = 48) wurden per Zufall den einzelnen Gruppen

97 KAPITEL 4 RAUCHERENTWÖHNUNG

-----------------------------------------------------------------------------------------------------

zugeordnet. Die Beratungsgespräche zum Thema Nichtrauchen fanden sechs Wochen lang wöchentlich

statt, in der Hypnosebedingung gab es dagegen nur eine einzige Sitzung.

Die Autoren berichteten folgende Ergebnisse: Nach drei Monaten waren 56 Prozent in der Hypnosegruppe

abstinent, während dies bei nur elf Prozent in der Beratungsgruppe der Fall war. In

der Wartelisten-Kontrollgruppe hörte niemand mit dem Rauchen auf. Die Katamnese nach 10

Monaten ergab, dass die Abstinenzrate in der Hypnosegruppe mit 50 Prozent etwa konstant

blieb, während sämtliche Probandinnen der beiden anderen Gruppen wieder rauchten.

Perry und Mullen (1975) behandelten 38 Klientinnen nach Spiegels Methode im Einzelsetting,

nach drei Monaten waren 13 Prozent abstinent.

Watkins (1976) beschrieb eine an Nuland und Field (1970) angelehnte individualisierte Behandlungsmethode

speziell für Collegestudentinnen. Sie vermied bewußt das Wort Hypnose, um Vorurteile

zu umgehen, verwendete jedoch hypnotherapeutische Verfahren wie Handlevitation, Augenfixation,

sowie individualisierte Suggestionen. Nach Beendigung der fünf Behandlungssitzungen

waren 58 Prozent der 48 Klientinnen abstinent. Beim follow-up nach sechs Monaten reduzierte

sich die Erfolgsquote auf 50 Prozent.

Einen Vergleich verschiedener Verfahren führten Barkley, Hastings und Jackson (1977) in einem

Gruppenprogramm durch: Sie untersuchten den Effekt des Schnellrauchens und die Technik der

Hypnose. In der Kontrollgruppenbedingung wurden „Anti-Raucher-Filme" vorgeführt und anschließend

diskutiert. Die Behandlung erstreckte sich über zwei Wochen, in denen sieben Sitzungen

abgehalten wurden. Dabei wurden jeweils die ersten und die letzten 15 Minuten der Sitzungen

in allen Untersuchungsbedingungen identisch gestaltet; lediglich die dazwischen liegenden 30

Minuten unterschieden sich. In der Bedingung „Schnellrauchen" hielten sich die Probandinnen in

einem kleinen Raum auf und bekamen alle zehn Sekunden den Befehl, an der Zigarette zu ziehen,

in der Hypnosegruppe erhielten sie eine Entspannungshypnose unter Einbeziehung von Körperempfinden

und einer Handlevitation (siehe auch Hall und Crasilneck, 1970). Die Ergebnisse

dieser Studie waren: Nach neun Monaten 25 Prozent Abstinenz in der Hypnosebedingung, 42

Prozent in der Rapid-Smoker-Bedingung und null Prozent in der Kontrollgruppenbedingung.

Sanders (1977) setzte in einer interessanten Studie die gegenseitige Hypnose in der Gruppe als

herausragendes Element in ihrer Behandlung von Raucherinnen ein; jede Teilnehmerin sollte

einer anderen Teilnehmerin eine Suggestion zum Thema Nichtrauchen vorgeben. In jeder Sitzung

wiederholten sich außerdem folgende Behandlungsschritte:

KAPITEL 4 RAUCHERENTWÖHNUNG 98

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1. Ein Brainstorming zum Thema „Nichtraucherin werden oder es schon sein".

2. Eine Zeitprogression und Imagination in die Zukunft.

3. Ein hypnotischer Traum mit folgendem Inhalt: Ein Weg teilt sich, und zwei Richtungen bieten

sich an: Ein Raucherweg und ein Nichtraucherweg. Dieser hypnotische Traum wird

gleichzeitig als Motivationsvariable benutzt.

4. Die Imagination, Nichtraucherin zu sein.

5. Ein Selbsthypnosetraining, um zu Hause üben zu können.

Die Gruppen mit jeweils vier Teilnehmerinnen hatten wöchentlich zwei Sitzungen über einen

Zeitraum von vier Wochen. Das Ergebnis: Nach 10 Monaten waren 68 Prozent der Behandelten

abstinent.

Shewchuk (1977) verglich die Wirksamkeit von Gruppentherapie, Individualtherapie mit Hypnose

und Individualtherapie ohne Hypnose. Er behandelte 44 Klientinnen nach der Methode von

Spiegel. Die Einjahres-Katamnese ergab eine Abstinenzrate von 17 Prozent.

Eine recht geringe Erfolgsquote ergab auch die Studie von Perry et al. (1979): Sie behandelten 26

Personen im Einzelsetting, von denen nach Ablauf von drei Monaten nur vier Prozent abstinent

waren.

Ein etwas erweitertes Angebot machten Berkowitz et al. (1979) ihren Klientinnen: Sie behandelten

40 Personen in Einzelsitzungen nach Spiegels Methode; wer Schwierigkeiten bei der Bewältigung

der Hausaufgaben hatte, konnte jedoch kostenlos weitere Behandlungen in Anspruch nehmen.

Bei dieser Studie ergab sich nach sechs Monaten eine Abstinenzrate von 20 Prozent.

Mac Hovec und Man (1978) verglichen Hypnotherapie mit Akupunktur. Dabei prüften die Autoren

neben der korrekten Akupunktur auch eine Placebo-Akupunktur und unterteilten die Hypnose-

Bedingung in Gruppen- und in Einzelhypnose. Die Kontrollgruppe stellte eine unbehandelte

Gruppe dar. Die Resultate nach sechs Monaten ergaben, dass die individuelle Hypnosebedingung

am erfolgreichsten war (Individual-Hypnose 83 Prozent, Gruppenhypnose 50 Prozent, Akupunktur

75 Prozent, Placebo-Akupunktur 25 Prozent und Kontrollgruppe 17 Prozent Abstinente).

Die Aussagekraft der Ergebnisse wird allerdings durch die Tatsache eingeschränkt, dass auch

Probandinnen, die ihren Konsum lediglich reduziert hatten, als Abstinente aufgeführt wurden.

Stanton (1978) entwickelte eine spezielle Behandlungsform der Raucherentwöhnung mit Hypnose,

die aus nur einer Sitzung besteht. Sie enthält folgende Elemente:

99 KAPITEL 4 RAUCHERENTWÖHNUNG

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1. Aufbau eines guten Rapports und Schaffung einer günstigen „geistigen Lage" bei der Klientin.

3. Induktion der Hypnose.

4. Ich-Stärkung unter Berücksichtigung der individuellen Gründe, das Rauchen zu beenden.

5. Standardisierte Suggestionen bezüglich des Rauchens.

6. Red- Ballon- Technik. Diese Technik wurde von Walch (1976) beschrieben und war zunächst

dazu gedacht, Patientinnen von ihren Schuldgefühlen zu befreien (vgl. 4. 4. 4. 4).

7. Imagination des Erfolges: Die Klientin stellt sich eine in der Mittel geteilte Tafel vor. Auf der

linken Seite der Tafel notiert sie alle Gründe, die fiir das Rauchen sprechen und radiert sie anschließend

wieder aus. Auf der rechten Seite werden alle Gründe gegen das Rauchen notiert,

und bleiben dort stehen. Dieser Vorgang wird mehrfach wiederholt.

Von 75 Patienten, die mit dieser Methode behandelt worden waren, gaben 45 das Rauchen auf.

Sechs Monate nach der Behandlungssitzung waren 34 Patientinnen (45 Prozent) noch immer

Nichtraucherinnen.

In einer kontrollierten Studie (Javel, 1980) wurden 30 Raucherinnen entweder mit Hypnotherapie

oder Suggestionen ohne Hypnose behandelt, oder einer Warteliste-Kontrollgruppe zugeordnet.

Die beiden Behandlungsgruppen erhielten jeweils eine einstündige Sitzung und wurden im Anschluß

telefonisch über einen Zeitraum von drei Monaten befragt. 60 Prozent der mit Hypnose

behandelten sowie 40 Prozent der mit einfachen Suggestionen behandelten Probandinnen, aber

keine Teilnehmerinnen der Kontrollgruppe waren abstinent: Die beiden Experimentalgruppen

waren der Kontrollgruppe signifikant überlegen.

Eine aufwendige Studie mit 307 Klientinnen führten Barabasz, Baer, Sheehan und Barabasz

(1984) durch: Bei dieser Studie wurde die Methode der beschränkten Umweltstimulationstherapie

- „restricted environmental stimulation therapy" (REST) - eingesetzt. Die Hypnose fand für

einen Teil der Probandinnen in der Gruppe und für den anderen Teil als individuelle Behandlung

statt. Sie bestand aus zwei Maßnahmen: a) Eine Hypnosesitzung und b) eine Audiohypnosekassette,

die zu Hause gehört werden sollte. Die Ergebnisse nach 19 Monaten zeigten, dass die Bedingung

einer individuellen Hypnosesitzung in Kombination mit ein bis drei Sitzungen, während

derer die Klientin in einem Absorptionstank saß und über einen Kopfhörer hypnotische Suggestionen

zum Nichtrauchen (Spiegel & Spiegel, 1978) hörte, mit 47 Prozent Abstinenten die erfolgreichste

war.

Auch Rabkin (1984) führte eine Studie anhand einer größeren Stichprobe durch (n = 140). Die

Klientinnen wurden mit Hypnose, Psychoedukation oder einem Programm zur VerhaltensmodiKAPITEL

4 RAUCHERENTWÖHNUNG 100

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fikation behandelt, beziehungsweise der Wartelisten-Kontrollgruppe randomisiert zugewiesen.

Nach sechs Monaten waren in den Behandlungsgruppen 24 bis 36 Prozent abstinent, während

die Teilnehmerinnnen der Kontrollgruppe ihr Rauchverhalten nicht änderten. Rabkins Untersuchung

stellt eine der wenigen Studien dar, in der die Aussagen der Versuchspersonen anhand

biochemischer Marker (Messungen der Thiocyanat-Werte in Haarproben) überprüft wurden.

In der Untersuchung von Williams & Hall (1988) wurden 60 Versuchspersonen randomisiert auf

drei Behandlungsgruppen verteilt. Die Experimentalgruppe erhielt eine Hypnosesitzung, die beiden

Kontrollgruppen wurden entweder mit einem Aufmerksamkeits-Placebo (Diskussion zum

Thema Rauchen) oder überhaupt nicht (Warteliste-Kontrollgruppe) behandelt. Nach 12 Monaten

waren 45 Prozent der Hypnosegruppe, aber niemand in den Kontrollgruppen abstinent.

Neufeld und Lynn (1988) erzielten in einer Studie mit Selbsthypnose und Audiokassetten 25 Prozent

Abstinenz nach drei Monaten, nach sechs Monaten waren es noch 18 Prozent.

In Deutschland gibt es nur wenige kontrollierte Studien zur Raucherentwöhnung mit Hypnose.

Eine davon ist die Diplomarbeit von Hueber (1997). Hier wurde die standardisierte Gruppenmethode

eines Laienhypnotiseurs angewandt. Die Erfolgsrate nach sieben Monaten betrug 28

Prozent.

Ein verhaltens- und hypnotherapeutisches Konzept mit umfangreicher psychoedukativer Einführung

und Ausnutzung der Gruppenkohäsion für stationär behandelte psychosomatische Patientinnen

boten Henning und Trabert (1999) an. Unter Nutzung der Gruppendynamik und der Kohäsion

der Gruppe sowie der im Vorfeld dokumentierten Motivation wurden zunächst im Sinne

einer kognitiv-behavioralen Stimuluskontrolle alle Raucher-Utensilien ritualisiert abgegeben. Es

folgte eine Latenzphase von zwei Tagen, um den Patientinnen Zeit zum Nachdenken und zu

ersten eigenen Erfahren mit der Entzugsymptomatik zu geben. Für den Cravingfall wurde therapeutische

Unterstützung nach 24 Stunden als Gruppennottermin angeboten. Nach 48 Stunden

traf sich die Gruppe regulär zu einer Diskussion über die Gefühle, das Craving und das gesundheitliche

Befinden. Weiter wurde ein angenehmer Ort mit Zeitprogression suggeriert (nach Revenstorf,

1990) und ein Ressourcenscreening mit einer Zeitorientierung von der Zukunft in die

Gegenwart mit Verankerung durch Wohlfühlen und tiefe Entspannung angeleitet. Hier kam als

Ergänzung die Gruppenmotivation durch den Erlebnisaustausch und die Förderung von individuellen,

positiven Bildern hinzu. Die Gruppensitzung endete mit dem Angebot zur weiteren therapeutischen

Unterstützung im Cravingfall nach 24, 48, und 96 Stunden. Wenn Patientinnen

solch einen Unterstützungstermin wahrnahmen, wurde individueller auf die Trance und Bildersuche

eingegangen. Durchschnittlich 1,5 Nottermine pro Person wurden wahrgenommen. Der Abschlusstermin

am siebten Tag nach Beginn mit der Abgabe eines Bewertungsbogens war wieder

101 KAPITEL 4 RAUCHERENTWÖHNUNG

-----------------------------------------------------------------------------------------------------

Pflichttermin für alle Teilnehmerinnen, es folgte eine allgemeine Diskussion mit Selbsteinschätzung

und einer abschließenden positiven, therapeutischen Bewertung.

Beim follow-up nach sechs Monaten ergab sich folgendes Bild: Der Rücklauf der versandten

Fragebogen betrug 100 Prozent. Sechs von zwölf Patientinnen waren abstinent, während die

sechs Rückfälligen bereits innerhalb der ersten sechs Wochen nach Kursende wieder zu rauchen

begannen. Interressant ist dieses Ergebnis, weil es zeigt, dass trotz der Komorbidiät der behandelten

Personen (Ess-Störungen, andere Süchte, Persönlichkeitsstörungen) auch bei einer Klinikpopulation

gute Erfolge erzielt werden können. Insbesonders die Gruppendynamik und das

Peergrouping wurden in dieser Studie von den Teilnehmenden sehr positiv empfunden.

Schulte und Hueber (2000) überprüften anhand einer Stichprobe von 135 freiwilligen Teilnehmerinnen

ein hypnotherapeutisches Gruppenprogramm, das aus nur einer Sitzung bestand. Diese

Sitzung umfaßte eine Motivationsphase, Techniken der Altersregression und Zeitprogression,

sowie direkte und indirekte Suggestionen mit positivem und aversivem Inhalt. Nach sieben Monaten

waren noch 36 Prozent der befragten Probandinnen abstinent.

Cardona und Martin (2000) führten eine Studie im Einzelsetting durch. Die 51 Patientinnen wurden

mit einem standardisierten Programm behandelt, das jedoch Individualisierungen der Suggestionen

zuließ. Die Behandlung bestand aus mindestens zwei Sitzungen, weitere Termine waren

möglich, sofern die Klientinnen dies wünschten - durchschnittlich wurden 2,4 Sitzungen benötigt.

Die Katamnese erfolgte telefonisch nach 12 - 72 Monaten. In Relation zu diesem im Vergleich

mit anderen Studien langem Zeitraum ist das Ergebnis beachtlich: 59,3 Prozent waren abstinent,

wobei Therapieabbrecherinnen mit berücksichtigt wurden.

Die Tabelle auf der folgenden Seite faßt die oben beschriebenen Studien zusammen.

KAPITEL 4 RAUCHERENTWÖHNUNG 102

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Autorin Vpn

Katamn.

Zeit in

Monaten

Abstinenzrate Beschreibung & Anzahl

der Sitzungen

Nuland &

Field 1970

6 60 Prozent (neue Methode)

25 Prozent (alte Methode)

Mehrere Einzelsitzungen mit individualisierten

Suggestionen

Spiegel 1970 615 6 44 Prozent Eine Gruppensitzung

Kline 1970 60 12 88 Prozent 12 Stunden Gruppe non-stop

Pedersen,

Scrimgeour &

Lefcoe 1975

48 10 50 Prozent Hypnose

0 Prozent Beratung

0 Prozent Warteliste

Einmal 1 ½ Stunden Gruppenhypnose

6 Wochen Beratung (wöchentlich)

Perry & Mullen

1975

38 3 13 Prozent Eine Einzelsitzung

Watkins 1976 48 6 50 Prozent Fünf Einzelsitzungen mit individuellen

Suggestionen

Barkley,

Hastings &

Jackson 1977

29 9 25 Prozent Hypnose

42 Prozent Rapid Smoker

0 Prozent Warteliste

Sieben mal 1 Stunde in der Gruppe:

Hypnose

Rapid Smoking

Kontrolle: Anti-Raucher-Filme

Sanders 1977 19 10 68 Prozent Gruppensitzungen mit gegenseitiger Hypnose

Shewchuk

1977

44 12 17 Prozent Eine Einzelsitzung nach der Methode von

Spiegel (1970)

Perry et al.

1979

26 3 4 Prozent Eine Einzelsitzung

Berkowitz et

al. 1979

40 6 20 Prozent Eine Einzelsitzung; Klientinnen mit

Schwierigkeiten konnten weitere Sitzungen

bekommen

MacHovec &

Man 1978

58 6 40 Prozent Gruppenhypn.

50 Prozent Einzelhypnose

25 Prozent Akupunktur

0 Prozent Placebo-Akupun.

0 Prozent Kontrollgruppe

Vergleich unterschiedlicher

Verfahren in drei Sitzungen

Stanton 1978 75 6 45 Prozent Eine Einzelsitzung mit individualisierten

Suggestionen

Javel 1980 30 3 60 % Hypnose

40 % Suggestion ohne Hypn.

0 % Warteliste

Einmal 60 Minuten

Barabasz

et al. 1984

307 10 - 19 47 % REST + Einzelhypn.

36 % Gruppenhypn.

28 % Einzelhypn.

REST +/- 1 - 1½ Std.

Einzelhypnose

Gruppenhypnose

Rabkin 1984 140 6 29 bis 37 % Experimentalgruppe

0 Prozent Warteliste

Vergleich Hypnose, Psychoedukation, Verhaltensmodifikation,

Warteliste

Williams &

Hall 1988

60 12 45 Prozent Hypnosegruppe

0 Prozent Warteliste

0 Prozent Placebo

Eine Sitzung

Lynn 1988 27 6 18 Prozent Eine Gruppensitzung, dann Kassette täglich

Hueber 1997 7 28 Prozent Standardisierte Gruppenmethode eines

Laienhypnotiseurs

Henning 1999 12 6 50 Prozent Psychoedukation und Ausnutzung der

Gruppenkohäsion bei stationär behandelten

psychosomatischen Patientinnen, mehrere

Sitzungen

Schulte &

Hueber 2000

135 7 36 Prozent Gruppenprogramm mit einer Sitzung

Cardona &

Martin 2000

51 12 - 72 59 Prozent Mindestens zwei Einzelsitzungen mit halbstandardisierten

Suggestionen

Tabelle 4: Überblick über die hypnotherapeutische Raucherentwöhnung

103 KAPITEL 4 RAUCHERENTWÖHNUNG

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4. 4. 3 Wirkvariablen der hypnotherapeutischen Raucherentwöhnung

Mehrere Autorinnen haben versucht, die einzelnen Wirkvariablen bei der Raucherentwöhnung

mit Hypnose herauszuarbeiten (Holroyd, 1980; Agee, 1983; Gerl, 1997; Freund & Gerl, 1999).

Demnach sollte ein erfolgreiches hypnotherapeutisches Raucherentwöhnungsprogramm möglichst

folgende Bedingungen erfüllen:

Wirkvariablen der hypnotherapeutischen Raucherentwöhnung:

  • Nutzung der positiven Erwartungseffekte durch die Verwendung des Begriffs „Hypnose"
  • hohe Motivation der Klientin
  • ein erfahrener Therapeut, der persönlich anwesend zu sein hat
  • drei bis fünf Sitzungen
  • individuelle und Ich-stärkende Suggestionen
  • posthypnotische Suggestionen
  • Übung in Selbsthypnose
  • unterstützende Telefonkontakte nach den Sitzungen
  • sozialeUnterstützung, vor allem durch nichtrauchende Bezugspersonen

Gruppen- versus Einzelhypnose

Bei den oben aufgeführten Studien ergibt sich für die Einzelypnose eine durchschnittliche Abstinenz

von 34,6 Prozent bei einer Spanne von 4 - 60 Prozent; für die Gruppenhypnose ein Wert

von 43,9 Prozent bei einer Spanne von 18 - 88 Prozent. Zwei Studien (beide mit Einzelsettings:

Perry & Mullen, 1975 und Perry et al., 1979) bleiben unter der Grenze von 15 Prozent Abstinenz,

die laut Baer et al. (1977) von Selbstaufhörern erreicht werden. Die höchste Abstinenzrate von 88

Prozent erreicht die 12-stündige Gruppensitzung von Kline (1970).

Die Erfolgsraten der Gruppenhypnose scheinen also etwas höher; allerdings ist wiederum anzumerken,

dass die Vergleichbarkeit der einzelnen Studien aufgrund der großen Heterogenität bezüglich

der Erfolgsmaße sehr begrenzt ist.

KAPITEL 4 RAUCHERENTWÖHNUNG 104

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Individualisierte versus standardisierte Suggestionen

Auffällig ist, dass alle Studien, die die individuellen Wünsche und Motive der Klienten, das Raucher

aufzugeben, in ihre Suggestionen aufgenommen haben, hohe Erfolgsraten aufweisen:

Autorin Erfolgsrate

Kline (1970) 88 Prozent

Nuland & Field (1970) 60 Prozent

Watkins (1976) 50 Prozent

Sanders (1977) 68 Prozent

Stanton (1978) 45 Prozent

Henning (1999) 50 Prozent

Cardona & Martin (2000) 59 Prozent

Tabelle 5: Studien mit individualisierten Suggestionen

Zeig (1993) schreibt hierzu: „Es verwundert nicht, dass ein individualisierter therapeutischer Ansatz

effektiver ist als eine Routineprozedur, und wenn es eine Kunst ist, das Bedürfuis nach Zigaretten

einzuschränken, dann ist es auch eine Kunst, dieses Bemühen therapeutisch zu fördern.

Erickson war immer hartnäckig in der Betonung des individuellen Vorgehens, da ihm Kochbuchrezepte

nicht gefielen. (...) Das individualisierte Vorgehen funktioniert allein aus dem Grund besser,

dass der Persönlichkeit des Klienten so Rechnung getragen wird. Dies ist wichtig, weil sich

Symptome immer aus sehr persönlichen Gründen entwickeln." Auch in den Gruppenstudien von

Kline (1970) und Sanders (1978) wurden die vom Klienten selbst berichteten Wahrnehmungen

individualisiert und waren ein bedeutender Faktor in diesen Therapien. Die Abstinenzraten zwischen

Behandlungsformen mit individualisierten versus standardisierten Suggestionen liegen bei

16 miteinander verglichenen Studien bei M = 63 Prozent versus M = 3 Prozent (Agee, 1983).

Eine versus mehrere Sitzungen

Ein wichtiger Faktor scheint auch die Anzahl der Sitzungen zu sein: Die Abstinenzraten der von

Agee referierten Studien liegen zwischen 25 - 68 Prozent (M = 53 Prozent) bei mehr als einer

Sitzung, im Gegensatz zu Raten zwischen 4 - 88 Prozent (M = 32 Prozent) bei nur einer Sitzung

(Agee, 1983).

105 KAPITEL 4 RAUCHERENTWÖHNUNG

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4. 4. 4 Hypnotherapeutische Behandlungsmethoden der Raucherentwöhnung

Die Prämissen einer modernen hypnotherapeutischen Vorgehensweise wurden bereits unter Kapitel

3. 4 ausführlich beschrieben. Speziell in der Raucherentwöhnung werden zusätzlich die folgenden

Strategien angewandt (Gerl & Freund, 2001):

Ein wesentlicher Stellenwert kommt der personalen Identität als höchster funktionaler Ebene des

Wandels zu. Das Rauchen wurde meist in der Pubertät begonnen, einer Phase also, in der die

eigene Identität noch wenig gefestigt ist. Häufig setzte dabei die Adoleszente das Rauchen ein,

um die eigene Persönlichkeit zu stärken, weil es die Zugehörigkeit zu einer attraktiven Gruppe

manifestierte. Insofern ist gerade bei Klientinnen, die sehr jung zu rauchen angefangen haben, die

personale Identität wesentlich über das Rauchen definiert.

Viele Raucherinnen geben zudem an, ein ausgesprochen positives Bild von sich als Raucherin zu

haben, das mit Begriffen wie „gesellig", „fröhlich", „witzig", „kommunikativ", etc. eng verknüpft

ist. Ein typischer Kommentar in diesem Zusammenhang ist die häufig zu hörende Bemerkung

von Klientinnen, dass es in der Raucherecke - zunächst in der Schule, später bei der Ausbildung

oder Arbeitsstelle - immer am interessantesten und schönsten gewesen sei, weil Raucher einfach

die netteren Menschen seien.

Wird das Rauchen nun eingestellt, so steht die ehemalige Raucherin vor der Aufgabe, ihr Selbstbild

neu zu definieren: Lediglich „Nichtraucherin" zu sein, bedeutet dann jedoch eine bedauernswerte

Reduzierung. Damit Klientinnen dauerhaft von der Sucht freikommen können, bedarf

es deshalb einer positiv formulierten, eigenständigen Selbstdefinition. Ziel einer Hypnosetherapie

muß in diesem Kontext also immer auch sein, dieses neue Selbstbild zu entwickeln. Dazu können

unterschiedliche Techniken und Strategien eingesetzt werden (Gerl, 2002).

Techniken und Strategien der hypnotherapeutischen Raucherentwöhnung:

  • Übernahme des skeptischen Parts durch den Behandler
  • Ablenkung der bewußten Aufmerksamkeit vom relevanten Änderungsgeschehen
  • Einführung und Nutzung des Unbewußten als „Drittem im Bunde", ideomotorische Signale
  • Indirekte Suggestionen, posthypnotische Suggestionen, Metaphern
  • Bedeutungsreframing (zum Beispiel „Rückfall" als „Vorfall")
  • Altersregression zur Ressourcenarbeit, Zukunftsprogression, Swish-Technik
  • Aktivierung von gesünderen Handlungsalternativen
  • Fokussierung auf die personale Identiät

KAPITEL 4 RAUCHERENTWÖHNUNG 106

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Diese und einige weitere, mehr aversiv orientierte hypnotherapeutische Techniken in der Raucherentwöhnung

sollen im Folgenden am Beispiel einzelner Studien kurz skizziert werden.

4. 4. 4. 1 Stärkung des Willens und Selbstwerts

Die Vorgehensweise von Barber (Barber, 1969) ist an den Ressourcen der Klientinnen orientiert

und versucht mit einer selbstwert- und willensstärkenden Technik, die Klientin zum Nichtrauchen

zu bewegen „Und weil du entschieden hast, aufzuhören, kann dich niemand auf der Erde, nichts,

aber auch gar nichts davon abbringen. Nichts wird dich veranlassen, jemals wieder eine Zigarette zu

nehmen."

Hierzu setzt er auch die Methode der Zeitprogression ein „Und diese Worte können ein Wissen für

dich bedeuten, eine Dankbarkeit gegenüber deiner Stärke, weil du es geschafft hast, die Kraft hattest,

ganz aus Dir heraus das zu tun, was du beschlossen hattest zu tun."; integriert dabei auch den Gesundheitsgewinn

„ Vielleicht fühlst du Mitleid für sie. Aber du kannst auch ganz und gar die klare Luft

deiner Freiheit genießen und spüren." Die „Rauchervergangenheit" dagegen wird negativ besetzt „...

eines Gefängnisses. Ein Gefängnis, welches, und das weißt du, dich gehalten hat aus irgendeinem

Grunde, der vielleicht schon lange vergessen ist."

Der Klientin wird außerdem die Selbsthypnose nahegelegt „Jedesmal, wenn du dich besser fühlen

möchtest, ruhiger und entspannter, jedesmal, wenn du dich erholen möchtest von Streß oder einer Mißstimmung,

dann kannst du dich zurücklehnen - in einem Sessel oder einem Sofa oder einem Bett -

lehn dich einfach zurück und atme sehr tief, richtig tief und befreiend ein, halte diesen Atem an, nur für

einen Moment, und stoße ihn dann vollkommen wieder aus und mit ihm die unangenehmen Gefühle

und den Streß. Du wirst spüren, wie es dir besser geht, du dich wohl fühlst, und diese Gefühle werden

dich automatisch überströmen, ganz von allein.".

4. 4. 4. 2 STOP-Imagination

Gruenewald (in: Hammond, 1990) überprüft die Motivation der Klientin mit folgender Vorstellung:

„Stell dir eine Zigarette vor auf dem Tisch vor Dir. ... Sie rollt und rollt ... Dieser Gedanke wird

immer stärker in dir, dass nur du allein und nur, wenn du wirklich und vollkommen mit deinem ganzen

Wunsch, mit dem Rauchen aufzuhören, mit dir übereinstimmst, diese Zigarette nur durch deinen Gedanken

fallen lassen kannst. Du weißt, ganz ohne Überraschung, dass wenn sie einmal gefallen ist,

dies das Ende deines Rauchens ist." Zur Vertiefung wird die Klientin in einen „rauchfreien" Raum

geführt: „dieser Raum ist ein Raum, in dem Rauchen einfach nicht existiert. Dieser Gedanke gibt dir ein

großartiges Gefühl, ein Gefühl von Frieden und Gelassenheit und auch Klarheit. Du nimmst wahr, zuerst

nur schwach und dann klarer und klarer, dass du allein diesen Raum kreiert hast, diesen Raum, der

107 KAPITEL 4 RAUCHERENTWÖHNUNG

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immer deiner sein wird ...". Mit Hilfe des STOP-Signals soll die Klientin in schwierigen Situationen

dem Rauchverlangen widerstehen „Wenn du dieses STOP-Zeichen beachtest, hast du einen Moment

Zeit, um darüber nachzudenken, ob du wirklich eine Zigarette möchtest ... und meistens wird die Antwort

„nein" sein ... und der Grund wird vergehen - bis zum nächsten Mal ... wenn du die STOP-Zeichen-

Prozedur wiederholst ..."

4. 4. 4. 3 Aversive Techniken

Eine Aversion dem Rauchen gegenüber wurde schon früh hervorzurufen versucht, indem man

einen „unangenehmen Geruch und Geschmack beim Rauchen, Kratzen und Brennen im Hals, Räuspern

und Übelkeit" oder die „Verachtung dieser Sucht" suggerierte (Hirschlaff, 1919; Heyer, 1927 in:

Leuner & Schroeter, 1997). Später (Bick, 1958) wurde empfohlen, durch die Suggestion, der Raucher

werde „sich bei jedem Zug verschlucken", über die Aversion hinaus einen „aktiven Block" zu

setzen. Barber (T. X.) arbeitet mit aversiven Hypnoseinhalten „Indem Sie rauchen, streben Sie auf

irgendeine Art und Weise einer langsamen, aber sicheren Selbsttötung entgegen. Dass Sie nicht wirklich

auf sich und auf Ihr Leben aufpassen und nicht darauf achten, vollständig lebendig zu sein und

wirklich zu leben. Und Sie wissen es nicht." Auch andere Noch-Raucherinnen werden als abschrekkendes

Beispiel mit einbezogen „Wenn du andere Menschen rauchen siehst, tun sie dir leid. Du bemitleidest

sie, weil sie einen frühen Tod oder eine Krankheit in Kauf nehmen für diese Gewohnheit. Du

fühlst dich nur traurig, wenn du diese Leute siehst." Auch hier wird die STOP-Technik verwendet:

„STOP, ich brauche das Rauchen nicht mehr. Ich bin nicht länger eine Puppe, ich brauche das Rauchen

nicht, wie ich es einmal gelernt habe. Ich habe das Rauchen vor Jahren gelernt, aber nun bin ich

herausgewachsen aus diesem Verhalten. Ich bin nicht länger ein Kind. Ich bin nicht länger eine Marionette.

Ich kontrolliere mein Leben jetzt selbst. Ich starte heute mit meinem Leben, mit meinem eigenen

Leben, vollständig, mit Freude, mit all meiner Kraft - wissend, dass ich jeden Tag mein Bestes geben

werde, das Leben so sinnvoll wie möglich für mich zu gestalten, für jeden, den ich liebe und für den

Sinn und die Kostbarkeit meines Lebens."

Spiegel (1970) setzt direkte aversive Suggestionen ein: „1. Für Ihren Körper ist Rauchen Gift. Rauchen

ist für Sie nicht so ein Gift, wie es eines für Ihren Körper ist. 2. Sie können nicht ohne Ihren Körper

leben. Ihr Körper ist eine wertvolle physische Anlage, durch die Sie das Leben erfahren. 3. In dem

Ausmaß, in dem Sie Ihr Leben leben wollen, schulden Sie Ihrem Körper Respekt und Schutz. Sie sind

der Wächter Ihres Körpers. Wenn Sie sich verpflichten, Ihren Körper zu respektieren, dann haben Sie

die Kraft und das Wissen, dass Sie die letzte Zigarette geraucht haben, in sich."

Wester hat eine auf sehr aversiven Elementen basierende Hypnoseinduktion ausgearbeitet, die

jedoch nach seinen Angaben nur dann angewandt werden soll, wenn die Klientin das Gefühl hat,

KAPITEL 4 RAUCHERENTWÖHNUNG 108

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sie brauche eine solche Induktion „Wir wissen, dass du, wenn du ein normales Trinkglas, ein ganz

normales Trinkglas mit Teer und Nikotin von Zigaretten füllst und es trinken würdest, du innerhalb von

12 Minuten tot wärst. Du willst dich nicht umbringen - auch nicht langsam - und deshalb wirst du mit

dem Rauchen aufhören und ein Nicht-Raucher werden ... Zusätzlich dazu, dass du deinen Körper respektierst,

kannst du dich so stolz fühlen, dass du dich jetzt unter Kontrolle hast und nicht länger Objekt

dieser schlechten und verschmutzenden Gewohnheit bist. Überall wo du hingehst, werden die Menschen

begrüßen, dass du nicht rauchst - und nicht länger die Menschen durch deine Gewohnheit belästigst."

Gegen aversive Techniken wurde allerdings schon früh eingewandt, zu stark ekel- oder

angsterregende Vorstellungen könnten dazu führen, dass die Suggestion zurückgewiesen werde.

Ulett (1965, zitiert nach Leuner & Schroeter, 1997) empfahl deshalb, nur eine leicht aversive Vorstellung,

zum Beispiel die Zigarette schmecke „etwas bitter oder unangenehm" zu verwenden.

Insgesamt ist das Suggerieren aversiver Vorstellungen mittlerweile in den Hintergrund getreten;

allenfalls werden Mißempfindungen und Folgeschäden des Rauchens bei Patientinnen thematisiert,

deren Motivation, das Rauchen zu beenden, gering ausgeprägt zu sein scheint.

4. 4. 4. 4 Red-Balloon-Technique

Stanton (1978) benutzt die „Red-Balloon-Technique" von Walch (1976). Dabei wird suggeriert,

dass die Zigarettenschachtel in den Korb des Ballons gelegt wird und dass dieser Heißluftballon,

der die Abhängigkeit und den Wunsch zu rauchen symbolisiert, davonfliegt. Der Ballon nimmt

dabei den Rauchwunsch mit sich. Am Ende werden Copingstrategien imaginiert, um Situationen,

in denen üblicherweise geraucht wurde, in Zukunft ohne Zigarette zu bewältigen.

4. 4. 4. 5 Hypnosystemische Techniken

Schmidt (2000) praktiziert ein hypnosystemisches Vorgehen in der Suchtbehandlung, das er auch

auf die Raucherentwöhnung anwendet. Das diesem Ansatz zugrundeliegende theoretische Verständnis

von Sucht wurde bereits unter 2. 7. 1. 1 erläutert. Im Folgenden sollen die einzelnen

Phasen dieses Therapiemodells in ihrer praktischen Anwendung kurz vorgestellt werden:

1. Klärung von Überweisungskontext, autonomer Problemdefinition und Auftragserwartungen: Gerade in der

Dynamik von Suchtproblemen ist es wichtig, den individuellen Therapieauftrag der Klientinnen

- unabhängig von Erwartungen des sozialen Umfelds oder der behandelnden Hausärzte -

herauszuarbeiten.

2. Entwicklung detaillierter Zielvisionen: Zentral ist in diesem Zusammenhang, das Ziel postiv zu

formulieren, also nicht lediglich herauszuarbeiten, was nicht mehr getan werden soll, sondern

auch das, was statt dessen entwickelt werden kann.

109 KAPITEL 4 RAUCHERENTWÖHNUNG

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3. Herausarbeitung der „Ausnahmen vom Problem": Personen, die zu einer Suchtbehandlung kommen,

weil sie es nicht allein geschafft haben, den Tabakkonsum zu beenden, erleben sich selbst häufig

als sehr inkompetent. Hier ist es notwendig, durch Herausarbeitung ihrer Fähigkeiten Autonomie

und Selbstachtung zu stärken.

4. Vergleiche von Problem- und Lösungsmustern: Aus dem Vergleich von Problem- und Lösungsmuster

ergeben sich hilfreiche Informationen zur Problementstehung und Möglichkeiten, die „Ausnahmen

vom Problem" zu vermehren.

5. Dissoziationsstrategien - das Suchtverhalten als Lösungsversuche der „süchtigen" Seite: Die Idee, lediglich

„eine Seite von sich" als abhängig zu erleben, und nicht mehr den ganzen Menschen, versetzt

viele Klientinnen in die Lage, die „Einladungen" dieser Seite wirksamer abzulehnen.

6. Genogrammarbeit: Ein versöhnlicher Umgang mit der Herkunftsfamilie ermöglicht der Klientin,

auch die Entwicklung der eigenen Suchtmuster mit mehr Empathie zu betrachten.

7. „Ambivalenz-Coaching": Der Auswirkungsvergleich von Problem- und Lösungsmuster stellt bei

Schmidts Vorgehen eine zentrale Interventionsphase dar. Häufig wird an dieser Stelle der verdeckte

positive Aspekt des Symptoms klar, und es wird der Klientin möglich, diese unbewußt

angestrebten Ziele auf gesündere Art zu berücksichtigen.

8. Kooperation mit dem Angehörigen-System: Das Einbeziehen der Familie bedeutet nicht, dass diese

therapiert werden soll - vielmehr dient sie als Bezugsfeld und gibt Hilfestellung, die neuen

Kompetenzen der Klientin stabil zu intergrieren.

9. Klientinnen als Autoriäten für die Zielgestaltung: Jeder Schritt der Zusammenarbeit wird direkt mit

der Klientin entwickelt: Die Zielvorstellungen der Klientin stellen die Leitlinien der gesamten

Behandlung dar. Konzeptionelle Prämisse dieser Vorgehensweise ist die Gleichwertigkeit von

Klientinnen und Therapeutinnen über den gesamten therapeutischen Prozess hinweg.

4. 4. 4. 6 Zukunftsprojektion und Swish-Muster

Die Zukunftsprojektion hat in der Raucherentwöhnung zunächst die Funktion, das Therapieziel

evident und anziehend zu machen, soll darüber hinaus der Klientin jedoch auch erlauben, in diesem

ressourcenhaften Zustand zu verweilen. Dazu imaginiert sich die Klientin als attraktive, nicht

rauchende Person an einem anziehenden Ort in der Zukunft. Gelingt es der Klientin nun, sich

ihre verbesserten und gesunden Lebensmöglichkeiten sinnlich zu vergegenwärtigen, so kann mit

dem sogenannten swish-Muster weitergearbeitet werden (Gerl, 2002): Dazu wird die Zukunftsprojektion

als eine Art „Standbild" festgehalten. Dieses Bild wird über das der typischen Rauchsituation

projiziert, so dass diese überdeckt wird. Dies geschieht mittels eines speziellen Timings,

KAPITEL 4 RAUCHERENTWÖHNUNG 110

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das den dabei erfolgenden Konditionierungsprozess optimieren hilft (Bandler & MacDonald,

1988 in Gerl & Freund, 2001). Dieser Prozess wird selbsthypnotisch weiter geübt und dabei

weitgehend automatisiert. Die swish-Technik ist wesentlicher Bestandteil des SMOKEX-

Ansatzes (zum Beispiel Gerl, 2002), der im deutschen Sprachraum von 60 Hypnotherapeuten

vertreten wird.

4. 4. 4. 7 Rückfallprävention

Wright arbeitet folgende Rückfallpräventionssuggestionen aus: „Ob du dieses Wohlgefühl stärker

und deutlicher in dein Bewußtsein und in dein Unbewußtes einbinden kannst ... um es zu einem Teil

von dir zu machen ... der zu dir gehört ... Wenn du spürst, dass sich Streß bildet ... Können Daumen

und Zeigefinger beginnen, den Ring zu drehen ... und du wirst in der Lage sein, dich selbst in Trance zu

versetzen, um dieses Wohlgefühl zu spüren, dieses vollkommen angenehme Gefühl, das in dir ist ...

Was auch immer dich gerade konfrontiert, du kannst es handhabbar machen ... auf eine veränderbare

Größe verkleinern ..."

4. 5 Kritische Betrachtung der erwähnten Studien

4. 5. 1 Grundsätzliche Überlegungen

Grundsätzlich können unterschiedliche Behandlungsverfahren nur dann bezüglich ihrer Effektiviät

wissenschaftlich bewertet und verglichen werden, wenn sie definierten Standards folgen.

Nach Haustein (2001) müßte ein solcher Standard für Raucherentwöhnungsverfahren mindestens

die folgenden Faktoren berücksichtigen:

Standards für Raucherentwöhnungsverfahren:

  • Der Behandlungserfolg wird an Markern gemessen (durch Erhebung des CO-Gehalts in der

Exspirationsluft oder Messung des Cotinin-Spiegels im Plasma, Urin oder Speichel).

  • Als Erfolgskriterium gilt eine Abstinenzzeit von mindestens sechs Monaten; die Reduktion

des Zigarettenkonsums auf weniger als zehn Zigaretten täglich wäre lediglich als Teilerfolg zu

bewerten.

  • Praktikabiliät und wirtschaftliche Vertretbarkeit des Verfahrens müssen gewährleistet sein, da

von Millionen potentiell entwöhnungswilliger Raucherinnen auszugehen ist.

111 KAPITEL 4 RAUCHERENTWÖHNUNG

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Weiter gibt es methodische Voraussetzungen, die ein Therapieverfahren generell erfüllen sollte,

um als nachweislich wirksam gelten zu können. Im Einklang mit der APA (American Psychological

Association) stellen Chambless und Hollon (1998) dazu folgende Kriterien auf:

Studien müssen als Kontrollgruppenstudie mit randomisierter Zuteilung, Zeitreihenanalyse oder

als Einzelfallstudie mit mindestens drei Probandinnen konzipiert sein. Um die notwendige statistische

Power zu sichern, schlagen die Autoren mindestens 25 Versuchspersonen pro Gruppe

vor. Weiter müssen Eingangskriterien und Meßinstrumente zur Erhebung des Erfolgs valide und

reliabel definiert und beschrieben werden. Notwendig ist außerdem ein genaues Therapiemanual,

um Art und Verlauf der Behandlung nachvollziebar zu machen.

Erfüllt eine einzelne Studie diese Bedingungen, so reicht dies allerdings nach Chambless und

Hollon (1998) noch nicht aus, um eine Behandlung als gesichert effektiv zu betrachten:

Effektivität therapeutischer Verfahren:

  • Als „möglicherweise effektiv" kann ein Verfahren dann gelten, wenn mindestens eine Studie gezeigt

hat, dass die behandelte Gruppe besser ist als eine unbehandelte-, beziehungsweise alternativ

behandelte- oder Plazebogruppe, oder aber die Behandlung genauso effektiv ist, wie ein

bereits etabliertes Verfahren.

  • Das Prädikat „effektiv" erhält ein Verfahren, wenn zwei unabhängige Studien das genannte

Erfolgskriterium belegen konnten.

  • Das Kriterium „effektiv und spezifisch" wird erst dann als erfüllt betrachtet, wenn zwei unabhängige

Studien nachweisen, dass das Verfahren besser wirksam war als ein Plazebo oder eine bereits

anerkannte Behandlung.

Spezifisch für den Bereich hypnotherapeutischer Forschung fordern Lynn et al. (2000) außerdem:

  • Stichprobe, Meßinstrumente, Aufnahmekriterien für die Probandinnen und Randomisierung sollten

genau beschrieben und spezifiziert werden.

  • Eine die Reliabilität gewährleistende Beschreibung des therapeutischen Vorgehens muß vorliegen.
  • Der Grad der Hypnotisierbarkeit sollte immer erhoben werden: Ergeben sich signifikante Unterschiede

zwischen den Gruppen, so sollten sie entweder parallelisiert werden oder aber die

Hypnotisierbarkeit muß als Covariante in die statistischen Analysen eingehen.

  • Zudem wird auch die Motivation wirksam und sollte deshalb immer erfaßt werden.

KAPITEL 4 RAUCHERENTWÖHNUNG 112

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  • Variablen zum Rapport und Art der interpersonalen Beziehung sollten ebenfalls erhoben werden.
  • Erhoben werden sollten auch positive und negative Prädiktoren für den Therapieerfolg.
  • Deskriptive Daten müssen vollständig angegeben, Drop-outs aufgeführt und Gründe für das Ausscheiden

diskutiert werden.

  • Die statistische Power sollte durch eine ausreichend große Stichprobe gesichert, beziehungsweise

deren notwendige Mindestgröße unter Einbeziehung der gewünschten Effektstärke im voraus

ermittelt werden.

  • Katamnesezeiträume sind ausreichend lang zu wählen, beziehungsweise Katamnesen mehrfach

durchzuführen: Unter Umständen relativieren sich damit Effekte wieder (wie zum Beispiel in

der Raucherentwöhnung) oder aber sie treten erst mit zeitlicher Verzögerung ein.

  • Gefordert wird außerdem, vermehrt die Effektivität von Hypnose als Adjunkt zu anderen Therapieformen

zu überprüfen.

4. 5. 2 Bewertung der beschriebenen Studien

Im Review zur hypnotherapeutischen Raucherentwöhnung von Green und Lynn (2000) bleiben

von 59 recherchierten Studien drei, die den Kriterien von Chambless & Hollon (1998) standhalten.

Dazu gehören auch die oben beschriebenen Arbeiten von Schubert (1983) und Rabkin

(1984). Eine umfassende Bewertung der wissenschaftlichen Aussagekraft aller erwähnten Studien

würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen. Deshalb soll im Folgenden lediglich exemplarisch auf

einige Punkte eingegangen werden.

Kontrollgruppe:

Häufig wird die Wartelistenvariante als Kontrollgruppe eingesetzt und meist telefonisch befragt

(Pederson, Scrimgeour & Lefcoe, 1975). Eine solche Wartelistenkontrollgruppe ist in klinischen

Studien üblich; bei der Raucherentwöhnung ist diese Vorgehensweise jedoch methodisch nicht

sinnvoll. Grundvoraussetzung für die Beendigung des Rauchens ist der entsprechende Vorsatz,

und dieser fehlt bei den Kontrollgruppen, so dass Erfolgsraten von null Prozent hier nicht überraschend,

sondern fast vorauszusetzen sind.

Datenerhebung:

Häufig wird in den Untersuchungen nicht beschrieben, wie die Daten erhoben wurden. Meist

geschieht dies telefonisch (Pederson, Scrimgeour & Lefcoe, 1975), sonst in Form von Fragebogen

oder verbal im direkten Kontakt (Sanders 1977). Eine Überprüfung der Angaben anhand

113 KAPITEL 4 RAUCHERENTWÖHNUNG

-----------------------------------------------------------------------------------------------------

biologischer Marker erfolgt nur in wenigen Studien; bei der Übersicht von Schulte und Hueber

(2000) beispielsweise kamen biochemische Marker nur in zwei von 26 Studien zum Einsatz.

Raucherstatus und Eingangskriterien:

Teilweise werden in den beschriebenen Studien weitere relevante Umstände - zum Beispiel wie

stark die Entwöhnungswilligen zu Beginn der Behandlung rauchen oder ob sie schon viele Abstinenzversuche

hinter sich haben - nicht erwähnt.

Mac Hovec und Man (1978) haben zum Beispiel nur Raucherinnen in ihre Studie aufgenommen,

die noch keine Entwöhnungsbehandlung hinter sich hatten, nicht in psychotherapeutischer Behandlung

waren und zuvor keine Erfahrung mit Hypnose oder Akupunktur gemacht hatten. Barabasz,

Baer, Sheehan und Barabasz (1984) dagegen teilten die Raucherinnen gemäß verschiedener

Kriterien in „hard-core smoker" und normale Raucher ein.

Stichprobengröße und Anzahl der Teilnehmerinnen pro Bedingung:

Häufig sind die Stichproben insgesamt zu klein, um statistisch aussagekräftig zu sein. So haben 13

Studien im Review zur hypnotherapeutischen Raucherentwöhnung von Green und Lynn (2000)

eine zu geringe Stichprobengröße. Hierzu zählen auch die oben aufgeführten Arbeiten von Williams

& Hall (1988) und Pedersen at al. (1975).

Sind die Felder eines Versuchsdesigns zudem numerisch sehr unterschiedlich besetzt, kann dadurch

die Aussagekraft des Ergebnisses zusätzlich gemindert werden. So sind zum Beispiel die

Ergebnisse von Barkley, Hastings und Jackson (1977), die bei der Hypnosebedingung nur acht

Personen behandelten, kritisch zu sehen.

Erfolgsmaß, Vorselektion und Drop-out:

Wie schon erwähnt, wurde in den einzelnen Studien das Erfolgskriterium sehr unterschiedlich

festgelegt, was eine Vergleichbarkeit der Ergebnisse, ebenso wie fehlende Angaben über Rekrutierung

und Vorselektion der Probandinnen, erschwert.

Teilweise bleibt das Erfolgskriterium auch völlig unklar, dies stellt einen krassen methodischen

Mangel dar. Wird bereits die Reduzierung des Rauchens als Erfolg bewertet, ergeben sich unter

Umständen gute Ergebnisse, die sich jedoch innerhalb kurzer Zeit relativieren dürften: Viele

Raucherinnen steigern ihren Konsum innerhalb weniger Monate wieder auf das alte Niveau.

Ob und in welchem Umfang es zu Drop-outs kam und in welcher Weise diese in die Berechnung

eingehen, findet ebenfalls häufig keine Erwähnung. In der Übersicht von Agee (1983) beispielsweise

vermindert sich die Erfolgsrate von 4 - 88 Prozent auf durchschnittlich 25 Prozent, wenn

KAPITEL 4 RAUCHERENTWÖHNUNG 114

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nicht die Zahl der sich zurückmeldenden, sondern die Gesamtzahl der teilnehmenden Personen

als Berechnungsbasis genommen wird (Gerl, 2001).

Bei der oft erwähnten Studie von Spiegel (1970) meldeten sich von 615 Teilnehmenden nur 44

Prozent zurück. Davon waren zwar beachtliche 44 Prozent abstinent; dies entspricht jedoch -

gemessen an der Gesamtteilnehmerschaft - nur etwa 20 Prozent. Auch in der Übersicht von

Schulte und Hueber (2000) wird von hohen Drop-out Raten (bis zu 48 Prozent) berichtet.

Therapeutische Strategie:

Häufig wird nicht ausreichend beschrieben, was als Hypnose zum Einsatz kam. Möglicherweise

wurden teilweise überholte inadäquate therapeutische Methoden verwendet (Green & Lynn,

2000).

115 KAPITEL 5 ENTWICKLUNG DES EIGENEN PROGRAMMS

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Kapitel 5

Entwicklung des eigenen Programms

5. 1 Grundsätzliche Überlegungen

Die inhaltliche Gestaltung des verwendeten Nichtraucherprogramms wurde teilweise bereits im

Rahmen einer vorangegangenen Studie (Schlarb & Schweizer, 1999) entwickelt und auf deren

Wirksamkeit überprüft; in der vorliegenden Untersuchung jedoch um einige wesentliche Elemente

erweitert. Im Folgenden sollen die Überlegungen, auf denen das Programm basiert, kurz

dargestellt werden.

Insgesamt war die Gestaltung der therapeutischen Elemente an den Prämissen der hypnotherapeutischen

Raucherentwöhnung (vgl. Kapitel 4. 4. 4) orientiert. Die Entwicklung des Programms

wurde dabei im wesentlichen von drei Grundideen geleitet: Zum einen von der Tatsache, dass

Abhängigkeit als Resultat verschiedenster innerpsychischer, sozialer und physischer Prozesse zu

verstehen - und daher auch multimodal zu behandeln - sei und zum anderen von der Idee, den

Beginn des Nichtrauchens als ein bewußtes Abschiednehmen von der Zigarette zu gestalten. Wesentlich

erschien dabei, den Abschied zugleich als Neubeginn zu kennzeichnen und dessen positive

Seiten hervorzuheben, um im Sinne eines ressourcenorientierten Arbeitens auf die neue Genußfähigkeit,

den besseren Gesundheitszustand und die Freiheit, Projekte zu unternehmen, die

auszuführen bisher die Sucht im Wege stand (wie zum Beispiel lange Flugreisen oder sportliche

Aktivitäten) zu fokussieren. Ein drittes grundlegendes Element war der Gedanke, dass das therapeutische

Angebot den Klienten helfen sollte, eine neue personale Identität - ein neues Selbstbild,

bei dem das Rauchen keine Rolle mehr spielt - zu entwickeln.

Um die bei jedem Raucher vorhandene Ambivalenz bezüglich der Abstinenz therapeutisch zu

pacen, wurden hypnosystemische Techniken eingesetzt, die es dem Klienten durch die Arbeit mit

inneren Anteilen erlauben, sowohl mit den aufhörmotivierten als auch mit den diesbezüglich

skeptischen Persönlichkeitsanteilen in Kontakt zu kommen.

Um der erwähnten Komplexität gerecht zu werden, wurde nicht ausschließlich Hypnose verwendet,

sondern die Hypnosebehandlung im Sinne eines multimodalen Ansatzes in ein Programm

mit folgende Elementen eingebettet:

KAPITEL 5 ENTWICKLUNG DES EIGENEN PROGRAMMS 116

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5. 2 Nichthypnotische Therapieelemente

5. 2. 1 Gruppen- versus Einzeltherapie

Für die eine Hälfte der Experimentalgruppe wurden die Hypnosesitzungen als Gruppenhypnose

konzipiert. Die zugrunde liegende Überlegung hierbei war, den Teilnehmenden die Möglichkeit

zu geben, durch Erfahrungsaustausch und Modellernen ihre Kompetenzen im Umgang mit Versuchungssituationen

zu erweitern und Unterstützung in der Gruppe zu erfahren. Siehe dazu auch

Kapitel 3. 7. 3; dort wurden die Wirkvariablen der Gruppentherapie bereits näher beschrieben.

Ein wichtiges Element in diesem Zusammenhang war die Bildung von Patenschaften: In Anlehnung

an die Konzeption der Anonymen Alkoholiker und der Erfolgsvariablen der hypnotherapeutischen

Raucherentwöhnung laut Gerl (1993) sollten die Klienten mindestens einen Telefonkontakt

pro Woche mit einer bestimmten Person aus der Gruppe initiieren (wer mit wem eine

Patenschaft einging, wurde während der Vorbesprechung geklärt; in der folgenden Sitzung erhielten

die Teilnehmer eine Telefonliste). Die Klienten wurden instruiert, die Patenschaft insbesonders

auch dann zu nutzen, wenn sie im Verlauf der Behandlung Krisen erlebten und spürten,

dass ihr Vorsatz, abstinent zu bleiben, zu wanken begann. Durch die feste Zuordnung bestimmter

Personen zueinander sollte gewährleistet werden, dass diese Form der Peergruppe auch tatsächlich

genutzt wurde; in der vorangegangen Studie waren diese Kontakte bei loser Zuordnung

kaum gepflegt worden.

Für die andere Hälfte der Experimentalgruppe wurde eine Einzelbehandlung konzipiert, die, abgesehen

von Gruppengesprächen und Patenschaften, dieselben Therapieelemente und Suggestionen

enthielt. Im Unterschied zur Gruppenbehandlung war hier jedoch in der therapeutischen

Arbeit ein individuelleres Eingehen auch auf solche Problematiken bei den Klienten vorgesehen,

die nur mittelbar mit dem Rauchen in Zusammenhang standen.

Interessant ist der Vergleich zwischen Gruppen- und Einzelbehandlung insofern, als die Gruppentherapie

ein - vermutlich unter anderem durch die gegenseitige soziale Unterstützung der

Klienten, deren Erfahrungsaustausch und Komponenten des Modellernens - erfolgreiches und

dabei gleichzeitig sehr ökonomisches Behandlungsverfahren darstellt6, andererseits aber nicht

geklärt ist, ob mittels einer entsprechenden Einzelbehandlung mit individualisierterem therapeutischem

Vorgehen unter Umständen eine noch höhere Abstinenzquote zu erzielen wäre.

6 Der letztere Aspekt ist insofern relevant, als mit der abnehmenden gesellschaftlichen Akzeptanz des Rauchens

ökonomische und speziell Gruppenentwöhnungsprogramme zunehmend benötigt werden, um beispielsweise ganzen

Firmen eine Behandlung zukommen lassen zu können.

117 KAPITEL 5 ENTWICKLUNG DES EIGENEN PROGRAMMS

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5. 2. 2 Abstinenztage

Forschungsergebnisse haben gezeigt, dass Behandlungserfolge im allgemeinen dann von den Klienten

besser aufrechterhalten werden können, wenn die Veränderung intern atttribuiert wird

(Lambert & Bergin, 1994). Insbesonders gilt auch der Zusammenhang zwischen dem Aufhören

schon zwei Tage vor Therapiebeginn - im Folgenden als „Abstinenztage" bezeichnet - und einem

positiven Behandlungsverlauf als belegt (siehe Gerl & Freund, 1999, Schlarb & Schweizer,

1999). Alle Klienten wurden daher gebeten, zweieinhalb Tage vor der ersten Hypnosesitzung das

Rauchen einzustellen. Um schwierige Fälle nicht auszusortieren, war von vornherein vorgesehen,

auch Klienten, welche die Abstinenzzeit nicht durchhielten, in die Studie aufzunehmen.

5. 2. 3 Nikotinpflaster

Ebenfalls bei der Vorbesprechung erhielten alle Teilnehmenden Nikotinpflaster, um auf diese

Weise auch der physiologischen Suchtkomponente entgegenzuwirken. Für die Dauer der Pflasterbehandlung

wurde auf Grund der Erfahrungen aus der vorangegangenen Studie - bei der sich

keinerlei Unterschiede in den Abstinenzraten von Personen, die das Pflaster drei Wochen in Vergleich

zu denen, die es drei Monate verwendeten, ergeben hatte - ein Zeitraum von drei Wochen

als ausreichend betrachtet. Zur Nikotinsubstitution siehe auch Kapitel 4. 2. 6. 1.

5. 2. 4 Kohlenmonoxidmessung

Um die Kohlenmonoxidwerte der Raucher bestimmen zu können, wurden mittels eines einfachen

Atemtests die CO-Werte in der Ausatemluft ermittelt und mit dem CO-Meßgerät auf Prozentwerte

im Blut umgerechnet (Gerätebeschreibung im Anhang). Die Werte jeder einzelnen

Sitzung konnten also zum einen der Kontrolle des Zigarettenkonsums, zum anderen aber auch

als Instrument zur Motivationserhöhung dienen. Dieser Effekt sollte noch dadurch verstärkt

werden, dass die Teilnehmenden der Gruppenbedingung ihre Werte an einem Diagramm an der

Flipchart, für die gesamte Gruppe gut sichtbar, einzutragen hatten.

5. 2. 5 „Tipps und Tricks"

Ein auf verhaltenstherapeutischen Prinzipien beruhendes Blatt mit Ratschlägen zur Raucherentwöhnung

wurde erarbeitet, das die Klienten bei der Vorbesprechung erhielten. Diese Zusammenstellung

von praktischen Tipps sollte helfen, neue Nichtraucherverhaltensweisen zu entwikkeln

und vor allem auch das Durchhalten der oben erwähnten Abstinenztage erleichtern.

KAPITEL 5 ENTWICKLUNG DES EIGENEN PROGRAMMS 118

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  • Klein, aber oho! - Wichtige Sätze

1. Kleben Sie sich Sprüche an Stellen, an denen Sie sich jeden Tag aufhalten (Küche, Bad, Arbeitsplatz etc.) mit

Leitsätzen, die Ihnen helfen können, z. B. Du schaffst es!! Oder: Ich will aufhören, weil ...

2. Prägen Sie sich genauso wichtige Sätze ein, die Sie sich sagen können, wenn Sie in einer Versuchungssituation

sind, zum Beispiel „Denk an Deinen rasselnden Atem." etc.

3. Schließen Sie Wetten oder Verträge mit Freunden oder Kollegen ab - die Wetteinsätze sollten sich dabei in

realistischer Höhe bewegen. Fixieren Sie den Vertrag schriftlich, legen Sie die Bedingungen genau fest und

hängen Sie ihn an die Wand.

  • Belohnung

4. Belohnen Sie sich immer wieder mit einer Kleinigkeit fürs Nichtrauchen.

5. Führen Sie einen Nichtraucherkalender, in den Sie die wachsende Zahl der rauchfreien Tage eintragen, hängen

Sie ihn gut sichtbar auf und lassen Sie sich von Ihrer Familie oder Freunden für Ihr Durchhaltevermögen

loben.

6. Wenn Sie einer Versuchungssituation erfolgreich widerstanden haben, belohnen Sie sich. Sagen Sie sich, wie

stolz Sie auf sich sind.

7. Kleben Sie ein Nichtraucherschild auf eine Sparbüchse und werfen Sie jeden Tag das durchs Nichtrauchen

ersparte Geld hinein. Stellen Sie die Dose gut sichtbar auf und kaufen Sie sich etwas davon, was Sie sich

schon lange gewünscht haben. Oder eröffnen Sie ein Nichtraucher-Konto mit einem Dauerauftrag und überweisen

Sie Ihr durchs Nichtrauchen ersparte Geld (eine Schachtel pro Tag entspricht: 1800,- DM im Jahr!!!)

jeden Monat.

8. Sie haben nun viel mehr Zeit für Neues! Nutzen Sie Ihre neugewonnene Zeit, um persönliche Wünsche und

Hobbys zu realisieren.

  • Vorsicht! - Gefährliche Situationen

9. Meiden Sie Orte und Situationen, die Sie mit dem Rauchen verbinden.

10.Räumen Sie Aschenbecher, Zigaretten, Feuerzeug und alles, was Sie sonst noch ans Rauchen erinnern

könnte, beiseite.

11. Gestalten Sie Ihre traditionellen „Rauchzeiten" um: Statt der Zigarette nach dem Essen machen Sie einen

Spaziergang, in der Badewanne lesen Sie, anstatt zu rauchen ...

12. Besuchen Sie solche Plätze, an denen viel geraucht wird, wie Kneipen oder Skatabende, einige Zeit nicht.

13. Vermeiden Sie Getränke, die Lust auf Zigaretten machen, wie Kaffee oder Alkohol.

14.Überbrücken Sie Ihren Rauchwunsch mit zuckerfreiem Kaugummi, Pfefferminz oder Lakritze.

15. Erklären Sie Ihren Bekannten und Kollegen, dass Sie nicht mehr rauchen und keine Zigaretten mehr angeboten

haben möchten. Bitten Sie um Verständnis dafür, dass zumindest die nächsten Wochen über in Ihrer

Nähe nicht geraucht werden soll. Erklären Sie Ihre Wohnung zur rauchfreien Zone.

  • Gesundheit und Ernährung

16.Halten Sie sich möglichst wenig in geschlossenen Räumen auf: Bewegen Sie sich viel an der frischen Luft.

17. Sorgen Sie für ausreichend Schlaf und Entspannung; wenn Sie ein Entspannungsverfahren gelernt haben,

wenden Sie es an.

18. Fangen Sie etwas Neues an! Besuchen Sie einen Volkshochschulkurs, fangen Sie mit Joggen, Tennis,

Schwimmen an!! Sport ist nicht nur geeignet, eine Gewichtszunahme zu verhindern, sondern lindert auch die

Nervosität, die Sie anfangs vielleicht manchmal erleben. Stellen Sie sich ihren Körper vor, wie er in ein paar

Wochen sein wird!

19. Manche nehmen am Anfang 1 - 2 kg zu; wenn Sie einige Tipps beachten, können Sie dem jedoch entgegenwirken.

In der ersten Tagen sollten Sie immer eine kalorienarme Kleinigkeit zu essen, zum Beispiel etwas

Obst oder eine Karotte, bei sich haben. Trinken Sie vor jeder Mahlzeit viel Wasser oder ein anderes kalorienarmes

Getränk. Ernähren Sie sich ausgewogen und vollwertig, hungern Sie auf keinen Fall, sondern essen

Sie etwas, wenn Ihnen danach ist.

  • Streß

20. Wenn Sie das Gefühl haben, gestresst zu sein, atmen Sie einmal tief und ganz bewußt durch, lassen die den

Atem langsam aus dem Brustkorb entweichen.

21.Denken Sie sich eine Geste aus, die nur Sie allein kennen. Wenn Sie dann in eine schwierige Situation kommen,

wenden Sie Ihre individuelle Geste an, anstatt zu rauchen.

22. Beginnen Sie in „traditionellen" Rauchzeiten eine völlig andere Tätigkeit.

119 KAPITEL 5 ENTWICKLUNG DES EIGENEN PROGRAMMS

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5. 3 Gestaltung der hypnotherapeutischen Therapieelemente

Bezüglich der Behandlungsdauer war zunächst eine lange Version mit insgesamt sieben Sitzungen

über einen Zeitraum von neun Monaten vorgesehen; nur wenige Klienten machten jedoch von

der Möglichkeit des Besuchs der letzten zwei Sitzungen Gebrauch, als Resultat dieser Erfahrung

wurde die Behandlung in der Folge auf fünf Sitzungen reduziert.

5. 3. 1 Grundidee der hypnotherapeutischen Vorgehensweise

Dem hypnotherapeutischen Vorgehen lag die Idee zugrunde, das Abstinentwerden von der Zigarette

als einen Prozeß des Abschiednehmens zu begreifen und die Raucherphase als einen Lebensabschnitt

zu würdigen und abzuschließen. Dementsprechend sollten vor allem Suggestionen

verwendet werden, die Themen wie „Erinnerungen an die schönen Seiten des Rauchens aushalten

lernen", „loslassen können", „Freude über das bevorstehende rauchfreie Leben" und ähnliches

ansprachen.

Die Suggestionen sollten primär auf die Nutzung der natürlichen Ressourcen hinzielen; als weitere

Themen wurden die Fokussierung auf den besseren Gesundheitszustand, die größere Genußfähigkeit

als Nichtraucher, aber auch mögliche Symptomfunktionen oder Hindernisse, die dem

Nichtrauchen noch im Weg stehen könnten, vorgesehen.

Durch die Verwendung hypnosystemische Techniken, die es dem Klienten durch die Arbeit mit

inneren Anteilen erlauben, sowohl mit den aufhörmotivierten als auch mit den diesbezüglich

skeptischen Persönlichkeitsanteilen in Kontakt zu kommen, sollte außerdem die Ambivalenz

bezüglich des Nichtrauchens therapeutisch bearbeitet werden.

Von negativen Suggestionen, die Angst vor den Folgen des Rauchens oder unangenehme Empfindungen

beim Rauchen suggeriert hätten, sollte möglichst wenig Gebrauch gemacht werden, da

hiervon, wenn überhaupt, nur ein kurzfristiger Effekt erwartet wurde.

5. 3. 2 Formulierung der Suggestionen und Hypnosetechnik

Bei der Ausgestaltung der Trance wurde eine größtenteils nondirektive Vorgehensweise gewählt

und mit Hilfe folgender Techniken umgesetzt:

Indirekte Formulierungen: Durch die Nutzung von indirekten Formulierungen wird die subjektiv

erlebte Wahlfreiheit der Klienten erhöht, Widerstände minimiert und Suchprozesse ausgelöst.

KAPITEL 5 ENTWICKLUNG DES EIGENEN PROGRAMMS 120

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Beispiele für indirektes Formulieren sind:

  • Alternativen, die immer zur gewünschten Reaktion führen: „Ihre Augen können sich sofort

oder in einigen Augenblicken schließen."

  • Verneinungen des Gegenteils: „Sie müssen dieser Geschichte nicht zuhören."
  • Scheinbare Kausalitäten: „Weil Sie bisher mit der Zigarette genossen haben, werden Sie ohne

Zigarette erst recht genießen."

  • Implikationen: „Während Sie sich mit jedem Ausatmen entspannter fühlen, gehen Sie mit jedem

Atemzug tiefer in Trance."

  • Offene Formulierungen durch die Nutzung der Wendungen „Sie können", „vielleicht", „es

kann sein, dass...".

Konfusion: Suggestionen, die Verwirrung erzeugen, sind geeignet, eingefahrene Denkmuster umzustrukturieren;

der rationale Verstand wird überlastet, und die nachfolgenden Suggestionen

werden ohne bewußte Hinterfragung aufgenommen (vgl. Revenstorf, 1990). Ein Beispiel für

die Verwendung der Konfusionsstrategie wäre: „... und es ist gleichgültig, ob die Lider die Augen

schließen oder ob die Augen die Lider schließen ... Augen schließen ..."

Dissoziation: Auch die Dissoziation ist eine Technik, die dazu dient, das gewohnte Denken in Frage

zu stellen. Beispiel hierfür wäre die Formulierung „... und Ihr bewußter Verstand hört dieser

Geschichte zu, während Ihr Unbewußtes auf seinen eigenen Wegen wandert ..."

Verstärkung subliminaler Bewegungen: Diese Technik kann dazu dienen, bestimmte Veränderungen,

beispielsweise eine Handlevitation oder den Lidschluß herbeizuführen, ohne dass es dazu einer

direkten Anweisung von Seiten des Therapeuten bedarf.

5. 3. 3 Inhaltliche Gestaltung

Das Vorgehen bei der Tranceinduktion wurde folgendermaßen geplant:

1. Sicherer Ort

Um den Teilnehmern einen ersten Zugang zur Trancearbeit zu ermöglichen, wird zunächst ein

„sicherer Ort" eingeführt. Zur Entspannungsankerung wird eine angenehme Situation oder Erinnerung

suggeriert; die Klienten werden aufgefordert, sich diese Situation in all ihren Sinnesmodalitäten

vorzustellen und sich der Vorstellung hinzugeben, von dem durch dieses Bild entstandenem

Wohlgefühl eingehüllt zu werden, wie von einer schützenden Hülle, deren wahrgenommene

121 KAPITEL 5 ENTWICKLUNG DES EIGENEN PROGRAMMS

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Intensität sich von Atemzug zu Atemzug steigere. Weiter wird Unwillkürlichkeit suggeriert, mit

der die positive und ressourcenreiche Erinnerung „immer wenn Sie es brauchen" auftauchen würde.

Den Klienten wird im Rahmen dieser „Wohlfühl- oder Entspannungstrance" außerdem suggeriert,

dass alle weiteren Suggestionen und Bilder Vorschläge und Möglichkeiten seien, die sie

neugierig ausprobieren könnten „...wie ein unbekanntes Gericht, dass aber niemand genötigt wird,

aufzuessen...".

2. Fraktionierung und Besprechung der Entspannungstrance

Im Anschluß an die Entspannungstrance werden die Klienten reorientiert und über ihre Tranceerfahrung

befragt. Im Rahmen dieser kurzen Besprechung wird außerdem nahegelegt, die in

der Trance als besonders hilfreich erlebten Bilder im Sinne einer Selbsthypnose außerhalb der

Behandlung für sich zu nutzen. Die Klienten werden zudem im Verlauf der ersten Sitzung gebeten,

eigene „Ruheort-Geschichten" zu Hause schriftlich festzuhalten, und wenn sie dies möchten,

zur zweiten Sitzung mitzubringen. In der dritten Sitzung werden zur Entspannungsankerung

dann weitgehend oder ausschließlich die eigenen Motive der Klienten verwendet.

Die Fraktionierung wird zum einen als trancevertiefendes Element eingesetzt, zum anderen dient

die Besprechung der Entspannungstrance der Rückmeldung an die Therapeutinnen: Der Bericht

der Klienten über diese Tranceerfahrung kann, wenn auch begrenzt, Aufschluß über Suggestibilität,

über Formulierungen oder Bilder, die für einzelne Teilnehmer aversiv belegt sind, oder über

Passagen, die besonders ansprechend wirken, geben.

3. Einleitung

Hier werden Vorschläge zum Einnehmen einer bequemen Haltung und der Lenkung der Aufmerksamkeit

nach innen gemacht. Als Ruhepunkt, der die Blickfixation erleichtert, wird eine

schimmernde Murmel angeboten.

4. Fokussierung der Aufmerksamkeit

Den Teilnehmenden werden Instruktionen zur Augenfixation gegeben, um die Ausblendung von

Außenreizen zu erreichen. Weiter wird auf die eigene Atmung und Körperwahrnehmung fokussiert.

5. Vertiefung

Durch das Zählen von eins bis zehn oder alternativ die Suggerierung einer Treppe oder Rutsche,

auf welcher der Hypnotisand sich tiefer nach unten bewegt, wird die Trance vertieft und bei den

Klienten die Überzeugung gefördert, sich qualitativ neue Erlebnisdimensionen zu erschließen.

KAPITEL 5 ENTWICKLUNG DES EIGENEN PROGRAMMS 122

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6. Nutzung der Trance

In Abhängigkeit vom Thema der einzelnen Sitzung werden hier die entsprechenden Suggestionen

und Metaphern verwendet (siehe unten).

7. Reorientierung

Durch Rückwärtszählen von zehn bis eins und die Suggestion, sich mit jeder Zahl frischer und

wacher zu fühlen, werden die Klienten zeitlich und räumlich reorientiert. Bei der Reorientierung

werden unterschiedliche Einstreuungen eingebracht, Beispiele hierfür sind: „10 ... und mit jeder

Zahl, die ich rückwärts zähle, werden Sie mehr zum Nichtraucher; 8 ... achtgeben auf sich, achtsam

sein; 6 ... und mit jeder Zahl genießen Sie das Gefühl, frei durchatmen zu können; 5 ... fünf Finger an

der Nichtraucherhand" (Schlarb & Schweizer, 1999).

5. 3. 4 Nutzung der Trance während der drei Hypnosesitzungen

Eine ausführliche Darstellung der Induktionen und Metaphern befindet sich im Anhang; an dieser

Stelle werden die Geschichten und Suggestionen lediglich zusammengefaßt wiedergegeben,

interpretiert und erläutert.

Im Folgenden werden die thematischen Schwerpunkte der Suggestionen jeder Sitzung beschrieben:

5. 3. 4. 1 Die erste Sitzung

Thematische Schwerpunkte der ersten Hypnosesitzung sind die Hinführung der Klienten zu ersten

Trancerfahrungen und das Gewinnen von Vertrauen in die Hypnosebehandlung sowie in die

eigenen Ressourcen.

Erste Tranceerfahrung und Ratifizierung: Pendelübung

Zunächst wird den Klienten erklärt, dass es sich bei der Pendelübung keinesfalls um ein „Auspendeln",

wie es aus dem esoterischen Bereich bekannt sei, handele, sondern um eine Demonstration

der Wirksamkeit unbewußter Kräfte, der jedoch eine natürliche Erklärung zugrunde liege.

Die Teilnehmer erhalten eine an einer Schnur befestigte Glaskugel, nehmen die Schnur an

ihrem äußersten Ende zwischen Daumen und Zeigefinger und lassen das Pendel mit locker aufgestütztem

Arm knapp über dem Boden baumeln.

Nun werden Suggestionen gegeben, die eine unwillkürliche Bewegung des Pendels, zuerst im

Kreis und anschließend hin und her, initiieren. Diese Bewegungen werden zur Ratifikation der

Trance genutzt, darüber hinaus wird den Klienten die Bewertung der Bewegung als ideomotori123

KAPITEL 5 ENTWICKLUNG DES EIGENEN PROGRAMMS

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sches Signal vorgeschlagen: Die Bewegung des Pendels wird dazu als Sinnbild der Nutzung bislang

unbekannter Ressourcen und der Tatsache, dass der eigene Wille oft unbewußt viel „bewegen"

könne, gedeutet. Gleichzeitig werden bei der „Pendeltrance" Einstreuungen eingebracht, die

Themen wie „Abschied und Neubeginn", „Ziele voller Freude und Energie umsetzen", „Entscheidungen

zum richtigen Zeitpunkt treffen" berühren.

Im Anschluß an die Trance wird den Klienten erklärt, wie die Pendelbewegung durch subliminale

Bewegungen zustande komme und dass dieses unbewußte Einsetzen der eigenen Energien die

Ressource sei, die durch das hypnotherapeutische Arbeiten erschlossen werden könne. Sinn dieser

Aufklärung ist, mögliche Assoziationen mit dem erwähnten Auspendeln zu vermeiden und

gleichzeitig das Vertrauen in die hypnotherapeutische Arbeitsweise zu fördern.

In diesem Zusammenhang wird auch darauf hingewiesen, dass das Wort „Suggestion" auf englisch

„Vorschlag" bedeute und dementsprechend auch alle in der Folge verwendeten Suggestionen

als Vorschläge zu verstehen seien, die jeder Teilnehmende annehmen, ausschlagen oder modifizieren

könne, ebenso wie es jederzeit möglich sei, die Trance selbst zu beenden. Auf die

Selbstkontrolle der Hypnotisanden wird insbesonders auch deshalb großer Wert gelegt, weil das

Ziel der Therapie unter anderem im Wiedererlangen von Kontrolle (über die Sucht) besteht.

Nutzung der Trance: Im Wald

Im Anschluß an die Nachbesprechung der ersten Tranceübung mit dem Pendel werden die Klienten

erneut gebeten, in Trance zu gehen. Nach der Etablierung des sicheren Orts, der Fraktionierung

und kurzen Besprechung wird die Trance vertieft und der Aufenthalt in einem Wald suggeriert,

dessen einer Teil krank, schwarz und neblig, aber auch angenehm schemenhaft und mit

weichen Konturen ausgestattet wirkt. Durch diese nicht durchweg negativ getönte Metapher für

die physiologischen und psychologischen Folgen des Rauchvorgangs soll dem Persönlichkeitsanteil

im Klienten, welcher den angenehm weichzeichnerischen, betäubenden Effekt des Rauchens

schätzt, Rechnung getragen werden, andererseits wird auch betont, dass es positiv sein

kann, wenn der Nebel sich lichtet und eine klarere Sicht der Dinge erlaubt. Die Analogie „Wald

= Lunge" wird dabei direkt vorgegeben.

Im weiteren Verlauf der Suggestionen werden die Klienten an die andere Seite des Waldes, welcher

sich in einem gänzlich anderem Zustand befindet, heran geführt: Hier sind die Konturen

klar und deutlich, die Luft frisch, die Bäume sind dabei, auszutreiben und die ersten kleinen grünen

Blätter werden bereits sichtbar. Eingestreut werden hier außerdem Passagen, in denen von

„frischer Luft", „freiem Atmen" und ähnlichem die Rede ist, gezielt erfolgen außerdem auch

Einstreuungen, die Assoziationen an einige in der Zigarettenreklame verwendete Schlagwörter

KAPITEL 5 ENTWICKLUNG DES EIGENEN PROGRAMMS 124

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hervorrufen, wie „Freiheit" und „Genuß". Die zugrundeliegende Intention dabei ist, den Klienten

zu vermitteln, dass genau die Wünsche, deren Erfüllung sie sich von der Zigarette erhofften,

oft erst ohne Zigarette erfüllt werden können. Weiter wird der Umstand beleuchtet, dass die Klienten

sich zu diesem frühen Zeitpunkt der Behandlung häufig noch in einer starken Ambivalenz

befinden: Im weiteren Verlauf der Suggestionen wird deshalb immer wieder betont, dass die Person

sich im Moment wahrscheinlich noch auf der „verrauchten" Seite befinde und dass es unterschiedliche

Arten und Wege gäbe, sich endgültig hinüber auf die frische Seite des Waldes zu bewegen,

wobei jedoch Hindernisse (ein verschlossenes Tor) zu bewältigen wären. Als Ressource

werden an dieser Stelle die Idee von einem körpereigenen Wissen, das schon dem Neugeborenen

ermögliche, die eigenen Bedürfnisse genau zu erspüren, sowie die Person des „inneren Heilers"

eingeführt.

Nutzung der Trance: Innerer Heiler

Der Hypnotisand trifft einen „inneren Heiler", der die Fragen des Klienten, beispielsweise nach

Möglichkeiten, auf die neue, frische Seite des Waldes zu gelangen - also endgültig Nichtraucher

zu werden - beantwortet. Diese Begegnung mit einer archetypischen Person endet im Idealfall

damit, dass der Klient den Schritt auf die „Nichtraucherseite" während der Trance vollzieht. Für

Personen, bei denen das zu diesem Zeitpunkt noch nicht möglich ist, wird suggeriert, dass der

„innere Heiler" zumindest die Antwort auf die Frage wisse, welche Hindernisse noch auszuräumen

wären, damit dieser Schritt vollzogen werden könne. In der an die Trance anschließenden

Besprechung läßt sich für die Therapeutinnen anhand des Verlaufs der Erlebnisse der Klienten

deutlich ablesen, in welcher Phase des Prozesses des Abstinenzwerdens sich der Klient derzeit

befindet und wie hoch die diesbezügliche Motivation einzuschätzen ist.

Schachtelgeschichte: Steinpalmenmetapher

Als Schachtelgeschichte, das heißt eingebaut in die Geschichte vom Wald und innerem Heiler

wird außerdem die Steinpalmenmetapher erzählt. Dabei wird erst nach Beendigung der eingeschobenen

Geschichte (B) die ursprüngliche Handlung (A) zu Ende geführt.

Die Verschachtelung läßt sich folgendermaßen darstellen:

A1 (B1) A2 (B2) A3

Nach Lankton und Lankton (1983) wirkt diese Vorgehensweise trance- und amnesieinduzierend.

Dieser Effekt wird durch die Überladung des rationalen Bewußtseins mit einer übergroßen Informationsfülle

erklärt; durch die Überlastung der Aufmerksamkeit kann die Information direkt

ins Unbewußte gelangen. Durch das Fehlen der bewußten Wahrnehmung kommt nach Grinder

und Bander (1988) auch der amnestische Effekt zustande.

125 KAPITEL 5 ENTWICKLUNG DES EIGENEN PROGRAMMS

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Metapher 1: „Die Steinpalme" (Partisch, 1986)

Ein Mann, der in einer verzweifelten Situation, kurz vor dem Verdursten in der Wüste, einen Stein

nach einer kleinen Palme geworfen hatte, kommt Jahre später an denselben Ort zurück und findet

dort eine versteinerte Palme vor, unter der sich allabendlich Menschen versammeln, um Geschichten

auszutauschen. Auf sein Nachfragen hin wird ihm berichtet, wie es durch den Steinwurf zur Versteinerung

der Palme kam; der Stein war im Palmenherzen stecken geblieben. Er möchte nun das

Geschehene wieder gutmachen und erhält von einem alten Mann den Ratschlag, die Palme um Verzeihung

zu bitten, was er im Folgenden tut. Daraufhin springt der Stein aus dem Palmenherzen, trifft

eine Wasserader, das Wasser tritt aus und das Land in der Umgebung der Palme wird grün und

fruchtbar.

Handlung der Geschichte Therapeutisch intendierte Analogien

Mann in der Wüste: Der aktive, nach Lösungsmöglichkeiten suchende

Anteil des Klienten, der zu einem früheren

Zeitpunkt des Lebens am Ende seiner

Ressourcen angelangt zu sein schien.

Verzweifelte Situation; kurz vor dem Verdursten:

Krise (eventuell Pubertätskrise, als begonnen

wurde zu rauchen)

Kleine Palme: Der verletzliche, in seinem Wohlergehen gefährdete

Anteil des Klienten.

Steinwurf verursacht Verletzung der kleinen

Palme:

Inadäquate Bewältigungsstrategien (zum Beispiel

beginnen zu rauchen), die krank machen

können.

Steckenbleiben des Steins und Versteinern der

Palme:

Die inadäquate Bewältigungsstrategie wird beibehalten.

Jahre vergehen: Jahre vergehen ...

Der Mann kommt an der Ort des Geschehens

zurück:

Der Klient setzt sich heute mit den problematischen

Verhaltensweisen (dem Rauchen) auseinander.

Menschen, die sich dort versammelt haben,

und alter Mann:

Nichtrauchergruppe und Therapeutinnen.

Bitte um Vergebung: Revidierung alter Verhaltensweisen.

Der Stein löst sich aus der Palme: Die Folgen dieses unfruchtbaren Musters können

rückgängig gemacht werden (das Rauchen

kann beendet werden).

Wasser verwandelt den Ort in eine fruchtbare

Oase:

Durch die Auflösung des alten Musters werden

Ressourcen aktiviert; möglicherweise lassen sich

dadurch auch in Lebensbereichen, die nicht

unmittelbar mit dem Rauchen zu tun haben,

positive Veränderungen einleiten.

Tabelle 6: „Die Steinpalme"

KAPITEL 5 ENTWICKLUNG DES EIGENEN PROGRAMMS 126

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Die Metapher von der Steinpalme soll an dieser Stelle die Auseinandersetzung mit möglichen

Funktionen des Rauchens und die Auflösung überholter Muster fördern. Insbesonders wird dabei

auf die Verarbeitung alter Verletzungen und Revidierung unfruchtbarer Bewältigungsstrategien,

die in Bezug auf das erfolgreiche Abstinentwerden noch hinderlich sein könnten, fokussiert.

Abschluß der Trance: Zeitprogression

Als weitere Technik wird die Zeitprogression angewandt: Die Hypnotisanden werden ein Jahr in

die Zukunft „geschickt", um zu sehen, wie gesund der „Lungenwald" zu diesem Zeitpunkt -

nach einem Jahr ohne zu rauchen - schon aussehen wird.

Der Klient wird einerseits als Gärtner dieses Waldes, der für dessen Pflege verantwortlich wäre,

bezeichnet, aber auch auf die natürlichen Ressourcen des einzelnen wird hingewiesen:

„... die Bäume wachsen von allein ...". Anschließend erfolgt die Reorientierung durch Rückwärtszählen

und eine kurze Nachbesprechung.

5. 3. 4. 2 Die zweite Sitzung

Thema der zweiten Sitzung ist primär die Bearbeitung von Ambivalenzen: Die Raucherseite soll

zur Koalition bewegt werden, damit keine „Untergrundorganisation" aus dem unbewußten

Wunsch, weiter zu rauchen, entsteht. Mit Hilfe der Technik der „magnetischen Hände" werden

die Raucher- und die Nichtraucherseite - welche im Grunde beide etwas Gutes für den Klienten

wollen - integriert.

Weitere Themen sind die Aktivierung von Ressourcen sowie Versuchungssituationen, in die der

noch nicht gefestigte Nichtraucher vermutlich früher oder später geraten würde.

Vertiefung und magnetische Hände

Nachdem den Klienten zunächst das Aufsuchen des sicheren Ortes suggeriert wurde, werden sie

reorientiert. Anschließend wird ausführlich auf die Notwendigkeit eingegangen, sich immer wieder

mit dem Wunsch, zu rauchen, zu konfrontieren. Den Klienten wird anhand eines Beispiels

aus der Politik erläutert, dass „Oppositionsparteien, denen kein Gehör geschenkt wird, zur Untergrundbewegung

werden können". Die folgende Übung wird als eine Möglichkeit, mit der

"Opposition", das heißt dem Rauchwunsch, ins innere Gespräch zu kommen. Anschließend wird

eine kurze Erklärung des Prinzips der Unwillkürlichkeit und dessen Bedeutung für die folgende

Übung gegeben.

Dann erfolgt die Anweisung, die Hände so vor den Oberkörper zu halten, als hielte man einen

Ball mit beiden Händen fest. Die Vertiefung wird hier hauptsächlich mit Hilfe der Einstreuungs127

KAPITEL 5 ENTWICKLUNG DES EIGENEN PROGRAMMS

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technik, indem wiederholt Begriffe wie „tief", „Tiefe" oder auch „Motief" verwendet werden,

realisiert.

Eingestreut in die Vertiefung erfolgen Suggestionen zur Handleviation: „... fühlen Sie ein Kribbeln

in den Händen, das die Trance ankündigt, oder diese ganz gewisse Art von Kälte, die angenehm leicht

sein kann, wie ein leichter, kühler Wind..." und zur Regression: „... Ball, den Sie als Kind zum Spielen

hatten, festhalten... als wollten Sie einen Ball umfassen, mit dem Sie als Kind gespielt haben...". Die

Katalepsie und der damit einhergehende Eindruck von Unwillkürlichkeit dienen dabei zunächst

der Tranceratifikation. Weiter wird ausgeführt, dass ein Säugling unwillkürlich und reflexhaft umklammere,

was ihm wohl tut, seine Arme jedoch auseinandergehen, wenn er erschrickt oder etwas

nicht möchte.

Nutzung der Trance: Ambivalenzarbeit

In der Folge wird suggeriert, dass die beiden Hände jeweils für eine bestimmte Seite im Klienten

stünden, welche unterschiedliche Dinge zu realisieren wünschen, deren gemeinsamer Nenner

jedoch das Gute sei, welches beide Seiten für die Person wollen. Weiter werden die Klienten angeleitet

zu spüren, welche Hand für welchen inneren Anteil stehe, beispielsweise die eine Hand

für den Wunsch nach Genuß (derzeit über die Sucht realisiert) und die andere Hand für den

Wunsch nach Gesundheit. Beide Seiten sollen zudem als Gestalten, Personen oder Symbole visualisiert

werden, für die es wichtig sei, in einen Dialog zu kommen.

In Analogie zum Verhalten des Säuglings wird anschließend suggeriert, dass sich beide Hände -

wie magnetisch angezogen - einander nähern und schließlich berühren werden, wenn das Unbewußte

Möglichkeiten der Umsetzung, bei welchen sich beide Anteile ergänzen, findet. Im Moment

der Berührung sollen dem Klienten diese Integrationsmöglichkeiten bewußt zugänglich

werden. Bei Klienten, die „hängen bleiben", also die Annäherung der Hände nicht oder nicht

vollständig vollziehen, werden an dieser Stelle Fragen ans Unbewußte gestellt, welche wiederum

durch ein Sichannähern der Hände bei Zustimmung und ein Auseinandergehen bei Ablehnung

beantwortet werden.

Die Fragen lauten:

  • „Gibt es ein Hindernis, das die Annäherung verhindert?"
  • „Gibt Ihr Unbewußtes die Zustimmung, dieses näher zu betrachten?"
  • „Gibt es Erfahrungen in den letzten 5, 10, 15, etc. Jahren, die mit dem Hindernis zusammenhängen?"
  • „Welcher Art?"
  • „Welches wäre der nächste Schritt, um das Hindernis aus dem Weg zu räumen?"

KAPITEL 5 ENTWICKLUNG DES EIGENEN PROGRAMMS 128

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Hier folgt die Instruktion, dass die Hände in den Schoß sinken sollen, wenn der nächste notwendige

Schritt klar geworden sei. Im Anschluß wird die folgende Metapher erzählt:

Ressourcenaktivierung - Metapher 2: „Der Adler" (nach Revenstorf)

Ein Bauer findet einen jungen Adler, nimmt ihn mit und zieht in auf dem Hühnerhof auf. Eines Tages

kommt ein Fremder vorbei und stellt fest, dass der Vogel im Hühnerhof doch ein Adler und kein

Huhn sei; er möchte dem Adler das Fliegen beibringen. Der Bauer dagegen meint, das wie ein Huhn

aufgezogene Tier fühle und benehme sich eben wie ein Huhn. Der Fremde bleibt bei seinem Vorsatz

und versucht mit sich täglich steigernden Bemühungen, den Adler das Fliegen zu lehren. Schließlich,

beim dritten Versuch, fliegt der Adler.

Handlung der Geschichte Therapeutisch intendierte Analogien

Adler: Klient.

Bauer: Pessimismus oder hindernde Umwelteinflüsse.

Fremder: Optimismus oder Therapeutin.

Mißglückte Versuche, dem Tier das Fliegen

beizubringen:

Blockade natürlicher Ressourcen oder mißglückte

Versuche, das Rauchen aufzugeben.

Weitere, sich steigernde Bemühungen: Erste Therapie- oder Lösungsversuche.

Flug des Adlers: Entfaltung natürlicher Ressourcen (Abstinent

werden).

Tabelle 7: „Der Adler"

Die Adlermetapher dient der Überwindung der Blockade natürlicher Ressourcen, letzte Zweifel

bezüglich des Erfolgs der Bemühungen, das Rauchen aufzugeben, sollen beseitigt werden.

Gleichzeitig wird der Aufbau einer „neuen Identität" angeregt und diese positiv besetzt; der Adler

übertrifft das Huhn in Bezug auf Schönheit und Fähigkeiten und hat eine höhere Lebensqualität.

Aufsuchen von Versuchungssituationen

Die Klienten werden nun angeleitet, „Versuchungssituationen" aufzusuchen. Dazu werden

„rückfallträchtige" Situationen detailliert beschrieben; Sinn dieses Vorgehens ist, dass die Klienten

später nicht unvorbereitet in solche Situationen kommen, vielmehr sollen sie die Möglichkeit

haben, im Rahmen der Trance alternative Reaktionsweisen zu erarbeiten und zu erleben. Die

Hypnose wurde hier also als Konditionierung in sensu eingesetzt, wobei zusätzlich als posthypnotische

Suggestion Unwillkürlichkeit suggeriert wird, mit welcher sich das neue Wissen, Ziga129

KAPITEL 5 ENTWICKLUNG DES EIGENEN PROGRAMMS

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retten nicht zu brauchen, immer dann vor die „Sehn-Sucht" schieben würde, wenn diese überhand

zu nehmen drohe.

Als Suggestion bezüglich des erlebten Genusses beim Rauchen wird dargelegt, dass dieser Genuß

als lediglich in die Zigarette projiziert zu bewerten sei und die Klienten nun den Genuß von der

Zigarette durch die Hand zurück in den Körper strömen lassen könnten. Als Reframe zur Beibehaltung

des Genusses ohne zu rauchen wird weiter suggeriert, dass Raucher „Genußspezialisten"

seien, denen das Genießen ohne Zigarette noch leichter fallen würde als unter Verwendung einer

„Krücke", wie das Rauchen sie darstelle.

Bezug nehmend auf die Prämisse, dass der Abschied vom Rauchen zugleich der Beginn einer

Lebensphase sein kann, die mit einem höheren Maß an Unabhängigkeit und Freiheit einhergeht,

wird abschließend ausgeführt, dass die Klienten nach dem Loslassen der Zigarette „die Hand

wieder frei haben, für die Dinge, die sie wirklich tun möchten".

Anschließend erfolgt die Reorientierung.

Klienten, die zu diesem Zeitpunkt zu Hause noch Zigaretten vorrätig haben, werden am Ende

der Sitzung gebeten, sie in der nächsten Stunde mitzubringen.

5. 3. 4. 3 Die dritte Sitzung

Themen der dritten Sitzung sind Rückfallprophylaxe, der endgültige Abschied von der Zigarette

sowie die Möglichkeit, den damit verbundenen Neuanfang zugleich für eine Neuorientierung in

anderen Lebensbereichen zu nutzen und die in der Therapie gewonnenen Erfahrungen und Ressourcen

weiter auszubauen.

Außerdem wird eine stärker an direktiven Hypnoseformen orientierte Progression in die Zukunft

durchgeführt, in der die Klienten sich als Nichtraucher erleben können.

Vertiefung: Rutsche

Nach der Etablierung des Ruhebildes, das sich in der dritten Sitzung weitgehend an den von den

Klienten eingebrachten Motiven orientiert, erfolgt die Vertiefung hier, indem die Klienten sich

vorstellen, eine Rutsche hinunterzugleiten. Mit dieser Vorstellung, die zumeist aus der Kindheit

vertraut sein dürfte, wird gleichzeitig über die Regression eine größere Trancetiefe erzielt. Gleichzeitig

werden durch die Regression alte Ressourcen reaktiviert.

Das Bild der Rutsche erfüllt dabei noch einen weiteren Zweck: Die Rutsche entspricht zugleich

der Linie, die als graphische Darstellung der Kohlenmonoxidwerte in der Ausatemluft der Klienten,

die zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr rauchen, entstanden ist. Verstärkt wird diese

Vorstellung durch die Beschreibung der wechselnden Farbe dieser Rutsche - anfangs ist sie rot,

KAPITEL 5 ENTWICKLUNG DES EIGENEN PROGRAMMS 130

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dann gelb, und schließlich wird sie grün. Der Farbverlauf entspricht den Farben im Diagramm,

beziehungsweise an der Anzeige des CO-Meßgeräts: Für Raucher (rot), leichte oder Passivraucher

(gelb) bis zur grünen Farbe, die für Nichtraucher steht. Die grüne Farbe erlaubt dabei auch die

Assoziation mit dem grünen „Lungenwald" und stellt damit die Verbindung zu den Themen der

ersten Sitzung her.

Nutzung der Trance: Im grünen Bereich und Begegnung mit dem Rauchwunsch

Den Klienten wird suggeriert, dass sie nun endgültig im „grünen Bereich" angekommen seien

und es ihnen von nun an leicht fiele, dort zu bleiben. Als Körperanker wird das Atmen verwendet:

„...sich selbst immer und immer wieder in Ihren eigenen grünen Bereich zu bringen, wenn Sie einmal

tief durchatmen, und Sie können dann ganz tief in Ihrem Inneren spüren, wie gut das tut - im grünen

Bereich zu sein..."

Den Klienten wird weiter - im Sinne einer Rückfallprophylaxe - beschrieben, dass auch im „grünen

Bereich" die Konfrontation mit dem eigenen Wunsch zu rauchen, möglich und wahrscheinlich

sei. Methaphorisch beschrieben wird die Begegnung mit dem Rauchwunsch als ein Treffen

mit einer Person, als ein Besuch, der auch uneingeladen kommt und der mit gebührendem Respekt

freundlich und entschieden wieder verabschiedet sein will.

Dabei wird im Besonderen darauf fokussiert, dass es nicht möglich sei, solche „Besuche eines

alten Bekannten" völlig zu unterbinden, dass es aber wichtig sei, mit ihm in Kontakt zu treten,

um ihn auch wieder zum Gehen zu bewegen. Dieser Vorgehensweise liegt die Idee zugrunde,

dass ein Symptom (hier die Sucht) nur solange Symptomcharakter behält, wie der Kontakt zur

entsprechenden Verhaltensweise gestört ist; gelingt es dem Klienten, die innere Verbindung wieder

aufzunehmen, gewinnt er die Kontrolle darüber zurück. Anschließend wird übergeleitet zur

folgenden Metapher:

Metapher 3: „Der Maler" (mündliche Weitergabe)

Ein König beauftragt den besten Maler des Landes, ein Bild seines Lieblingsvogels zu erstellen. Der

Maler bedingt sich ein Jahr Zeit für die Fertigstellung aus, das der König ihm unwillig zubilligt. Nach

Ablauf des Jahres kommt der König zum Maler, und dieser malt das Bild vor den Augen des Königs

innerhalb von wenigen Minuten. Als der König daraufhin wegen der langen Wartezeit ärgerlich wird,

zeigt ihm der Maler einen Schrank voller Skizzen, die Voraussetzung für das schnelle Gelingen des

Werks waren.

131 KAPITEL 5 ENTWICKLUNG DES EIGENEN PROGRAMMS

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Handlung der Geschichte Therapeutisch intendierte Analogien

König: Anteil des Klienten, der ein bestimmtes Ziel,

zum Beispiel mit dem Rauchen aufzuhören,

ungeduldig verfolgt.

Maler: Weitere Anteile des Klienten, die für die Zielumsetzung

aktiviert werden.

Bild seines Lieblingsvogels erstellen: Ziel des Klienten (zum Beispiel Nichtrauchen).

Ein Jahr Zeit: Raum oder Zeit, die notwendig sind, um ein

Ziel erreichen zu können.

Schrank voller Skizzen, die Voraussetzung für

das schnelle Gelingen des Werks waren:

Bemühungen, die nicht sofort offensichtlich,

aber unumgänglich sind, um das Ziel erreichen

zu können.

Tabelle 8: „Der Maler"

Die Metapher vom Maler dient an dieser Stelle der Bekräftigung der Tatsache, dass die von den

Klienten geleistete „Vorarbeit" - beispielsweise in Form der Auseinandersetzung mit den Funktionen

des Rauchens während der vorangegangenen Hypnosesitzungen - gleichzeitig eine Gewähr

für das Gelingen dieses Vorhabens sei.

Nutzung der Trance: Red Balloon und Schatzkiste

Im letzten Teil der dritten Sitzung wird die „Red Balloon" Technik nach Walch (1976) angewandt:

Bei dieser auch von Stanton (1986) verwendeten Suggestion wird den Klienten der Aufenthalt

auf einer grünen Wiese beschrieben, auf der ein roter Heißluftballon bereit zur Abfahrt

wartet. Der Hypnotisand wird dann aufgefordert, alles, was er an „Päckchen" loswerden möchte,

in den Ballonkorb zu legen. Die Formulierung wird dabei vage gehalten, um verschiedene Interpretationen,

welcher Art diese „Päckchen" sein könnten, zu ermöglichen. Dadurch entsteht die

Möglichkeit, die Trance nicht lediglich im Sinne eines Abschließens mit dem Rauchen zu nutzen,

sondern den Abschied von weiteren alten Mustern oder Belastungen zu vollziehen.

Weiter wird suggeriert, dass die Klienten, nachdem sie sich von jeder der abgelegten Lasten sorgfältig

„verabschiedet" haben, die Befestigungsseile des Ballons lösen, so dass dieser davon

schwebt und schließlich ganz verschwindet. An dieser Stelle werden wiederholt Einstreuungen

eingesetzt, die „das Aufatmen", „die Erleichterung" im Zusammenhang mit dem Wegschweben

des Ballons betonen.

Anschließend wird Bezug genommen auf mögliche neu gewonnene Fähigkeiten oder Einsichten;

diese können zum Beispiel in einer Schatzkiste an einem sicheren Ort verwahrt werden, von dem

suggeriert wird, dass der Klient hier jederzeit Zugriff auf seine „Schätze" habe.

KAPITEL 5 ENTWICKLUNG DES EIGENEN PROGRAMMS 132

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Hierdurch soll gewährleistet werden, dass die Klienten auch nach Beendigung der Therapie den

Kontakt zu ihren neuen Ressourcen sicher halten können.

Zeitprogression

Abschließend erfolgt eine Zeitprogression in die Zukunft des Klienten, in deren Rahmen direktiv

im Sinne einer posthypnotischen Suggestion, die aber indirekt über das Ansprechen des „grünen

Bereichs" erfolgt, das Abstinentbleiben vorgegeben wird.

Reorientierung und Abschlußritual

Nachdem die Klienten reorientiert worden sind, werden sie auf die Möglichkeit hingewiesen, ihre

zu dieser letzen Sitzung mitgebrachten Zigaretten in eine entsprechend der Farbe des Ballons

rote Schachtel zu legen und sich in Form dieses Rituals endgültig vom Rauchen zu verabschieden.

5. 3. 4. 4 Katamnesetermin

Im Rahmen des Katamnestermins wird zum Abschluß der Sitzung eine kurze Entspannungstrance

durchgeführt, die sich an den Suggestionen vom „sicheren Ort" aus den vorangegangen Sitzungen

orientiert. Zusätzlich werden hier jedoch noch Einstreuungen zum Reframing eines möglichen

Rückfalls eingesetzt, indem beschrieben wird, wie jedes Kind, wenn es laufen lernt, auch

gelegentlich taumelt und fällt, dies jedoch nie zum Anlaß nimmt, aufzugeben, sondern im Gegenteil

sich stets sofort wieder aufrichtet.

Da die Nachbesprechung - obgleich allein die Tatsache ihrer Existenz sicherlich Einfluß auf die

Behandlung nimmt - sonst nicht als Teil der Behandlung konzipiert wurde, wird der Ablauf der

Katamnesesitzung im Kapitel 7. 3 beschrieben.

133 KAPITEL 6 ERFOLGSPARAMETER UND HYPOTHESEN

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II Empirischer Teil

Wirkung eines nondirektiven Hypnoseprogramms auf die Nikotinabstinenz

„Die große Tragödie der Wissenschaft;

die Ermordung einer schönen Hypothese

durch eine schmutzige Tatsache."

Thomas Henry Huxley

Biogenesis and Abiogenesis (1870)

Kapitel 6

Erfolgsparameter und Hypothesen

6. 1 Erfolgsparameter

Der Erfolg der Behandlung wird in der vorliegenden Studie primär an den Abstinenzraten zu

unterschiedlichen Meßzeitpunkten (nach vier Wochen, drei und zwölf Monaten) gemessen.

Weitere Erfolgsparameter sind:

  • Reduktion des Konsums
  • geringere FTND-Werte (Beschreibung der Meßinstrumente siehe Kapitel 7. 4)
  • gesunkene Kohlenmonoxidwerte-Werte (siehe Meßinstrumente, Kapitel 7. 4)
  • Beteiligung an allen Behandlungssitzungen

KAPITEL 6 ERFOLGSPARAMETER UND HYPOTHESEN 134

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6. 2 Hypothesen

Haupthypothese 1: Hypnosetherapie versus Kontrollgruppenbehandlung

  • Die Klientinnen der Experimentalgruppe (Hypnose, verhaltenstherapeutische Elemente,

Kohlenmonoxidmessung und Nikotinpflaster) sind signifikant erfolgreicher als die der Kontrollgruppe

(verhaltenstherapeutische Elemente, Kohlenmonoxidmessung und Nikotinpflaster).

Haupthypothese 2: Einzel- versus Gruppenbehandlung

  • Die Erfolgsrate der Gruppenbehandlung ist nicht signifikant geringer als die der Einzelbehandlung.

Hypothese 3: Suggestibilität

  • Die Suggestibilität der bei der Katamnese abstinenten Probandinnen, gemessen mit der CIS

und HGSHS (zur Beschreibung der Meßinstrumente siehe 7. 4) ist signifikant höher als die

der nicht Abstinenten.

  • Gemäß der CIS höhersuggestible Personen schätzen auch selbst ihre Trancetiefe als höher ein.
  • Klientinnen mit hohen Werten im Suggestibilitätstest (CIS) bewerten die Hypnose in Relation

zum Gespräch mit den Therapeutinnen oder innerhalb der Gruppe als wesentlicher gegenüber

Klientinnen mit geringen Werten.

Hypothese 4: Abstinenztage

  • Klientinnen, die während der Abstinenztage nicht geraucht haben, sind erfolgreicher als solche,

die während der Abstinenztage rauchten.

Hypothese 5: Nikotinpflaster

  • Die Behandlung mit der Kombination von Nikotinpflaster und Hypnose (Klientinnen der

Experimentalgruppe, die zusätzlich Pflaster verwendeten), ist erfolgreicher als eine Behandlung

ohne Hypnose, aber mit Nikotinpflaster (Kontrollgruppe) oder eine solche mit Hypnose,

aber ohne Nikotinpflaster (Klientinnen der Experimentalgruppe, die kein Pflaster verwendeten).

  • Vor allem körperlich abhängige Raucherinnen profitieren von der Anwendung des Pflasters.

135 KAPITEL 6 ERFOLGSPARAMETER UND HYPOTHESEN

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Hypothese 6: Vermutete / tatsächliche schwierige Situationen

  • Die Klientinnen sagen Situationen, in denen es ihnen schwer fallen wird, nicht zu rauchen und

sie leicht rückfällig werden könnten, in der Mehrzahl der Fälle nicht korrekt voraus.

Hypothese 7: Rauchverhalten

  • Die bei der Katamnese nicht abstinenten Teilnehmerinnen haben früher begonnen, zu rauchen,

rauchen bereits länger und haben mehr erfolglose Aufhörversuche hinter sich als die

Abstinenten.

  • Die Konsumhöhe und der FTND-Wert der Klientinnen (FTND; siehe 7. 4) stellen einen Prädiktor

für die zu erwartende Abstinenz dar; je höher diese sind, desto weniger erfolgreich ist

die Klientin.

Hypothese 8: Demographische Variablen

  • Das Programm ist unabhängig von allen demographischen Variablen gleich erfolgreich.
  • Eine Ausnahme stellt das Alter der Klientinnen dar: Je älter sie sind, desto höher ist die Erfolgsquote.

Hypothese 9: Psychische Symptombelastung, Ärger und Depression

  • Hohe Werte im SCL-90-R, STAXI und ADS (Beschreibung der Meßinstrumente siehe unter

7. 4) sind Prädiktoren für weniger Erfolg.

  • Raucherinnen haben im Vergleich zur Standardstichprobe höhere Werte in STAXI, ADS und

SCL-90-R.

Hypothese 10: Allgemeine Veränderungen

  • Wurden von den Klientinnen Rituale oder spezielle Verhaltensweisen im Zusammenhang mit

dem Nichtrauchen entwickelt (siehe Katamnesebogen unter 7. 4), ist der Erfolg höher.

  • Teilnehmerinnen der Hypnosegruppe erleben im Verlauf der Therapie häufiger positive Veränderungen

ihres Erlebens und Verhaltens (erhoben mit der VEV, siehe Beschreibung der

Meßinstrumente unter 7. 4) als Klientinnen der Kontrollgruppe.

Hypothese 11: Motivation

  • Die Höhe der Motivation (gemessen mit dem Anmeldebogen; vgl. 7. 4) von erfolgreichen und

weniger erfolgreichen Klientinnen unterscheidet sich signifikant: Höher motivierte Personen

sind erfolgreicher.

KAPITEL 6 ERFOLGSPARAMETER UND HYPOTHESEN 136

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Hypothese 12: Soziale Unterstützung

Das erfahrene Ausmaß an sozialer Unterstützung ist entscheidend für den Behandlungserfolg:

Klientinnen, die

  • mit dem Partner im gleichen Haushalt leben,
  • vom sozialen Umfeld in ihrem Abstinenzvorhaben unterstützt werden,
  • innerhalb der Entwöhnungsgruppe die Möglichkeit der Unterstützung durch andere Teilnehmerinnen

wahrnehmen

sind erfolgreicher als solche, bei denen das nicht der Fall ist.

Hypothese 13: Behandlungszeitraum

  • Eine Behandlung mit sieben Sitzungen ist nicht signifikant erfolgreicher als eine Behandlung

mit nur fünf Sitzungen.

Hypothese 14: Therapeutinnenvariable

  • Die Therapeutinnenenvariable korreliert nicht mit dem Behandlungserfolg.

Hypothese 15: Glaubwürdigkeit der Klientinnenangaben

  • Die CO-Werte korrelieren durchgängig mit den Klientinnenangaben zum Rauchverhalten.

137 KAPITEL 7 METHODE

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Kapitel 7

Methode

Die methodische Konzeption der Studie orientierte sich an den im Kapitel 4. 5 dargestellten

Überlegungen zur Gestaltung hypnotherapeutischer Forschung beziehungsweise von Studien zur

Raucherentwöhnung.

7. 1 Untersuchungsdesign

Für die Durchführung der Untersuchung wurde folgendes Forschungsdesign konzipiert:

7. 1. 1 Experimentalgruppe

7. 1. 1. 1 Gruppenhypnosebedingung

Die Teilnehmer der Experimentalgruppe in der Gruppenhypnosebedingung erhielten die Hypnosebehandlung

sowie verhaltenstherapeutische Therapieelemente, Gruppengespräche und die

Möglichkeit, im Rahmen einer „Patenschaft" Kontakt mit anderen Teilnehmern zu halten, außerdem

die Kohlenmonoxidmessung und Nikotinpflaster. Alle Teilnehmer waren zudem aufgefordert,

die beiden Abstinenztage vor Behandlungsbeginn einzuhalten.

7. 1. 1. 2 Einzelhypnosebedingung

In der Einzelhypnosebedingung erhielten die Klienten ebenfalls die Hypnosebehandlung sowie

verhaltenstherapeutische Therapieelemente, außerdem die Kohlenmonoxidmessung und Nikotinpflaster.

Gruppengespräche und die Möglichkeit, sich mit anderen Teilnehmern zu treffen,

fielen hier jedoch weg. Alle Teilnehmer wurden auch in dieser Bedingung gebeten, die beiden

Abstinenztage vor Behandlungsbeginn einzuhalten.

7. 1. 2 Kontrollgruppe

Die Teilnehmer der Kontrollgruppe erhielten die erwähnten Therapieelemente (VT, Nikotinpflaster

und CO- Messung) in gleicher Weise wie die Experimentalgruppe, mit Ausnahme der Hypnose.

KAPITEL 7 METHODE 138

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Eine Darstellung der Versuchsgruppen findet sich in untenstehender Tabelle:

Experimentalgruppe I Experimentalgruppe II Kontrollgruppe

Gruppenhypnosebedingung

mit VT- Elementen, Nikotinpflaster,

CO- Messung, Gruppengesprächen

und Patenschaften.

Einzelhypnosebedingung mit

VT- Elementen, Nikotinpflaster

und CO- Messung.

VT- Elemente, Nikotinpflaster

und CO- Messung

n = 60 n = 46 n = 43

gesamt: n = 149

Tabelle 9: Überblick über die Versuchsgruppen

7. 2 Stichprobe

7. 2. 1 Stichprobenrekrutierung

Die Probanden wurden über mehrere Pressenotizen angeworben (der genaue Wortlaut ist im

Anhang wiedergegeben).

Dabei wurden zunächst, ohne spezifische Angaben zu machen, Raucherentwöhnungskurse angeboten.

Nach der telephonischen Anfrage der Interessenten sollten die Probanden nach Alter,

Geschlecht und Rauchverhalten parallelisiert und den Experimental- beziehungsweise Kontrollgruppen

zugeordnet werden. Erst im Anschluß an die Gruppenzuordnung sollten die potentiellen

Teilnehmer Briefe erhalten, in welchen Art und Dauer der Behandlung detaillierter beschrieben

werden sollten.

Dieses methodisch korrekte Vorgehen erwies sich jedoch als ungünstig; das unspezifische Angebot

einer nicht näher beschriebenen Art von Raucherentwöhnung stieß nur auf sehr mäßiges

Interesse.

Daher war es, um die Studie anhand einer ausreichend großen Stichprobe durchführen zu können,

notwendig, getrennte Pressenotizen für Experimental- beziehungsweise Kontrollgruppen zu

veröffentlichen; die Resonanz auf die Pressenotizen stieg daraufhin merklich an.

Als zusätzliche Aquisemaßnahme wurde ein Flyer verfaßt und in circa 50 Tübinger Arztpraxen

(vorzugsweise bei Internisten und Herz-Lungenspezialisten) ausgelegt; allerdings meldete sich die

Mehrzahl der Klienten weiterhin aufgrund der Pressenotizen an.

139 KAPITEL 7 METHODE

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Die Interessenten, die auf die Pressenotizen hin im Psychologischen Institut anriefen, wurden

zunächst gebeten, sich schriftlich zu melden. Auf diese Weise sollte die Anzahl von Anfragen auf

diejenigen Personen reduziert werden, bei denen eine ausreichende Motivation vermutet werden

konnte, weil sie sich die Mühe machten, eine schriftliche Anfrage zu verfassen.

Auf diese Anfrage hin wurden Informationsbriefe versandt, in denen Art, Dauer und Kosten der

Behandlung genau beschrieben wurden (siehe Anhang). Dieses Schreiben enthielt außerdem Informationen

zu möglichen Kontraindikationen der Nikotinpflasterverwendung.

Zum Informationsschreiben gehörte außerdem ein Anmeldeformular und der SCL-90-RFragebogen

(siehe Beschreibung der Meßinstrumente), mit der Bitte, beides zur verbindlichen

Anmeldung ausgefüllt und zusammen mit einem Paßfoto zurückzusenden. Der SCL-90-R-Bogen

diente dabei einem ersten Screening, um eventuell stark belastete Interessenten, für die die standardisierte

Behandlung nicht sinnvoll gewesen wäre, einer individuellen Einzeltherapie zuzuführen.

Von dieser Möglichkeit wurde allerdings kein Gebrauch gemacht.

Von den insgesamt etwas über 1000 Anfragen kamen ungefähr 180 zur verbindlichen Anmeldung

zurück; diese erhielten anschließend einen Termin für das Vorgespräch. Ein Teil dieser potentiellen

Klienten meldete sich jedoch kurzfristig vor dem ersten Treffen wieder ab oder erschien

nicht zum vereinbarten Termin.

149 Personen wurden insgesamt behandelt, davon 60 in der Gruppenhypnose-, 46 in der Einzelhypnose-

und 43 in der Kontrollgruppenbedingung.

7. 2. 2 Eingangsvoraussetzungen, Zusammensetzung und Umfang der Stichprobe

Schon im Anschreiben war darauf hin gewiesen worden, dass der feste Wille, das Rauchen zu

beenden, Voraussetzung für die Teilnahme an der Studie sei. Der mit der Anmeldung zurückzusendende

SCL-90-R Fragebogen wurde außerdem bei allen Klienten einem Screening unterzogen,

um Personen mit starken psychischen Beeinträchtigungen gegebenenfalls einer individuellen Behandlung

außerhalb der Studie zuzuführen. Von dieser Möglichkeit wurde allerdings in keinem

Fall Gebrauch gemacht, so dass die Klienten letztendlich keine speziellen Eingangsvoraussetzungen

zu erfüllen hatten.

Von den insgesamt 149 Klienten wurden 52 im Rahmen einer vorangegangen Studie zur Gruppenhypnose

mit identischen oder vergleichbaren Therpieelementen (Schlarb & Schweizer, 1999,

2001) behandelt; hiervon entfallen 40 auf die Gruppenhypnosebedingung und zwölf auf die

Kontrollgruppe.

KAPITEL 7 METHODE 140

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Der Stichprobenumfang ging mit 149 Probanden etwas über den gemäß Cohen für Häufigkeitsdifferenzen

notwendigen Wert von n = 143 bei maximal fünf Freiheitgraden für mittlere Effektgrößen

- ein Signifikanzniveau von α = 0,05 vorausgesetzt - hinaus. Für die Berechnung von

multiplen Korrelationen oder Varianzanalysen sind nach Cohen jeweils nur deutlich kleinere

Stichprobenumfänge notwendig, sofern ebenfalls von einer mittleren Effektstärke und und einem

Signifikanzniveau von α = 0,05 ausgegangen wird (Cohen in Bortz & Döring, 2002).

Die geringere Anzahl von Probanden in der Kontrollgruppenbedingung kam dadurch zustande,

dass es äußerst schwierig blieb, Personen für die Nikotinpflasterbehandlung zu finden.

Bezüglich der Ungleichverteilung der Klientenanzahl zwischen Kontroll- und Experimentalgruppe

ist außerdem anzumerken, dass die vorangehende Studie für die Kontrollgruppe nach vier

Wochen eine Abstinenzrate von lediglich 33 Prozent - im Vergleich zu 83 Prozent in der Experimentalgruppe

- ergab. Aus ethischen Überlegungen wurde daher angestrebt, die deutlich weniger

erfolgsversprechende Kontrollgruppenbehandlung bei nicht mehr Klienten als notwendig

durchzuführen, obwohl die methodische Aussagekraft der Studie dadurch etwas leidet.

7. 2. 3 Beschreibung der Stichprobe

7. 2. 3. 1 Demographische Variablen

Von den insgesamt 149 Teilnehmern waren 74 weiblich und 75 männlich.

Zur Altersverteilung siehe folgende Tabelle:

Alter Anzahl

21-30 Jahre n = 5 (3,4 Prozent)

31-40 Jahre n = 41 (27,5 Prozent)

41-50 Jahre n = 54 (36,2 Prozent)

51-60 Jahre n = 39 (26,2 Prozent)

61-70 Jahre n = 10 (6,7 Prozent)

Tabelle 10: Altersverteilung der Teilnehmer

Die Altersverteilung in Relation zum Geschlecht gestaltete sich wie in Grahik 2 dargestellt:

141 KAPITEL 7 METHODE

-----------------------------------------------------------------------------------------------------

Graphik 2: Altersverteilung der Teilnehmer

21,6 Prozent der Teilnehmer waren unverheiratet, 59,5 Prozent verheiratet, 15,5 Prozent geschieden

und 3,4 Prozent verwitwet; 54,7 Prozent lebten zu zweit mit einem Partner, 25 Prozent mit

Verwandten, Kindern oder Freunden zusammen, 19,6 Prozent allein und eine Person machte

keine Angaben zu ihrer Wohnsituation.

Die folgende Tabelle zeigt die Verteilung des jeweils höchsten Schulabschlusses der Teilnehmer:

Schulabschluß Anzahl

Hauptschule n = 33 (22,1 Prozent)

Realschule n = 47 (31,5 Prozent)

Abitur n = 26 (17,4 Prozent)

Hochschule n = 41 (27,5 Prozent)

Keine Angaben n = 2 (1,3 Prozent)

Tabelle 11: Höchster Bildungsabschluß der Teilnehmer

2

20

30

17

3 6

21 24 22

4

0

10

20

30

40

21 - 30 31 - 40 41 - 50 51 - 60 über 60

Alter (Jahre)

Anzahl

Männer

Frauen

KAPITEL 7 METHODE 142

-----------------------------------------------------------------------------------------------------

Die Verteilung der Erwerbstätigkeit der Teilnehmer setzte sich folgendermaßen zusammen:

Erwerbstätigkeit Anzahl

Voll Berufstätige n = 87 (58,4 Prozent)

Teilweise Berufstätige n = 28 (18,4 Prozent)

Im Haushalt Tätige n = 13 (8,7 Prozent)

Auszubildende n = 2 (1,3 Prozent)

Rentner n = 11 (7,4 Prozent)

Arbeitslose n = 6 (4,0 Prozent)

Keine Angaben n = 2 (1,3 Prozent)

Tabelle 12: Erwerbstätigkeit

7. 2. 3. 2 Rauchverhalten der Teilnehmer

Gemäß dem FTND waren:

19 Prozent psychisch-, aber nicht nikotinabhängig (Score 0 - 2)

21 Prozent nicht zuzuordnen (Score 3 - 4)

60 Prozent nikotinabhängig (Score 5 - 10)

Die Klienten rauchten - bei einer Spanne von acht bis 80 - durchschnittlich 27,77 Zigaretten pro

Tag; in der Kontrollgruppe mit 27,50 Zigaretten täglich unwesentlich weniger als in der Experimentalgruppe

mit durchschnittlich 28,04 Zigaretten pro Tag. 89 Prozent der Klienten hatten

schon mindestens einen Abstinenzversuch hinter sich.

Bezüglich keiner der oben erwähnten Variablen gab es signifikante Unterschiede zwischen Kontroll-

und Experimentalgruppe, der Gruppen- und der Einzelbehandlung oder zwischen den Klienten,

die im Rahmen der Diplomarbeit beziehungsweise der vorliegenden Studie behandelt

wurden.

143 KAPITEL 7 METHODE

-----------------------------------------------------------------------------------------------------

7. 3 Behandlungsablauf

7. 3. 1 Experimentalgruppe

Die Behandlung fand in den Räumen des Psychologischen Instituts statt und umfaßte fünf Sitzungen:

  • Das Vorgespräch
  • Drei Sitzungen für die eigentliche Behandlung
  • Das Katamnesetreffen

7. 3. 1. 1 Gruppenhypnosebedingung

Die Gruppengröße lag bei durchschnittlich sechs Teilnehmern. Um allen Gruppenmitgliedern

das erforderliche Maß an Aufmerksamkeit zukommen lassen zu können, wurden die Sitzungen

von zwei Therapeutinnen gemeinsam geleitet.

Vorbesprechung

Zu Beginn der ersten Sitzung stellten sich zunächst die Therapeutinnen und anschließend die

Klienten vor. Letztere wurden ermuntert, außer Namen, Alter, Familienstand und Beruf anzugeben

möglichst auch etwas über ihre „Raucherkarriere", momentane Rauchgewohnheiten, frühere

Abstinenzversuche und Aufhörmotivation zu berichten. Weiter wurde das Gruppengespräch

genutzt, um die Motivation, das Rauchen zu beenden und das Vertrauen in die eigene Fähigkeit

zur Abstinenz zu stärken. Anschließend wurde den Teilnehmern der Behandlungsablauf noch

einmal erläutert.

Danach wurden die Nikotinpflaster verteilt und deren Wirkung und Handhabung sowie mögliche

Kontraindikationen erklärt. Die Teilnehmer erhielten außerdem das „Tipps & Tricks-Blatt"; Fragen

zu dessen Inhalt wurden in der Gruppe besprochen. Anschließend wurden den Klienten die

Prinzipien der Klinischen Hypnose und deren Abgrenzung von der vielen bekannten Bühnenhypnose

kurz erläutert.

Als wichtigen Bestandteil des Vorgesprächs hatten die Klienten ausführlich Gelegenheit, Befürchtungen

und Ängste zum Thema Hypnose zu formulieren, und die Therapeutinnen hatten

die Möglichkeit, entsprechende Aufklärungsarbeit zu leisten. Im Anschluß an diesen Gesprächsteil

wurde den Klienten die Möglichkeit, „Patenschaften" einzugehen, erläutert. Die Teilnehmer

wurden aufgefordert, sich paarweise zusammen zu finden, und die Einwilligung wurde eingeholt,

in der nächsten Sitzung eine Telefonliste mit den Nummern der Klienten zu verteilen, um so den

KAPITEL 7 METHODE 144

-----------------------------------------------------------------------------------------------------

Austausch zu erleichtern. Schließlich wurde der CO-Test durchgeführt und die Ergebnisse an der

Flipchart durch ein Diagramm visualisiert.

Zum Abschluß des Vorgesprächs füllten die Klienten das STAXI und die ADS-L aus. Der Test

zur Messung der Suggestibilität (CIS) wurde den Teilnehmern erläutert und die Audiokassette mit

dem Fragebogen zur Durchführung mit nach Hause gegeben (Beschreibung der Meßinstrumente

siehe unter 7. 4).

Insgesamt dauerte die Vorbesprechung in Abhängigkeit von der Gruppengröße zwei bis zweieinhalb

Stunden.

Abstinenztage

Zwischen der Vorbesprechung und der ersten Hypnosesitzung sollten die Teilnehmer aufhören

zu rauchen. Die erste Hypnosesitzung fand am Abend des dritten Tages nach dem Aufhören

statt. Die weiteren beiden Sitzungen folgten mit jeweils einwöchigem Abstand.

Die erste Hypnosesitzung

Nach der Begrüßung der Teilnehmer fand ein Gruppengespräch statt, in dessen Rahmen sich die

Teilnehmer über die Erfahrungen während der ersten Nichtrauchertage austauschten. Wenn Klienten

von schwierigen Situationen berichteten, wurde versucht, den Auslösestimulus für das

Rauchverlangen zu erarbeiten und unter Einbeziehung der Ideen und Ressourcen der Gruppe

alternative Bewältigungsstrategien zu etablieren.

Gab es Gruppenmitglieder, die noch nicht aufgehört hatten, zu rauchen, wurde versucht zu erarbeiten,

welche Schritte oder Maßnahmen für sie hilfreich sein könnten, um das Rauchen zu beenden.

Anschließend erfolgte die CO-Messung und das Eintragen ins Schaubild. Nach einer kurzen

Pause fand die eigentliche Hypnose statt (zu deren Inhalten siehe Kapitel 5).

Nach der Reorientierung gaben die Klienten Rückmeldung über ihre Tranceerfahrungen und

hatten Gelegenheit, sich hierüber auszutauschen. Zum Abschluß der Sitzung füllten die Teilnehmer

den Feedbackbogen aus (vgl 7. 4). Die Sitzungsdauer betrug etwa zwei bis zweieinhalb Stunden.

Im Anschluß an die Sitzung tauschten die Therapeutinnen sich in einer kurzen Nachbesprechung

aus und bearbeiteten den Therapeutenfragebogen (siehe Meßinstrumente, 7. 4).

Die zweite Hypnosesitzung

Die Sitzung entsprach in Struktur, Dauer und Ablauf der ersten Sitzung. Für die inhaltliche Gestaltung

der Hypnose siehe „Entwicklung des eigenen Programms".

145 KAPITEL 7 METHODE

-----------------------------------------------------------------------------------------------------

Die dritte Hypnosesitzung

Die Sitzung entsprach in Struktur und Ablauf ebenfalls den vorigen Sitzungen. Im Gruppengespräch

wurde hier insbesonders die Aufrechterhaltung der Abstinenz thematisiert.

Am Ende der Behandlung erfolgte ein Abschiedsritual. Die Klienten konnten, wenn sie dies

wünschten, ihre Zigarettenschachtel in ein Kästchen legen. Anschließend wurde besprochen, was

mit den abgegebenen Zigaretten geschehen sollte, weil die Art der „Entsorgung" vielen Teilnehmern

wichtig war.

Katamnesetermin

Drei Monate nach der letzten Hypnosesitzung fand der Katamnesetermin statt. Mit der Einladung

zum Katamnesegespräch wurde der VEV-Bogen mit der Bitte versandt, diesen zum letzten

Termin ausgefüllt mitzubringen. Ihm Rahmen der Sitzung berichteten die Teilnehmer über die

vergangenen Monate, danach wurde die CO-Messung durchgeführt und die Werte ins Diagramm

eingetragen. Anschließend wurde besprochen, welche Situationen in der nächsten Zeit noch problematisch

sein könnten und was für Vorsichtsmaßnahmen möglich wären, um nicht rückfällig

zu werden, und eine kurze Entspannungstrance wurde durchgeführt. Teilnehmer, die wieder begonnen

hatten zu rauchen, wurden, falls vorhanden, in ihrem Vorsatz bestärkt, einen weiteren

Abstinenzversuch zu machen und entsprechende Möglichkeiten erörtert.

Abschließend füllten die Klienten die STAXI- und ADS-L-Bögen sowie den Katamnesebogen

aus (siehe 7. 4). Die Dauer der Nachbesprechung betrug etwa zwei Stunden.

7. 3. 1. 2 Einzelhypnosebedingung

Die Einzelhypnosebehandlung entsprach inhaltlich weitgehend der oben beschrieben Gruppenhypnose.

Unterschiede zwischen Einzel- und Gruppenbehandlung waren jedoch:

  • Bei der Einzelbehandlung war während des eigentlichen Behandlungsblocks (den drei Hypnosesitzungen)

kein Erfahrungsaustausch mit anderen Teilnehmern möglich. Lediglich das Vorgespräch

und die Katamnensesitzung fanden aus organisatorischen Gründen in kleinen Gruppen

von durchschnittlich drei Teilnehmern statt. Die Möglichkeit zu Gesprächen mit anderen

Klienten während dieser Sitzungen wurde jedoch sehr begrenzt gehalten.

  • Für die Teilnehmer der Einzelbehandlung wurden keine Patenschaften mit anderen Klienten

eingerichtet.

  • In der Einzelbedingung wurde im therapeutischem Gespräch inhaltlich individueller auf den

einzelnen Klienten eingegangen; häufig nutzten die Klienten im Einzelsetting auch eher die

Möglichkeit, nicht unmittelbar mit dem Rauchen zusammenhängende Probleme (beispielsweiKAPITEL

7 METHODE 146

-----------------------------------------------------------------------------------------------------

se in der Partnerschaft) mit ihrer Therapeutin zu erörtern. Von therapeutischer Seite wurde

diese Nutzung der Therapie begrüßt; allerdings blieben - um die Vergleichbarkeit zu gewährleisten

- die Suggestionen auch im Einzelsetting prinzipiell standardisiert, jedoch mit der Option,

bei Bedarf spezifischer auf individuelle Themen der Klienten einzugehen.

  • Die Dauer der Sitzungen in der Einzelbehandlung betrug lediglich 60 Minuten. Diese trotz

identischer Suggestionen kürzere Dauer der Einzelsitzungen kam durch das Fehlen der Gesprächsrunden

zustande, die in der Gruppenbedingung viel Zeit in Anspruch nahmen.

7. 3. 2 Kontrollgruppe

Die Treffen der Kontrollgruppe fanden in Gruppen mit etwa zehn Teilnehmern statt. Die Klienten

bekam alle Behandlungselemente (VT, Nikotinpflaster und CO- Messung) in gleicher Weise

wie die Experimentalgruppe, mit Ausnahme der Hypnose selbst und der Möglichkeit, Patenschaften

einzugehen. Auch die Testung der Suggestibilität wurde bei der Kontrollgruppe nicht

durchgeführt. Durch den Wegfall der Hypnose reduzierte sich in dieser Bedingung die Sitzungsanzahl

auf zwei etwa zweistündige Sitzungen im Abstand von drei Monaten.

7. 4 Meßinstrumente

7. 4. 1 Anmeldebogen

Der Bogen wurde entwickelt, um bereits vor dem ersten persönlichen Klientenkontakt die folgenden

Informationen erheben zu können:

Die Klienten werden außerdem über mögliche Kontraindikationen in Bezug auf die Nikotinpflasterbehandlung

informiert und gebeten, gegebenenfalls mit ihrem Hausarzt Rücksprache zu hal-

Datenerhebung im Anmeldebogen:

1. Demographische Variablen

2. Aktuelles Rauchverhalten (FTND, siehe unten)

3. Beginn und Dauer des Rauchens

4. Art und Dauer bisheriger Abstinenzversuche

5. Bevorzugte Rauchsituationen

6. Zuversichtlichkeit, in bestimmten Situationen abstinent bleiben zu können

7. Aufhörmotivation

8. Soziale Unterstützung bezüglich des Abstinenzvorhabens

147 KAPITEL 7 METHODE

-----------------------------------------------------------------------------------------------------

ten. Personen, bei denen aufgrund medizinischer Kontraindikationen die Nikotinpflasterbehandlung

nicht angebracht ist, wird eine Behandlung außerhalb der Studie vorgeschlagen.

Dem Anmeldebogen ist außerdem die Bitte beigefügt, dem ausgefüllten Bogen ein aktuelles Passfoto

beizulegen; die korrekte Zuordnung der Informationen zu den einzelnen Klienten während

des Vorgesprächs ist dadurch wesentlich erleichtert.

7. 4. 2 Fagerström Test Nicotine Dependence: FTND

Der FTND ist ein Instrument zur Bestimmung des Grades der Nikotinabhängigkeit von Rauchern

(Heatherton, Fagerström et al. 1991). Die sechs Items wurden für die vorliegende Untersuchung

in den Anmeldebogen integriert.

Die Items des FTND:

1. Wann nach dem Aufwachen rauchen Sie Ihre erste Zigarette?

2. Finden Sie es schwierig, an Orten, wo das Rauchen verboten ist, das Rauchen sein zu lassen?

3. Auf welche Zigarette würden Sie nicht verzichten wollen?

4. Wieviel Zigaretten rauchen Sie im allgemeinen pro Tag?

5. Rauchen Sie am Morgen im allgemeinen mehr als am Rest des Tages?

6. Kommt es vor, dass Sie rauchen, wenn Sie krank sind und tagsüber im Bett bleiben müssen?

Die einzelnen Items sind unterschiedlich gewichtet; insgesamt ergibt sich ein Summenscore von

null bis zehn. Die Konsumhöhe und der Zeitraum zwischen Erwachen und erster Zigarette liefern

66 Prozent des möglichen Gesamtscores.

Fagerström hat die Summenscores folgendermaßen gruppiert (Schoberberger, 1972):

  • FTND-Score 5 - 10: Nikotinabhängig
  • FTND-Score 3 - 4: Nicht entscheidbar, ob psychisch- oder nikotinabhängig
  • FTND-Score 0 - 2: Psychisch-, aber nicht nikotinabhängig

KAPITEL 7 METHODE 148

-----------------------------------------------------------------------------------------------------

7. 4. 3 Symptom-Checkliste von Derogatis: SCL-90-R

Die heute gültige Form des SCL-90-R wurde 1977 von Derogatis (Derogatis, 1977) an einer

Stichprobe von 1002 ambulanten Psychiatriepatienten entwickelt.

Der Test bietet einen Überblick über die psychische Symptombelastung der Person in Bezug auf

neun Skalen und drei globale Kennwerte. Die Beantwortung erfolgt mittels Ankreuzen der zutreffenden

Aussagen.

7. 4. 3. 1 Die neun Skalen beschreiben die Bereiche:

Skala 1: Somatisierung:

Zwölf Items umfassen einfache körperliche Belastung bis hin zu funktionellen Störungen. Die

Skala fokussiert auf Distress, der durch die Wahrnehmung körperlicher Dysfunktionen bedingt

ist. Diese Symptome haben erwiesenermaßen eine hohe Prävalenz bei Störungen mit

funktioneller Ätiologie, können aber auch tatsächliche körperliche Störungen widerspiegeln.

Personen mit hohen Werten leiden unter anderem unter:

Kopfschmerzen, Herz- und Brustschmerzen, Kreuzschmerzen, Übelkeit, Muskelschmerzen,

Schwierigkeiten beim Atmen, Hitzewallungen oder Kälteschauern, Taubheit in einzelnen

Körperteilen und Schweregefühlen in Armen und Beinen.

Skala 2: Zwanghaftigkeit

Zehn Items beschreiben leichte Konzentrations- und Arbeitsstörungen bis hin zur ausgeprägten

Zwanghaftigkeit. Skala zwei berücksichtigt Symptome, die eng mit dem klinischen

Syndrom der Zwanghaftigkeit zusammenhängen; Gedanken, Impulse und Handlungen, die

einerseits als ich-fremd, anderseits als konstant vorhanden erlebt werden.

Personen mit hohen Werten leiden unter anderem unter:

Gedächtnisschwierigkeiten, Beunruhigung wegen Nachlässigkeit, der Notwendigkeit, alles sehr

langsam zu tun, dem Zwang, nachzukontrollieren, Leere im Kopf und zwanghafter Wiederholung

derselben Tätigkeiten.

Skala 3: Unsicherheit im Sozialkontakt

Neun Items beinhalten leichte soziale Unsicherheit bis hin zum Gefühl völliger Unzulänglichkeit.

Die Skala bezieht sich auf Minderwertigkeitsgefühle, Selbstabwertung und Unwohlsein in

interpersoneller Kommunikation.

149 KAPITEL 7 METHODE

-----------------------------------------------------------------------------------------------------

Personen mit hohen Werten leiden unter anderem unter:

Schüchternheit, dem Gefühl, dass andere Leute unfreundlich sind, einem unbehaglichen Gefühl,

wenn andere Leute sie beobachten und Befangenheit beim Essen oder Trinken in der

Öffentlichkeit.

Skala 4: Depression

Dreizehn Items umfassen Traurigkeit bis hin zur schweren Depression. In Skala vier geht es

um die Manifestationen der klinischen Depression mit Motivationsverlust, dysphorischer

Stimmung und Suizidgedanken sowie weiterer kognitiver und somatischer Depressionskorrelate.

Personen mit hohen Werten leiden unter anderem unter:

Verminderung des Interesses an Sexualität, Energielosigkeit, Neigung zum Weinen, Selbstvorwürfen,

Einsamkeitsgefühlen und unter dem Gefühl, dass alles hoffnungslos und sehr anstrengend

ist.

Skala 5: Ängstlichkeit

Zehn Items beschreiben ein Spektrum von leichter Nervosität bis hin zu tiefer Angst. Kognitive

Komponenten wie Besorgnis und Furcht und somatische Korrelate werden berücksichtigt.

Personen mit hohen Werten leiden unter anderem unter:

Erschrecken ohne Grund, innerem Zittern, Furchtsamkeit, Herzklopfen, starker Ruhelosigkeit,

dem Gedanken, dass ihnen etwas Schlimmes zustoßen könnte und schreckerregenden

Vorstellungen.

Skala 6: Aggressivität/ Feindseligkeit

Sechs Items beschreiben Reizbarkeit und Unausgeglichenheit bis hin zu ausgeprägter Aggressivität.

Skala sechs bezieht sich auf die für Ärger, Zorn und Aggression typischen Gedanken,

Gefühle und Handlungen.

Personen mit hohen Werten leiden unter anderem unter:

Gefühlsausbrüchen, dem Drang, jemanden zu schlagen oder Dinge zu zerbrechen, der Neigung,

immer wieder in Auseinandersetzungen zu geraten und unter dem Bedürfnis, laut zu

schreien oder mit Gegenständen zu werfen.

KAPITEL 7 METHODE 150

-----------------------------------------------------------------------------------------------------

Skala 7: Phobische Angst

Sieben Items beinhalten ein leichtes Bedrohungsgefühl bis hin zur massiven phobischen

Angst. Die Items fokussieren vor allem auf die unangemessene Furcht vor bestimmten Objekten,

Situationen oder Orten.

Personen mit hohen Werten leiden unter anderem unter:

Furcht auf offenen Plätzen, Befürchtungen, wenn sie allein aus dem Haus gehen, unter der

Notwendigkeit, bestimmte Dinge und Tätigkeiten zu meiden und unter Abneigung gegen

Menschenmengen.

Skala 8: Paranoides Denken

Sechs Items umfassen Mißtrauen bis hin zu ausgeprägtem paranoidem Denken, wobei paranoides

Verhalten als Denkstörung verstanden wird.

Personen mit hohen Werten leiden unter anderem unter:

Ideen, die andere nicht mit ihnen teilen, mangelnder Anerkennung ihrer Leistungen durch andere,

dem Gefühl, dass man den meisten Leuten nicht trauen kann, und dem Gefühl, dass andere

Leute über sie reden.

Skala 9: Psychotizismus

Zehn Items beschreiben das Gefühl der Entfremdung und Isolation bis hin zu psychotischen

Episoden. Die Skala umfaßt einen verzerrten, isolierten Lebensstil bis hin zu den Primärsymptomen

der Schizophrenie.

Personen mit hohen Werten leiden unter anderem unter:

Ideen, die andere nicht mit ihnen teilen, mangelnder Anerkennung ihrer Leistungen durch andere,

dem Gefühl, dass man den meisten Leuten nicht trauen kann und dem Gefühl, dass andere

Leute über sie reden.

Zusatzfragen, die keiner Skala zugeordnet und bei Bedarf separat ausgewertet werden, sind Fragen nach:

  • schlechtem Appetit
  • dem Gedanken ans Sterben
  • Schlafstörungen
  • dem Drang, sich zu überessen
  • Schuldgefühlen

151 KAPITEL 7 METHODE

-----------------------------------------------------------------------------------------------------

7. 4. 3. 2 Die globalen Kennwerte

Die drei globalen Kennwerte geben Auskunft über das Antwortverhalten über alle Items:

GSI (global severity index) mißt die grundsätzliche psychische Belastung

PSDI (positive symptom distress index) mißt die Intensität der Antworten

PST (positive symptom total): gibt die Anzahl der Symptome an, bei denen eine

Belastung vorliegt

7. 4. 4 Creative Imagination Scale: CIS

Zur Überprüfung der Suggestibilität wurde die CIS von Wilson (1976) und Barber (1978) verwendet.

7. 4. 4. 1 Aufbau der CIS

Die Skala besteht aus zwei motorischen und acht kognitiven Items, deren Inhalt sich die Klienten

vorzustellen angewiesen werden.

Die Suggestionen betreffen folgende Bereiche:

  • Schwere des Armes
  • Leichtigkeit der Hand und Anästhesie der Finger
  • Gustatorische Empfindungen
  • Olfaktorische Empfindungen
  • Auditive Wahrnehmungen
  • Temperaturveränderungen
  • Zeitveränderungen
  • Altersregression
  • Entspannung

7. 4. 4. 2 Durchführung

Bei der Durchführung der CIS muß keine vorherige Hypnoseinduktion durchgeführt werden;

nach Straus (1980), zitiert nach Krause (2001) verändert eine traditionelle Hypnoseinduktion mit

Augenfixation und Entspannungssuggestionen die Werte der CIS nicht wesentlich. Allerdings ist

es möglich, dass manche Klienten aufgrund einer Aufmerksamkeitsfokussierung während der

Testdurchführung spontan in Trance gehen.

KAPITEL 7 METHODE 152

-----------------------------------------------------------------------------------------------------

Für die vorliegende Studie ist die CIS günstig, weil sie vom Klienten mit Hilfe einer Audiokassette

zu Hause selbst durchgeführt werden kann.

Die Datenerhebung erfolgt mittels retrospektiver Selbstbeobachtung der Teilnehmenden bezüglich

ihrer Reaktionen auf die vorgegebenen Suggestionen: Auf dem Auswertungsbogen wird auf

einer fünffach gestuften Skala geantwortet. Hohe Werte entsprechen einer ausgeprägten Suggestibilität.

7. 4. 4. 3 Beispielitems

1. In einem ersten Test wurden Sie gebeten, sich zunächst ein, dann zwei und drei Wörterbücher vorzustellen,

die auf Ihrer Handfläche gestapelt wurden. Verglichen mit dem, was Sie erlebt hätten, wenn tatsächlich

Wörterbücher auf Ihrer Hand gestapelt worden wären, war Ihre erlebte Vorstellung:

0 1 2 3 4

__________________________________________________________________________________

0% 25% 50% 75% 100%

überhaupt geringfügig ähnlich ziemlich fast

nicht ähnlich ähnlich ähnlich identisch

2. In einem zweiten Test wurden Sie gebeten, sich vorzustellen, wie Ihre Hand von einem starken Wasserstrahl

eines Gartenschlauchs angehoben wird. Verglichen mit dem, was Sie erlebt hätten, wenn Ihre Hand

tatsächlich von einem Wasserstrahl in die Höhe gehoben worden wäre, war Ihre erlebte Vorstellung:

0 1 2 3 4

__________________________________________________________________________________

0% 25% 50% 75% 100%

überhaupt geringfügig ähnlich ziemlich fast

nicht ähnlich ähnlich ähnlich identisch

3. In einem dritten Test wurden Sie gebeten, sich vorzustellen, wie ein lokales Betäubungsmittel in Ihre

Hand injiziert wurde, worauf zwei Finger taub wurden. Verglichen mit dem, was Sie erlebt hätten, wenn

tatsächlich zwei Finger aufgrund eines Betäubungsmittels taub geworden wären, war Ihre erlebte Vorstellung:

0 1 2 3 4

__________________________________________________________________________________

0% 25% 50% 75% 100%

überhaupt geringfügig ähnlich ziemlich fast

nicht ähnlich ähnlich ähnlich identisch

153 KAPITEL 7 METHODE

-----------------------------------------------------------------------------------------------------

7. 4. 5 Allgemeine Depressions Skala: ADS

Der Fragebogen (Hautzinger & Bailer, 1992) stellt ein an repräsentativen Stichproben normiertes

Selbstbeurteilungsinstrument zur Erfassung des Vorhandenseins und der Dauer von Beeinträchtigungen

durch depressive Affekte, körperliche Beschwerden, motorische Hemmung und negative

Denkmuster.

Es handelt sich dabei um die deutschsprachige Form der „Centre for Epidemiological Studies

Depression Scale" (CES-D) (Radloff, 1977), welche speziell für den Einsatz an nicht-klinischen

Stichproben, Bevölkerungsgruppen und epidemiologischen Gemeindestichproben entwickelt

wurde.

7. 4. 5. 1 Die beiden Formen der ADS

Die ADS existiert in zwei Versionen: Der Langform ADS-L mit 20 Items, welche damit weitgehend

der amerikanischen CES-D Skala vergleichbar ist und der Kurzform ADS-K mit 15 Items.

In der vorliegenden Studie wurde die ADS-L Skala verwendet, welche im folgenden näher beschrieben

werden soll.

7. 4. 5. 2 Die 20 Item- Version der ADS: ADS-L

Die mittels der ADS erfragten Depressionsmerkmale sind unter anderem:

  • Erschöpfung
  • Selbstabwertung
  • Einsamkeit
  • Antriebslosigkeit
  • Weinen
  • Rückzug
  • Fröhlichkeit
  • Schlafstörungen
  • Konzentrationsprobleme
  • empfundene Ablehnung durch andere
  • Hoffnungslosigkeit
  • Niedergeschlagenheit
  • Traurigkeit
  • Angst
  • Appetitstörungen

KAPITEL 7 METHODE 154

-----------------------------------------------------------------------------------------------------

Die Symptome werden durch einfache Sätze erfragt. Der Bezugszeitraum ist „die letzte Woche".

Daraus ergibt sich eine vierstufige Beantwortungsmöglichkeit jeder Frage:

7. 4. 5. 3 Die Items der ADS-L

Die 20 Items der ADS-L lauten:

1. haben mich Dinge beunruhigt, die mir sonst nichts ausmachen

2. hatte ich kaum Appetit

3. konnte ich meine trübsinnige Laune nicht loswerden, obwohl mich meine

Freunde/Familie versuchten, aufzumuntern

4. kam ich mir genauso gut vor wie andere

5. hatte ich Mühe, mich zu konzentrieren

6. war ich deprimiert/niedergeschlagen

7. war alles anstrengend für mich

8. dachte ich voller Hoffnung an die Zukunft

9. dachte ich, mein Leben ist ein einziger Fehlschlag

10. hatte ich Angst

11. habe ich schlecht geschlafen

12. war ich fröhlich gestimmt

13. habe ich weniger als sonst geredet

14. fühlte ich mich einsam

15. waren die Leute unfreundlich zu mir

16. habe ich das Leben genossen

17. mußte ich weinen

18. war ich traurig

19. hatte ich das Gefühl, dass mich die Leute nicht leiden können

20. konnte ich mich zu nichts aufraffen

0 selten oder überhaupt nicht weniger als ein Tag

1 manchmal ein bis zwei Tage lang

2 öfters drei bis vier Tage lang

3 meistens, die ganze Zeit fünf oder mehr Tage lang

155 KAPITEL 7 METHODE

-----------------------------------------------------------------------------------------------------

7. 4. 5. 4 Lügenkriterium

16 der 20 Items der ADS-L sind so ausgerichtet, dass die Beantwortung mit „meistens" auf eine

deutliche depressive Beeinträchtigung hinweist. Vier Items sind umgekehrt gepolt; eine Beantwortung

mit „selten" drückt demnach eine depressive Symptomatik aus.

Die vier umgekehrt gepolten Items dienen als Lügenkriterium: Personen, die stereotyp in der

Antwortspalte „selten oder überhaupt nicht" ihre Antwortkreuze setzen, erzielen bei den umgekehrt

gepolten Items hohe Werte, die nicht zu den sonstigen Antworten passen.

Zur Bestimmung noch akzteptabler beziehungsweise nicht mehr als glaubwürdig zu betrachtender

Angaben dient die folgende Formel:

Σ positiv gepolte Items minus 4x Σ negativ gepolte Items

Wird ein kritischer Wert von < -28 Punkten erreicht, so sollte der Fragebogen nicht länger als

glaubwürdig angesehen werden.

7. 4. 6 State-Trait-Ärgerausdrucks-Inventar: STAXI

Der Fragebogen von Schwenkmezger, Hodapp (Schwenkmezger et al., 1992) ist ein kurzes und

ökonomisches Verfahren zur Erfassung von Ärger und Ärgerausdruck.

Die Skala basiert auf der gleichnamigen amerikanischen Fassung, dem State-Trait-Anger-

Expression-Inventory (Spielberger, 1988), stellt jedoch nicht eine einfache Übersetzung der Orginalitems,

sondern eine Neuentwicklung unter Ausweitung des ursprünglichen Itempools dar.

Hierfür wurde der Test um für die der deutschen Sprache spezifischen Beschreibungen von Ärger

und Ärgerausdruck erweitert und eine bevölkerungsrepräsentative Normierung durchgeführt.

7. 4. 6. 1 Überblick über Fragebogen zur Erfassung von Emotionskonstrukten nach Spielberger

Die Ärgerausdrucksskalen des STAXI sind in den Kontext der umfassenden Bemühungen Spielbergers,

grundlegende Emotionen zu analysieren, einzuordnen. Hintergrund der Analyse dieser

Konstrukte aus der Tradition der Trait-State-Dimensionen - zu denen außer Ärger auch Angst

und Neugier gehören - ist die Auffassung, dass es sich hier um sehr grundlegende Emotionsund

Motivationssysteme handle, anhand derer Forschungsanliegen aus der Allgemeinen Psychologie

mit persönlichkeits- und differentialpsychologischen Fragestellungen verknüpft werden

können. Aus der anwendungsorientierten Perspektive ergibt sich eine hohe Relevanz durch die

Tatsache, dass Auftretenshäufigkeit und Intensität sowie Ausdrucks- und Verarbeitungsformen

von Emotionen eine zentrale Bedeutung bei Ätiologie und Verlauf psychosomatischer ErkranKAPITEL

7 METHODE 156

-----------------------------------------------------------------------------------------------------

kungen zugesprochen wird. Außer der STAXI wurden von Spielberger das State-Trait-

Angstinventar (STAI, Spielberger, 1966, 1972) sowie das State-Trait-Persönlichkeitsinventar

(STIP, Spielberger, 1979) entwickelt.

7. 4. 6. 2 Überblick über die Skalen des STAXI

Das STAXI umfaßt insgesamt 44 Items, die fünf Skalen und zwei Zusatzskalen bilden:

Die Ärger-Zustands-Skala (State-Anger S-A) umfaßt zehn Items, welche die Intensität des subjektiven

Ärgerzustands zu einem bestimmten Zeitpunkt abbilden.

Die Ärger-Dispositions-Skala (Trait-Anger T-A), bestehend aus

  • der Ärger-Temperaments-Skala (angry temperament TA/T) und
  • der Ärger-Reaktions-Skala (angry-reaction TA/R)

enthält zehn Items und erfaßt die Bereitschaft, in Ärger provozierenden Situationen mit einer

Erhöhung des Zustandsärgers zu reagieren. Dabei erfaßt die Ärger-Temperaments-Unterskala

(TA/T) die eher allgemeine Neigung, Ärger ohne spezifische Provokation zu erfahren und die

Ärger-Reaktions-Unterskala (TA/R) die Bereitschaft, Ärger dann zu äußern, wenn man sich

unfair behandelt fühlt.

Die Skala zur Erfassung von nach innen gerichtetem Ärger (Anger-in AI) umfaßt acht Items zur Messung

der Häufigkeit, mit der ärgerliche Gefühle unterdrückt werden.

Die Skala zur Erfassung von nach außen gerichtetem Ärger (Anger-out AO) besteht aus acht Items und

erfaßt die Häufigkeit, mit der Ärger nach außen gegen Personen oder Objekte gerichtet wird.

Die Ärger-Kontroll-Skala (Anger Control AC) stellt mit ebenfalls acht Items einen Indikator für die

Häufigkeit von Versuchen, Ärger nicht aufkommen zu lassen, dar.

Der Fragebogen ist in drei Teile untergliedert:

Inhalt Instruktion

Teil I

Zehn Zustandsitems

(S-A)

„Wählen Sie diejenige Antwort, die Ihren

augenblicklichen Gefühlszustand am besten

beschreibt."

Teil II

Zehn Dispositionsitems

(TA/T und TA/R)

„Wählen Sie diejenige Antwort, die am besten

beschreibt, wie Sie sich im allgemeinen

fühlen."

Teil III

24 Items aus den drei Ausdrucksskalen

(AI, AO, AC)

„Wählen Sie diejenige Antwort, die am besten

beschreibt, wie Sie im allgemeinen handeln

oder fühlen."

Tabelle 13: Überblick über die drei Teile des STAXI

157 KAPITEL 7 METHODE

-----------------------------------------------------------------------------------------------------

7. 4. 6. 3 Zuordnung der Items zu den Skalen

Items der Ärger-Zustands-Skala (S-A):

  • Ich bin... ungehalten, wütend, sauer, enttäuscht, aufgebracht, schlecht gelaunt, ärgerlich.
  • Ich könnte... vor Wut in die Luft gehen, laut schimpfen.

Items der Ärger-Dispositions-Temperaments-Skala (TA/T):

  • Ich... werde schnell ärgerlich, rege mich schnell auf, bin ein Hitzkopf.
  • Wenn ich... gereizt werde, könnte ich losschlagen, sage ich häßliche Dinge.

Items der Ärger-Dispositions-Reaktions-Skala (TA/R):

  • Es macht mich zornig, wenn ich vor anderen kritisiert werde.
  • Ich bin aufgebracht, wenn ich etwas gut mache und ich schlecht beurteilt werde.
  • Wenn ich etwas vergeblich mache, werde ich böse.
  • Ich koche innerlich, wenn ich unter Druck gesetzt werde.
  • Es ärgert mich, wenn ausgerechnet ich korrigiert werde.

Items der Skala zur Erfassung von nach innen gerichtetem Ärger (AI):

  • Ich... fresse Dinge in mich hinein,

... koche innerlich, zeige es aber nicht,

... empfinde Groll, rede aber mit niemand darüber,

... bin ärgerlicher, als ich es zugeben möchte,

... bin weit mehr erzürnt als andere es wahrnehmen,

... könnte platzen, lasse es aber niemanden merken,

... ziehe mich vor anderen Menschen zurück,

... bin ärgerlicher als ich es mir anmerken lasse.

Items der Skala zur Erfassung von nach außem gerichtetem Ärger (AO):

  • Ich... stoße Bedrohungen aus, ohne sie wirklich ausführen zu wollen,

... mache Dinge wie Türen zuschlagen,

... mache häßliche Bemerkungen,

KAPITEL 7 METHODE 158

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... werde wütend,

... platze heraus, so dass andere meinen Ärger zu spüren bekommen,

... werde laut,

... fahre aus der Haut,

... verliere die Fassung.

Items der Ärger-Kontroll-Skala (AC):

  • Nach außen bewahre ich die Haltung.
  • Ich... halte meine Gefühle unter Kontrolle,

... bewahre meine Ruhe,

... kontrolliere mein Verhalten,

... kann mich selbst daran hindern, wütend zu werden,

... kontrolliere meinen Ärger,

... versuche, tolerant und verständnisvoll zu reagieren,

... sage mir: Reg´ dich nicht auf.

7. 4. 6. 4 Testdurchführung und Auswertung

Die Beantwortung erfolgt jeweils auf einer Vier-Punkte-Rating-Skala mit den verbalen Verankerungen:

Teil I: „überhaupt nicht" (1) Teil II und III: „fast nie" (1)

„ein wenig" (2) „manchmal" (2)

„ziemlich" (3) „oft" (3)

„sehr" (4) „fast immer" (4)

Das STAXI wird ausgewertet, indem die Punktwerte pro Item jeder Skala addiert werden.

Iteminversionen sind nicht notwendig, da alle Items unidirektional verrechnet werden: Ein hoher

Skalenwert gibt dabei eine hohe Ärgerausprägung wieder.

159 KAPITEL 7 METHODE

-----------------------------------------------------------------------------------------------------

Der Wertebereich streut für die Skalen S-A und T-A zwischen 10 und 40 und für TA/T sowie

TA/R zwischen fünf und 20. Bei den Skalen AI, AO und AC sind Werte zwischen acht und 32

möglich.

7. 4. 6. 5 Interpretationshinweise anhand der Beschreibungen von Personen mit hohen Skalenwerten

Die Ärger-Zustands-Skala (State-Anger S-A): Personen mit hohen Skalenwerten erfahren relativ intensive

Ärgergefühle. Erhöht sich S-A entsprechend der Höhe von T-A, so ist es wahrscheinlich,

dass die Erhöhung situationsspezifisch bedingt ist. Bei gleichzeitig hohen AI-Werten

können hohe Zustandsärgerwerte auch chronische Ärgerreaktionen widerspiegeln.

Die Ärger-Dispositions-Skala (Trait-Anger T-A): Personen mit hohen T-A-Werten erfahren relativ

häufig Ärger und fühlen sich oft durch andere unfair behandelt. Es ist zudem wahrscheinlich,

dass sie häufig Frustrationen ausgesetzt sind. Ob sie Ärger unterdrücken oder nach innen

wenden, nach außen abreagieren oder Kontrollversuche unternehmen, ist über die AI-, AO-

und AC- Skalen zu beurteilen.

Die Ärger-Temperaments-Skala (angry temperament TA/T): Personen mit hohen Werten haben ein

hitziges Temperament und erleben bei bereits geringer Provokation Ärger. Sie sind oft impulsiv,

und es mangelt ihnen an Ärgerkontrolle.

Die Ärger-Reaktions-Skala (angry-reaction TA/R): Personen mit hohen Werten sind gegenüber Kritik,

wahrgenommener Ablehnung und negativer Bewertung durch andere überaus empfindlich.

Unter solchen Umständen erleben sie intensive Ärgergefühle.

Die Skala zur Erfassung von nach innen gerichtetem Ärger (Anger-in AI): Personen mit hohen Werten

erleben zwar oft Ärger, zeigen dies aber nicht nach außen oder unterdrücken die Ärgergefühle,

anstatt sie nach außen physisch oder verbal abzureagieren. Da AI von AO unabhängig ist,

können Personen in beiden Skalen hohe Werte aufweisen. Welche Ausdrucksform in einer

Situation dominiert, hängt von den situativen Umständen, insbesonders aber von der sozialen

Stellung anwesender Personen ab.

Die Skala zur Erfassung von nach außem gerichtetem Ärger (Anger-out AO): Personen mit hohen Werten

erleben häufig Ärger und äußern dies gegenüber anderen Personen oder Objekten in aggressiver

Weise. Dies kann durch die Bedrohung anderer Personen erfolgen, aber auch durch Verhaltensweisen

wie Türen zuschlagen. Häufig sind auch verbale Ausdrucksformen wie Kritik,

Sarkasmus, Bedrohung, Beschimpfung, Beleidigung.

KAPITEL 7 METHODE 160

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Die Ärger-Kontroll-Skala (Anger Control AC): Personen mit hohen Werten wenden viel Energie zur

Steuerung und Kontrolle von Emotionen in ärgerprovozierenden Situationen auf. Da Ärgerkontrolle

eine in hohem Maße sozial erwünschte Verhaltensweise darstellt, kann die Kontrolle

im Extremfall auch zu Passivität, Rückzug und Depression führen. Dies trifft möglicherweise

besonders auf Personen zu, die gleichzeitig hohe T-A- und niedrige AO-Werte aufweisen.

7. 4. 7 Protokollbogen

Um insbesonders bei den Gruppenbehandlungen die Protokollführung zu erleichtern, wurde ein

Formblatt entwickelt, in welches neben Namen und Codenummer der Klienten deren Konsumhöhe

und Kohlenmonoxidwerte zu den fünf Meßzeitpunkten, die erfolgte Rückgabe der Tests

und Vergabe beziehungsweise Nutzung der Nikotinpflaster vermerkt wurden.

7. 4. 8 Klienten-Feedbackbogen

Nach jeder Hypnosesitzung füllten die Klienten einen Rückmeldungsbogen aus. Dieser diente

nicht in allen Teilen der statistischen Auswertung, sondern sollte vorrangig den Therapeutinnen

die Möglichkeit geben, ein Feedback der Klienten über ihre Befindlichkeit zu erhalten.

Intention dabei war, auf der Basis dieser zusätzlichen Informationen das weitere therapeutische

Vorgehen optimal auf die Bedürfnisse des jeweiligen Klienten abstimmen zu können.

Der Rückmeldungsbogen enthält Fragen über die Bereiche:

1. Rauchverhalten

2. Motivationale Lage bezüglich des Abstinenzvorhabens

3. Behandlung allgemein

4. Hypnose (nur in der Experimentalgruppe)

5. Allgemeine Befindlichkeit (fokussiert werden hier die Bereiche Depression und Aggressivtät)

Die Teile eins und zwei wurden ausgewertet, Teil drei bis fünf dienten der Rückmeldung an die

Therapeutinnen.

161 KAPITEL 7 METHODE

-----------------------------------------------------------------------------------------------------

7. 4. 8. 1 Rauchverhalten

Zum gegenwärtigen Rauchverhalten aller Klienten wurden erhoben:

  • der in der Sitzung gemessene Kohlenmonoxidwert
  • Benutzung des Nikotinpflaster
  • Einhaltung der Abstinenztage vor der ersten Hypnosesitzung

Bei abstinenten Klienten:

  • Anzahl der seit dem Aufhören nicht gerauchten Tage beziehungsweise Wochen

Bei Klienten, die nicht aufgehört haben zu rauchen:

  • FTND

Bei Klienten, die rückfällig geworden sind:

  • Anzahl der Tage oder Wochen, seit denen wieder geraucht wird
  • FTND

Abstinente Klienten übersprangen letztere Fragen und gingen direkt zum nächten Block über.

7. 4. 8. 2 Motivationale Lage bezüglich des Abstinenzvorhabens

Bezüglich der momentanen Motivation der Klienten wurden durch Ankreuzen auf einer 10-

Punkte-Skala mit den verbalen Verankerungen „1 = niedrigste Ausprägung des Merkmals; zum Beispiel:

gar nicht zwiespältig, gar nicht zuversichtlich, gar nicht sicher..." und „10 = höchste Ausprägung des Merkmals;

zum Beispiel: vollkommen zwiespältig, vollkommen zuversichtlich, vollkommen sicher..." Antworten auf die

folgenden Fragen erhoben:

  • Wie stark ausgeprägt ist Ihre Absicht, aufzuhören / abstinent zu bleiben?
  • Wie sicher sind Sie, dass Sie es schaffen, aufzuhören / abstinent zu bleiben?
  • Wie zwiespältig sind Ihre Gefühle bei dem Gedanken, nie mehr zu rauchen?
  • Fühlen Sie sich von Familie/Freunden in Ihrem Aufhörvorhaben unterstützt?

Die Klienten wurden außerdem aufgefordert, kurz zu skizieren, woran sie bemerken oder bemerkt

haben, dass für Sie der richtige Zeitpunkt aufzuhören, da ist, beziehungsweise gewesen ist.

KAPITEL 7 METHODE 162

-----------------------------------------------------------------------------------------------------

7. 4. 8. 3 Behandlung allgemein

Zu allgemeinen Behandlungsvariablen wurde ebenfalls auf der 10-Punkte-Skala erfragt:

  • Die Sitzung heute hat mich zufriedengestellt.
  • Ich habe mich in der Gruppe wohl gefühlt.
  • Ich fühle mich von den Therapeutinnen verstanden.
  • Ich sehe Möglichkeiten, anders zu handeln.

Außerdem wurde in der Gruppenbedingung die Frage „Haben Sie Kontakt zu einem anderen

Mitglied der Gruppe aufgenommen (Patenschaft)?" durch Ankreuzen von „Ja" beziehungsweise

„Nein" beantwortet.

7. 4. 8. 4 Hypnose

Bei der Experimentalgruppe wurden zudem (ebenfalls anhand der 10-Punkte-Skala) Informationen

zum Erleben des Trancezustands erhoben:

  • Ich konnte mich während der Sitzung „fallen" lassen.
  • Ich hatte während der Hypnose lebhafte bildliche Vorstellungen.
  • Ich hatte während der Hypnose ungewöhnliche Körperempfindungen.
  • Die Tiefe der Trance in dieser Sitzung schätze ich ein.

Die Klienten wurden außerdem gebeten, kurz zu beschreiben, welches Bild oder welche Methapher

während der Hypnose für sie am wichtigsten war.

In der Gruppenbedingung war zusätzlich die folgende Frage zu beantworten: „Wie wirksam war

für Sie in dieser Sitzung die Hypnose in Relation zum Gruppengespräch und dem Kontakt zu

den anderen Gruppenmitgliedern?"

Dabei konnte auf einer fünfstufigen Skala angekreuzt werden:

vor allem Hypnose wirksam beides gleich wirksam vor allem Gruppe wirksam

1 ----------------------- 2 ----------------------- 3 ----------------------- 4 ------------------------ 5

Für die Einzeltherapiebedingung lautete die Frage: „Wie wirksam war für Sie in dieser Sitzung die

Hypnose in Relation zum Gespräch" mit entsprechnender Antwortskala.

163 KAPITEL 7 METHODE

-----------------------------------------------------------------------------------------------------

7. 4. 8. 5 Allgemeine Befindlichkeit

Auf einer fünf-Punkte-Skala mit den verbalen Verankerungen „1= gar nicht" und „5 = sehr" wurden

alle Klienten gebeten, Fragen zu Ihrer derzeitigen Befindlichkeit zu beantworten.

Die verwendeten Items stammen aus den Unterskalen des SCL-90-R zu den Bereichen Depression

sowie Aggressivität/Feindseligkeit.

7. 4. 9 Therapeutenfragebogen

Ebenfalls nicht für die statistische Auswertung sondern als Instrument der therapeutischen Reflexion

verwendet wurde der Therapeutenfragebogen, der von den Therapeutinnen nach jeder

Sitzung ausgefüllt wurde. Der Bogen erfragt die von therapeutischer Seite wahrgenommenen

hypnotischen Reaktionen beim Klienten und zum Rapport während der vorangegangen Sitzung:

  • Ausmaß der Amnesie
  • Abwesender Eindruck
  • War entspannt
  • Katalepsie, motorische Reaktionen
  • Trancetiefe gesamt
  • Guter Rapport
  • Hat sich gut aufgehoben gefühlt
  • Sitzung hat Klient befriedigt

Die Beantwortung erfolgte auf einer 10-Punkte-Skala: Eins entspricht dabei einer sehr geringen,

zehn einer sehr hohen Ausprägung des Merkmals.

7. 4. 10 Veränderungsfragebogen des Erlebens und Verhaltens: VEV

Der VEV wurde 1978 von Zielke & Kopf-Mehnert entwickelt. Er dient dazu, Stärke und Richtung

der Veränderung von Verhalten und Erleben bei Klienten nach Beendigung einer Therapie

zu messen.

7. 4. 10. 1 Besonderheiten und Aufbau des VEV

Beim VEV wird Veränderung nicht, wie häufig praktiziert, über die Differenz zweier zu unterschiedlichen

Zeitpunkten erhobenen Meßwerte erschlossen, sondern mit einer einzigen Messung

retrospektiv erfaßt.

KAPITEL 7 METHODE 164

-----------------------------------------------------------------------------------------------------

Die Items erfassen einen bipolaren Veränderungsfaktor mit den Polen "Entspannung, Gelassenheit,

Optimismus" auf der einen und "Spannung, Unsicherheit und Pessimismus"auf der anderen

Seite.

Der VEV besteht aus 42 Items. Über die erfolgte Veränderung innerhalb eines bestimmten Zeitraums

geben die Befragten auf einer siebenfach gestuften Skala mit den beiden Extremen „starke

Veränderung in der angegebenen Richtung" beziehungsweise „starke Veränderung in der entgegengesetzten

Richtung" Auskunft.

Veränderung

in gleicher Richtung keine in entgegengesetzter Richtung

+3 ------------ +2 ------------ +1 ------------ 0 ------------ -1 ------------ -2 ------------ -3

stark mittel schwach schwach mittel stark

7. 4. 10. 2 Beispielitems

  • Ich fühle mich weniger gehetzt.
  • Ich rege mich über viele Dinge nicht mehr auf.
  • Ich weiß jetzt eher, was ich tun will und tun kann.
  • Ich habe jetzt das Gefühl, in einer Sackgasse zu stecken, aus der ich nicht mehr herauskomme.
  • Das Leben hat für mich keinen rechten Inhalt mehr.
  • Ich bin mit mir zufrieden und mache mir weniger Gedanken über mich selbst.
  • Ich sehe Schwierigkeiten gelassener entgegen.
  • Ich bin innerlich ruhiger geworden.

7. 4. 10. 3 Auswertung

Die Auswertung des VEV ist auf eine mögliche Veränderung im Vergleich zur sogenannten.

„Nullveränderung" gerichtet.

Ein Wert von 168 (Summe über alle 42 Items) entspricht einer „Nullveränderung". Testwerte, die

über dieser Grenze liegen, werden als Zunahme von Entspannung, Gelassenheit und Optimismus

interpretiert; liegen sie unter diesem Wert, deutet dies auf eine Zunahme von Spannung,

Unsicherheit und Pessimismus hin.

165 KAPITEL 7 METHODE

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Die Autoren geben kritische Grenzen an, die erreicht werden müssen, damit die Veränderungen

auf einem gewählten Signifikanzniveau (p>= 0,05, beziehungsweise p<= 0,01) als statistisch bedeutsam

aufgefaßt werden können.

Die Retestreliabiltät nach acht Wochen ist mit r = .61 als eher niedrig zu bewerten. Dabei ist jedoch

zu beachten, dass der Test ein fluktuierendes Merkmal erfassen soll. Die Übereinstimmungsvalidität

mit konstruktnahen Skalen wird als sehr brauchbar bezeichnet (Zielke, Kopf-

Mehnert, 1978).

7. 4. 11 Katamnesebogen

Alle Klienten füllten bei der Katamnesesitzung einen kurzen Katamnesebogen aus.

Dieser enthält Fragen über die Bereiche:

1. Gegenwärtiges Rauchverhalten

2. Motivationale Lage bezüglich des Abstinenzvorhabens

3. Einschätzung und Nutzung der unterschiedlichen Behandlungsbausteine

7. 4. 11. 1 Rauchverhalten

Zum gegenwärtigen Rauchverhalten aller Klienten wurde erhoben:

  • der in der Sitzung gemessene Kohlenmonoxidwert

Bei abstinenten Klienten:

  • Anzahl der seit dem Aufhören nicht gerauchten Tage beziehungsweise Wochen

Bei Klienten, die nicht aufgehört haben, zu rauchen:

  • FTND

Bei Klienten, die rückfällig geworden sind:

  • Anzahl der Tage oder Wochen, seit denen wieder geraucht wird
  • FTND
  • Beschreibung der Situation, in welcher der Klient sich dafür entschieden hat, wieder zu

rauchen

Abstinente Klienten übersprangen die letzten Fragen und gingen direkt zum nächsten Block

über.

KAPITEL 7 METHODE 166

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7. 4. 11. 2 Motivationale Lage bezüglich des Abstinenzvorhabens

Bezüglich der momentanen Motivation der Klienten wurden durch Ankreuzen auf einer 10-

Punkte-Skala mit den verbalen Verankerungen „1 = niedrigste Ausprägung des Merkmals; zum Beispiel:

gar nicht zwiespältig, gar nicht zuversichtlich, gar nicht sicher..." und „10 = höchste Ausprägung des Merkmals;

zum Beispiel: vollkommen zwiespältig, vollkommen zuversichtlich, vollkommen sicher..." Antworten auf

die folgenden Fragen erhoben:

  • Wie stark ausgeprägt ist Ihre Absicht, aufzuhören / abstinent zu bleiben?
  • Wie sicher sind Sie, dass Sie es schaffen, aufzuhören / abstinent zu bleiben?
  • Wie zwiespältig sind Ihre Gefühle bei dem Gedanken, nie mehr zu rauchen?
  • Fühlen Sie sich von Familie/Freunden in Ihrem Aufhörvorhaben unterstützt?

Durch Ankreuzen von „Ja" oder „Nein" sollten die Klienten außerdem angeben, ob sie Rituale

oder spezielle Verhaltensweisen entwickelt haben, die Ihnen in schwierigen Situationen helfen,

nicht zu rauchen.

7. 4. 11. 3 Fragen zur Behandlung

Kontakt zu anderen Gruppenmitgliedern: In der Gruppenbedingung wurde zudem die Frage „Haben

Sie Kontakt zu einem anderen Mitglied der Gruppe aufgenommen (Patenschaft)?" durch Ankreuzen

von „Ja" beziehungsweise „Nein" beantwortet.

Einschätzung der Wirksamkeit der Hypnose: In der Gruppenhypnosebedingung war außerdem die

folgende Frage zu beantworten: „Wie wirksam war für Sie die Hypnose in Relation zum

Gruppengespräch und dem Kontakt zu den anderen Gruppenmitgliedern?"

Dabei konnte auf einer fünfstufigen Skala angekreuzt werden:

vor allem Hypnose wirksam beides gleich wirksam vor allem Gruppe wirksam

1 ----------------------- 2 ----------------------- 3 ----------------------- 4 ------------------------ 5

Für die Einzelhypnosebedingung lautete die Frage: „Wie wirksam war für Sie die Hypnose in

Relation zum Gespräch" mit entsprechender Antwortskala.

167 KAPITEL 7 METHODE

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7. 5 Vorgehen bei der Datenerhebung

Der zeitliche Ablauf der Datenerhebung soll im Folgenden zusammenfassend skizziert werden.

7. 5. 1 Zeitlicher Ablauf der Datenerhebung

Mit dem Informationsschreiben erhielten die Interessenten den Anmeldebogen, in den der

FTND integriert war, sowie den SCL-90-R-Bogen; beides wurde zur verbindlichen Anmeldung

ausgefüllt zurück gesendet. Beim Vorgespräch wurde den Klienten der Hypnosegruppe die

Durchführung der CIS erläutert und die Audiokassette sowie der CIS-Bogen mit nach Hause

gegeben. Bei den Kontrollgruppen wurde keine Suggestibilitätstestung durchgeführt. Alle Klienten

füllten beim Vorgespräch außerdem den ADS-L und den STAXI-Fragebogen aus. Die Kohlenmonoxidtestungen

fanden zu allen fünf Zeitpunkten, bei denen die Klienten im Institut waren,

statt. Ebenso wurde zu allen Meßzeitpunkten Protokoll geführt. Nach jeder Hypnosesitzung

füllten die Klienten den Hypnose-Feedback-Bogen und die Therapeutinnen den Therapeuten-

Fragebogen aus. Mit der Einladung zum Katamnesegespräch wurde der VEV-Bogen mit der

Bitte versandt, diesen zum letzten Termin ausgefüllt mitzubringen. Beim Katamnesetermin füllten

die Teilnehmer den Katamnesebogen, in welchen der FTND wiederum integriert war, sowie

zum zweiten mal die STAXI und ADS-L-Bögen aus.

7. 5. 2 Ablaufschema

Vorbesprechung 1. Hypnose 2. Hypnose 3. Hypnose Katamnese

Anmeldebogen mit

FTND

FTND FTND FTND Katamnesebogen

mit FTND

SCL-90 VEV

CIS

STAXI (1) STAXI (2)

ADS-L (1) ADS-L (2)

CO-Messung CO-Messung CO-Messung CO-Messung CO-Messung

Protokollbogen Protokollbogen Protokollbogen Protokollbogen Protokollbogen

Klienten-Feedbackbogen

Klienten-Feedbackbogen

Klienten-Feedbackbogen

Therapeutenfragebogen

Therapeutenfragebogen

Therapeutenfragebogen

Zeit

KAPITEL 8 ERGEBNISSE 168

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Kapitel 8

Ergebnisse

8. 1 Datenauswertung und statistische Methoden

Die Datenauswertung erfolgte auf SPSS (Version 10.0) für Windows.

Für die im Zusammenhang mit dem Behandlungserfolg relevanten Haupthypothesen 1 und 2

(Überprüfung der Wirksamkeit von Hypnosetherapie im Vergleich zur Kontrollgruppenbehandlung

beziehungsweise von Einzel- versus Gruppensetting) wurde als abhängige Variable primär

das Kriterium der vollständigen Abstinenz eingesetzt. Da belegt ist, wie schnell abhängige Raucherinnen

nach zeitweiliger Reduktion meist wieder das alte Konsumniveau erreichen, war hier

inhaltlich nur dieses konservative Vorgehen sinnvoll; die Reduktion des Konsums wird für die

Haupthypothesen daher nur zusätzlich dargestellt. Zudem fanden bei den Haupthypothesen zur

Sicherung möglicher Effekte die Reduktion der FTND- und Kohlenmonoxid-Werte Verwendung.

Bei Hypothesen, deren Fokus weniger auf dem Erfolg der Behandlung, sondern auch auf

der Überprüfung möglicher Unterschiede bezüglich anderer unabhängiger Variablen lag, wurde

aufgrund des höheren Skalenniveaus primär die Reduktion des Konsums als abhängige Variable

verwendet.

Da im Vorfeld eine randomisierte Zuteilung zu den einzelnen Behandlungsgruppen nicht möglich

war, wurden - um Unterschiede vor Behandlungsbeginn auszuschließen - Experimentalversus

Kontrollgruppe, Einzel- versus Gruppenbehandlung sowie die Ergebnisse der Klientinnen

der vorangegangenen versus der neu durchgeführten Studie jeweils bezüglich aller interessierender

Variablen verglichen, ohne dass sich hier signifikante Unterschiede ergeben hätten. Für entsprechende

Fragestellungen wurden anschließend die Daten zusammengefaßt, um die statistische

Power zu erhöhen.

Wenn nicht anders angegeben, erfolgte die Testung zweiseitig. Einige der im folgenden noch

einmal formulierten Hypothesen zielen auf die Bestätigung der Nullhypothese ab. Da dabei aufgrund

der Unkontrollierbarkeit des β-Fehlers von einer hohen β-Fehler-Wahrscheinlichkeit ausgegangen

werden muß, wird gemäß Erdfelder und Mausfeld (1996) auf einem α-Fehler-Niveau

von 20 Prozent geprüft, und damit die β-Fehler-Wahrscheinlichkeit reduziert. Bei einer Irrtumswahrscheinlichkeit

p größer 0,2 wird also von der Bestätigung der Nullhypothese ausgegangen, p

169 KAPITEL 8 ERGEBNISSE

-----------------------------------------------------------------------------------------------------

zwischen 0,05 und 0,2 wird als Indifferenzbereich gewertet, in dem keine verläßlichen Aussagen

gemacht werden können, und p kleiner oder gleich 0,05 gilt als Beleg für die Sicherung eines signifikanten

Unterschieds.

Als Verfahren zur statistischen Auswertung kamen zur Verwendung:

Chi-Quadrat-Tests für nominalskalierte Daten

t-Tests für Mittelwertsvergleiche von intervallskalierten Daten zwischen zwei Gruppen

Mehrfaktorielle Varianzanalysen mit Meßwiederholung wurden zur Überprüfung des Einflusses unterschiedlicher

Faktoren auf die abhängige Variable Konsumhöhe mit der unabhängigen Variable

Meßwiederholung zu verschiedenen Zeitpunkten (bei Beginn und im Verlauf der Behandlung)

verwendet. Dabei gingen zwischen den Personen variierende Faktoren wie die Art der durchlaufenen

Behandlung, die Nikotinpflasterverwendung oder der Grad der Abhängigkeit in die Berechnung

ein. Hierzu wurden nach Greenhouse-Geisser korrigierte Freiheitsgrade und F-Werte

verwendet.

Diskriminanzanalysen wurden dann verwendet, wenn der Vorhersagewert von dichotomen oder

intervallskalierten Prädiktoren als unabhängigen Variablen bezüglich der dichtiomen abhängigen

Variable Behandlungsabbruch zu bestimmen war.

Bei den tabellarischen Darstellungen werden für die Variablenbezeichungen teilweise Kürzel gebraucht,

die jedoch selbsterklärend sein dürften; sonst aber orientieren sich Abkürzungen an der

üblichen Terminolgie (AV: Abhängige Variable, UV: unabhängige Variable, n: Anzahl, chi²: Chi-

Quadrat-Wert, t: t-Wert, F: F-Wert, M: Mittelwert, s: Standardabweichung, s²: Varianzschätzung,

df: Freiheitsgrade, p: Irrtumswahrscheinlichkeit, r: Korrelationskoeffizient). Der leichteren Übersichtlichkeit

halber werden die Irrtumswahrscheinlichkeiten am Zeilenende mit Sternen gekennzeichnet;

dabei stehen ein Stern für p<=0,05, zwei Sterne für p<=0,01 und drei Sterne für

p<=0,001.

Auf die Überprüfung der intervallskalierten Daten auf ihre Normalverteilung wurde verzichtet:

Aufgrund der Größe der Stichprobe kann von einer ausreichenden Robustheit der statistischen

Verfahren gegen die Verletzung der Normalverteilungsannahme ausgegangen werden. Variierende

Versuchspersonenanzahlen oder Freiheitsgrade hängen mit fehlenden Daten zusammen. Die

Bezeichnung Drop-out wird im folgenden nicht nur für Klienten verwendet, von denen ab einem

bestimmten Zeitpunkt keine Daten mehr erhoben werden konnten, sondern auch synonym mit

Behandlungsabbruch, da die entsprechenden Zahlen bis zur Drei-Monats-Katamnese identisch

sind. Die Drop-out-Raten wurden für alle Hypothesen in die statistische Auswertung einbezogen;

die Ergebnisse sind unter 8. 2. 16 zusammenfassend dargestellt.

KAPITEL 8 ERGEBNISSE 170

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8. 2 Darstellung der Ergebnisse

8. 2. 1 Haupthypothese I: Hypnosetherapie versus Kontrollgruppenbehandlung

Die zugrunde gelegte Hypothese lautet:

Die Klientinnen der Experimentalgruppe (Hypnose, verhaltenstherapeutische Elemente, Kohlenmonoxidmessung

und Nikotinpflaster) sind signifikant erfolgreicher als die der Kontrollgruppe

(verhaltenstherapeutische Elemente, Kohlenmonoxidmessung und Nikotinpflaster).

8. 2. 1. 1 Abstinenzraten nach drei und zwölf Monaten

Innerhalb der Experimentalgruppe waren beim Katamnesetermin nach drei Monaten 66,3 Prozent

abstinent im Vergleich zu nur 27,3 Prozent Abstinenten in der Kontrollgruppe. Zum Zeitpunkt

der Zwölf-Monats-Katamnese waren 48,1 Prozent der Teilnehmerinnen der Experimentalgruppe

und 22,6 Prozent der Probandinnen der Kontrollgruppe abstinent.

Die folgende Tabelle stellt dieses wichtige Ergebnis der Studie dar.

abstinent nicht abstinent

3 Monate 12 Monate 3 Monate 12 Monate

Experimentalgr.

n = 61

66,3 %

n = 37

48,1 %

n = 31

33,7 %

n = 40

51,9 %

Kontrollgr.

n = 9

27,3 %

n = 7

22,6 %

n = 24

72,7 %

n = 24

77,4 %

Gesamt

n = 70

56 %

n = 44

40,7 %

n = 55

44 %

n = 64

59,3 %

Tabelle 13: Abstinenzraten in der Experimental- und Kontrollgruppe bei der Drei- und Zwölf-Monats-Katamnese

Im Chi-Quadrat-Test erwies sich die Unterschiedlichkeit der Abstinenzraten zwischen Experimental-

und Kontrollgruppe bei der Drei-Monats-Katamnese als signifikant (chi² = 15,02 df = 1,

p = 0,000). In der Hypnosegruppe war zu diesem Zeitpunkt demnach der Anteil an Abstinenten

signifikant höher als in der Kontrollgruppe.

Für die Zwölf-Monats-Katamnese belegte der Chi-Quadrat-Test ebenfalls signifikante Unterschiede

der Raten von Experimental- und Kontrollgruppe: (chi² = 5,93 df = 1, p = 0,015): Auch

nach zwölf Monaten war in der Hypnosegruppe der Anteil an Abstinenten signifikant höher als

in der Kontrollgruppe.

171 KAPITEL 8 ERGEBNISSE

-----------------------------------------------------------------------------------------------------

Die folgende Graphik veranschaulicht diese Ergebnisse:

Graphik 3: Abstinenzraten in der Experimental- und Kontrollgruppe bei der Drei- und Zwölf-Monats-Katamnese

Werden die Therapieabbrecher (Drop-outs) in die Berechnung mit einbezogen, und wird zudem

bei den Nichtabstinenten zwischen Personen, die das Rauchen nicht beendet haben und solchen,

die rückfällig geworden sind, unterschieden, so präsentieren sich die Ergebnisse von Experimental-

und Kontrollgruppe nach vier Wochen, nach drei und zwölf Monaten wie in Tabelle 14 zusammenfassend

dargestellt:

Status nach

Vier Wochen (t1) Drei Monaten (t2) Zwölf Monaten (t3)

ExGr KG ExGr KG ExGr KG

abstinent

n = 67

63,8 %

n = 11

25,6 %

n = 61

58,1 %

n = 9

20,9 %

n = 37

38,9 %

n = 7

16,3 %

rückfällig

n = 16

15,2 %

n = 8

18,6 %

n = 25

23,8 %

n = 12

27,9 %

n = 34

35,8 %

n = 14

32,6 %

nicht aufgehört

n = 6

5,7 %

n = 14

32,6 %

n = 6

5,7 %

n = 12

27,9 %

n = 6

6,3 %

n = 10

23,3 %

drop-out

n = 16

15,2 %

n = 10

23,3 %

n = 13

12,4 %

n = 10

23,3 %

n = 18

18,9 %

n = 12

27,9 %

Tabelle 14: Ergebnisse von Experimental- und Kontrollgruppe nach vier Wochen, drei und zwölf Monaten

66,3%

48,1%

27,3% 22,6%

0%

20%

40%

60%

80%

3 Monate 12 Monate

Anteil Abstinente

Experimentalgruppe

Kontrollgruppe

KAPITEL 8 ERGEBNISSE 172

-----------------------------------------------------------------------------------------------------

Die folgende Graphik veranschaulicht dieses Ergebnis:

Graphik 4: Ergebnisse von Experimental- und Kontrollgruppe nach vier Wochen, drei und zwölf Monaten

8. 2. 1. 2 Konsumhöhe

Tabelle 15 und Graphik 5 stellen die durchschnittliche Konsumhöhe von Experimental- und

Kontrollgruppe zu den drei Meßzeitpunkten (Behandlungsbeginn, nach drei und zwölf Monaten)

dar:

M s n

AV

ExGr KG ExGr KG ExGr KG

Konsumhöhe bei Beginn 28,04 27,50 14,23 13,30 46 22

Konsumhöhe nach 3 Monaten 5,09 18,00 8,93 14,41 46 22

Konsumhöhe n. 12 Monaten 11,37 20,91 12,67 16,02 46 22

Tabelle 15: Konsumhöhe von Experimental- und Kontrollgruppe bei Behandlungsbeginn, Drei- und Zwölf-

Monats-Katamnese

64%

26%

58%

21%

39%

16%

15%

19%

24%

28%

36%

33%

15% 23% 23% 19% 6% 6% 28%

33% 23%

6%

28%

12%

0%

25%

50%

75%

100%

ExGr KG ExGr KG ExGr KG

4 Wochen 3 Monate 12 Monate

abstinent rückfällig nicht aufgehört drop-out

173 KAPITEL 8 ERGEBNISSE

-----------------------------------------------------------------------------------------------------

Graphik 5: Konsumhöhe von Experimental- und Kontrollgruppe bei Behandlungsbeginn, nach drei und zwölf

Monaten

Die Ergebnisse der zwei-faktoriellen Varianzanalyse für die abhängige Variable „Konsumhöhe"

mit dem Meßwiederholungsfaktor „Zeit" in den drei Stufen „Behandlungsbeginn", „Drei-

Monats-Katamnese" und „Zwölf-Monats-Katamnese" und den zwischen den Versuchspersonen

variierenden Faktoren „Experimental- und Kontrollgruppe" werden in der folgenden Tabelle

dargestellt:

Quelle df s² F p

Zeit 1,71 4871,6 44,64 0,000 ***

Gruppe 1 2381,21 7,45 0,008 **

Zeit * Gruppe 1,71 853,3 7,82 0,001 ***

Tabelle 16: Ergebnisse der ANOVA für die abhängige Variable „Konsumhöhe" mit dem Meßwiederholungsfaktor

„Zeit" und den zwischen den Versuchspersonen variierenden Faktoren „Experimental- und Kontrollgruppe".

Die Fehlervarianz beträgt 112,85.

Während bei Behandlungsbeginn Experimental- und Kontrollgruppenmitglieder nahezu gleich

viel rauchen, fällt die Konsumhöhe bei Klientinnen der Experimentalgruppe bis zur Drei-

Monats-Katmnese deutlicher ab und steigt anschließend bis zur Zwölf-Monats-Katmnese wieder

etwas mehr als bei der Kontrollgruppe an. Dabei zeigen sich sowohl für die beiden Haupteffekte

„Zeit" und „Gruppe" als auch für deren Wechselwirkung signifikante Ergebnisse: Die Konsumhöhe

von Experimental- und Kontrollgruppe entwickelt sich demnach über die Zeit hinweg signifikant

unterschiedlich.

28

5

11

27

18 20

0

10

20

30

Beginn 3 Monate 12 Monate

Konsumhöhe

Experimentalgruppe

Kontrollgruppe

KAPITEL 8 ERGEBNISSE 174

-----------------------------------------------------------------------------------------------------

Die Unterschiedlichkeit in der Konsumhöhe zwischen den beiden Gruppen erwies sich im t-Test

für unabhängige Stichproben zu Behandlungsbeginn als nicht signifikant, nach drei beziehungsweise

zwölf Monaten jedoch als signifikant(t = 0,74, df = 92, p = 0,462 für t1, t = -4,92, df = 78,

p = 0,000 für t2 und t = -2,71, df = 106, p = 0,008 für t3): In der Experimentalgruppe wurde

also zu den Meßzeitpunkten t2 und t3 signifikant weniger als in der Kontrollgruppe geraucht.

8. 2. 1. 3 Reduktion des Kohlenmonoxidwerts

Als im t-Test für unabhängige Stichproben nicht signifikant unterschiedlich zeigten sich die Reduktionsraten

der Kohlenmonoxidwerte von Experimental- versus Kontrollgruppe mit M =

23,93, s = 12,44 für Experimental- und M = 22,80, s = 15,22 für die Kontrollgruppe (t = 0,26, df

= 71, p = 0,759). Dieses zunächst überraschende Ergebnis wird allerdings dadurch verständlich,

dass in der Kontrollgruppe lediglich zehn Personen zur Katamnese (und damit zur Kohlenmonoxidmessung

kamen), während in der Experimentalgruppe bei 63 Probandinnen die Messung

durchgeführt werden konnte.

Außerdem besteht ein enger Zusammenhang zwischen Behandlungsabbruch und Konsumhöhe

zum Zeitpunkt der Katamnese: Der t-Test für unabhängige Stichproben ergab eine mittlere Konsumhöhe

von 2,24 Zigaretten (s = 5,73) für Personen, die alle Sitzungen einschließlich der Katamnese

besuchten, im Vergleich zu 7,08 Zigaretten (s = 10,10) bei Therapieabbrechern. Dies

entspricht einem signifikanten Unterschied zwischen den beiden Gruppen (t = -2,09, df = 48, p

= 0,041): Das Nichtzustandekommen signifikanter Unterschiede in den Kohlenmonoxidwerten

zwischen Experimental- und Kontrollgruppe - trotz belegter Differenzen im Zigarettenkonsum

- könnte also damit zusammenhängen, dass in beiden Fällen lediglich eine nach der Konsumhöhe

vorselegierte - und damit bezüglich der Kohlenmonoxidewerte homogene Gruppe - zum

Katamnesetermin erscheint.

8. 2. 1. 4 FTND-Werte

Die Reduktion der FTND-Werte zeigte sich signifikant unterschiedlich zwischen Experimentalund

Kontrollgruppe: Während sich der Wert der Experimentalgruppe von der Messung bei Behandlungsbeginn

zur Katamnesemessung im Mittel um 1,78 Punkte reduzierte (s = 1,54), waren

in der Kontrollgruppe lediglich 0,78 Punkte (s = 0,80). Dies entspricht im t-Test für unabhängige

Stichproben folgendem Ergebnis: t = 2,21, df = 31, p = 0,035: Die Experimentalgruppe reduzierte

ihre FTND-Werte also signifikant deutlicher.

175 KAPITEL 8 ERGEBNISSE

-----------------------------------------------------------------------------------------------------

8. 2. 2 Haupthypothese II: Einzel- versus Gruppenbehandlung

Die zugrunde gelegte Hypothese lautet:

Die Erfolgsrate der Gruppenbehandlung ist nicht signifikant geringer als die der Einzelbehandlung.

8. 2. 2. 1 Abstinenzraten nach drei und zwölf Monaten

Von den Klientinnen der Gruppenbehandlung waren beim Katamnesetermin nach drei Monaten

54,5 Prozent abstinent im Vergleich zu 59,5 Prozent Abstinenten in der Einzelbehandlung, während

bei der Zwölf-Monats-Katamnese von den in der Gruppe behandelten Personen 42,5 Prozent

und im Einzelsetting 35,7 Prozent abstinent waren. Die folgende Tabelle stellt diese Ergebnisse

dar.

abstinent nicht abstinent

3 Monate 12 Monate 3 Monate 12 Monate

Gruppenbeh.

n = 48

54,5 %

n = 34

42,5 %

n = 40

45,5 %

n = 46

57,5 %

Einzelbeh.

n = 22

59,9 %

n = 10

35,7 %

n = 15

40,5 %

n = 18

64,3 %

Gesamt

n = 70

56 %

n = 44

40,7 %

n = 55

44 %

n = 64

59,3 %

Tabelle 17: Abstinenzraten in der Gruppen- und Einzelbehandlung bei der Drei- und Zwölf-Monats-Katamnese

Im Chi-Quadrat-Test erwies sich die Unterschiedlichkeit der Abstinenzraten zwischen Gruppenund

Einzelbehandlung nach drei Monaten als nicht signifikant (chi² = 0,26, df = 1, p = 0,613).

Für die Zwölf-Monats-Katamnese ergab der durchgeführte Chi-Quadrat-Test folgende Werte:

chi² = 0,39, df = 1, p = 0,529. Auch bei der Zwölf-Monats-Katamnese ist also davon auszugehen,

dass die Abstinenzraten von Gruppen- versus Einzelbehandlung sich nicht signifikant unterscheiden.

Gemäß Erdfelder und Mausfeld (1996) kann demnach davon ausgegangen werden,

dass die Abstinenzraten von Gruppen- versus Einzelbehandlung sich nicht signifikant unterscheiden.

KAPITEL 8 ERGEBNISSE 176

-----------------------------------------------------------------------------------------------------

Die folgende Graphik veranschaulicht obige Ergebnisse:

Graphik 6: Abstinenzraten in der Gruppen- und Einzelbehandlung bei der Drei- und

Zwölf-Monats-Katamnese

Werden die Drop-outs in die Berechnung mit einbezogen und zudem bei den Nichtabstinenten

zwischen Personen, die das Rauchen nicht beendet haben und solchen, die rückfällig geworden

sind, unterschieden, so präsentieren sich die Ergebnisse von Gruppen- und Einzelbehandlung

nach vier Wochen, nach drei und zwölf Monaten wie in Tabelle 18 zusammenfassend dargestellt:

Status nach

Vier Wochen (t1) Drei Monaten (t2) Zwölf Monaten (t3)

Gruppe Einzel Gruppe Einzel Gruppe Einzel

abstinent

n = 53

51,5 %

n = 25

55,6 %

n = 48

46,6 %

n = 22

48,9 %

n = 34

33,0 %

n = 10

28,6 %

rückfällig

n = 15

14,6 %

n = 9

20,0 %

n = 26

25,2 %

n = 11

24,4 %

n = 35

34,0 %

n = 13

37,1 %

nicht aufgehört

n = 16

15,5 %

n = 4

8,9 %

n = 14

13,6 %

n = 4

8,9 %

n = 11

10,7 %

n = 5

14,3 %

drop-out

n = 19

18,4 %

n = 7

15,6 %

n = 15

14,6 %

n = 8

17,8 %

n = 23

22,3 %

n = 7

20,0 %

Tabelle 18: Ergebnisse von Gruppen- und Einzelbehandlung nach vier Wochen, drei und zwölf Monaten

54,5%

42,5%

59,9%

35,7%

0%

20%

40%

60%

3 Monate 12 Monate

Anteil Abstinente

Gruppenbehandlung

Einzelbehandlung

177 KAPITEL 8 ERGEBNISSE

-----------------------------------------------------------------------------------------------------

Die folgende Graphik veranschaulicht dieses Ergebnis:

Graphik 7: Ergebnisse von Gruppen- und Einzelbehandlung nach vier Wochen, drei und zwölf Monaten

8. 2. 2. 2 Konsumhöhe

Die durchschnittliche tägliche Zigarettenkonsumhöhe bei Behandlungsbeginn war bei den Probandinnen

der Gruppen- versus der Einzelbehandlung nahezu gleich (27,88 versus 27,85 Zigaretten).

Die Werte reduzierten sich bis zur Katamnese nach drei Monaten auf 11,27 bei der

Gruppen- und 6,22 Zigaretten in der Einzelbehandlung. Nach zwölf Monaten wurden von in der

Gruppe behandelten Personen durchschnittlich 14,88 und von einzeln behandelten 13,81 Zigaretten

täglich konsumiert. Graphik 8 stellt die durchschnittliche Konsumhöhe der beiden Gruppen

zu den drei Meßzeitpunkten (Behandlungsbeginn, nach drei und zwölf Monaten) dar.

Graphik 8: Konsumhöhe von Gruppen- und Einzelbehandlung bei Behandlungsbeginn, nach drei und

zwölf Monaten

27

11

15

27

6

14

0

10

20

30

Beginn 3 Monate 12 Monate

Konsumhöhe

Gruppenbehandlung

Einzelbehandlung

52% 56% 47% 49%

33% 29%

15%

20%

25% 24%

34% 37%

16% 14%

18% 16% 15% 18% 22% 20%

9%

11% 14%

9%

0%

25%

50%

75%

100%

Gruppe Einzel Gruppe Einzel Gruppe Einzel

4 Wochen 3 Monate 12 Monate

abstinent rückfällig nicht aufgehört drop-out

KAPITEL 8 ERGEBNISSE 178

-----------------------------------------------------------------------------------------------------

Um eine mögliche Unterschiedlichkeit in der Konsumhöhe zwischen Gruppen- und Eizelbehandlung

zu belegen, wurde eine zwei-faktorielle Varianzanalyse für die abhängige Variable

„Konsumhöhe" mit dem Meßwiederholungsfaktor „Zeit" in den drei Stufen „Behandlungsbeginn",

„Drei-Monats-Katamnese" und „Zwölf-Monats-Katamnese" und den zwischen den Versuchspersonen

variierenden Faktoren „Gruppen- und Einzelbehandlung" gerechnet. Die Ergebnisse

werden in der folgenden Tabelle dargestellt:

Quelle df s² F p

Zeit 1,65 7612,68 61,31 0,000 ***

Gruppe 1 204,27 0,58 0,449

Zeit * Gruppe 1,65 138,34 1,11 0,323

Tabelle 19: Ergebnisse der ANOVA für die abhängige Variable „Konsumhöhe" mit dem Meßwiederholungsfaktor

„Zeit" und den zwischen den Versuchspersonen variierenden Faktoren „Gruppen- und Einzelbehandlung". Die

Fehlervarianz beträgt 109,08.

Während bei Behandlungsbeginn von in der Gruppe und einzeln behandelten Klientinnen nahezu

gleich viel geraucht wird, fällt die Konsumhöhe bei Klientinnen des Einzelsettings bis zur

Drei-Monats-Katamnese etwas steiler ab, steigt aber anschließend bis zur Zwölf-Monats-

Katamnese auf beinahe dasselbe Niveau wie bei den Klientinnen der Gruppenbehandlung an.

Dabei zeigt sich für den Haupteffekt „Zeit" ein signifikantes Ergebniss, nicht jedoch für den

Haupteffekt „Gruppe" oder die Wechselwirkung.

Die Unterschiedlichkeit in der Konsumhöhe zwischen den beiden Gruppen erwies sich im t-Test

für unabhängige Stichproben zu allen drei Meßzeitpunkten als nicht signifikant, wobei bei der

Drei-Monats-Katamnese beinahe ein signifikanter Wert erreicht wird. Das Einzelsetting scheint

also zunächst eine etwas höhere Wirksamkeit zu haben, zwölf Monate nach der Behandlung ist

dieser Effekt jedoch nicht mehr nachzuweisen. Siehe dazu die folgende Tabelle:

M s t df p

AV

Gruppe Einzel Gruppe Einzel

Konsumhöhe bei Beginn 27,86 28,21 12,44 14,85 -0,12 92 0,902

Konsumhöhe nach 3 Monaten 11,67 6,46 13,25 9,95 1,95 78 0,053

Konsumhöhe n. 12 Monaten 12,29 14,04 14,04 13,26 -0,58 106 0,567

Tabelle 20: Ergebnisse der t-Tests zum Vergleich der Konsumhöhe von Gruppen- und Einzelbehandlung bei

Behandlungsbeginn, nach drei und zwölf Monaten

179 KAPITEL 8 ERGEBNISSE

-----------------------------------------------------------------------------------------------------

8. 2. 2. 3 Reduktion des Kohlenmonoxidwerts

Bezüglich der Reduktion des Kohlenmonoxidwerts zeigten sich keine signifikanten Unterschiede

zwischen Gruppen- und Einzelbehandlung (M = 23,10, s = 11,97 beziehungsweise M = 25,16, s

= 14,37): t = -0,64, df = 71, p = 0,52). Allerdings sind auch diese Ergebnisse, wie unter 8. 2. 1. 3

bereits dargelegt, kaum interpretierbar.

8. 2. 2. 4 FTND-Werte

Die Reduktion der FTND-Werte war zwischen Gruppen- und Einzelbehandlung nicht signifikant

unterschiedlich: Der Wert der in der Gruppe Behandelten reduzierte sich von der Messung

bei Behandlungsbeginn bis zur Katamnese im Mittel um 1,05 Punkte (s = 0,97), im Einzelsetting

waren es 1,78 Punkte (s = 1,71). Dies entspricht im t-Test für unabhängige Stichproben folgendem

Ergebnis: t = -1,55, df = 31, p = 0,129.

8. 2. 3 Suggestibilität

Die zugrunde gelegten Hypothesen lauten:

  • Die Suggestibilität der bei der Katamnese abstinenten Probandinnen, gemessen mit der CIS

und HGSHS (zur Beschreibung der Meßinstrumente siehe 7. 4) ist signifikant höher als die

der nicht Abstinenten.

  • Gemäß der CIS höhersuggestible Personen schätzen auch selbst ihre Trancetiefe als höher ein.
  • Klientinnen mit hohen Werten im Suggestibilitätstest (CIS) bewerten die Hypnose in Relation

zum Gespräch mit den Therapeutinnen oder innerhalb der Gruppe als wesentlicher gegenüber

Klientinnen mit geringen Werten.

Die Mittelwerte der Zigarettenreduktion in Abhängigkeit von der Suggestibilität (hier und im

folgenden mit Mediansplit gerechnet) stellten sich wie folgt dar: Die überdurchschnittlich suggestiblen

Personen reduzierten ihren Konsum um durchschnittlich 26,60 Zigaretten (s = 12,97),

während die unterdurchschnittlich Suggestiblen nur um 9,43 Zigaretten (s = 12,66) täglich reduzierten.

Ein t-Test für unabhängige Stichproben zeigte, dass damit die überdurchschnittlich suggestiblen

Klientinnen im Vergleich zu den unterdurchschnittlich Suggestiblen ihren Konsum signifikant

deutlicher reduzierten (t = 5,90, df = 74, p = 0,000).

Ebenso zeigten sich signifikante Unterschiede im t-Test für unabhängige Stichproben bezüglich

den Einschätzungen der Klientinnen der von ihnen erreichten Trancetiefe zwischen über- und

KAPITEL 8 ERGEBNISSE 180

-----------------------------------------------------------------------------------------------------

unterdurchschnittlich suggestiblen Personen (t = 2,46, df = 45, p = 0,018): Die Suggestibleren

schätzten ihre Trance als tiefer ein (M = 6,76, s = 1,78) als die weniger suggestiblen (M = 5,21, s

= 2,50).

Keine signifikanten Unterschiede ergaben sich für die Einschätzung der Hypnose in Relation

zum Gespräch mit den Therapeutinnen oder innerhalb der Gruppe in Abhängigkeit von der Höhe

der Suggestibilität der Probandinnen: Über- und unterdurchschnittlich Suggestible schätzten

die Wirksamkeit der Hypnose nahezu gleich ein (M = 3,03, s = 0,94 beziehungsweise M = 3,29, s

= 1,27). Der t-Test für unabhängige Stichproben erbrachte Werte von t = -0,73, df = 41, p =

0,469).

8. 2. 4 Abstinenztage

Die zugrunde gelegte Hypothese lautet:

Klientinnen, die während der Abstinenztage nicht geraucht haben, sind erfolgreicher als solche,

die während der Abstinenztage rauchten.

76,7 Prozent der bei der Katamnese Abstinenten hatten die beiden Abstinenztage vor Behandlungsbeginn

durchgehalten, ohne zu rauchen, im Vergleich zu nur 26,3 Prozent Abstinenten in

der Gruppe derer, die die Abstinenzzeit vor Behandlungsbeginn nicht einhielten. Tabelle 21 stellt

diesen Zusammenhang dar.

abstinent nicht abstinent

Abstinenztage eingehalten n = 56 (76,7 %) n = 17 (23,3 %)

Abstinzenztage nicht eingeh. n = 5 (26,3 %) n = 14 (73,7 %)

Gesamt n = 61 (66,3 %) n = 31 (33,7 %)

Tabelle 21: Einhaltung der Abstinenztage vor Behandlungsbeginn und spätere Abstinenz

Der Chi-Quadrat-Test ergab einen signifikanten Unterschied der Abstinenzraten zum Katamnesezeitpunkt

zwischen denjenigen, die die Abstinenzzeit zu Beginn eingehalten hatten, und solchen

Teilnehmerinnen, bei denen das nicht der Fall gewesen war (chi² = 17,13, df = 1, p =

0,000).

181 KAPITEL 8 ERGEBNISSE

-----------------------------------------------------------------------------------------------------

8. 2. 5 Nikotinpflaster

Die zugrunde gelegten Hypothesen lauten:

  • Die Behandlung mit der Kombination von Nikotinpflaster und Hypnose (Klientinnen der

Experimentalgruppe, die zusätzlich Pflaster verwendeten), ist erfolgreicher als eine Behandlung

ohne Hypnose, aber mit Nikotinpflaster (Kontrollgruppe) oder eine solche mit Hypnose,

aber ohne Nikotinpflaster (Klientinnen der Experimentalgruppe, die kein Pflaster verwendeten).

  • Vor allem körperlich abhängige Raucherinnen profitieren von der Anwendung des Pflasters.

Um eine mögliche Unterschiedlichkeit in der Konsumhöhe zwischen Personen in der Hypnosegruppe,

die Nikotinpflaster verwendeten, solchen, die die Hypnosebehandlung durchliefen, ohne

Pflaster zu benutzen und den Klientinnen der Kontrollgruppe, die Nikotinpflaster, aber keine

Hypnose bekamen, zu belegen, wurde eine 2-faktorielle Varianzanalyse für die abhängige Variable

„Konsumhöhe" mit dem Meßwiederholungsfaktor „Zeit" in den drei Stufen „Behandlungsbeginn",

„Drei-Monats-Katamnese" und „Zwölf-Monats-Katamnese" und den zwischen den Versuchspersonen

variierenden Faktoren „Hypnose und Pflaster", „Hypnose ohne Pflaster" und „nur

Pflaster" (Kontrollgruppenbehandlung) gerechnet; siehe dazu die folgenden Tabellen.

M s

AV

Hyp & Pfl Hypnose Pflaster Hyp & Pfl Hypnose Pflaster

Konsum Beginn 28,05 28,00 27,50 14,85 8,37 13,30

nach 3 Monaten 4,98 6,00 18,00 8,46 13,42 14,41

nach 12 Monaten 12,02 6,00 20,91 12,59 13,42 16,02

Tabelle 22: Konsumhöhe von Hypnosebehandelten, die Pflaster verwenden, Hypnosebehandelten, die keine

Pflaster verwenden und Probandinnen der Kontrollgruppe (nur Pflaster) bei Behandlungsbeginn, Drei- und Zwölf-

Monats-Katamnese. Die Versuchspersonenanzahlen betragen jeweils n = 41 für die Hypnose & Pflasterbedingung,

n = 5 für die Nur-Hypnosebedingung und n = 22 für die Nur-Pflasterbedingung

Quelle df s² F p

Zeit 1,69 3684,59 33,39 0,000 ***

Gruppe 2 1209,54 3,73 0,029 *

Zeit * Gruppe 3,39 467,22 4,23 0,005 **

Tabelle 23: Ergebnisse der ANOVA für die abhängige Variable „Konsumhöhe" mit dem Meßwiederholungsfaktor

„Zeit" und dem zwischen dem Versuchspersonen variierenden Faktor „Behandlungsart in Verbindung mit der

Pflasterverwendung". Die Fehlervarianz beträgt 65.

KAPITEL 8 ERGEBNISSE 182

-----------------------------------------------------------------------------------------------------

Die varianzanalytische Auswertung belegte signifikante Ergebnisse sowohl für die beiden Haupteffekte

„Zeit" und „Gruppe" als auch für deren Wechselwirkung. Die folgende Graphik veranschaulicht

die Ergebnisse: Die Konsumhöhe sinkt in der Hypnosebehandlung sowohl mit als

auch ohne Pflaster bis zur Drei-Monats-Katamnese etwa gleich stark ab, während in der Kontrollgruppe

deutlich weniger reduziert wird. Bis zur Zwölf-Monats-Katamnese steigt der Konsum

in der Gruppe, die Hypnose in Verbindung mit Pflastern bekam, jedoch wieder an, während er in

der Nur-Hypnosbedingung konstant bleibt.

Graphik 9: Konsumhöhe und Pflasterverwendung

Weiter wurde ein t-Test für unabhängige Stichproben für die beiden Gruppen Hypnose mit und

Hypnose ohne Pflaster und die abhängige Variable Konsumhöhe gerechnet. Die Ergebnisse sprachen

nicht für signifikante positive Effekte der Pflasterverwendung, zeigten sich dabei jedoch

teilweise inkonsistent mit denen der Varianzananalyse, was vor allem mit den stark unterschiedlichen

Konsummittelwerten zum Zeitpunkt der Zwölf-Monats-Katamnese zusammenhängen

dürfte. Siehe dazu die folgende Tabelle:

M s t df p

AV

Pflast. Kein Pf. Pflast. Kein Pf.

Konsumhöhe bei Beginn 29,1 25,2 14,7 8,3 0,68 61 0,498

Konsumhöhe nach 3 Monaten 5,5 5,0 8,6 12,2 0,12 54 0,898

Konsumhöhe n. 12 Monaten 10,7 9,7 12,3 14,1 0,30 75 0,760

Tabelle 24: Ergebnisse der t-Tests zum Vergleich der Konsumhöhe von Pflasterverwendern und Nichtverwendern

innerhalb der Hypnosegruppe bei Behandlungsbeginn, nach drei und zwölf Monaten

28

5

12

28

6 6

18

21

28

0

10

20

30

Beginn 3 Monate 12 Monate

Konsumhöhe

Hypnose und Pflaster

Nur Hypnose

Nur Pflaster

183 KAPITEL 8 ERGEBNISSE

-----------------------------------------------------------------------------------------------------

Wie die Differenz in der Konsumhöhe zwischen Personen der Hypnosebehandlung mit beziehungsweise

ohne Pflasterverwendung bei der Zwölf-Monats-Katamnese einzuschätzen ist, läßt

sich anhand des vorhandenen Datenmaterials nicht abschließend beurteilen.

Um den zweiten Teil der Hypothese, der sich auf den unterschiedlich hohen Nutzen bezieht, den

gemäß FTND körperlich versus psychisch abhängige Raucherinnen von der Pflasterverwendung

haben, zu überprüfen, war die Berechnung von zwei Varianzanalysen vorgesehen: In die erste

sollten nur die Pflasterverwender eingehen, in die zweite nur Personen, die keine Pflaster verwendeten.

Ein Vergleich der Ergebnisse hätte Aufschluß über einen möglichen höheren Nutzen

des Pflasters für körperlich abhängige Raucherinnen erbringen können. Aufgrund der zu geringen

Fallzahlen für die zweite Berechnung konnte die Varianzanalyse jedoch nur für die Gruppe der

Pflasterverwender durchgeführt werden; die Daten der Personen, die keine Pflaster verwendeten,

werden daher nur deskriptiv dargestellt. Bei der durchgeführten Berechnung handelt es sich um

eine 2-faktorielle Varianzanalyse für die abhängige Variable „Konsumhöhe" mit dem Meßwiederholungsfaktor

„Zeit" in den drei Stufen „Behandlungsbeginn", „Drei-Monats-Katamnese"

und „Zwölf-Monats-Katamnese" und den zwischen den Versuchspersonen variierenden Faktoren

„körperliche versus psychische Abhängigkeit". Die Ergebnisse werden in den folgenden Tabellen

dargestellt:

M s

AV

Körperlich abh. Psychisch abh. Körperlich abh. Psychisch abh.

Konsum Beginn 33,00 18,38 15,55 5,74

nach 3 Monaten 12,14 5,38 14,25 8,53

nach 12 Monaten 18,33 6,54 16,22 8,26

Tabelle 25: Pflasterverwender: Konsumhöhe von körperlich versus psychisch Abhängigen bei Behandlungsbeginn,

Drei- und Zwölf-Monats-Katamnese. Die Versuchspersonenanzahlen betragen n = 36 für die körperlich Abhängigen

und n = 13 für die psychisch Abhängigen.

Quelle df s² F p

Zeit 1,68 3602,10 26,43 0,000 ***

Abhängigkeit 1 3501,67 10,22 0,002 **

Zeit * Abhängigkeit 1,68 180,07 1,32 0,270

Tabelle 26: Pflasterverwender: Ergebnisse der ANOVA für die abhängige Variable „Konsumhöhe" mit dem

Meßwiederholungsfaktor „Zeit" und dem zwischen dem Versuchspersonen variierenden Faktor „Art der Abhängigkeit".

Die Fehlervarianz beträgt 79.

KAPITEL 8 ERGEBNISSE 184

-----------------------------------------------------------------------------------------------------

Die varianzanalytische Auswertung belegte signifikante Ergebnisse für die beiden Haupteffekte

„Zeit" und „Abhängigkeit", nicht jedoch für deren Wechselwirkung. Die folgende Graphik veranschaulicht

die Ergebnisse: Die Konsumhöhe ist bei den körperlich Abhängigen von Beginn an

höher als bei den psychisch Abhängigen, sinkt bis zur zur Drei-Monats-Katamnese steiler ab und

steigt danach wieder etwas deutlicher an als bei den psychisch Abhängigen.

Graphik 10: Pflasterverwender: Konsumhöhe und Art der Abhängigkeit

Im folgenden werden die Daten der Klientinnen, die kein Pflaster verwendeten, tabellarisch und

graphisch dargestellt:

M

AV

Körperlich abhängig Psychisch abhängig

Konsum Beginn 33,33 20,00

nach 3 Monaten 10,00 0,00

nach 12 Monaten 10,00 0,00

Tabelle 27: Klientinnen ohne Pflaster: Konsumhöhe von körperlich versus psychisch Abhängigen bei Behandlungsbeginn,

Drei- und Zwölf-Monats-Katamnese. Die Versuchspersonenanzahlen betragen n = 3 für die körperlich

Abhängigen und n = 1 für die psychisch Abhängigen.

33

12

18 18

5 7

0

10

20

30

40

Beginn 3 Monate 12 Monate

Konsumhöhe

Körperlich abhängig

Psychisch abhängig

185 KAPITEL 8 ERGEBNISSE

-----------------------------------------------------------------------------------------------------

Graphik 11: Klientinnen ohne Pflaster: Konsumhöhe und Art der Abhängigkeit

Die rein deskriptive Durchsicht der Daten spricht für folgende, der Hypothese konträre Vermutung:

Körperlich abhängige Raucherinnen, die Nikotinpflaster verwenden, profitieren nicht mehr

davon als psychisch Abhängige. Eine endgültige Aussage läßt sich jedoch wegen der fehlenden

Berechnungen aufgrund der zu geringen Fallzahlen bei den Klientinnen, die kein Pflaster verwendeten,

nicht machen.

8. 2. 6 Vermutete / tatsächliche schwierige Situationen

Die zugrunde gelegte Hypothese lautet:

Die Klientinnen sagen Situationen, in denen es ihnen schwer fallen wird, nicht zu rauchen und sie

leicht rückfällig werden könnten, in der Mehrzahl der Fälle nicht korrekt voraus.

Weder die Korrelationen zwischen dem Ausmaß der Zuversichtlichkeit, in einer bestimmten Situation

abstinent zu bleiben und der tatsächlichen Rückfallsituation, noch der Chi-Quadrat-Test

zum Vergleich der Situationen, in denen viel geraucht worden war mit den Bedingungen, unter

denen der Rückfall tatsächlich statt fand, ergaben signifikante Ergebnisse: Der Vorhersagewert

der als schwierig eingeschätzten Situationen oder der Situationen, in denen viel geraucht wurde

auf den tatsächlichen Rückfall scheint also gering zu sein. Wegen des großen Umfangs und der

weniger hohen Relevanz wird auf eine ausführliche Darstellung aller Werte der entsprechenden

Tests an dieser Stelle verzichtet. Eine deskriptive Darstellung findet sich auf den nächsten Seiten:

33

10 10

20

0 0

0

10

20

30

40

Beginn 3 Monate 12 Monate

Konsumhöhe

Körperlich abhängig

Psychisch abhängig

KAPITEL 8 ERGEBNISSE 186

-----------------------------------------------------------------------------------------------------

Situation (Mehrfachnennung möglich)

Tatsächlich

häufig geraucht

Als kritisch eingeschätzt

Rückfällig geworden

Stress 36 (21,05 %) 52 (15,29 %) 8 (27,59 %)

Bei Alkohol, in Gesellschaft 33 (19,30 %) 26 (7,65 %) 2 (6,90 %)

Langeweile, Warten, Pausen 24 (14,04 %) * 0

Anspannung, Nervosität, Angst 18 (10,53 %) 47 (13,82 %) 0

Konzentration und Kreativität 17 (9,94 %) 17 (5,00 %) 0

Entspannung, Feierabend 10 (5,85 %) 36 (10,59 %) 2 (6,90 %)

Emotionale Anspannung 9 (5,26 %) * 0

Wut, Ärger, Streit 8 (4,68 %) 47 (13,82 %) 6 (20,69 %)

Lange nicht geraucht 5 (2,92 %) 48 (14,12 %) 7 (24,14 %)

Zum Kaffee, nach dem Essen 5 (2,92 %) * 0

Depression, Traurigkeit 3 (1,75 %) 27 (7,94 %) 4 (13,79 %)

Morgens 2 (1,17 %) 40 (11,76 %) 0

Bei Müdigkeit 1 (0,58 %) * 0

Verstopfung, Gewichtsprobl. * * 3 (10,34 %)

Genuss * * 1 (3,45 %)

Feiheit, tun was man will * * 2 (6,90 %)

Bei Hunger * 16 (4,71 %) 0

Wenn Partner raucht * 37 (10,88 %) 0

Tabelle 28: Situationen, in denen viel geraucht wurde, als kritisch eingeschätzte Situationen und tatsächlich erfolgter

Rückfall. Ein Stern bedeutet, dass der entsprechende Wert nicht erhoben wurde.

187 KAPITEL 8 ERGEBNISSE

-----------------------------------------------------------------------------------------------------

Graphik 12: Situationen, in denen viel geraucht wurde, als kritisch eingeschätzte Situationen und tatsächlich erfolgter

Rückfall

8. 2. 7 Rauchverhalten

Die zugrunde gelegten Hypothesen lauten:

  • Die bei der Katamnese nicht abstinenten Teilnehmerinnen haben früher begonnen, zu rauchen,

rauchen bereits länger und haben mehr erfolglose Aufhörversuche hinter sich als die

Abstinenten.

  • Die Konsumhöhe und der FTND-Wert der Klientinnen zu Behandlungsbeginn (FTND; siehe

7. 4) stellen einen Prädiktor für die zu erwartende Abstinenz dar; je höher diese sind, desto

weniger erfolgreich ist die Klientin.

Das mittlere Einstiegsalter der Teilnehmenden betrug 17 Jahre, bei einer Spanne von elf bis 30

Jahren. Am häufigsten (22,7 Prozent) wurde mit 16 Jahren begonnen zu rauchen. Die folgende

Tabelle stellt die Altersverteilung beim Beginn des Rauchens zusammenfassend dar.

0%

10%

20%

30%

Stress

mit Alkohol, in Gesellschaft

Langeweile, Warten, Pausen

Anspan., Nervosität, Angst

Konzentration, Kreativität

Entspannung, Feierabend

emotionale Anspannung

Wut, Ärger, Streit

lange nicht geraucht

zum Kaffee, nach dem Essen

Depression, Traurigkeit

morgens

bei Müdigkeit

Verstopf., Gewichtsprobleme

Genuss

Freiheit, tun was man will

bei Hunger

wenn Partner raucht

Anteil Nennungen

viel geraucht

vermutet schwierig

rückfällig geworden

KAPITEL 8 ERGEBNISSE 188

-----------------------------------------------------------------------------------------------------

Einstiegsalter beim Rauchen

11 - 15 Jahre 16 - 20 Jahre 21- 25 Jahre 26 - 30 Jahre

n = 48

32,6 %

n = 83

56,4 %

n = 12

8,2 %

n = 4

2,8 %

Tabelle 29: Einstiegsalter beim Rauchen

Die mittlere Dauer der mit Rauchen verbrachten Jahre betrug (bei einer Spanne von drei bis 55)

27,12 Jahre (siehe die folgende Tabelle).

Rauchdauer

1 - 5 Jahre n = 1 0,7 %

6 - 10 Jahre n = 3 2,1 %

11 - 15 Jahre n = 11 7,6 %

16 - 20 Jahre n = 28 18,7 %

21 - 25 Jahre n = 28 18,7 %

26 - 30 Jahre n = 28 18,7 %

31 - 35 Jahre n = 19 12,7 %

36 - 40 Jahre n = 23 15,4 %

41 - 45 Jahre n = 3 2 %

46 - 50 Jahre n = 4 2,7 %

51 - 55 Jahre n = 1 0,7 %

Tabelle 30: Rauchdauer

89 Prozent der Klientinnen hatten schon mindestens einen Abstinenzversuch hinter sich. Die

Anzahl der Aufhörversuche stellt die folgende Tabelle dar:

Anzahl der Aufhörversuche

0 1 - 5 6 - 10 11 - 15 16 - 20

n = 16

11 %

n = 112

77,3 %

n = 11

7,5 %

n = 2

1,4 %

n = 4

2,8 %

Tabelle 31: Anzahl der Aufhörversuche

189 KAPITEL 8 ERGEBNISSE

-----------------------------------------------------------------------------------------------------

Die Reduktionsmittelwerte von Personen, die schon Aufhörversuche hinter sich hatten und solchen,

die noch nie versucht hatten, aufzuhören, unterschieden sich im t-Test für unabhängige

Stichproben signifikant (t = 2,16, df = 78, p = 0,033): Wer früher bereits versucht hatte, das Rauchen

zu beenden, reduzierte im Mittel um 19,76 Zigaretten (s = 15,22) im Vergleich zu nur 7,75

Zigaretten Reduktion bei denen, bedie erstmals eine Entwöhnungsversuch versuchten (s =

10,71).

Keine signifikanten Ergebnisse hingegen erbrachten die t-Tests für unabhängige Stichproben

beim Vergleich von Einstiegsalter, Anzahl der als Raucherin verbrachten Jahre und der bisherigen

Aufhörversuche zwischen bei der Katamnese abstinenten und nicht abstinenten Personen. Siehe

dazu auch die folgende Tabelle:

M s t df p

AV

abst. n. abs. abst. n. abs.

Einstiegsalter 17,07 17,13 3,11 3,36 0,09 122 0,925

Rauchdauer 27,90 25,44 9,29 8,89 1,50 123 0,136

Anzahl der Aufhörversuche 3,51 3,48 3,39 4,77 0,04 120 0,964

Tabelle 32: Ergebnisse der t-Tests zum Vergleich von Einstiegsalter, Rauchdauer und Anzahl bisheriger Aufhörversuche

von bei der Katamnese Abstinenen und nicht Abstinenten

Gemäß dem FTND waren zu Behandlungsbeginn:

19 Prozent psychisch-, aber nicht nikotinabhängig (Score 0 - 2)

21 Prozent nicht zuzuordnen (Score 3 - 4)

60 Prozent nikotinabhängig (Score 5 - 10)

Da die Erhebung der Konsumhöhe einen Teil des FTND darstellt, konnte hier keine Berechnung

anhand der Reduktionsraten durchgeführt werden; deshalb wurde das Kriterium der Abstinenz

angewendet. Von den körperlich Abhängigen waren bei der Katamnese 51,3 Prozent abstinent

im Vergleich zu 59,1 Prozent der psychisch abhängigen Probandinnen. Die Verteilung der Abstinenz

in Relation zur Art der Abhängigkeit stellt die folgende Tabelle dar:

KAPITEL 8 ERGEBNISSE 190

-----------------------------------------------------------------------------------------------------

abstinent nicht abstinent

Körperlich Abhängig n = 39 (51,3 %) n = 37 (48,7 %)

Psychisch Abhängig n = 13 (59,1 %) n = 9 (40,9 %)

Gesamt n = 52 (53,1 %) n = 46 (46,9 %)

Tabelle 33: Art der Abhängigkeit und Abstinenz

Der durchgeführte Chi-Quadrat-Test zeigte, dass es keine signifikanten Unterschiede in den Abstinenzraten

der körperlich versus der psychisch Abhängigen gab (chi² = 0,41, df = 1, p = 0,52).

Die zu Behandlungsbeginn bei durchschnittlich 28 Zigaretten pro Tag liegende Konsumhöhe ist

in der folgenden Tabelle im einzelnen dargestellt:

Konsumhöhe

1 - 10 n = 4 4,2 %

11 - 20 n = 40 42,6 %

21 - 30 n = 26 27,7 %

31 - 40 n = 12 12,8 %

41 - 50 n = 7 7,4 %

51 - 60 n = 4 4,2 %

61 - 70 n = 0 0 %

71 - 80 n = 1 1,1 %

Tabelle 34: Konsumhöhe zu Behandlungsbeginn

Bezüglich der Konsumhöhe zu Behandlungsbeginn zeigten sich im t-Test für unabhängige Stichproben

keine Unterschiede zwischen bei der Katamnese abstinenten und nicht abstinenten Klientinnen

(t = -0,85, df = 77, p = 0,398): Die später Abstinenten rauchten vor der Therapie

durchschnittlich 26,61 Zigaretten täglich (s = 12,98); während diejenigen, die bei der Katamnese

noch oder wieder rauchten, zu Beginn im Mittel 29,21 Zigaretten täglich konsumiert hatten (s =

14,22).

191 KAPITEL 8 ERGEBNISSE

-----------------------------------------------------------------------------------------------------

8. 2. 8 Demographische Variablen

Die zugrunde gelegten Hypothesen lauten:

  • Das Programm ist unabhängig von allen demographischen Variablen gleich erfolgreich.
  • Eine Ausnahme stellt das Alter der Klientinnen dar: Je älter sie sind, desto höher ist die Erfolgsquote.

Im Kapitel 7. 2. 3 wurde die Stichprobe bereits unter demographischen Gesichtspunkten beschrieben.

Im Chi-Quadrat-Test zeigte sich für keine der untersuchten demographischen Variablen

ein Zusammenhang mit der Abstinenz zum Katamnesezeitraum. Untersucht wurden dabei

die Variablen Geschlecht, Alter, Familienstand, Schulabschluß, Berufsausbildung und Erwerbstätigkeit.

Da die Signifikanz-Werte dabei durchgängig größer als 0,2 waren, kann davon ausgegangen werden,

dass das Programm unabhängig von allen untersuchten demographischen Variablen gleich

erfolgreich angewendet werden kann.

Auf eine ausführliche Darstellung aller Werte und Tabellen wird an dieser Stelle aus Platzgründen

verzichtet.

8. 2. 9 Psychische Symptombelastung, Ärger und Depression

Die zugrunde gelegten Hypothesen lauten:

  • Hohe Werte im SCL-90-R, STAXI und ADS (Beschreibung der Meßinstrumente siehe unter

7. 4) sind Prädiktoren für weniger Erfolg: Bei der Katamnese nicht abstinente Teilnehmerinnen

haben daher zu Behandlungsbeginn höhere Werte als Abstinente.

  • Raucherinnen haben im Vergleich zur Standardstichprobe höhere Werte in STAXI, ADS und

SCL-90-R.

Symptom-Checkliste von Derogatis: SCL-90-R

Im t-Test für unabhängige Stichproben zur Erhebung möglicher Unterschiede im SCL-90-R zwischen

bei der Katamnese Abstinenten versus nicht Abstinenten zeigten sich folgende signifikante

Ergebnisse: Bei der Katamnese abstinente Teilnehmerinnen hatten im Vergleich zu den nicht

abstinenten bei Behandlungsbeginn signifikant geringere t-Werte in den Skalen Depression,

Ängstlichkeit und der globalen psychischen Belastung, außerdem einen signifikant geringeren

Roh-Wert in der Skala für phobische Angst. Siehe dazu die folgende Tabelle:

KAPITEL 8 ERGEBNISSE 192

-----------------------------------------------------------------------------------------------------

M s t df p

AV

abst. n. abs. abst. n. abs.

Depression 54,60 59,29 12,15 13,01 -2,02 117 0,045 *

Ängstlichkeit 52,25 57,90 10,65 11,96 -2,71 117 0,008 **

phobische Angst 0,15 0,29 0,21 0,46 -2,28 117 0,024 *

globale psych. Belastung 53,49 59,06 12,65 13,77 -2,28 117 0,024 *

Tabelle 35: Ergebnisse der t-Tests zum Vergleich der SCL-90-R-Werte von bei der Katamnese Abstinenen und

nicht Abstinenten

Im t-Test für eine Stichprobe zum Vergleich mit der Eichstichprobe des SCL-90-R ergaben sich

keine signifikanten Unterschiede.

State-Trait-Ärgerausdrucks-Inventar: STAXI

Bezüglich des Vergleichs der STAXI-Werte zwischen Abstinenten und nicht Abstinenten belegte

der t-Test für unabhängige Stichproben signifikant geringere Wert der Abstinenten in der Ärger-

Dispositions-Skala bei Messung bei Behandlungsbeginn und bei der Katamnese. Die Abstinenten

erfuhren demnach weniger Ärger und fühlten sich seltener ungerecht behandelt oder Frustrationen

ausgesetzt. Weiter unterschieden sich die Mittelwerte bezüglich der Ärger-Reaktions-Skala,

einer Unterskala der oben erwähnten Ärger-Dispositionsskala, jedoch nur bei der Katamnesemessung:

Zum ersten Meßzeitpunkt zeigte sich hier noch kein signifikanter Unterschied. Bei der

Katamnese waren die Abstinenten signifikant weniger empfindlich gegenüber Kritik, wahrgenommener

Abwertung und negativer Bewertung durch andere, während sie sich bei Behandlungsbeginn

von den später nicht Abstinenten diesbezüglich noch nicht signifikant unterschieden.

Siehe dazu auch die folgende Tabelle und Graphik 13:

M s t df p

AV

abst. n. abs. abst. n. abs.

Ärger-Disposition Behandlungsbeginn

17,95 20,35 4,44 4,91 -2,26 76 0,026 *

Ärger-Disposition

Katamnese

16,97 19,67 4,63 5,48 -2,12 62 0,037 *

Ärger-Reaktion Behandlungsbeginn

9,98 11,05 3,76 3,64 -1,28 76 0,203

Ärger-Reaktion Katamnese

8,89 10,74 2,70 3,12 -2,53 62 0,014 *

Tabelle 36: Ergebnisse der t-Tests zum Vergleich der STAXI-Werte von bei der Katamnese Abstinenen und nicht

Abstinenten

193 KAPITEL 8 ERGEBNISSE

-----------------------------------------------------------------------------------------------------

Graphik 13: Werte im STAXI und Abstinenz

Hier ergaben sich außerdem bei den Abstinenten signifikante Unterschiede im t-Test für abhängige

Stichproben bezüglich der Mittelwerte der Ärger-Zustands-Skala der Messung bei Behandlungsbeginn

im Vergleich zur Katamnesemessung: Zum Meßzeitpunkt zwei (M = 13,76, s =

5,07) erlebten die Abstinenten signifikant intensivere Ärgergefühle als zum Meßzeitpunkt eins (M

= 11,70, s = 3,33), während dies bei den nicht abstinenten nicht der Fall war (M = 13,37, s =

3,99 für t2 und M = 12,04, s = 2,60 für t1). Der t-Test erbrachte für die Gruppe der Abstinenten

einen Wert von t = -2,376 mit df = 36 und p = 0,023.

Im t-Test für eine Stichprobe zum Vergleich mit der Eichstichprobe des STAXIs ergaben sich

folgende Ergebnisse (aus Platzgründen werden nur die signifikanten Werte dargestellt): Zum

Meßzeitpunkt bei Behandlungsbeginn hatten die hier behandelten Personen, und zwar insbesonders

die später nicht Abstinenten sowie Frauen, signifikant höhere Mittelwerte in der Ärger-

Reaktions-Skala als die Eichstichprobe. Die Probandinnen waren also gegenüber Kritik, wahrgenommener

Ablehnung und negativer Bewertung durch andere besonders empfindlich und erlebten

unter solchen Umständen intensive Ärgergefühle.

Gleichzeitig hatten die Klientinnen signifikant höhere Werte als die Eichstichprobe in der Ärgerkontroll-

Skala, hier waren insbesonders Männer und die später Abstinenten betroffen. Dieser

Personenkreis wendete demnach viel Energie zur Steuerung und Kontrolle von Emotionen in

ärgerprovozierenden Situationen auf.

Die entsprechenden Ergebnisse sind in der folgenden Tabelle und Graphik 14 dargestellt:

18 17

10 9

20 20

11 11

0

5

10

15

20

25

Beginn Katamnese Beginn Katamnese

Ärger Disposition Ärger Reaktion

Mittelwerte

Abstinent

Nicht Abstinent

KAPITEL 8 ERGEBNISSE 194

-----------------------------------------------------------------------------------------------------

AV Test-

Wert

M s t df p

Ärger-Reaktion für alle 18,10 19,17 4,75 2,17 92 0,032 *

Ärger-Reaktion nur für Frauen 18,01 20,33 4,86 3,20 44 0,003 **

Ärger-Reaktion nur für nicht Abstinente 18,10 20,35 4,91 2,791 36 0,008 **

Ärger-Kontrolle für alle 22,40 23,30 3,98 2,18 92 0,032 *

Ärger-Kontrolle nur für Männer 22,94 24,63 3,66 3,19 47 0,003 **

Ärger-Kontrolle nur für Abstinente 22,4 23,83 3,22 2,84 40 0,007 **

Tabelle 37: Ergebnisse der t-Tests zum Vergleich der Klientinnenmittelwerte mit der Eichstichprobe bei Behandlungsbeginn

Graphik 14: Werte im STAXI im Vergleich mit der Eichstichprobe bei Behandlungsbeginn

Bei der Katamnesemessung hatten sich die oben beschriebenen Befunde bezüglich des Umgangs

mit Ärgergefühlen verändert: In der Ärgerreaktions-Skala ergab sich nun nur noch für abstinente

Personen ein diesmal jedoch deutlich erhöhter Mittelwert. In der Ärger-Kontrollskala hatten die

Männer signifikant niedrigere Werte als die Eichstichprobe, schienen also Ärgergefühle nun weniger

zu kontrollieren.

Die Frauen dagegen erreichten extrem hohe Werte in der Skala für nach innen gerichteten Ärger.

Sie erlebten demnach zwar oft Ärger, zeigten dies aber nicht nach außen, sondern unterdrückten

die Ärgergefühle, anstatt sie physisch oder verbal abzureagieren. Dementsprechend hatten die

Klientinnen bei der Katamnese außerdem signifikant niedrigere Werte als die Eichstichprobe in

der Skala für nach außen gerichteten Ärger. Sie äußerten demnach ihren Ärger gegenüber anderen

Personen oder Objekten seltener in aggressiver Weise. Tabelle 38 stellt die Ergebnisse der t-

Tests bei der Katmnese dar (siehe dazu auch Graphik 15):

18 18 18

22 23 22

19 20 20

23 25 24

0

10

20

30

Alle Nur Frauen Nicht Abst. Alle Nur Männer Nur Abst.

Ärger-Reaktion Ärger-Kontrolle

Mittelwerte

Eichstichprobe

Klienten

195 KAPITEL 8 ERGEBNISSE

-----------------------------------------------------------------------------------------------------

AV Test-

Wert

M s t df p

Ärger-Reaktion nur für Abstinete 13,00 16,97 4,63 5,21 36 0,000 ***

Ärger-Kontrolle nur für Männer 13,10 11,37 3,61 -2,63 29 0,013 *

n. innen gerichteter Ärger nur für Frauen 16,07 63,09 27,58 9,93 33 0,000 ***

nach außen gerichteter Ärger für alle 13,00 11,95 3,23 -2,59 63 0,012 *

Tabelle 38: Ergebnisse der t-Tests zum Vergleich der Klientinnenmittelwerte mit der Eichstichprobe bei der

Katamnese

Graphik 15: Werte im STAXI im Vergleich mit der Eichstichprobe bei der Katamnese

Allgemeine Depressions Skala: ADS

Im Ausmaß der Depressivität ließen sich weder bei der Messung bei Behandlungsbeginn noch

bei der Katamnese zwischen Abstinenten und nicht Abstinenten signifikante Unterschiede im

Vergleich mit der Eichstichprobe feststellen. Siehe dazu die folgende Tabelle:

M s t df p

AV

abst. n. abs. abst. n. abs.

ADS Behandlungsbeginn 48,33 49,76 9,38 10,57 0,62 72 0,537

ADS Katamnese 47,31 49,68 12,74 12,21 -0,721 58 0,474

Tabelle 39: Ergebnisse der t-Tests zum Vergleich der ADS-Werte von bei der Katamnese Abstinenen und nicht

Abstinenten

13 17 13 11 16 13

63

12

0

20

40

60

80

Ärger Reaktion

nur Abst.

Ärger Kontrolle

nur Männer

Ärger intern

nur Frauen

Ärger extern

alle

Mittelwerte

Eichstichprobe

Klienten

KAPITEL 8 ERGEBNISSE 196

-----------------------------------------------------------------------------------------------------

8. 2. 10 Allgemeine Veränderungen

Die zugrunde gelegten Hypothesen lauten:

  • Wurden von den Klientinnen Rituale oder spezielle Verhaltensweisen im Zusammenhang mit

dem Nichtrauchen entwickelt (siehe Katamnesebogen unter 7. 4), ist der Erfolg höher.

  • Teilnehmerinnen der Hypnosegruppe erleben im Verlauf der Therapie häufiger positive Veränderungen

ihres Erlebens und Verhaltens (erhoben mit der VEV, siehe Beschreibung der

Meßinstrumente unter 7. 4), als Klientinnen der Kontrollgruppe.

81,8 Prozent der bei der Katamnese Abstinenten, aber nur 40 Prozent der nicht Abstinenten

gaben an, Rituale oder spezielle Verhaltensweisen entwickelt zu haben, um sich selbst vom Rauchen

abzuhalten. Der Chi-Quadrat-Test zeigte, dass dieser Unterschied signifikant war (chi² =

10,02, df = 1, p = 0,002). Siehe dazu auch Tabelle 40.

abstinent nicht abstinent

Rituale entwickelt n = 18 (81,8 %) n = 4 (18,2 %)

Keine Rituale entwickelt n = 16 (40,0 %) n = 24 (60,0 %)

Gesamt n = 34 (54,8 %) n = 28 (45,2 %)

Tabelle 40: Entwicklung von Ritualen und Abstinenz

Bezüglich des zweiten Teils der Hypothese (höheres Maß an positiven Veränderungen des Erlebens

und Verhaltens in der Hypnose- als in der Kontrollgruppe) wurden keine signifikanten Unterschiede

festgestellt (chi² = 0,11, df = 2, p = 0,946). Siehe dazu folgende Tabelle:

Veränderung des Erlebens und Verhaltens

besser keine Änderung schlechter

Experimentalgruppe n = 15 (30 %) n = 31 (62,0 %) n = 4 (8,0 %)

Kontrollgruppe n = 4 (26,7 %) n = 10 (66,7 %) n = 1 (6,7 %)

Gesamt n = 19 (29,2 %) n = 41 (63,1 %) n = 5 (7,7 %)

Tabelle 41: Erlebtes Maß an Veränderung in Experimental- versus Kontrollgruppe

197 KAPITEL 8 ERGEBNISSE

-----------------------------------------------------------------------------------------------------

8. 2. 11 Motivation

Die zugrunde gelegte Hypothese lautet:

Die Höhe der Motivation (gemessen mit dem Anmeldebogen; vgl. 7. 4) von erfolgreichen und

weniger erfolgreichen Klientinnen unterscheidet sich signifikant: Höher motivierte Personen sind

erfolgreicher.

Der mit Mediansplit (für hoch und niedrig Motivierte) gerechnete t-Test für unabhängige Stichproben

für das Erfolgskriterium Reduktion ergab keine signifikanten Unterschiede zwischen den

beiden Gruppen (M = 18,57, s = 12,57 für hoch Motivierte und M = 14,20, s = 11,53 für niedrig

Motivierte): t = 1,15, df = 48, p = = 0,255.

8. 2. 12 Soziale Unterstützung

Die zugrunde gelegte Hypothese lautet:

Das erfahrene Ausmaß an sozialer Unterstützung ist entscheidend für den Behandlungserfolg:

Klientinnen, die

  • mit dem Partner im gleichen Haushalt leben,
  • vom sozialen Umfeld in ihrem Abstinenzvorhaben unterstützt werden,
  • innerhalb der Entwöhnungsgruppe die Möglichkeit der Unterstützung durch andere Teilnehmerinnen

wahrnehmen

sind erfolgreicher als solche, bei denen das nicht der Fall ist.

Bezüglich der Wohnsituation der Probandinnen ergab sich, dass von den Klientinnen, die bei der

Katamnese nicht rauchten, 57,8 Prozent mit Partnern, Kindern oder Freunden im gleichen

Haushalt lebten, im Vergleich zu 45,5 Prozent Abstinenten in der Gruppe derer, die allein lebten.

Tabelle 42 stellt diesen Zusammenhang dar.

abstinent nicht abstinent

Wohnt mit anderen n = 59 (57,8 %) n = 43 (42,2 %)

Wohnt alleine n = 10 (45,5 %) n = 12 (54,5 %)

Gesamt n = 69 (55,6 %) n = 55 (44,4 %)

Tabelle 42: Wohnsituation und Abstinenz

KAPITEL 8 ERGEBNISSE 198

-----------------------------------------------------------------------------------------------------

Der Chi-Quadrat-Test ergab keine signifikanten Unterschiede für den Zusammenhang zwischen

Wohnsituation und Abstinenz (chi² = 2,12, df = 1, p = 0,289).

Ebenso wenig signifikant wurde ein t-Test für unabhängige Stichproben zum Vergleich der Reduktionsraten

zwischen allein und nicht allein lebenden Versuchspersonen (t = -0,25, df = 77, p

= 0,80): Die mittlere Reduktion der Alleinlebenden betrug mit 19,21 Zigaretten (s = 11,38) sogar

etwas mehr als die der mit Partnern oder Familien Lebenden mit 18,09 Zigaretten (s = 15,87).

Auch bezüglich des Ausmaßes der bei Behandlungsbeginn erwarteten beziehungsweise später

tatsächlich erfahrenen sozialen Unterstützung des Abstinenzvorhabens durch Angehörige unterschieden

sich die Gruppen der Abstinenten und nicht Abstinenten im t-Test für unabhängige

Stichproben nicht. Siehe dazu Tabelle 43:

M s t df p

AV

abst. n. abst. abst. n. abst.

Erwartete soziale

Unterstützung

4,10 4,00 1,25 1,18 0,36 76 0,719

Erfahrene soziale

Unterstützung

7,72 6,46 2,79 3,41 1,56 58 0,123

Tabelle 43: Ergebnisse der t-Tests zum Vergleich der sozialen Unterstützung von bei der Katamnese Abstinenen

und nicht Abstinenten

Für den letzten Teil der Hypothese, der sich auf die in der Entwöhnungsgruppe in Anspruch

genommene soziale Unterstützung in Form von Patenschaften bezieht, konnten ebenfalls weder

im t-Test für unabhängige Stichproben bezüglich der Reduktion (M = 29,00, s = 12,94 für diejenigen,

die die die Patenschaft in Anspruch genommen hatten, beziehungsweise M = 25, 85, s =

12,88 für diejenigen, die es nicht taten, t = 0,47, df = 17, p = 0,646) noch im Chi-Quadrat-Test

für die Abstinenzraten Belege gefunden werden (chi² = 1,00, df = 1, p = 0,316).

Bezüglich der erwarteten oder erfahrenen sozialen Unterstützung durch Angehörige beziehungsweise

Paten innerhalb der Entwöhnungsgruppe konnte also kein Zusammenhang mit dem Behandlungserfolg

belegt werden.

199 KAPITEL 8 ERGEBNISSE

-----------------------------------------------------------------------------------------------------

8. 2. 13 Behandlungszeitraum

Die zugrunde gelegte Hypothese lautet:

Eine Behandlung mit sieben Sitzungen ist nicht signifikant erfolgreicher als eine Behandlung mit

nur fünf Sitzungen.

Weder im t-Test für unabhängige Stichproben bezüglich der Reduktion (M = 21,52, s = 17,25 für

fünf Sitzungen und M = 24,50, s = 11,65 für sieben Sitzungen; t = -0,71, df = 54, p = 0,482)

noch im Chi-Quadrat-Test für die Abstinenzraten (chi² = 0,742, df = 1, p = 0,389) ließ sich zwischen

sieben und fünf Sitzungen ein Unterschied im Erfolg feststellen.

Demnach ist davon auszugehen, dass sieben Sitzungen im Vergleich zu nur fünf keinen höheren

Behandlungserfolg erwarten lassen.

8. 2. 14 Therapeutinnenvariable

Die zugrunde gelegte Hypothese lautet:

Im Behandlungserfolg des vorliegenden Programms gibt es keine signifikanten Unterschiede in

Abhängigkeit davon, welche Therapeutin die Therapie durchführt.

Der t-Test für unabhängige Stichproben ergab keinen Unterschied bezüglich der Reduktionsraten

in Abhängigkeit von der jeweils behandelnden Therapeutin (M = 16,12 versus 17,52, s = 17,64

versus 11,73, t = -0,315, df = 58, p = 0,754). Gemäß Erdfelder und Mausfeld (siehe 8. 1) kann

hier also davon ausgegangen werden, dass die Klientinnen bei den beiden Therapeutinnen nicht

unterschiedlich erfolgreich waren.

8. 2. 15 Glaubwürdigkeit der Klientinnenangaben

Die zugrunde gelegte Hypothese lautet:

Die Kohlenmonoxidwerte-Werte korrelieren durchgängig mit den Klientinnenangaben zum

Rauchverhalten.

Beim Vorgespräch belegte die Berechnung der Korrelation zwischen angegebener Konsumhöhe

und gemessenem CO-Wert einen geringen Zusammenhang: r = 0,438, p = 0,000, n = 94. Für die

- um den Behandlungserfolg zu belegen - wichtigere CO-Messung bei der Katamnese ergab sich

eine mittlere Korrelation von r = 0,709 (p = 0,000, n = 40) zwischen der angegegeben Konsumhöhe

und dem gemessenen CO-Wert. Es kann also davon ausgegegangen werden, dass die Angaben

der Klientinnen zu ihrem Rauchverhalten hinreichend der Realität entsprechen.

KAPITEL 8 ERGEBNISSE 200

-----------------------------------------------------------------------------------------------------

8. 2. 16 Prädiktoren für Drop-out

Als abhängige Variable wurde der Besuch aller fünf Behandlungssitzungen einschließlich der

Katamnesesitzung nach drei Monaten („kein Drop-out") versus den vorzeitigen Abbruch

(„Drop-out") gewählt. Die unabhängigen Variablen lagen teils intervallskaliert vor, teils wurden

mehrstufige nominalskalierte Variablen dichotomisiert. Dichotomisierte Variablen sind mit 1

beziehungsweise 2 codiert; die jeweilige Bedeutung wird in der Tabellenbeschriftung erläutert.

Welche Prädiktorvariablen jeweils zusammen in eine Diskriminanzanalyse eingingen, orientierte

sich an deren inhaltlichem Zusammenhang; der Übersichtlichkeit halber liegt die maximale Anzahl

an Prädiktoren pro Analyse bei elf. Zur zusätzlichen Absicherung wurden für alle folgenden

Diskriminanzanalysen zusätzlich t-, beziehungsweise Chi-Quadrat-Tests gerechnet. Wenn nicht

anders erwähnt, ergaben die Berechnungen mit denen der Diskriminanzanalyse ein konsistentes

Bild.

8. 2. 16. 1 Hypnosetherapie versus Kontrollgruppenbehandlung, Einzel- versus Gruppenbehandlung und Suggestibilität

Zum Vergleich von Klientinnen, die alle Behandlungssitzungen besuchten, mit denjenigen, die

vor Behandlungsende abbrachen, wurden zunächst die Variablen „Gruppenzugehörigkeit" (Hypnosetherapie

versus Kontrollgruppenbehandlung, beziehungsweise Einzel- versus Gruppenbehandlung)

und „Suggestibilität" betrachtet. Um ihre Trennfähigkeit zu prüfen, wurde für jede der

unabhängigen Variablen einzeln ein F-Test durchgeführt. Tabelle 44 stellt die Ergebnisse dar:

M s F p

UV Kein

Drop

Drop-out Kein

Drop

Drop-out

Exp.gruppe vs. KG 1,14 1,00 0,35 0,00 3,31 0,072

Gruppe vs. Einzel 1,30 1,45 0,46 0,51 1,46 0,230

Suggestibilität 1,21 1,55 0,41 0,51 8,94 0,004 **

Tabelle 44: Univariate Diskriminanzprüfung der Merkmale „Hypnotherapie versus Kontrollgruppenbehandlung"

(1 = Experimentalgruppe, 2 = Kontrollgruppe) , „Gruppen- versus Einzelbehandlung" (1 = Gruppe, 2 = Einzelsetting)

und „Suggestibilität"

Einen signifikanten Beitrag an der Diskriminanzfunktion leistete hier nur die Variable „Suggestibilität"

mit einem standardisierten kanonischen Diskriminanzfunktionskoeffizienten von 0,898.

201 KAPITEL 8 ERGEBNISSE

-----------------------------------------------------------------------------------------------------

Die Prüfung der Diskriminanzfunktion im Gesamten durch das Diskriminanzkriterium und den

Eigenwert ergab, dass die Diskriminanzfunktion signifikant trennt zwischen Klientinnen, die an

der gesamten Behandlung teilnahmen und solchen, die sie abbrachen. Der Wilks´-Lambda-Wert

beträgt 0,840, dies entspricht einem Chi-Quadrat-Wert von 14,87 und einem Signifikanzniveau

von 0,002. Siehe dazu die folgende Tabelle:

Funktion Eigenwert Kanonische Korrelation Wilks´Lambda χ² p

1 0,190 0,40 0,840 14,87 0,002 **

Tabelle 45: Eigenwerte und Wilks´Lambda

Die Prüfung der Diskriminanzfunktion anhand richtiger und falscher Klassifizierungen zeigt, dass

78,7 Prozent der Fälle korrekt klassifiziert wurden (siehe Tabelle 46).

Vorhergesagte Gruppenzugehörigkeit

Kein Drop-out Drop-out

Kein Drop-out n = 59 (85,5 %) n = 10 (14,5 %)

Drop-out n = 9 (45 %) n = 11 (55 %)

Tabelle 46: Klassifizierungsergebnisse

Innerhalb des signifikanten Gesamtmodells liefert demnach die Variable „Suggestibilität" einen

Beitrag zur Trennung zwischen Personen, die die ganze Behandlung durchliefen und solchen, die

vorzeitig beendeten: Höher Suggestible brachen die Behandlung häufiger ab.

8. 2. 16. 2 Abstinenztage und Rauchverhalten

Zum Vergleich von Personen, die alle Behandlungssitzungen besuchten und solchen, die vor

Behandlungsende abbrachen, wurden bezüglich des Rauchverhaltens die Kohlenmonoxid-Werte

beim Vorgespräch, die erfolgte Einhaltung der beiden Abstinenztage vor Behandlungsbeginn,

bisherige Aufhörversuche und deren Anzahl analysiert. Um ihre Trennfähigkeit zu prüfen, wurde

für jede der unabhängigen Variablen einzeln ein F-Test durchgeführt. Tabelle 47 stellt die Ergebnisse

dar:

KAPITEL 8 ERGEBNISSE 202

-----------------------------------------------------------------------------------------------------

M s F p

UV Kein

Drop

Drop-out Kein

Drop

Drop-out

CO-Wert 29,42 23,05 12,18 11,30 4,75 0,032 *

Abstinenztage 0,94 1,36 0,47 0,49 12,92 0,001 **

Aufhörversuche 1,07 1,00 0,26 0,00 1,63 0,205

Anzahl Aufhörver. 3,23 5,64 3,09 5,40 6,92 0,010 **

Tabelle 47: Univariate Diskriminanzprüfung der Merkmale „Höhe des CO-Werts beim Vorgespräch", „Einhaltung

der Abstinenztage" (1 = eingehalten, 2 = nicht eingehalten), „bisherige Aufhörversuche" (1 = ja, 2 = nein) und

„Anzahl" (der bisherigen Aufhörversuche)

Einen signifikanten Beitrag an der Diskriminanzfunktion leisteten hier die Variablen „CO-Wert"

mit negativem Vorzeichen, „Abstinenztage" mit positivem Vorzeichen und „Anzahl der bisherigen

Aufhörversuche" ebenfalls mit positivem Vorzeichen, wie die folgende Tabelle darstellt:

Funktion

1

CO-Wert -0,367

Abstinenztage 0,711

Anzahl der bisherigen Aufhörversuche 0,505

Tabelle 48: Standardisierte kanonische Diskriminanzfunktionskoeffizienten

Die Prüfung der Diskriminanzfunktion im Gesamten anhand des Diskriminanzkriteriums beziehungsweise

des Eigenwerts zeigt, dass die Diskriminanzfunktion signifikant zwischen Personen,

die die gesamte Behandlung durchliefen und solchen, die sie abbrachen, zu trennen vermag. Der

Wilks´-Lambda-Wert beträgt 0,079, dies entspricht einem Chi-Quadrat-Wert von 20,09 und einem

Signifikanzniveau von 0,000. Siehe dazu Tabelle 49.

Funktion Eigenwert Kanonische Korrelation Wilks´Lambda χ² p

1 0,253 0,45 0,798 20,09 0,000 ***

Tabelle 49: Eigenwerte und Wilks´Lambda

203 KAPITEL 8 ERGEBNISSE

-----------------------------------------------------------------------------------------------------

Die Prüfung der Diskriminanzfunktion anhand richtiger und falscher Klassifizierungen zeigt, dass

73,3 Prozent der Fälle korrekt klassifiziert wurden (siehe Tabelle 50).

Vorhergesagte Gruppenzugehörigkeit

Kein Drop-out Drop-out

Kein Drop-out n = 54 (76,1 %) n = 7 (23,9 %)

Drop-out n = 8 (36,4 %) n = 14 (63,6 %)

Tabelle 50: Klassifizierungsergebnisse

Die Höhe des Kohlenmonoxid-Werts beim Vorgespräch, die Einhaltung der Abstinenztage und

die Anzahl der bisherigen Aufhörversuche stellen demnach Prädiktoren für den behandlungsabbruch

dar: Bei höheren CO-Werten zu Behandlungsbeginn, Einhaltung der Abstineztage und

einer geringeren Anzahl bisheriger Aufhörversuche ist die Abbruchrate niedriger.

8. 2. 16. 3 Vermutete / tatsächliche schwierige Situationen

Beim Vergleich der Klientinnen, die alle Sitzungen besucht hatten, mit den Abbrecherinnen bezüglich

der Zuversichtlichkeit vor Behandlungsbeginn, in bestimmten Situationen abstinent zu

bleiben, gingen folgende Items des Anmeldebogens in die Berechnung ein:

Bitte kreuzen Sie an, wie zuversichtlich Sie sind, in den folgenden Situationen nicht zu rauchen:

(1=gar nicht zuversichtlich, 2=wenig zuversichtlich, 3=einigermaßen zuversichtlich, 4=zuversichtlich, 5=völlig zuversichtlich)

Wenn Sie sich in geselliger Runde befinden und Alkohol trinken. 1----2----3----4----5

Wenn Sie ängstlich und nervös sind. 1----2----3----4----5

Wenn Sie sich nach einer eher unangenehmen Tätigkeit belohnen wollen. 1----2----3----4----5

Wenn Sie Hungergefühle dämpfen möchten. 1----2----3----4----5

Wenn Sie Ihre Konzentration steigern wollen. 1----2----3----4----5

Wenn Sie sehr verärgert über etwas oder jemand sind. 1----2----3----4----5

Wenn Sie spüren, daß Sie eine Aufmunterung brauchen. 1----2----3----4----5

Wenn Sie morgens gerade aufstehen. 1----2----3----4----5

Wenn Sie sich überarbeitet und gestreßt fühlen und sich entspannen wollen. 1----2----3----4----5

Wenn Ihnen bewußt wird, daß Sie eine Weile nicht geraucht haben. 1----2----3----4----5

Wenn Sie mit Partner/in oder Freund/in zusammen sind und er/sie raucht. 1----2----3----4----5

KAPITEL 8 ERGEBNISSE 204

-----------------------------------------------------------------------------------------------------

Um sie auf ihre Trennfähigkeit hin zu überprüfen, wurde für jede der unabhängigen Variablen ein

F-Test durchgeführt. Tabelle 51 stellt die Ergebnisse dar:

M s F p

UV Kein

Drop

Drop-out Kein

Drop

Drop-out

Geselligkeit 2,65 2,54 1,48 1,51 0,05 0,819

Angst 2,73 2,54 1,15 1,51 0,22 0,636

Belohnung 2,92 2,08 1,12 0,95 5,67 0,019 *

Hunger 3,95 3,46 1,18 1,56 1,36 0,248

Konzentration 3,32 3,08 1,06 1,19 0,49 0,485

Ärger 2,78 2,69 1,16 1,38 0,05 0,817

Aufmunterung 3,38 2,38 1,11 0,96 8,17 0,006 **

Morgens 3,27 2,08 1,50 1,38 6,31 0,015 *

Stress / zur Entsp. 2,46 2,31 1,02 1,11 0,20 0,653

Weile n. geraucht 3,35 3,15 1,23 1,46 0,22 0,638

Andere rauchen 2,97 3,00 1,19 1,58 0,00 0,949

Tabelle 51: Univariate Diskriminanzprüfung des Merkmals „Zuversichtlichkeit"

Einen signifikanten Beitrag an der Diskriminanzfunktion leisteten hier die Variablen „Belohnung",

„Aufmunterung" und „morgendliches Rauchen", jeweils mit positivem Vorzeichen, wie

die folgende Tabelle darstellt:

Funktion

1

Belohnung 0,428

Aufmunterung 0,909

Morgens 0,485

Tabelle 52: Standardisierte kanonische Diskriminanzfunktionskoeffizienten

Die Prüfung der Diskriminanzfunktion im Gesamten durch das Diskriminanzkriterium beziehungsweise

des Eigenwerts zeigt, dass die Diskriminanzfunktion nicht signifikant zwischen Personen,

die die gesamte Behandlung durchliefen und solchen, die sie abbrachen, zu trennen ver205

KAPITEL 8 ERGEBNISSE

-----------------------------------------------------------------------------------------------------

mag: Der Wilks´-Lambda-Wert beträgt 0,757, der Chi-Quadrat-Wert 11,81, die Irrtumswahrscheinlichkeit

beträgt 0,378. Siehe dazu Tabelle 53.

Funktion Eigenwert Kanonische Korrelation Wilks´Lambda χ² p

1 0,320 0,49 0,757 11,81 0,378

Tabelle 53: Eigenwerte und Wilks´Lambda

Die Prüfung der Diskriminanzfunktion anhand richtiger und falscher Klassifizierungen zeigt, dass

70,0 Prozent der Fälle korrekt klassifiziert wurden. Siehe dazu die folgende Tabelle:

Vorhergesagte Gruppenzugehörigkeit

Kein Drop-out Drop-out

Kein Drop-out n = 25 (67,6 %) n = 12 (32,4 %)

Drop-out n = 3 (23,1 %) n = 10 (76,9 %)

Tabelle 54: Klassifizierungsergebnisse

Aufgrund des nicht signifikanten Gesamtmodelles sind die Ergebnisse für die Variablen „Belohnung",

„Aufmunterung" und „morgendliches Rauchen" nur sehr vorsichtig interpretierbar: Personen,

die die Behandlung abbrechen, scheinen bezüglich dieser Situationen jeweils weniger zuversichtlich

zu sein, das Rauchen unterlassen zu können, als Klientinennen, die alle Sitzungen

besuchen.

8. 2. 16. 4 Demographische Variablen, Motivation, soziale Unterstützung und Rituale

Für demographische Variablen, Komponeten der Motivation und sozialen Unterstützung sowie

die Durchführung von Ritualen ergab die Diskriminanzanalyse keine siginfikanten Ergebnisse.

Die Tabellen auf den folgenden Seiten stellen dies dar:

KAPITEL 8 ERGEBNISSE 206

-----------------------------------------------------------------------------------------------------

M s F p

UV

Kein Drop Drop-out Kein Drop Drop-out

Geschlecht 1,42 1,60 0,50 0,51 0,92 0,341

Wohnsituation 1,21 1,30 0,41 0,48 0,31 0,575

Stärke der

Motivation

4,21 4,50 0,89 0,70 0,86 0,357

Sicherheit,

es zu schaffen

3,72 3,40 1,00 0,84 0,86 0,358

Zwiespältigkeit b.

Gedanken daran

2,60 2,30 1,14 0,94 0,59 0,447

Soziale

Unterstützung

4,24 3,90 0,96 1,37 0,78 0,381

Durchführung

von Ritualen

1,51 1,80 0,50 0,42 2,59 0,115

Tabelle 55: Univariate Diskriminanzprüfung der Merkmale „Wohnsituation", „Stärke der Motivation", „Sicherheit,

es zu schaffen", „Zwiespältigkeit beim Gedanken daran", „soziale Unterstützung" und „Durchführung von

Ritualen"

Die Prüfung der Diskriminanzfunktion im Gesamten durch das Diskriminanzkriterium beziehungsweise

des Eigenwerts zeigt, dass die Diskriminanzfunktion nicht signifikant zwischen Personen,

die die gesamte Behandlung durchliefen und solchen, die sie abbrachen, zu trennen vermag.

Siehe dazu Tabelle 56:

Funktion Eigenwert Kanonische Korrelation Wilks´Lambda χ² p

1 0,287 0,472 0,777 9,45 0,222

Tabelle 56: Eigenwerte und Wilks´Lambda

Die Prüfung der Diskriminanzfunktion anhand richtiger und falscher Klassifizierungen zeigt, dass

76,7 Prozent der Fälle korrekt klassifiziert wurden. Siehe dazu die folgende Tabelle:

Vorhergesagte Gruppenzugehörigkeit

Kein Drop-out Drop-out

Kein Drop-out n = 26 (78,8 %) n = 7 (21,2 %)

Drop-out n = 3 (30,0 %) n = 7 (70,0 %)

Tabelle 57: Klassifizierungsergebnisse

207 KAPITEL 8 ERGEBNISSE

-----------------------------------------------------------------------------------------------------

Diese Ergebnisse waren teilweise inkonsistent mit denen der durchgeführten t-, beziehungsweise

Chi-Quadrat-Tests, die daher kurz dargestellt werden sollen, obwohl ihre Aussagekraft aufgrund

der anderslautenden Aussage der Diskriminanzanlayse beschränkt ist:

Bezüglich der Wohnsituation der Probandinnen ergab sich, dass von den Klientinnen, die alle

Sitzungen besucht hatten, 79,7 Prozent mit Partnern, Kindern oder Freunden im gleichen Haushalt

lebten, im Vergleich zu nur 57,9 Prozent in der Gruppe derer, die die Behandlung vorzeitig

abbrachen. Der Chi-Quadrat-Test ergab einen signifikanten Unterschiede für den Zusammenhang

zwischen Wohnsituation und Drop-out (chi² = 3,87, df = 1, p = 0,049). Siehe dazu auch

Tabelle 58.

Kein Drop-out Drop-out

Wohnt mit anderen n = 59 (79,7 %) n = 15 (20,3%)

Wohnt alleine n = 11 (57,9 %) n = 8 (42,1 %)

Gesamt n = 70 (75,3 %) n = 23 (24,7 %)

Tabelle 58: Wohnsituation und Drop-out

Ein t-Test für unabhängige Stichproben zum Vergleich des Maßes an sozialer Unterstützung zwischen

Klientinnen, die die ganze Behandlung durchliefen und solchen, die sie abbrachen, zeigte

außerdem, dass Personen, die von den Angehörigen mehr unterstützt werden, seltener abbrechen

(t = 2,26, df = 48, p = 0,028). Die mittlere soziale Unterstützung der Klientinnen, die nicht abbrachen,

betrug 4,30 (s = 0,94) im Vergleich zu 3,46 (s = 3,46) bei den Personen, die nicht alle

Sitzungen besuchten.

8. 2. 16. 5 psychische Symptombelastung, Ärger, Depression und allgemeine Veränderungen

Für die Überprüfung eines möglichen Zusammenhangs zwischen den Skalen des SCL-90-R,

STAXI, ADS und VEV mit den Drop-out-Raten wurden der Übersichtlichkeit halber wegen der

großen Anzahl an Variablen keine Diskriminanzanalyse, sondern t-Tests für unabhängige Stichproben

gerechnet. Die Ergebnisse sind des großen Umfangs wegen im folgenden nur auszugsweise

für diejenigen Variablen dargestellt, bei denen sich signifikante Effekte nachweisen ließen.

Die folgende Tabelle stellt die Ergebnisse der t-Tests für unabhängige Stichproben zusammenfassend

dar.

KAPITEL 8 ERGEBNISSE 208

-----------------------------------------------------------------------------------------------------

AV M s t df p

Kein D.

o.

Dropout

Kein D.

o.

Dropout

SCL Skala 1 0,48 0,85 0,46 0,51 -3,15 88 0,002 **

SCL Skala 5 0,41 0,68 0,45 0,47 -2,46 88 0,016 *

SCL Zusatzfr. 3,60 6,57 3,52 4,36 -3,27 88 0,002 **

SCL GSI 53,96 62,57 13,78 11,22 -2,70 88 0,008 **

SCL PST 54,54 62,35 13,36 10,62 -2,53 88 0,013 *

SCL PSDI 54,03 60,74 11,77 9,80 -2,45 45 0,016 *

STAXI AC 24,08 20,36 4,59 7,28 2,03 45 0,048 *

Tabelle 59: Ergebnisse der t-Tests zum Vergleich der SCL-90-R- und STAXI-Werte von Personen, die die

ganze Behandlung durchliefen und Therapieabrechnern

Bezüglich der Skalen des SCL-90-R zeigten sich damit folgende Zusammenhänge zu den Dropout-

Raten: Personen, die nicht alle Sitzungen besuchten, hatten im Vergleich zu denjenigen, die

die gesamte Behandlung einschließlich der Katamnese durchliefen, signifikant höhere Werte in

den Bereichen Somatisierung (Skala 1), Ängstlichkeit (Skala 5) und bei Zusatzfragen, die keiner

Skala zugeordnet wurden (schlechter Appetit, Gedanken ans Sterben, Schlafstörungen, Drang,

sich zu überessen, Schuldgefühle), außerdem in der grundsätzlichen psychischen Belastung (GSI),

der Anzahl der Symptome, wo eine Belastung vorliegt (PST) und der Intensität der Antworten

(PSDI).

Im STAXI ergab sich für die Messung bei der Katamnese, dass Klientinnen, die die Behandlung

abgebrochen hatten, signifikant niedrigere Werte in der Ärger-Kontroll-Skala (AC) hatten als

diejenigen, die alle Sitzungen besucht hatten.

209 KAPITEL 9 DISKUSSION UND AUSBLICK

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Kapitel 9

Diskussion und Ausblick

9. 1 Diskussion der Ergebnisse

Die Abstinenzquoten von 66,3 Prozent nach drei und 48,1 Prozent nach zwölf Monaten in der

Experimentalgruppe im Vergleich zu nur 27,3 Prozent nach drei, beziehungsweise 22,6 Prozent

nach zwölf Monaten in der Kontrollgruppe sprechen für eine signifikante Überlegenheit der hypnotherapeutischen

Vorgehensweise gegenüber der Nikotinpflasterbehandlung mit verhaltenstherapeutischen

Elementen. Signifikante Unterschiede zwischen Kontroll- und Experimentalgruppe

zeigten sich auch in der Reduktion des Konsums und der Werte im FTND; auch hier erwies sich

die hypnotherapeutische Behandlung als erfolgreicher als die der Kontrollgruppe. Dies steht im

Widerspruch zu den Aussagen Stumpfes (1990), der von einer vergleichbaren Effizienz der verschiedenen

Verfahren zur Raucherentwöhnung bei Erfolgsraten von etwa 30 Prozent ausgeht,

oder Hausteins (2001), der der Hypnotherapie in diesem Bereich keine wesentlichen Erfolge zuschreibt.

Als aus hypnotherapeutischer Sicht erfreulich zu bewerten sind diese Ergebnisse insbesonders

auch deshalb, weil sich die erwähnten Zahlen auch bei einer konservativen Betrachtungsweise

unter Berücksichtigung der Drop-outs nicht wesentlich verschlechtern (58 Prozent nach drei

beziehungsweise 39 Prozent Abstinente nach zwölf Monaten in der Experimentalgruppe versus

21 beziehungsweise 16 Prozent in der Kontrollgruppe) und außerdem anhand der Kohlenmonoxidwerte

der Klienten operationalisiert wurden.

Die Ergebnisse zum Gruppen- versus Einzelbehandlungssetting belegten keine signifikant

besseren Ergebnisse für die Einzelbehandlung: Von den in der Gruppe behandelten Klienten

waren nach drei Monaten 55 Prozent und nach zwölf Monaten 43 Prozent abstinent, im Einzelsetting

waren es 60 beziehungsweise 36 Prozent. Zu keinem Meßzeitpunkt erwies sich die Unterschiedlichkeit

in den Abstinenzraten als signifikant, ebenso wenig ergab sich ein Unterschied in

der Reduktion der FTND-Werte oder der Konsumhöhe zwischen Gruppen- und Einzelbehandlung.

Auffällig ist jedoch, dass in der Einzelbehandlung die Abstinenzrate bei der Drei-Monats-

Katamnese höher war als in der Gruppenbehandlung, und hier für die Differenz der KonsumhöKAPITEL

9 DISKUSSION UND AUSBLICK 210

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he ein fast signifikanter Wert zustande kam, dann jedoch steiler abfiel als in der Gruppenbehandlung

und nach zwölf Monaten einen niedrigeren Wert als den der Gruppe erreichte. Eine

mögliche Erklärung hierfür wäre, dass die Klienten im Einzelsetting eine stärkere Bindung an

„ihre" Therapeutin entwickeln und daher im Sinne einer sozialen Erwünschtheit möglichst versuchen,

bis zur Katamnese abstinent zu bleiben, danach jedoch, da dieser Motivator anschließend

nicht mehr vorhanden ist, rückfällig werden, während die Teilnehmer der Gruppenbehandlung

von Anfang an mehr auf ihre intrinsische Motivation angewiesen sind und daher auch nach dem

Katamnesetreffen keinen Einbruch erleben. Letztlich kann darüber, wie dieses Ergebnis zu interpretieren

ist, jedoch nur spekuliert werden, da in der bisherigen Forschung derartige Befunde

keine Erwähnung finden:

Festzuhalten bleibt jedoch, dass die vorliegende Studie keine Hinweise dafür erbringt, dass eine

Behandlung im Einzelsetting der Gruppenbehandlung langfristig überlegen ist. Dies widerspricht

auf den ersten Blick der vorherrschenden Meinung in der Literatur, welche meist von einer höheren

Effizienz des Einzelsettings ausgeht; allerdings wird hier häufig Gruppenbehandlung mit

vollständig standardisierten Suggestionen gleichgesetzt und übersehen, dass Gruppensetting und

individualisiertes Vorgehen sich nicht ausschließen müssen. Angesichts der Millionen potentiell

entwöhnungswilliger Raucher ist die hier belegte Gleichrangigkeit der Gruppenbehandlung im

Vergleich zum Einzelsetting ein überaus positives Ergebnis.

Das Ergebnis, dass das Ausmaß der Zigarettenreduktion im Zusammenhang mit der Suggestibilität

der Probanden stand (die überdurchschnittlich Suggestiblen reduzierten ihren Konsum

signifikant deutlicher), entspricht der Tatsache, dass laut modernen Hypnosetheoretikern eine

Hypnosebehandlung nur wirksam werden kann, wenn die betreffende Person ausreichend suggestibel

ist: Dies wurde auch im Bereich der Raucherentwöhnung bereits verschiedentlich gezeigt:

Barabasz et al. (1984) stellten zum Bespiel einen beinahe linearen Zusammenhang zwischen

Trancetiefe und Abstinenzrate fest (Barabasz, Baer, Sheehan und Barabasz, 1984). Auch Evans

(1983) zeigte eine Beziehung zwischen Hypnotisierbarkeit und dem Erfolg der Behandlung auf,

ebenso Basker (1982), der einen signifikanten Zusammenhang zwischen Hoch- beziehungsweise

Niedrigsuggestiblen und deren Abstinenz in einem Sechs-Monats-follow-up nachwies.

Der hier gefundenen Zusammenhang des Erfolgs mit der Suggestibilität spricht außerdem dafür,

dass die Klienten der Hypnosebehandlung auch tatsächlich eine solche erfahren haben.

Überraschend ist, dass die über- und unterdurchschnittlich Suggestiblen die Wirksamkeit der

Hypnose in Relation zum Gespräch mit der Therapeutin oder innerhalb der Behandlungsgruppe

als nahezu gleich einschätzten. Zudem zeigten sich signifikante Zusammenhänge zwischen Drop211

KAPITEL 9 DISKUSSION UND AUSBLICK

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out-Raten und Suggestibilität: Die höher Suggestiblen brachen die Hypnosebehandlung häufiger

vorzeitig ab; wobei unklar bleibt, wie dieses Ergebnis zu interpretieren ist.

Die Selbsteinschätzung der Klienten bezüglich der Tiefe der erlebten Trance zeigte sich konsistent

mit den Ergebnissen des verwendeten Suggestibilitätstest (CIS): Die laut CIS suggestibleren

Personen bewerteten die Tiefe ihrer Trance als signifikant tiefer als die weniger suggestiblen. Bei

der Planung der Suggestibilitätsmessung wird es häufig schwierig, zur therapeutsichen Vorgehensweise

„passende" Suggestibilitätstests zu finden: Ein auf vornehmlich motorischen Items

basierender Test wie die HGSHS ist beispielsweise nur dann einzusetzen, wenn auch die verwendeten

therapeutischen Suggestionen motorische Trancephänomene einbeziehen. Bei der hier

gebrauchten CIS stellt sich die Frage, ob die direktiv formulierten Items zur Messung der Suggestibilität

bei Personen, die nondirektiv hypnotherapeutisch behandelt werden, sinnvoll sein kann

und ob der Test grundsätzlich nicht an Stelle der Suggestibiltät eher die Imaginationsfähigkeit

mißt (Krause in Revenstorf & Peter, 2001). Zwar lassen sich diese Fragen anhand der vorliegenden

Daten nicht abschließend beantworten; die Tatsache, dass die Selbsteinschätzung der Klienten

konsistent mit den Suggestibiltätstestergebnissen ist, belegt jedoch, dass die CIS hier ein adäquates

Meßinstrument darstellte.

Gerl und Freund (1999) halten die beiden Abstinenztage, die die Klienten vor der ersten Hypnosesitzung

einzuhalten haben, einerseits für aussagekräftige Prädiktoren hinsichtlich der längerfristigen

Abstinenz und andererseits für ein wichtiges Instrument zur Motivationsüberprüfung.

Ihrer Meinung nach ist eine Therapie wenig sinnvoll, wenn der Klient nicht in der Lage ist, während

der beiden Abstinenztage „rauchfrei" zu bleiben.

Die vorliegende Untersuchung stützt diese Ansicht insofern, als sich signifikante Unterschiede in

den Abstinenzraten zum Katamnesezeitpunkt zwischen Klienten, die die zwei Tage durchgehalten

hatten, und solchen, die es nicht geschafft hatten, zeigten: Letztere waren signifikant seltener

abstinent. Wer die zweitägige Abstinenzzeit nicht durchgehalten hatte, brach die Behandlung

zudem auch häufiger ab. Das Durchhalten der Abstinenzzeit ist insofern ein Prädiktor für den

Behandlungserfolg. Allerdings waren immerhin 26,3 Prozent derer, die die Abstinenztage nicht

durchgehalten hatten, bei der Katamnese abstinent. Davon, dass eine Behandlung bei nicht

durchgehaltenen Abstinenztagen in jedem Fall aussichtlos sei, kann nach diesen Befunden also

nicht ausgegangen werden.

Interessant waren die Ergebnisse zur Nikotinpflasterverwendung: Bei der Drei-Monats-

Katamnese rauchten die Klienten, die die Hypnosebehandlung ohne Pflaster durchlaufen hatten,

etwa gleich viel wie diejendigen, die zusätzlich Pflaster verwendeten, während die in der Kontrollgruppe

(also mit Pflaster, aber ohne Hypnose) Behandelten deutlich mehr rauchten. Die Tatsache,

KAPITEL 9 DISKUSSION UND AUSBLICK 212

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dass das Nikotinpflaster die Wirksamkeit der Hypnose nicht zusätzlich steigerte, widersprach

bereits den Erwartungen: Noch inkonsistenter mit bisherigen Befunden war jedoch die Tatsache,

dass bis zur Zwölf-Monats-Katamnese die Klienten der Nur-Hypnose-Gruppe ihren Konsum nicht

mehr steigerten, die Klienten, die zusätzlich Pflaster verwendet hatten, ihren Konsum jedoch mehr

als verdoppelten. Die vorliegenden Ergebnisse widersprechen damit der vorherrschenden Meinung

vom positiven Effekt des Nikotinpflasters (zum Beispiel Haustein, 2001); allerdings ist einschränkend

anzumerken, dass bei den vorliegenden Daten starke Abweichungen der mittleren

Konsumhöhe in Abhängigkeit vom verwandten statistischen Verfahren zu beobachten waren, die

die Aussagekraft der Berechnungen einschränken7.

Weiter war vorhergesagt worden, dass insbesonders körperlich abhängige Raucher (im Verglich

zu den nur psychisch Abhängigen) von der Pflasterverwendung profitieren würden. Aufgrund zu

geringer Fallzahlen in der Gruppe der Klienten, die kein Pflaster verwendeten, konnten hier nicht

alle zur endgültigen Beurteilung notwendigen Berechnungen durchgeführt werden; die deskriptive

Durchsicht des Datenmaterials spricht jedoch auch hier gegen die genannte Hypothese.

Weiter wurden Situationen, in denen viel geraucht wurde und die Klienten wenig zuversichtlich

waren, abstinent zu bleiben, verglichen mit Situationen, in denen sich der tatsächliche

Rückfall ereignete, und die Häufigkeit der entsprechenden Nennungen betrachtet: In

keinem Fall wurde ein Zusammenhang festgestellt; ein Vorhersagewert der als schwierig eingeschätzten

Situationen oder Gelegenheiten, in denen viel geraucht worden war, auf die tatsächliche

Rückfallsituation scheint also nicht gegeben zu sein. Einzig die recht allgemeine Angabe „bei

Stress" tauchte sowohl in den „Vielrauchsituationen" wie den als kritisch eingeschätzten Situationen

und als Begleitumstand des Rückfalls als häufigste Nennung (bei den Rückfallsituationen in

28 Prozent der Fälle) auf. Als zweithäufigster Rückfallgrund (24 Prozent) wurde das „lange nicht

geraucht zu haben" angeführt, dicht gefolgt von den Nennungen „bei Wut, Ärger, Streit" (21

Prozent) und „bei Depression, Traurigkeit" (14 Prozent). Rückfälle aufgrund einer Gewichtszunahme

nach dem Abstinentwerden, die in der Literatur verschiedentlich als entscheidender Faktor

genannt wird (Kohaut, Brochhaben, Bölczkei, 1996), wurde hier nur in 10 Prozent aller Fälle

angegeben. Auch der häufig als besonders „rückfallträchtig" angesehene „gesellige Anlaß" in

Verbindung mit Alkoholgenuß wurde lediglich in 6,9 Prozent der Fälle als wesentlicher Grund

für den Rückfall genannt. Rückfällig geworden zu sein, weil sie nicht auf den Genuss beim Rau-

7 Der Konsummittelwert nach zwölf Monaten lag in der Varianzanalyse bei 12 Zigaretten in der Hypnose-und-Pflaster-

Gruppe versus sechs Zigaretten in der Nur-Hypnose-Gruppe; beim t-Test jedoch bei 11, beziehungsweise 10 Zigaretten.

213 KAPITEL 9 DISKUSSION UND AUSBLICK

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chen verzichten wollte, gab nur eine einzige Person an - ein krasser, (wenn auch nicht überraschender)

Gegensatz zur von der Zigarettenindustrie vorgegaukelten Intention beim Rauchen.

Bezüglich der Drop-out-Raten zeigte sich hier, dass Klienten, die bei Behandlungsbeginn weniger

zuversichtlich waren, in Situationen, in denen sie das Rauchen als Belohnung oder als Mittel zur

Stimmungsaufhellung eingesetzt hatten oder morgens nach dem Aufstehen in Zukunft nicht

mehr zu rauchen, die Behandlung häufiger abbrachen.

Zum Rauchverhalten vor der Behandlung wurde folgendes festgestellt: Personen, die schon

Aufhörversuche hinter sich hatten, reduzierten ihren Konsum signifikant deutlicher als Klienten,

die noch keine Versuche unternommen hatten, das Rauchen zu beenden. Die Anzahl der bereits

unternommenen Aufhörversuche stand zudem im Zusammenhang mit den Drop-out-Raten: Mit

sinkender Anzahl der bisherigen Aufhöversuche nahm auch die Drop-out-Rate ab.

Im Zusammenhang mit der Drop-out-Rate stand ebenso die Höhe des Kohlenmonoxid-Werts

beim Vorgespräch: Klienten mit höheren Werten brachen die Behandlung seltener ab. Dieser

Befund entspricht der Erfahrung, dass Klienten häufig schockiert auf hohe Werte bei der Kohlenmonoxid-

Messung reagieren, und dies als zusätzlicher Motivator wirken kann, auf alle Fälle zu

versuchen, das Rauchen zu beenden.

Bezüglich der Anzahl der bisherigen Aufhörversuche, des Einstiegsalters beim Rauchen, der als

Raucher verbrachten Jahre, der bisherigen Konsumhöhe und der Art der Abhängigkeit (körperlich

versus psychisch abhängig gemäß dem FTND) ergaben sich keine signifikanten Unterschiede

zwischen bei der Katamnese abstinenten und nicht abstinenten Probanden. Dieses Ergebnis entspricht

zwar nicht der Hypothese und bisherigen Untersuchungen zu diesem Bereich, ist jedoch

erfreulich insofern, als es belegt, dass das vorliegende Programm auch bei starken Rauchern mit

einer deutlich ausgeprägten körperlichen Abhängigkeit erfolgreich ist.

Der Vergleich des Behandlungserfolgs über alle demographischen Variablen hinweg ergab

zudem keine Unterschiede der Abstinenzraten: Das Programm scheint demnach gleichermaßen

unabhängig von Alter, Geschlecht, Familienstand, Schulabschluß, Berufsausbildung und Erwerbstätigkeit

für die unterschiedlichsten Personen geeignet zu sein.

Interressant waren auch die Ergebnisse bezüglich psychischer Symptombelastung (Erhebungsinstrument:

SCL-90-R), Ärgerausdruck (Erhebungsinstrument: STAXI) und Depression

(Erhebungsinstrument: ADS):

Im SCL-90-R hatten bei der Katamnese abstinente Teilnehmer in der Messung bei Behandlungsbeginn

signifikant geringere Werte in den Skalen Depression, Ängstlichkeit, phobischer

Angst und globaler psychischer Belastung als später nicht abstinente Teilnehmer.

KAPITEL 9 DISKUSSION UND AUSBLICK 214

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Bezüglich der Drop-out-Raten zeigte sich außerdem, dass Personen, die nicht alle Sitzungen besuchten,

signifikant höhere Werte in den Bereichen Somatisierung, Ängstlichkeit, und bei Zusatzfragen,

die keiner Skala zugeordnet wurden (zum Beispiel schlechtem Appetit, dem Gedanken

ans Sterben, Schlafstörungen, dem Drang, sich zu überessen, Schuldgefühlen) aufwiesen, außerdem

in der grundsätzlichen psychische Belastung, der Anzahl der Symptome, wo eine Belastung

vorliegt und in der Antwortintensität. Wie diese Befunde genau zu interpretieren sind, bleibt unklar,

und auch die Literatur gibt diesbezüglich keine Interpretationshinweise. Festgehalten werden

kann jedoch, dass ein höheres Maß an psychischer Gesundheit dem Behandlungserfolg zugute zu

kommen scheint, und daher eine Raucherentwöhnungsbehandlung unter Umständen an Wirksamkeit

gewinnen könnte, wenn Klienten ermutigt werden, nicht nur das unmittelbare Problem

des Abstinentwerdens, sondern auch die oben angeführten Bereiche therapeutisch zu bearbeiten.

Im STAXI wurde außerdem bei den Abstinenten ein signifikant niedrigerer Wert in der Ärger-

Dispositions-Skala im Vergleich zu den nicht Abstinenten festgestellt; und zwar sowohl bei Behandlungsbeginn

als auch bei der Katamnese: Die abstinenten Klienten erfuhren also weniger

Ärger und fühlten sich seltener ungerecht behandelt oder frustriert. Auch in der Ärger-Reaktions-

Skala des STAXI wurde in der Katamnesemessung bei den Abstinenten ein signifikant niedrigerer

Wert erhoben, während sich bei der Messung zu Behandlungsbeginn hier noch keine Unterschiede

gezeigt hatten. Bei der Katamnese waren demnach abstinente Personen weniger empfindlich

gegenüber Kritik und Abwertung als nicht abstinente, während sie sich zu Behandlungsbeginn

nicht von letzteren unterschieden hatten.

Sehr interessant war auch folgendes Ergebnis: In der Ärger-Zustands-Skala gaben die Abstinenten

bei der Katamnese signifikant intensivere Ärgergefühle im Vergleich zum Behandlungsbeginn

an, was bei den nicht Abstinenten nicht der Fall war. Dies könnte so interpretiert werden, dass

nach dem Wegfall des Rauchens als Mittel, erlebten Ärger zu dämpfen, dessen erlebte Intensität

deutlich ansteigt, während diese sich bei denjenigen, die ihre Wut sich sozusagen weiterhin in

Rauch auflösen lassen, gleich bleibt.

Bezüglich der STAXI ergab sich außerdem, dass Klienten, die die Behandlung abgebrochen hatten,

signifikant niedrigere Werte in der Ärger-Kontroll-Skala (als einem Indikator für die Häufigkeit

von Versuchen, Ärger nicht aufkommen zu lassen) ziegten als diejenigen, die alle Sitzungen

besucht hatten. Da die Ärger-Kontroll-Skala einen engen Zusammenhang mit Faktoren der sozialen

Erwünschtheit aufweist, kann dieser Befund unter Umständen so interpretiert werden, dass

Personen, die sich in ihrem Verhalten in geringerem Maß von dessen sozialer Erwünschtheit leiten

lassen, die Behandlung eher abbrechen: Dass dies eine vom Therapeuten oder den anderen

215 KAPITEL 9 DISKUSSION UND AUSBLICK

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Gruppenmitgliedern unerwünschte Verhaltensweise darstellt, wäre für diese Menschen weniger

ausschlaggebend.

Beim Vergleich mit der Eichstichprobe des STAXIs ergaben sich folgende Ergebnisse: Zum

Meßzeitpunkt bei Behandlungsbeginn hatten die hier behandelten Personen, und zwar insbesonders

die später nicht Abstinenten, ebenso Frauen, signifikant höhere Mittelwerte in der Ärger-

Reaktions-Skala als die Eichstichprobe. Diese Klienten waren demnach gegenüber Kritik, wahrgenommener

Ablehnung und negativer Bewertung durch andere besonders empfindlich und erlebten

unter solchen Umständen intensive Ärgergefühle. Gleichzeitig hatten die Probanden signifikant

höhere Werte als die Eichstichprobe in der Ärgerkontroll-Skala, hier waren insbesonders

Männer und die später Abstinenten betroffen. Dieser Personenkreis wendete demnach viel Energie

zur Steuerung und Kontrolle von Emotionen in ärgerprovozierenden Situationen auf. Da

Ärgerkontrolle eine in hohem Maße sozial erwünschte Verhaltensweise darstellt, könnte diese

Kontrolle im Extremfall auch zu Passivität, Rückzug und Depression führen. Dies trifft hier

möglicherweise besonders zu, da die Probanden gleichzeitig hohe Werte in der Ärger-Reaktions-

Skala aufweisen.

Bei der Katamnesemessung hatten sich die oben beschriebenen Befunde bezüglich des Umgangs

mit Ärgergefühlen verändert: In der Ärgerreaktions-Skala zeigten sich nun nur noch für abstinente

Personen ein diesmal jedoch deutlich erhöhter Mittelwert. In der Ärger-Kontrollskala hatten

die Männer signifikant niedrigere Werte als die Eichstichprobe, schienen Ärgergefühle nun

also weniger zu kontrollieren.

Nur die Frauen dagegen hatten extrem hohe Werte in der Skala für nach innen gerichteten Ärger.

Sie erlebten demnach zwar oft Ärger, zeigten dies aber nicht nach außen, sondern unterdrückten

die Ärgergefühle, anstatt sie physisch oder verbal abzureagieren. Dementsprechend hatten die

Frauen bei der Katamnese außerdem signifikant niedrigere Werte als die Eichstichprobe in der

Skala für nach außen gerichteten Ärger. Sie äußerten demnach ihren Ärger gegenüber anderen

Personen oder Objekten seltener in aggressiver Weise, was wiederum im Zusammenhang mit den

hohen Werten in der Skala für nach innen gerichteten Ärger als bedenklich bewertet werden

könnte.

Darüber, wie diese Vielzahl an Einzelergebnissen zum Umgang mit Ärger zu deuten sind, kann

nur spekuliert werden. Um verläßliche Aussagen machen zu können, wären weitere Forschungsarbeiten

wünschenswert. Festzuhalten bleibt jedoch, dass es signifikante Unterschiede in der Art

der Ärgerverarbeitung zwischen den hier untersuchten Rauchern und der Eichstichprobe, innerhalb

der Klientenstichprobe zwischen Männern und Frauen sowie zwischen den bei der Katamnese

abstinenten und nicht abstinenten Teilnehmern zu geben scheint. Lediglich in der ÄrgerKAPITEL

9 DISKUSSION UND AUSBLICK 216

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Temperaments-Skala (einem Indikator für Impulsivität und das Erleben von Ärger bei bereits

geringer Provokation) gab es weder innerhalb der Klientenstichprobe noch im Vergleich mit der

Eichstichprobe signifikante Unterschiede.

Es erscheint daher notwendig, in der therapeutischen Arbeit im Raucherentwöhnungssektor verstärkt

auch den Umgang mit aggressiven Gefühlen zu thematisieren, da das Rauchen - unter

Umständen in Ermangelung anderer Bewältigungsstrategien - eingesetzt wird, um Ärger und

Wut leichter steuern zu können.

Überraschenderweise, und konträr zur diesbezüglichen Hypothese konnten keine Zusammenhänge

zwischen Depressiviät, erhoben mit der ADS, und dem Behandlungserfolg aufgezeigt werden.

Zur erlebten allgemeinen Veränderung (erhoben mit dem VEV) im Verlauf der Behandlung

und der Frage, ob Klienten Rituale entwickelt haben, um sich vom Rauchen abzuhalten, ergaben

sich folgende Ergebnisse: 82 Prozent der bei der Katamnese abstinenten Teilnehmer hatten Rituale

oder spezielle, für sie hilfreiche Verhaltensweisen entwickelt, aber nur 18 Prozent der nicht

Abstinenten. Dieses Ergebnis unterstreicht, wie wichtig es ist, Klienten im Therapieverlauf immer

wieder zu ermuntern, eigene Rituale zur Bewältigung des Rauchwunsches zu entwickeln.

Bezüglich des zweiten Teils der Hypothese, in der ein höheres Maß an positiven Veränderungen

des Erlebens und Verhaltens in der Hypnose- im Vergleich zur Kontrollgruppe vorhergesagt

worden war, wurden keine signifikanten Unterschiede festgestellt. Dies widerspricht den mündlichen

Aussagen vieler Teilnehmer der Hypnosegruppe, die häufig von einer Verbesserung der

Lebensqualität durch die erhöhte Fähigkeit, mit Streßsituationen umzugehen und sich zu entspannen

berichtet hatten. Möglicherweise meinten die Klienten in diesem Fall jedoch andere

Veränderungen als die, die der VEV erhob.

Obgleich aufgrund der bisherigen Forschungsbefunde zum Thema Aufhörmotivation weiterhin

anzunehmen ist, dass die Höhe und Art der Motivation einen entscheidenden Prädiktor für die

spätere Abstinenz darstellt, konnte anhand der hier erfassten Daten kein diesbezüglicher Zusammenhang

hergestellt werden. Erfasst worden war die Motivation beziehungsweise die Stärke

ambivalenter Gefühle beim Gedanken ans Aufhören anhand folgender Fragen im Anmeldebogen:

Wie stark ausgeprägt ist ihre Absicht, aufzuhören? (1=sehr schwach 5=sehr stark) 1---2---3---4---5

Wie sicher sind Sie, daß Sie es schaffen, aufzuhören? (1=sehr unsicher 5=sehr sicher) 1---2---3---4---5

Wie zwiespältig sind Ihre Gefühle beim Gedanken, nie mehr zu rauchen? (1=gar nicht zwiespältig 5=sehr ) 1--2--3--4--5

217 KAPITEL 9 DISKUSSION UND AUSBLICK

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Möglicherweise hängt der hier erhobene Befund mit der Art der Fragestellung zusammen: Perry

(1975) erhob die Motivation anhand von Fragen nach dem Wunsch, mit dem Rauchen aufzuhören,

dem gegenwärtigen Verlangen nach Zigaretten, den Gründen fürs Rauchen, und als wichtigster

Variable der eigenen Überzeugung, motiviert zu sein, das Rauchen zu beenden. Er kam dabei

zu Ergebnissen, die den Vorhersagewert dieser Variablen bezüglich der späteren Abstinenz belegten.

Obwohl die Untersuchungen zur Motivation in der vorliegenden Studie insgesamt wenig aufschlußreich

waren, bleibt jedoch eines festzuhalten: Hundt und Bespalec (1974) gehen davon aus,

dass letzlich die Motivation zählt und die Wahl der Therapie unerheblich wird, sofern diese hoch

genug ist. Dem widersprechen die vorliegenden Ergebnisse: Obwohl zwischen Kontroll- und

Experimenatlgruppe keine signifikanten Unterschiede in der Motivationshöhe vorlagen, unterschieden

sich diese signifikant im Erfolg.

Zur Untersuchung des Stellenwerts der sozialen Unterstützung für den Behandlungserfolg

wurde folgendes festgestellt: Gemäß den Ergebnissen der vorhergehenden Studie (Schlarb &

Schweizer, 1999) ist die Tatsache, ob eine Personen allein oder mit ihrem Partner zusammen lebt,

von entscheidendem Einfluß auf den Behandlungserfolg. Um die hier gegebene soziale Unterstützung

auch für allein lebende Klienten zu gewährleisten, wurden in der vorliegenden Arbeit

Patenschaften innerhalb der Behandlungsgruppen initiiert. Obgleich viele Klienten im Gespräch

berichteten, von der Patenschaft zu profitieren, ließen sich positive Effekte auf den Behandlungserfolg

nicht nachweisen. Insgesamt war die Akzeptanz dieses Angebotes ohnehin gering:

Nur 13 Prozent der Klienten gaben an, die Patenschaft genutzt zu haben. Auch bezüglich der

erwarteten beziehungsweise erfahrenen oder durch das Zusammenleben im selben Haushalt erlebten

Unterstützung durch Angehörige ließ sich kein Zusammenhang zu Abstinenzraten oder

der Konsumreduktion erheben. Allerdings zeigte sich, dass ein signifikant höherer Anteil der

Therapieabbrecher allein lebte, und dass Personen, die die Behandlung abbrachen, sich außerdem

weniger unterstützt von ihren Angehörigen sahen als solche, die das gesamte Programm absolvierten.

Wie erwartet ergaben sich durch die Variation der Anzahl der Sitzungen (sieben versus fünf)

keine Unterschiede in den Abstinenz- oder Reduktionsmaßen. Relevant ist dieses Ergebnis vor

allem für die Praxis; eine zeitlich komprimierte Therapie kann ohne Bedenken hinsichtlich eines

möglichen Effektivitätsverlusts durchgeführt werden.

Ebensowenig unterschied sich der Behandlungserfolg in Abhängigkeit von der jeweils behandelnden

Therapeutin. Die guten Behandlungsergebnisse scheinen demnach nicht auf der gelegentlich

in der Literatur (zum Beispiel Gerl in Revenstorf & Peter, 2001) erwähnten Tatsache zu

KAPITEL 9 DISKUSSION UND AUSBLICK 218

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beruhen, dass immer wieder einzelne Therapeuten hervorragende Ergebnisse erzielen, sondern

läßt zumindest vermuten, dass diese eher auf den Qualitäten des Programms an sich beruhen.

Schließlich wurde noch die Glaubwürdigkeit der Klientenangaben zum Rauchverhalten überprüft.

Es zeigte sich, dass die Angaben der Klienten zur Konsumhöhe mit den Meßergebnissen

des CO-Meßgeräts korrelierten, es kann also - wie schon von Rabkin et al. (1984) angenommen

- von einer guten Übereinstimmung der Selbstberichte mit den objektiven Messungen ausgegangen

werden. Aufgrund des geringen technischen Aufwands und der Tatsache, dass viele Klienten

die CO-Messung als ausgesprochen motivationsfördernd erleben, scheint das Vornehmen einer

solchen Messung innerhalb von Raucherentwöhnungsbehandlungen also weiterhin empfehlenswert.

Dies gilt insbesonders auch deshalb, weil zweifelhaft bleibt, ob auch Klienten, die nicht

davon ausgehen, dass ihre CO-Werte „kontrolliert" werden, wirklich wahrheitsgemäß über ihr

Rauchverhalten Auskunft geben.

9. 2 Methodische Mängel

Im Kapitel 4. 5. 1 wurden methodische Standards für Raucherentwöhnungsverfahren beziehungsweise

Wirksamkeitsstudien zur Hypnose vorgestellt. Für eine methodisch einwandfreie

Studie im Sektor der hypnotherapeutischen Raucherentwöhnung müssen demnach folgende

Kriterien erfüllt sein (Haustein, 2001; Chambless & Hollon, 1998; Lynn et al., 2000):

  • Der Behandlungserfolg wird an Markern gemessen, zum Beispiel durch Erhebung des COGehalts

in der Exspirationsluft.

  • Katamnesezeiträume sind ausreichend lang zu wählen, beziehungsweise Katamnesen mehrfach

durchzuführen - in der Raucherentwöhnung gilt als Erfolgskriterium eine Abstinenzzeit

von mindestens sechs Monaten.

  • Praktikabiliät und wirtschaftliche Vertretbarkeit des Verfahrens müssen gewährleistet sein, da

von einer hohen Anzahl potentiell entwöhnungswilliger Rauchern auszugehen ist.

  • Studien müssen als Kontrollgruppenstudie mit randomisierter Zuteilung, Zeitreihenanalyse

oder als Einzelfallstudie mit mindestens drei Probanden konzipiert sein.

  • Um die notwendige statistische Power zu sichern, werden mindestens 25 Versuchspersonen

pro Gruppe vorgeschlagen, oder es muß die notwendige Mindestgröße der Stichprobe unter

Einbeziehung der gewünschten Effektstärke im voraus ermittelt werden.

219 KAPITEL 9 DISKUSSION UND AUSBLICK

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  • Notwendig ist außerdem ein genaues Therapiemanual, um Art und Verlauf der Behandlung

nachvollziebar zu machen.

  • Stichprobe, Meßinstrumente, Eingangskriterien und Randomisierung sollten genau beschrieben

und spezifiziert werden.

  • Der Grad der Hypnotisierbarkeit sollte immer erhoben werden.
  • Auch die Motivation der Klienten ist zu den Wirkfaktoren zu rechnen und sollte deshalb gemessen

werden.

  • Variablen zum Rapport und Art der interpersonalen Beziehung sollten ebenfalls erfaßt werden.
  • Erhoben werden sollten auch positive und negative Prädiktoren für den Therapieerfolg.
  • Deskriptive Daten müssen vollständig angegeben, Drop-outs aufgeführt und Gründe für das

Ausscheiden diskutiert werden.

Die vorliegende Studie erfüllt alle aufgeführten Kriterien bis auf eines: Die randomisierte Zuteilung

der Klienten zur Experimental- beziehungsweise Kontrollgruppe. Wie unter 7. 2. 1 bereits

beschrieben, war die Randomisierung zunächst zwar vorgesehen, erwies sich aber unter praktischen

Gesichtspunkten als nicht praktikabel: Zur Aquise waren zunächst, ohne spezifische Angaben

zu machen, über Pressenotizen Raucherentwöhnungskurse angeboten worden. Nach der

telephonischen Anfrage der Interessenten sollten die Probanden nach Alter, Geschlecht und

Rauchverhalten parallelisiert und der Experimental- beziehungsweise Kontrollgruppe zugeordnet

werden. Erst im Anschluß an die Gruppenzuordnung sollten die potentiellen Teilnehmer Briefe

erhalten, in welchen Art und Dauer der Behandlung detaillierter beschrieben werden sollten. Dieses

methodisch korrekte Vorgehen erwies sich jedoch als nicht durchführbar; das unspezifische

Angebot einer nicht näher beschriebenen Art von Raucherentwöhnung stieß nur auf sehr mäßiges

Interesse; eine genügend große Stichprobe auf diesem Weg zu rekrutieren wäre innerhalb der

zur Verfügung stehenden Zeit unmöglich gewesen. Daher war es für die Durchführung der Studie

notwendig, getrennte Pressenotizen für Experimental- beziehungsweise Kontrollgruppen zu

veröffentlichen; die Resonanz stieg daraufhin merklich an. Das methodische Manko dieser fehlenden

Randomisierung wird teilweise jedoch dadurch ausgeglichen, daß die beiden Gruppen sich

in keinem der erhobenen Parameter unterschieden.

Ein weiterer - unter methodischem Aspekt - nicht optimal gelöster Punkt war die im Vergleich

zur Experimentalgruppe kleinere Stichprobe in der Kontrollgruppenbedingung: Diese Ungleichverteilung

geht darauf zurück, dass die Kontrollgruppenbehandlung sich bereits in der vorangeKAPITEL

9 DISKUSSION UND AUSBLICK 220

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gangenen Studie bei einer kleinen Stichprobe von zwölf Personen als nicht sonderlich effektiv

erwiesen hatte, und deshalb vermieden wurde, diese Behandlung mehr Probanden anzubieten, als

für die endgültige Wirksamkeitsüberprüfung unbedingt notwendig war.

9. 3 Zusammenfassung und Ausblick

Die vorliegende Studie weist vielfältige Implikatioen für die therapeutische Arbeit im Raucherentwöhnungssektor

auf: Die Überlegenheit der ressourcenorientierten Hypnotherapie gegenüber

der Nikotinpflasterbehandlung mit verhaltenstherapeutischen Elementen konnte ebenso

belegt werden wie die die nahezu gleichen Erfolgsraten im Einzelsetting gegenüber der ökonomisch

effizienteren Gruppenbehandlung. Wichtig ist hierbei auch, dass sich das Programm unabhängig

von demographischen Variablen der Klienten oder deren vorherigem Rauchverhalten als

gleichbleibend wirksam erwies, und auch kein Zusammenhang zur Person der behandelnden

Therapeutin hergestellt werden konnte.

Wichtige Hinweise gab die Studie zudem für das konkrete therapeutische Vorgehen: Sowohl die

Angaben der Klienten zu den Situationen, in denen sie rückfällig wurden, als auch die Ergebnisse

zum Umgang mit Ärger im STAXI belegen die Notwendigeit, zur Rückfallprophylaxe in der

Raucherentwöhnung nicht nur die „gängigen" Anlässe für Rückfälle bei geselligen Anlässen in

Verbindung mit Alkoholgenuß oder aufgrund der Gewichtszunahme nach dem Rauchstop zu

bearbeiten, sondern auch Elemente wie Stressbewältigung und insbesonders den Umgang mit

aggressiven Gefühlen. Wesentlich erscheint es zudem, Klienten zu ermutigen, eigene Rituale im

Umgang mit dem Rauchwunsch zu entwickeln und anzuwenden.

Inkonsistent mit bisherigen Forschungsarbeiten waren die Befunde zur Nikotinpflasterverwendung:

In der vorliegenden Studie ließen sich keine positiven Effekte nachweisen; für eine abschließende

Beurteilung sollten jedoch weitere Forschungsergebnisse abgewartet werden.

Ein für die Hypnoseforschung wichtiges Ergebnis dieser Studie ist die Tatsache, dass mit der

vorliegenden Arbeit eine umfassende und methodisch so weitgehend korrekte Überprüfung der

Wirksamkeit von Hypnotherapie vorgenommen wurde, wie es innerhalb der übergeordneten

ethischen Prinzipien möglich war. Dabei wurden eindeutig positive Effekte der Hypnose auf den

Behandlungserfolg nachgewiesen. Um diese Ergebnisse weiter zu untermauern und damit im

Sinne der im Kapitel 4. 5. 1 erwähnten Prinzipien von Chambless und Hollon (1998) Hypnose

bei Nikotinabusus zu den erwiesenermaßen effektiv und spezifisch wirksamen Verfahren zählen

zu können, sind weitere methodisch einwandfreie Studien in diesem Sektor notwendig und wünschenswert.

221 LITERATUR

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235 ANHANG

Anhang I

Klientenanfragen

ANHANG 236

237 ANHANG

Anhang II

Anwerbung der Probanden

Pressenotizen

Informationsbriefe für Experimental- und Kontrollgruppe

ANHANG 238

Hypnotherapeutische Raucherentwöhnungskurse

am Psychologischen Institut in Tübingen

Am Psychologischen Institut in Tübingen beginnen ab Februar / März 2001 im Rahmen einer

wissenschaftlichen Studie neue hypnotherapeutische Raucherentwöhnungskurse.

Bei einer vorangegangenen Studie hat sich gezeigt, daß beim Einsatz dieser Methode nach vier

Wochen 83 Prozent der Teilnehmer abstinent waren; 55 Prozent hielten ein Jahr durch und nach

20 Monaten waren noch 42 Prozent der ehemaligen Raucher nikotinfrei.

Das derzeit untersuchte Entwöhnungsprogramm enthält neben hypnotherapeutischen auch verhaltenstherapeutische

Elemente; zusätzliche Unterstützung bietet außerdem die Verwendung von

Nikotinpflastern. Die Probanden werden im Rahmen der Studie über einen Zeitraum von vier

Monaten von Diplompsychologinnen betreut und besuchen in dieser Zeit insgesamt fünf Sitzungen

im Psychologischen Institut.

Voraussetzung für die Teilnahme ist der Vorsatz, das Rauchen zu beenden, sowie die Bereitschaft,

einige Fragebögen zu diesem Thema auszufüllen.

InteressentInnen wenden sich bitte schriftlich (Postkarte genügt) an die folgende

Adresse:

Psychologisches Institut

Abteilung Prof. Revenstorf

Stichwort: Raucherhypnose

Gartenstraße 29

72074 Tübingen

Sie bekommen unser Infomaterial dann schnellstmöglich zugeschickt.

239 ANHANG

Ihr Neujahrsvorsatz: Rauchfrei ins neue Jahr?!

Wer den Vorsatz gefaßt hat, 2001 mit dem Rauchen aufzuhören, kann sich Unterstützung beim Psychologischen

Institut in Tübingen holen.

Dort gibt es im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie die Möglichkeit, bei einem Treffen im Psychologischen

Institut durch eine Kohlenmonoxidmessung, welche mittels eines einfachen Atemtests

erfolgt, etwas über das Ausmaß der eigenen rauchbedingten körperlichen Schädigungen zu erfahren.

Ein zweites Treffen findet statt, wenn die Probanden bereits drei Monate nicht mehr rauchen- wiederum

werden ihre Kohlenmonoxidwerte bestimmt, welche zu diesem Zeitpunkt die bereits eingetretene

merkliche gesundheitliche Besserung wieder spiegeln.

Unterstützt werden die Teilnehme außerdem mit Nikotinpflastern, welche sie gegen Erstattung eines

Unkostenbeitrags erhalten.

Voraussetzung für die Teilnahme ist der Vorsatz, das Rauchen zu beenden, sowie die Bereitschaft,

einige Fragebögen zu diesem Thema auszufüllen.

InteressentInnen wenden sich bitte schriftlich (Postkarte genügt) an die folgende Adresse:

Psychologisches Institut

Abteilung Prof. Revenstorf

Stichwort: Neujahrsvorsatz (bitte unbedingt angeben)

Gartenstraße 29

72074 Tübingen

Sie bekommen unser Infomaterial dann schnellstmöglich zugeschickt.

ANHANG 240

U T

EBERHARD-KARLS-UNIVERSITÄT

TÜBINGEN

PSYCHOLOGISCHES INSTITUT

ABTEILUNG KLINISCHE UND PHYSIOLOGISCHE PSYCHOLOGIE

Prof. Dr. Dirk Revenstorf, Dipl. Psych. Cornelie Schweizer

Abteilung Klinische & Physiologische Psychologie

Gartenstraße 29 . D-72074 Tübingen

Sehr geehrte Damen und Herren,

Sie interessieren sich für unser Hypnose-Raucherentwöhnungsprogramm; nachfolgend stellen wir

Ihnen unsere Arbeitsweise vor, um Ihnen die Entscheidung, ob Sie teilnehmen möchten, zu ermöglichen.

Wer „Hypnose" hört, denkt häufig an Bühnenshows und Scharlatanerie, an die Gefahr, den eigenen

Willen zu verlieren und dem Hypnotiseur ausgeliefert zu sein. Mit diesen Vorstellungen hat

die Klinische Hypnose jedoch nichts zu tun: Sie ermöglicht vielmehr einen Zustand tiefer Entspannung,

in dem der eigene Wille nicht geschwächt, sondern - im Gegenteil - gestärkt wird,

um ein Ziel, in diesem Fall die Abstinenz von der Zigarette, sicherer zu erreichen.

Studien haben gezeigt, daß Hypnose ein in der Raucherentwöhnung sehr erfolgreiches Verfahren

darstellt: Zwischen 50% und 70% der Behandelten hören mit dem Rauchen auf, während Versuche

im Alleingang nur bei 3% bis 15% zum Erfolg führen.

Der erste Behandlungsschritt unseres Programms besteht in einem Vorgespräch; hier werden Sie

Gelegenheit haben, Fragen zur Hypnosebehandlung zu stellen. Sie erhalten zudem Nikotinpflaster

für die folgenden drei Wochen und ein Blatt mit einigen wichtigen Tips und Tricks, die Ihnen

helfen werden, die erste rauchfreie Zeit gut durchzustehen.

Bei jedem Treffen werden wir mit einem einfachen Atemtest Ihre Kohlenmonoxidwerte bestimmen,

um die merkliche gesundheitliche Besserung, welche eintritt, sobald Sie aufgehört haben, zu

rauchen, messen zu können.

Etwa eine Woche nach dem Vorgespräch kommen Sie zur ersten Gruppenhypnose; der zweite

Termin findet eine Woche danach und eine dritte Sitzung in einem Abstand von nochmals ein bis

zwei Wochen statt. Dabei handelt es sich um Hypnosesitzungen mit maximal acht Teilnehmern

unter Leitung Ihrer zwei Therapeutinnen. Die ersten drei Hypnosetermine dauern jeweils circa

zwei Stunden. Danach ist noch eine kürzere Auffrischungssitzungen im Abstand von zwei Monaten

geplant.

241 ANHANG

Es ist möglich, daß Sie sich nach der Hypnosesitzung zunächst etwas benommen fühlen, daher

ist es wichtig, daß Sie sich nicht unmittelbar anschließend ans Steuer eines Wagens setzen. Planen

Sie also eine halbe Stunde für einen Spaziergang ein oder lassen Sie sich abholen, falls Sie nicht zu

Fuß kommen können.

Die Treffen finden im Psychologischen Institut,

Gartenstraße 29, Raum 06, EG statt.

Mit der Anmeldebestätigung erhalten Sie Ihren genauen Termin.

Da Sie mit der Behandlung an einer wissenschaftlichen Studie teilnehmen, ist Ihre Bereitschaft,

bei jeder Sitzung einige Fragebögen auszufüllen und uns später auch telephonisch Auskunft über

ihr Befinden bzgl. des Nichtrauchens zu geben, Voraussetzung für die Teilnahme an unserem

Entwöhnungsprogramm. Selbstverständlich werden die erhobenen Daten streng vertraulich behandelt.

Wichtig ist außerdem, daß Sie sich die Zeit nehmen, alle Hypnosesitzungen zu besuchen

und daß bereit sind, Nikotinpflaster zu benutzen.

Die wichtigste Bedingung für Ihre erfolgreiche Teilnahme ist jedoch Ihr fester Vorsatz, das Rauchen

vollständig und endgültig zu beenden. Machen Sie sich deshalb rechtzeitig vor Ihrer Anmeldung

Gedanken darüber, ob für Sie gerade der richtige Zeitpunkt ist, das Rauchen aufzuhören:

Wie Sie vielleicht aus früheren Abstinenzversuchen wissen, ist eine gewisse Gewichtszunahme

nach dem Aufhören wahrscheinlich. Wenn eine anfängliche Gewichtszunahme für Sie zur Zeit

nicht akzeptabel ist, sollten Sie Ihre Entscheidung, zum jetzigen Zeitpunkt mit dem Rauchen

aufzuhören, nochmals überdenken.

Auch wenn Sie sich zur Zeit in einer akuten Lebenskrise befinden, ist es unter Umständen sinnvoller,

Ihren Entschluß, mit dem Rauchen aufzuhören, auf eine weniger stressreiche Phase zu

verschieben.

Ganz besonders erfolgversprechend ist es dagegen, wenn Sie sich gleichzeitig mit Freunden,

Partnern oder Kollegen entschließen, mit dem Rauchen aufzuhören. Falls diese Möglichkeit für

Sie besteht, sollten Sie sie nutzen!

Die Kosten für die Raucherentwöhnung betragen 600,00 DM. Eine Hypnosebehandlung wird

von den Krankenkassen normalerweise leider nicht finanziert.

Wegen der großen Nachfrage nach unserem Entwöhnungsprogramm sind Wartezeiten manchmal

nicht zu vermeiden; wir versuchen jedoch, Ihnen einen Termin zum bald möglichsten Zeitpunkt

zu geben.

Mit freundlichen Grüßen

Cornelie Schweizer

ANHANG 242

U T

EBERHARD-KARLS-UNIVERSITÄT

TÜBINGEN

PSYCHOLOGISCHES INSTITUT

ABTEILUNG KLINISCHE UND PHYSIOLOGISCHE PSYCHOLOGIE

Prof. Dr. Dirk Revenstorf, Dipl. Psych. Cornelie Schweizer

Abteilung Klinische & Physiologische Psychologie

Gartenstraße 29 . D-72074 Tübingen

Sehr geehrte Damen und Herren,

Sie interessieren sich für unser Hypnose-Raucherentwöhnungsprogramm; nachfolgend stellen wir

Ihnen unsere Arbeitsweise vor, um Ihnen die Entscheidung, ob Sie teilnehmen möchten, zu ermöglichen.

Wer „Hypnose" hört, denkt häufig an Bühnenshows und Scharlatanerie, an die Gefahr, den eigenen

Willen zu verlieren und dem Hypnotiseur ausgeliefert zu sein. Mit diesen Vorstellungen hat

die Klinische Hypnose jedoch nichts zu tun: Sie ermöglicht vielmehr einen Zustand tiefer Entspannung,

in dem der eigene Wille nicht geschwächt, sondern - im Gegenteil - gestärkt wird,

um ein Ziel, in diesem Fall die Abstinenz von der Zigarette, sicherer zu erreichen.

Studien haben gezeigt, daß Hypnose ein in der Raucherentwöhnung sehr erfolgreiches Verfahren

darstellt: Zwischen 50% und 70% der Behandelten hören mit dem Rauchen auf, während Versuche

im Alleingang nur bei 3% bis 15% zum Erfolg führen.

Der erste Behandlungsschritt unseres Programms besteht in einem Vorgespräch zusammen mit

einigen weiteren Klienten; hier werden Sie Gelegenheit haben, Fragen zur Hypnosebehandlung

zu stellen. Sie erhalten zudem Nikotinpflaster für die folgenden drei Wochen und ein Blatt mit

einigen wichtigen Tips und Tricks, die Ihnen helfen werden, die erste rauchfreie Zeit gut durchzustehen.

Bei jedem Treffen werden wir mit einem einfachen Atemtest Ihre Kohlenmonoxidwerte bestimmen,

um die merkliche gesundheitliche Besserung, welche eintritt, sobald Sie aufgehört haben, zu

rauchen, messen zu können.

Etwa eine Woche nach dem Vorgespräch kommen Sie zur ersten Einzelypnose; der zweite Termin

findet eine Woche danach und eine dritte Sitzung in einem Abstand von nochmals ein bis

zwei Wochen statt. Zwei Monate später kommen Sie noch zu einer Auffrischungssitzung in der

Gruppe. Die Sitzungen dauern jeweils circa eine Stunde.

243 ANHANG

Es ist möglich, daß Sie sich nach der Hypnosesitzung zunächst etwas benommen fühlen, daher

ist es wichtig, daß Sie sich nicht unmittelbar anschließend ans Steuer eines Wagens setzen. Planen

Sie also eine halbe Stunde für einen Spaziergang ein oder lassen Sie sich abholen, falls Sie nicht zu

Fuß kommen können.

Die Treffen finden im Psychologischen Institut,

Gartenstraße 29, Raum 06, EG statt.

Mit der Anmeldebestätigung erhalten Sie Ihren genauen Termin.

Da Sie mit der Behandlung an einer wissenschaftlichen Studie teilnehmen, ist Ihre Bereitschaft,

bei jeder Sitzung einige Fragebögen auszufüllen und uns später auch telephonisch Auskunft über

Ihr Befinden bzgl. des Nichtrauchens zu geben, Voraussetzung für die Teilnahme an unserem

Entwöhnungsprogramm. Selbstverständlich werden die erhobenen Daten streng vertraulich behandelt.

Wichtig ist außerdem, daß Sie sich die Zeit nehmen, alle Hypnosesitzungen zu besuchen

und bereit sind, Nikotinpflaster zu benutzen.

Die wichtigste Bedingung für Ihre erfolgreiche Teilnahme ist jedoch Ihr fester Vorsatz, das Rauchen

vollständig und endgültig zu beenden. Machen Sie sich deshalb rechtzeitig vor Ihrer Anmeldung

Gedanken darüber, ob für Sie gerade der richtige Zeitpunkt ist, das Rauchen aufzuhören:

Wie Sie vielleicht aus früheren Abstinenzversuchen wissen, ist eine gewisse Gewichtszunahme

nach dem Aufhören wahrscheinlich. Wenn eine anfängliche Gewichtszunahme für Sie zur Zeit

nicht akzeptabel ist, sollten Sie Ihre Entscheidung, zum jetzigen Zeitpunkt mit dem Rauchen

aufzuhören, nochmals überdenken.

Auch wenn Sie sich zur Zeit in einer akuten Lebenskrise befinden, ist es unter Umständen sinnvoller,

Ihren Entschluß, mit dem Rauchen aufzuhören, auf eine weniger stressreiche Phase zu

verschieben.

Ganz besonders erfolgversprechend ist es dagegen, wenn Sie sich gleichzeitig mit Freunden,

Partnern oder Kollegen entschließen, mit dem Rauchen aufzuhören. Falls diese Möglichkeit für

Sie besteht, sollten Sie sie nutzen!

Die Kosten für die Raucherentwöhnung betragen 306,- Euro. Eine Hypnosebehandlung wird

von den Krankenkassen normalerweise leider nicht finanziert.

Wegen der großen Nachfrage nach unserem Entwöhnungsprogramm sind Wartezeiten manchmal

nicht zu vermeiden; wir versuchen jedoch, Ihnen einen Termin zum bald möglichsten Zeitpunkt

zu geben.

Mit freundlichen Grüßen

Cornelie Schweizer

ANHANG 244

U T

EBERHARD-KARLS-UNIVERSITÄT

TÜBINGEN

PSYCHOLOGISCHES INSTITUT

ABTEILUNG KLINISCHE UND PHYSIOLOGISCHE PSYCHOLOGIE

Prof. Dr. Dirk Revenstorf, Dipl. Psych. Cornelie Schweizer

Abteilung Klinische & Physiologische Psychologie

Gartenstraße 29 . D-72074 Tübingen

Sehr geehrte Damen und Herren,

Sie möchten mit dem Rauchen aufhören und interessieren sich für unsere Raucherentwöhnungstreffen.

Im Rahmen einer psychologischen Studie haben Sie bei uns die Möglichkeit, bei

einem Treffen mit ca. 20 Personen durch eine Kohlenmonoxidmessung, welche mittels eines

einfachen Atemtests erfolgt, etwas über das Ausmaß Ihrer rauchbedingten körperlichen Schädigungen

zu erfahren. Unterstützt werden Sie außerdem mit Nikotinpflastern, welche Sie von uns

erhalten. Sie bekommen zudem ein Infoblatt mit einigen wichtigen Tips, die Ihnen helfen werden,

die erste Zeit durchzustehen.

Ein zweites Treffen findet statt, wenn Sie bereits drei Monate nicht mehr rauchen- wiederum

werden Ihre Kohlenmonoxidwerte bestimmt, welche zu diesem Zeitpunkt die bereits eingetreten

merkliche gesundheitliche Besserung wiederspiegeln werden. Nach weiteren drei bzw. sechs Monaten

werden wir uns nochmals telephonisch nach Ihrem Befinden erkundigen. Voraussetzung

für die Teilnahme ist Ihr Vorsatz, das Rauchen vollständig zu beenden, sowie die Bereitschaft,

einige Fragebögen zu diesem Thema auszufüllen und uns später telephonisch Auskunft über ihr

Befinden bzgl. des Rauchens zu geben.

Die Treffen finden im Psychologischen Institut,

Gartenstraße 29, Raum 313, 3. Stock statt.

Mit der Anmeldebestätigung erhalten Sie Ihren genauen Termin.

Wie Sie vielleicht aus früheren Abstinenzversuchen wissen, ist eine gewisse Gewichtszunahme

nach dem Aufhören wahrscheinlich. Wenn eine anfängliche Gewichtszunahme für Sie zur Zeit

nicht akzeptabel ist, sollten Sie Ihre Entscheidung, zum jetzigen Zeitpunkt mit dem Rauchen

aufzuhören, nochmals überdenken. Auch wenn Sie sich zur Zeit in einer akuten Lebenskrise befinden,

ist es unter Umständen sinnvoller, Ihren Entschluß, mit dem Rauchen aufzuhören, auf

eine weniger stressreiche Phase zu verschieben. Ganz besonders erfolgversprechend ist es dagegen,

wenn Sie sich gleichzeitig mit Freunden, Partnern oder Kollegen entschließen, mit dem Rauchen

aufzuhören. Falls diese Möglichkeit für Sie besteht, sollten Sie sie nutzen! Die Kosten für

die Raucherentwöhnung betragen eine Beteiligung in Höhe von 60,00 DM an den Unkosten für

die Nikotinpflaster.

Mit freundlichen Grüßen

Cornelie Schweizer

245 ANHANG

Anhang III

Meßinstrumente

Anmeldebogen

Fagerström Test Nicotine Dependence

Symptom-Checkliste von Derogatis

Selbsteinschätzungsbogen der Creative Imagination Scale: CIS

State-Trait-Ärgerausdruckinventar: STAXI

Allgemeine Depressions Skala: ADS

Veränderungsfragebogen des Erlebens und Verhaltens: VEV

Protokollbogen

Klienten-Feedbackbogen

Therapeutenfragebogen

Katamnesebogen

ANHANG 246

ANMELDUNG

HINWEIS!

Für unsere Teilnehmerinnen: Falls Sie schwanger sind oder zur Zeit stillen, können Sie

kein Nikotinpflaster verwenden.

Wenn Sie unter einer oder mehrerer der folgenden Erkrankungen leiden oder gelitten

haben, besprechen Sie mit Ihrem Hausarzt, ob Sie trotzdem ein Pflaster verwenden können.

➙Überempfindlichkeit gegen Pflaster oder Nikotin auf der Haut

➙Herzinfarkt

➙Schlaganfall

➙allgemeine Hauterkrankungen

➙Angina Pectoris

➙Hirngefäßerkrankungen

➙Herzrhythmusstörungen

➙Durchblutungsstörungen

➙stark erhöhtem Blutdruck

➙Herzmuskelschwäche

➙Nieren-und Leberfunktionsstörungen

➙Schilddrüsenüberfunktion

➙Diabetes

➙Magenschleimhautentzündung

➙Magen- und Darmgeschwüre

➙regelmäßige Medikamenteneinnahme

Mit dieser Anmeldung bestätigen Sie uns, nötigenfalls mit Ihrem Hausarzt vor Behandlungsbeginn

abzuklären, ob eine Pflasterbehandlung bei Ihnen möglich ist.

Wenn eine Pflasterbehandlung bei Ihnen aus den oben genannten Gründen nicht in Frage

kommt, können wir Ihnen in dringenden Fällen eine Behandlung außerhalb der eigentlichen Studie

(in diesem Fall ohne Nikotinpflaster) anbieten.

DEN INFORMATIONSBRIEF HABE ICH GELESEN UND ZUR KENNTNIS GENOMMEN.

HIERMIT MELDE ICH MICH VERBINDLICH FÜR DAS BESCHRIEBENE PROGRAMM AN.

Name: _____________________________________________________________________

Adresse: ___________________________________________________________________

Phon/Fax: _________________________________________________________________

Datum, Unterschrift: __________________________________________________________

Bitte legen Sie Ihrer Anmeldung

ein aktuellesPassfoto bei

und füllen Sie den umseitigen

Fragebogen vollständig aus.

Code:

247 ANHANG

Geschlecht: ❑ männl. Alter:_____________________

❑ weibl.

Familienstand: ❑ unverheiratet Wohnsituation: ❑ allein lebend

❑ verheiratet ❑ mit PartnerIn

❑ geschieden ❑ mit Verwandten/Kindern/Freunden

❑ verwitwet

Schulabschluß: ❑ keiner

❑ Hauptschule

❑ Realschule

❑ Abitur

❑ Hochschulabschluß

Berufsausbildung: ❑ keine

❑ Lehre abgeschlossen

❑ Fachschule abgeschlossen

❑ Fachhochschule/ Universität abgeschlossen

Erwerbstätigkeit: ❑ voll

❑ teilweise

❑ Hausfrau/-mann

❑ in Ausbildung

❑ RentnerIn

❑ arbeitslos

Was rauchen Sie? ❑ Zigaretten ❑ Pfeife ❑ Zigarren

Wieviele Zigaretten rauchen Sie durchschnittlich am Tag ? _______

Wie hoch ist der Nikotingehalt Ihrer Zigaretten? ______________

Finden Sie es schwierig, Rauchverbote in Kinos oder anderen öffentlichen Gebäuden einzuhalten? ❑ ja ❑ nein

Welche Zigarette im Verlauf eines Tages ist Ihnen am wichtigsten? ❑ die erste am Morgen ❑ andere

Rauchen Sie mehr während der ersten Stunden nach dem Erwachen als während des übrigen Tages ❑ ja ❑ nein

Rauchen Sie auch, wenn Sie krank im Bett liegen müssen? ❑ ja ❑ nein

In welchem Zeitraum nach dem Erwachen rauchen Sie Ihre erste Zigarette?

Innerhalb von: ❑ 5 Min ❑ 6-30 Min. ❑ 31-60 Min. ❑ Nach über 60 Min.

Wie alt waren Sie, als Sie begonnen haben, zu rauchen? ________

Wieviele Jahre Ihres Lebens haben Sie geraucht? _____________

Hatten Sie früher schon versucht, das Rauchen aufzuhören: ❑ ja ❑ nein Anzahl der Versuche: ______

Haben Sie schon einmal an einem Raucherentwöhnungsprogramm teilgenommen? ❑ ja ❑ nein

In welchen Situationen oder Stimmungen rauchen Sie besonders viel?

__________________________________________________________________________________________

Bitte kreuzen Sie an, wie zuversichtlich Sie sind, in den folgenden Situationen nicht zu rauchen:

(1=gar nicht zuversichtlich, 2=wenig zuversichtlich, 3=einigermaßen zuversichtlich, 4=zuversichtlich, 5=völlig zuversichtlich)

Wenn Sie sich in geselliger Runde befinden und Alkohol trinken. 1----2----3----4----5

Wenn Sie ängstlich und nervös sind. 1----2----3----4----5

Wenn Sie sich nach einer eher unangenehmen Tätigkeit belohnen wollen. 1----2----3----4----5

Wenn Sie Hungergefühle dämpfen möchten. 1----2----3----4----5

Wenn Sie Ihre Konzentration steigern wollen. 1----2----3----4----5

Wenn Sie sehr verärgert über etwas oder jemand sind. 1----2----3----4----5

Wenn Sie spüren, daß Sie eine Aufmunterung brauchen. 1----2----3----4----5

Wenn Sie morgens gerade aufstehen. 1----2----3----4----5

Wenn Sie sich überarbeitet und gestreßt fühlen und sich entspannen wollen. 1----2----3----4----5

Wenn Ihnen bewußt wird, daß Sie eine Weile nicht geraucht haben. 1----2----3----4----5

Wenn Sie mit Partner/in oder Freund/in zusammen sind und er/sie raucht. 1----2----3----4----5

Wie stark ausgeprägt ist ihre Absicht, aufzuhören? (1=sehr schwach 5=sehr stark) 1----2----3----4----5

Wie sicher sind Sie, daß Sie es schaffen, aufzuhören? (1=sehr unsicher 5=sehr sicher) 1----2----3----4----5

Wie zwiespältig sind Ihre Gefühle bei dem Gedanken, nie mehr zu rauchen?

(1=gar nicht zwiespältig 5=sehr ) 1---2---3---4---5

Fühlen Sie sich von Familie/Freunden in Ihrem Aufhörvorhaben unterstützt?

(1= gar nicht 5=sehr) 1----2----3----4----5

Vielen Dank fürs Ausfüllen!

ANHANG 248

Fagerström Test Nicotine Dependence

1. Wann nach dem Erwachen rauchen Sie Ihre erste Zigarette?

Innerhalb von: ❑ 5 Min ❑ 6-30 Min. ❑ 31-60 Min. ❑ Nach über 60 Min.

2. Finden Sie es schwierig, an Orten, wo das Rauchen verboten ist (z. B. Kino usw.) das

Rauchen sein zu lassen?

❑ ja ❑ nein

3. Auf welche Zigarette würden Sie nicht verzichten wollen?

❑ die erste am Morgen ❑ andere

4. Wieviel Zigaretten rauchen Sie im allgemeinen pro Tag?

_______________________

5. Rauchen Sie am Morgen im allgemeinen mehr als am Rest des Tages?

❑ ja ❑ nein

6. Kommt es vor, daß Sie rauchen, wenn Sie krank sind und tagsüber im Bett bleiben

müssen?

❑ ja ❑ nein

249 ANHANG

ANHANG 250

251 ANHANG

ANHANG 252

253 ANHANG

ANHANG 254

255 ANHANG

ANHANG 256

257 ANHANG

Selbsteinschätzungsbogen der Creative Imagination Scale (Barber & Wilson, 1978/79)

Name: _____________________ Geburtsdatum: ______________ Code: ____________

Bitte beantworten Sie jedes Item, so ehrlich wie möglich. Es gibt keine richtigen oder falschen

Antworten.

Lesen Sie die nachfolgenden Statements zu jedem Item. Dann kreuzen Sie die Zahl an

(0, 1, 2, 3 oder 4), welche der Erfahrung, die Sie gemacht haben, am ehesten entspricht.

1. In einem ersten Test wurden Sie gebeten, sich zunächst ein, dann zwei und drei Wörterbücher vorzustellen,

die auf Ihrer Handfläche gestapelt wurden. Verglichen mit dem, was Sie erlebt hätten, wenn tatsächlich

Wörterbücher auf Ihrer Hand gestapelt worden wären, war Ihre erlebte Vorstellung:

0 1 2 3 4

__________________________________________________________________________________

0% 25% 50% 75% 100%

überhaupt geringfügig ähnlich ziemlich fast

nicht ähnlich ähnlich ähnlich identisch

2. In einem zweiten Test wurden Sie gebeten, sich vorzustellen, wie Ihre Hand von einem starken Wasserstrahl

eines Gartenschlauchs angehoben wird. Verglichen mit dem, was Sie erlebt hätten, wenn Ihre Hand

tatsächlich von einem Wasserstrahl in die Höhe gehoben worden wäre, war Ihre erlebte Vorstellung:

0 1 2 3 4

__________________________________________________________________________________

0% 25% 50% 75% 100%

überhaupt geringfügig ähnlich ziemlich fast

nicht ähnlich ähnlich ähnlich identisch

3. In einem dritten Test wurden Sie gebeten, sich vorzustellen, wie ein lokales Betäubungsmittel in Ihre

Hand injiziert wurde, worauf zwei Finger taub wurden. Verglichen mit dem, was Sie erlebt hätten, wenn

tatsächlich zwei Finger aufgrund eines Betäubungsmittels taub geworden wären, war Ihre erlebte Vorstellung:

0 1 2 3 4

__________________________________________________________________________________

0% 25% 50% 75% 100%

überhaupt geringfügig ähnlich ziemlich fast

nicht ähnlich ähnlich ähnlich identisch

4. In einem vierten Test wurden Sie gebeten, sich vorzustellen, wie Sie eine Tasse kühles, klares Wasser

aus einem Bergbach trinken. Verglichen mit der tatsächlichen Erfahrung kühles, klares Wasser zu trinken,

war Ihre erlebte Vorstellung:

0 1 2 3 4

__________________________________________________________________________________

0% 25% 50% 75% 100%

überhaupt geringfügig ähnlich ziemlich fast

nicht ähnlich ähnlich ähnlich identisch

5. In einem fünften Test wurden Sie gebeten, eine Orange zu riechen und zu

schmecken. Verglichen mit der tatsächlichen Erfahrung eine Orange zu riechen und schmecken, war Ihre

erlebte Vorstellung:

ANHANG 258

0 1 2 3 4

__________________________________________________________________________________

0% 25% 50% 75% 100%

überhaupt geringfügig ähnlich ziemlich fast

nicht ähnlich ähnlich ähnlich identisch

6. In einem sechsten Test wurden Sie gebeten, sich an eine wundervolle Melodie zu erinnern und diese in

der Vorstellung zu hören. Verglichen mit der tatsächlichen Erfahrung diese Musik zu hören, war Ihre

erlebte Vorstellung:

0 1 2 3 4

__________________________________________________________________________________

0% 25% 50% 75% 100%

überhaupt geringfügig ähnlich ziemlich fast

nicht ähnlich ähnlich ähnlich identisch

7. ln einem siebten Test wurden Sie gebeten, sich vorzustellen, wie die Sonne auf

Ihre Hand scheint und diese dadurch warm wurde. Verglichen mit dem, was Sie erlebt hätten, wenn Ihre

Hand tatsächlich von der Sonne beschienen worden wäre, war Ihre erlebte Vorstellung:

0 1 2 3 4

__________________________________________________________________________________

0% 25% 50% 75% 100%

überhaupt geringfügig ähnlich ziemlich fast

nicht ähnlich ähnlich ähnlich identisch

8. In einem achten Test wurden Sie gebeten, sich vorzustellen, wie sich die Zeit

verlangsamt. Verglichen mit der tatsächlichen Erfahrung, daß die Zeit nur langsam vorübergeht, war Ihre

erlebte Vorstellung:

0 1 2 3 4

__________________________________________________________________________________

0% 25% 50% 75% 100%

überhaupt geringfügig ähnlich ziemlich fast

nicht ähnlich ähnlich ähnlich identisch

9. In einem neunten Test wurden Sie gebeten, an die Zeit zurückzudenken, als Sie

in der Grundschule waren. Verglichen mit den Empfindungen, die Sie gehabt hätten, wenn Sie tatsächlich

in der Grundschule gewesen wären, war Ihre erlebte Vorstellung:

0 1 2 3 4

__________________________________________________________________________________

0% 25% 50% 75% 100%

überhaupt geringfügig ähnlich ziemlich fast

nicht ähnlich ähnlich ähnlich identisch

10. In einem zehnten Test wurden Sie gebeten, sich in der Sonne am Strand liegend vorzustellen und sich

dabei sehr zu entspannen. Verglichen mit dem, was Sie erlebt hätten, wenn Sie sich tatsächlich am Strand

entspannen würden, war Ihre erlebte Vorstellung:

0 1 2 3 4

__________________________________________________________________________________

0% 25% 50% 75% 100%

überhaupt geringfügig ähnlich ziemlich fast

nicht ähnlich ähnlich ähnlich identisch

259 ANHANG

ANHANG 260

261 ANHANG

ANHANG 262

Veränderungsfragebogen des Erlebens und Verhaltens VEV

Name: Vorname: Datum:

Anleitung:

Bitte stellen Sie sich den Zeitpunkt, kurz bevor Sie an der Raucherentwöhnung teilgenommen

haben, vor. Das war vor ungefähr drei Monaten; am __________. Überlegen

Sie, was Sie zu diesem Zeitpunkt machten und wie Sie sich fühlten. Überblicken Sie

nunmehr den Zeitraum vom obigen Datum bis heute. Bitte prüfen Sie bei den nachfolgenden

Fragen immer, ob sich bei Ihnen innerhalb dieses Zeitraums eine Änderung in die eine

oder andere Richtung vollzogen hat. Das Ausmaß der Änderung geben Sie bitte durch

das Ankreuzen einer Zahl an.

Hier ein Beispiel:

Änderung

in in

gleicher keine entgegengesetzter

Richtung Richtung

+3 +2 +1 0 -1 -2 -3

stark mittel schwach schwach mittel stark

Ich bin ruhiger geworden. +3 +2 +1 0 -1 -2 -3

Wenn Sie innerhalb des Zeitraums keine Änderung erlebt haben, wenn Sie also weder

ruhiger noch unruhiger geworden sind, durchkreuzen Sie bitte die 0.

Wenn Sie eine starke Änderung in entgegengesetzter Richtung erlebt haben, wenn Sie

also während des Zeitraums unruhiger geworden sind, durchkreuzen Sie bitte die -3.

Wenn Sie eine starke Änderung in die gleiche Richtung erlebt haben, wenn Sie also während

des Zeitraums ruhiger geworden sind, durchkreuzen Sie bitte die +3.

Wichtig ist: Es geht nicht darum, ob die Aussage als solche für Sie zutrifft, sondern um

die Änderung Ihres Erlebens. Ein Beispiel: „Ich kann jetzt freier sprechen" Wenn freies

Sprechen für Sie ein großes Problem ist und sich daran nichts verändert hat, kreuzen Sie

die 0 an. Wenn freies Sprechen für Sie noch nie ein Problem war und sich in diesem Bereich

nichts verändert hat, kreuzen Sie ebenfalls die 0 an. Bitte füllen sie den Bogen vollständig

aus, und zwar auch dann, wenn der entsprechende Bereich als solcher für Sie

nicht zutrifft.

Beantworten Sie bitte zügig und spontan alle Fragen!

Code:

263 ANHANG

Änderung

in in

gleicher keine entgegengesetzter

Richtung Richtung

+3 +2 +1 0 -1 -2 -3

stark mittel schwach schwach mittel stark

1 Ich fühle mich weniger gehetzt.

+3 +2 +1 0 -1 -2 -3

2 Ich rege mich über viele Dinge nicht mehr auf.

+3 +2 +1 0 -1 -2 -3

3 Ich weiß jetzt eher, was ich tun will und tun kann.

+3 +2 +1 0 -1 -2 -3

4 Ich habe jetzt das Gefühl, in einer Sackgasse zu stecken,

aus der ich nicht mehr herauskomme. +3 +2 +1 0 -1 -2 -3

5 Das Leben hat für mich keinen rechten Inhalt mehr.

+3 +2 +1 0 -1 -2 -3

6 Ich bin mit mir zufrieden und mache mir weniger Gedanken

über mich selbst. +3 +2 +1 0 -1 -2 -3

7 Ich sehe Schwierigkeiten gelassener entgegen.

+3 +2 +1 0 -1 -2 -3

8 Ich bin innerlich ruhiger geworden.

+3 +2 +1 0 -1 -2 -3

9 Alle Dinge haben jetzt mehr Bedeutung und Leben für mich.

+3 +2 +1 0 -1 -2 -3

10 Ich habe weniger Ausdauer und gebe schneller auf.

+3 +2 +1 0 -1 -2 -3

11 Ich bin heiterer geworden.

+3 +2 +1 0 -1 -2 -3

12 Meine Stimmungen schwanken jetzt stärker als früher.

+3 +2 +1 0 -1 -2 -3

13 Ich fühle mich unabhängiger von anderen.

+3 +2 +1 0 -1 -2 -3

14 Ich leide nicht mehr unter meiner Unsicherheit.

+3 +2 +1 0 -1 -2 -3

15 Im Umgang mit anderen Menschen bin ich ruhiger geworden.

+3 +2 +1 0 -1 -2 -3

16 Ich fühle mich weniger beunruhigt, wenn ich an die Zukunft

denke. +3 +2 +1 0 -1 -2 -3

17 Diese quälende Ungewißheit ist stärker geworden.

+3 +2 +1 0 -1 -2 -3

18 Unerwartete Ereignisse nehme ich gelassener hin.

+3 +2 +1 0 -1 -2 -3

19 Ich fühle mich stärker isoliert als früher.

+3 +2 +1 0 -1 -2 -3

20 Ich weiß jetzt manchmal nicht mehr, wie es weitergehen

soll. +3 +2 +1 0 -1 -2 -3

21 Ich kann es noch nicht verstehen, aber mir geht es seit

einiger Zeit besser. +3 +2 +1 0 -1 -2 -3

ANHANG 264

22 Ich kann jetzt freier sprechen.

+3 +2 +1 0 -1 -2 -3

23 Ich habe weniger Selbstvertrauen.

+3 +2 +1 0 -1 -2 -3

24 Irgendwie sehe ich wieder mehr Sinn in meinem Leben. +3 +2 +1 0 -1 -2 -3

25 Ich fühle mich freier.

+3 +2 +1 0 -1 -2 -3

26 Mit Personen des anderen Geschlechts kann ich schlechter

Kontakt aufnehmen. +3 +2 +1 0 -1 -2 -3

27 Meine Schwierigkeiten im Umgang mit anderen Menschen

haben zugenommen. +3 +2 +1 0 -1 -2 -3

28 Ich bin häufiger niedergestimmt.

+3 +2 +1 0 -1 -2 -3

29 Ich fühle mich meinen Aufgaben nicht mehr gewachsen.

+3 +2 +1 0 -1 -2 -3

30 Ich bin entspannter. +3 +2 +1 0 -1 -2 -3

31 Ich fühle mich ruhiger und ausgeglichener.

+3 +2 +1 0 -1 -2 -3

32 Ich habe ein klareres Bild von mir und meiner Zukunft.

+3 +2 +1 0 -1 -2 -3

33 Irgendwie bin ich froh und sehe die Dinge optimistischer.

+3 +2 +1 0 -1 -2 -3

34 Ich glaube, daß ich jetzt eher weiß, was für mich wichtig ist.

+3 +2 +1 0 -1 -2 -3

35 Ich kann mich jetzt mit meinen Problemen besser abfinden.

+3 +2 +1 0 -1 -2 -3

36 Im Gespräch mit anderen fühle ich mich nicht mehr so unsicher.

+3 +2 +1 0 -1 -2 -3

37 Ich komme mit mir selbst schlechter aus.

+3 +2 +1 0 -1 -2 -3

38 Ich kann das Ungemach des alltäglichen Lebens besser

ertragen. +3 +2 +1 0 -1 -2 -3

39 Ich habe keine Angst mehr, in einer Sache zu versagen,

die mir gelingen soll. +3 +2 +1 0 -1 -2 -3

40 Es macht mich nicht mehr so unsicher, wenn sich ein anderer

mir gegenüber selbstbewußt gibt. +3 +2 +1 0 -1 -2 -3

41 Ich liege nicht mehr im Kriegszustand mit mir selber.

+3 +2 +1 0 -1 -2 -3

42 Ich habe immer größere Schwierigkeiten, mich mit anderen

Menschen zu unterhalten. +3 +2 +1 0 -1 -2 -3

Vielen Dank fürs Ausfüllen!

ANHANG 265

SITZUNGSPROTOKOLL GRUPPE:_____________

Vorgespräch am um

Code:

Name:

Telnummer:

Bezahlt:

Konsumhöhe

Seit:

Farbe:

CO in ppm:

Pflaster vergeben:

SCL back:

ADS:

STAXI:

Extras& Prognose:

Hypno I am um

Name:

Konsumhöhe

Seit:

Pflaster benutzt:

Patenschaft:

CO in ppm:

CIS back:

Reak. In Trance:

Feedbackbogen:

Extras:

ANHANG 266

Hypno II am um

Name:

Konsumhöhe

Seit:

Pflaster benutzt:

Patenschaft:

CO in ppm:

Reak. In Trance:

Feedbackbogen:

Extras:

Hypno III am um

Name:

Konsumhöhe

Seit:

Pflaster benutzt:

Patenschaft:

CO in ppm:

Reak. In Trance:

Feedbackbogen:

Extras:

ANHANG 267

Kata am um

Name:

Konsumhöhe

Seit:

CO in ppm:

ADS:

STAXI:

Veränd.bogen:

Reak. in Trance:

Feedbackbogen:

Extras:

ANHANG 268

HYPNOSE-FEEDBACKBOGEN

Name: ___________________________________ Hypnosesitzung Nummer: _____

Zum Rauchen:

Mein Kohlenmonoxidwert betrug heute: ___________

Das Nikotinpflaster habe ich benutzt: ❑ ja ❑ nein

Die Abstinenztage vor der ersten Hypnosesitzung habe ich eingehalten: ❑ ja ❑ nein

❏ Ich rauche nicht seit : _______ Tagen / Wochen.

Wenn Sie nicht rauchen, weiter mit „Wie stark ausgeprägt ist Ihre..."

❏ Ich habe nicht aufgehört, zu rauchen.

❏ Ich rauche wieder seit: _______________ Tagen / Wochen.

Wieviele Zigaretten rauchen Sie durchschnittlich am Tag ? ________

Finden Sie es schwierig, Rauchverbote z. B. in Kinos oder anderen öffentlichen Gebäuden einzuhalten?

❑ ja ❑ nein

Welche Zigarette im Verlauf eines Tages ist Ihnen am wichtigsten?❑ die erste am Morgen❑ andere

Rauchen Sie mehr während der ersten Stunden nach dem Erwachen als während des übrigen Tages?

❑ ja ❑ nein

Rauchen Sie auch, wenn Sie krank im Bett liegen müssen? ❑ ja ❑ nein

In welchem Zeitraum nach dem Erwachen rauchen Sie Ihre erste Zigarette?

Innerhalb von: ❑ 5 Min ❑ 6-30 Min. ❑ 31-60 Min. ❑ Nach über 60 Min.

Wie stark ausgeprägt ist Ihre Absicht, aufzuhören / abstinent zu bleiben? 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 - 10

Wie sicher sind Sie, daß Sie es schaffen, aufzuhören / abstinent zu bleiben? 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 - 10

Wie zwiespältig sind Ihre Gefühle bei dem Gedanken, nie mehr zu rauchen? 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 - 10

Fühlen Sie sich von Familie/Freunden in Ihrem Aufhörvorhaben unterstützt?1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 - 10

Woran merken Sie oder haben Sie bemerkt, daß für Sie der richtige Zeitpunkt, aufzuhören, da ist?

__________________________________________________________________________________

__________________________________________________________________________________

Zur Behandlung allgemein:

Die Sitzung heute hat mich zufriedengestellt 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 - 10

Ich habe mich in der Gruppe wohl gefühlt 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 - 10

Ich fühle mich von den Therapeutinnen verstanden 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 - 10

Ich sehe Möglichkeiten, anders zu handeln 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 - 10

Haben Sie Kontakt zu einem anderen Mitglied der Gruppe aufgenommen (Patenschaft)? ❑ ja ❑ nein

Code:

1 = niedrigste Ausprägung des Merkmals z. B.: gar nicht zwiespältig, gar nicht zuversichtlich, gar nicht sicher...

10 = höchste Ausprägung des Merkmals z. B.: vollkommen zwiespältig, vollkommen zuversichtlich, vollkommen sicher...

269 ANHANG

Zur Hypnose:

Ich konnte mich während der Sitzung „fallen" lassen 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 - 10

Ich hatte während der Hypnose lebhafte bildliche Vorstellunge 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 - 10

Ich hatte während der Hypnose ungewöhnliche Körperempfindunge 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 - 10

Die Tiefe der Trance in dieser Sitzung schätze ich ein 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 - 10

Beschreiben Sie kurz, welches Bild oder welche Methapher während der Hypnose für Sie am wichtigsten

war:

__________________________________________________________________________________

__________________________________________________________________________________

__________________________________________________________________________________

__________________________________________________________________________________

Wie wirksam war für Sie in dieser Sitzung die Hypnose in Relation zum Gruppengespräch und dem Kontakt

zu den anderen Gruppenmitgliedern?

vor allem Hypnose wirksam beides gleich wirksam vor allem Gruppe wirksam

1 ----------------------- 2 ----------------------- 3 ----------------------- 4 ------------------------ 5

Zu Ihrem Befinden: Wie sehr litten während der letzten drei Tage unter....? 1= gar nicht 5 = sehr

Verminderung Ihres Interesses an Sexualität 1 - 2 - 3 - 4 - 5

Dem Gefühl, leicht reizbar zu sein 1 - 2 - 3 - 4 - 5

Energielosigkeit oder Verlangsamung in den Bewegungen oder im Denken 1 - 2 - 3 - 4 - 5

Gedanken, sich das Leben zu nehmen 1 - 2 - 3 - 4 - 5

Neigung zum Weinen 1 - 2 - 3 - 4 - 5

Der Befürchtung, ertappt oder erwischt zu werden 1 - 2 - 3 - 4 - 5

Gefühlsausbrüchen, denen gegenüber Sie machtlos waren 1 - 2 - 3 - 4 - 5

Selbstvorwürfen über bestimmte Dinge 1 - 2 - 3 - 4 - 5

Einsamkeitsgefühlen 1 - 2 - 3 - 4 - 5

Schwermut 1 - 2 - 3 - 4 - 5

Dem Gefühl, sich viele Sorgen machen zu müssen 1 - 2 - 3 - 4 - 5

Dem Gefühl, sich für nichts zu interessieren 1 - 2 - 3 - 4 - 5

Einem Gefühl der Hoffnungslosigkeit angesichts der Zukunft 1 - 2 - 3 - 4 - 5

Dem Drang, jemanden zu schlagen, zu verletzten oder ihm Schmerz zuzufügen 1 - 2 - 3 - 4 - 5

Dem Drang, Dinge zu zerbrechen 1 - 2 - 3 - 4 - 5

Einem Gefühl, daß alles sehr anstrengend ist 1 - 2 - 3 - 4 - 5

Der Neigung, immer wider in Erörterungen und Auseinandersetzungen zu geraten 1 - 2 - 3 - 4 - 5

Dem Gefühl, wertlos zu sein 1 - 2 - 3 - 4 - 5

Dem Bedürfnis, laut zu schreien oder mit Gegenständen zu werfen 1 - 2 - 3 - 4 - 5

Vielen Dank fürs Ausfüllen!

ANHANG 270

HYPNOSE-THERAPEUTENFRAGEBOGEN GRUPPE:_____________

Hypno I

Name:

Ausmaß der Amnesie 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10

Abwesender Eindruck

1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10

Guter Rapport 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10

Hat sich gut aufgehoben

gefühlt

1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10

War entspannt 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10

Katalepsie, motor.

Reaktionen

1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10

Trancetiefe gesamt 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10

Sitzung hat Klient

befriedigt

1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10

Hypno II

Ausmaß der Amnesie 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10

Abwesender Eindruck

1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10

Guter Rapport 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10

Hat sich gut aufgehoben

gefühlt

1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10

War entspannt 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10

Katalepsie, motor.

Reaktionen

1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10

Trancetiefe gesamt 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10

Sitzung hat Klient

befriedigt

1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10

Hypno III

Ausmaß der Amnesie 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10

Abwesender Eindruck

1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10

Guter Rapport 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10

aufgehoben gefühlt 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10

War entspannt 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10

Katalepsie 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10

Trancetiefe gesamt 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10

Sitzung befriedigt 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10

271 ANHANG

KATAMNESEBOGEN

Name: ______________________________ Datum: ______________

Mein Kohlenmonoxidwert betrug heute: ________

❏ Ich rauche nicht seit : _______ Tagen / Wochen.

Wenn Sie nicht rauchen, weiter mit „Wie stark ausgeprägt ist Ihre..."

❏ Ich habe nicht aufgehört, zu rauchen.

❏ Ich rauche wieder seit: ____________ Tagen / Wochen.

Beschreiben Sie kurz, in welcher Situation Sie sich dafür entschieden haben, wieder zu rauchen:

__________________________________________________________________________________

__________________________________________________________________________________

Wieviele Zigaretten rauchen Sie durchschnittlich am Tag ? ________

Finden Sie es schwierig, Rauchverbote z. B. in Kinos oder anderen öffentlichen Gebäuden einzuhalten?

❑ ja ❑ nein

Welche Zigarette im Verlauf eines Tages ist Ihnen am wichtigsten? ❑ die erste am Morgen ❑ andere

Rauchen Sie mehr während der ersten Stunden nach dem Erwachen als während des übrigen Tages?

❑ ja ❑ nein

Rauchen Sie auch, wenn Sie krank im Bett liegen müssen? ❑ ja ❑ nein

In welchem Zeitraum nach dem Erwachen rauchen Sie Ihre erste Zigarette?

Innerhalb von: ❑ 5 Min ❑ 6-30 Min. ❑ 31-60 Min. ❑ Nach über 60 Min.

Wie stark ausgeprägt ist Ihre Absicht, aufzuhören / abstinent zu bleiben? 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 - 10

Wie sicher sind Sie, daß Sie es schaffen, aufzuhören / abstinent zu bleiben? 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 - 10

Wie zwiespältig sind Ihre Gefühle bei dem Gedanken, nie mehr zu rauchen? 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 - 10

Fühlen Sie sich von Familie/ Freunden in Ihrem Aufhörvorhaben unterstützt? 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 - 10

Haben Sie für sich Rituale oder spezielle Verhaltensweisen entwickelt, die Ihnen in schwierigen Situationen

helfen, nicht zu rauchen? ❑ ja ❑ nein

Haben Sie den Kontakt zu anderen Gruppenmitgliedern gehalten (Patenschaft)? ❑ ja ❑ nein

Wie wirksam war für Sie die Hypnose in Relation zum Gruppengespräch und dem Kontakt zu den anderen

Gruppenmitgliedern?

vor allem Hypnose wirksam beides gleich wirksam vor allem Gruppe wirksam

1 ----------------------- 2 ----------------------- 3 ----------------------- 4 ------------------------ 5

Vielen Dank fürs Ausfüllen!

Code:

1 = niedrigste Ausprägung des Merkmals z. B.: gar nicht zwiespältig, gar nicht zuversichtlich, gar nicht sicher...

10 = höchste Ausprägung des Merkmals z. B.: vollkommen zwiespältig, vollkommen zuversichtlich, vollkommen sicher...

ANHANG 272

Anhang IV

Kohlenmonoxidmessung

Gerätebeschreibung

CO-Graphik

273 ANHANG

ANHANG 274

275 ANHANG

ANHANG 276

277 ANHANG

ANHANG 278

279 ANHANG

ANHANG 280

Anhang V

Nicotinell

281 ANHANG

ANHANG 282

283 ANHANG

Anhang VI

"Tipps & Tricks"

ANHANG 284

Tipps & Tricks

Diese Zusammenstellung wertvoller Tipps soll Ihnen zunächst das Durchstehen

der ersten beiden Abstinenztage erleichtern - beherzigen Sie die Ratschläge

jedoch am besten auch während der folgenden Wochen; die erste

Nichtraucherzeit wird Ihnen damit auf jeden Fall leichter fallen.

Klein, aber oho! - Wichtige Sätze

1. Kleben Sie sich Sprüche an Stellen, an denen Sie sich jeden Tag aufhalten (Küche,

Bad, Arbeitsplatz etc.) mit Leitsätzen, die Ihnen helfen können, z. B. Du

schaffst es!! Oder: Ich will aufhören, weil ...

2. Prägen Sie sich genauso wichtige Sätze ein, die Sie sich sagen können, wenn Sie

in einer Versuchungssituation sind, z. B. „Denk an Deinen rasselnden Atem." etc.

3. Schließen Sie Wetten oder Verträge mit Freunden oder Kollegen ab - die

Wetteinsätze sollten sich dabei in realistischer Höhe bewegen. Fixieren Sie den

Vertrag schriftlich, legen Sie die Bedingungen genau fest und hängen Sie ihn an die

Wand.

Belohnung

4. Belohnen Sie sich immer wieder mit einer Kleinigkeit fürs Nichtrauchen.

5. Führen Sie einen Nichtraucherkalender, in den Sie die wachsende Zahl der

rauchfreien Tage eintragen, hängen Sie ihn gut sichtbar auf und lassen Sie sich von

Ihrer Familie oder Freunden für Ihr Durchhaltevermögen loben.

6. Wenn Sie einer Versuchungssituation erfolgreich widerstanden haben, belohnen

Sie sich. Sagen Sie sich, wie stolz Sie auf sich sind.

7. Kleben Sie ein Nichtraucherschild auf eine Sparbüchse und werfen Sie jeden Tag

das durchs Nichtrauchen ersparte Geld hinein. Stellen Sie die Dose gut sichtbar auf

und kaufen Sie sich etwas davon, was Sie sich schon lange gewünscht haben. Oder

eröffnen Sie ein Nichtraucher-Konto mit einem Dauerauftrag und überweisen Sie

Ihr durchs Nichtrauchen ersparte Geld (eine Schachtel pro Tag entspricht: 1800,-

DM im Jahr!!!) jeden Monat.

8. Sie haben nun viel mehr Zeit für Neues! Nutzen Sie Ihre neugewonnene Zeit,

um persönliche Wünsche und Hobbys zu realisieren.

Vorsicht! - Gefährliche Situationen

9. Meiden Sie Orte und Situationen, die Sie mit dem Rauchen verbinden.

10. Räumen Sie Aschenbecher, Zigaretten, Feuerzeug und alles, was Sie sonst noch

ans Rauchen erinnern könnte, beiseite.

285 ANHANG

11. Gestalten Sie Ihre traditionellen „Rauchzeiten" um: Statt der Zigarette nach

dem Essen machen Sie einen Spaziergang, in der Badewanne lesen Sie, anstatt zu

rauchen ...

12. Besuchen Sie solche Plätze, an denen viel geraucht wird, wie Kneipen oder

Skatabende, einige Zeit nicht.

13. Vermeiden Sie Getränke, die Lust auf Zigaretten machen, wie Kaffee oder Alkohol.

14. Überbrücken Sie Ihren Rauchwunsch mit zuckerfreiem Kaugummi, Pfefferminz

oder Lakritze.

15. Erklären Sie Ihren Bekannten und Kollegen, daß Sie nicht mehr rauchen und

keine Zigaretten mehr angeboten haben möchten. Bitten Sie um Verständnis dafür,

daß zumindest die nächsten Wochen über in Ihrer Nähe nicht geraucht werden

soll. Erklären Sie Ihre Wohnung zur rauchfreien Zone.

Gesundheit und Ernährung

16. Halten Sie sich möglichst wenig in geschlossenen Räumen auf: Bewegen Sie

sich viel an der frischen Luft.

17. Sorgen Sie für ausreichend Schlaf und Entspannung; wenn Sie ein Entspannungsverfahren

gelernt haben, wenden Sie es an.

18. Fangen Sie etwas Neues an! Besuchen Sie einen Volkshochschulkurs, fangen Sie

mit Joggen, Tennis, Schwimmen an!! Sport ist nicht nur geeignet, eine Gewichtszunahme

zu verhindern, sondern lindert auch die Nervosität, die Sie anfangs vielleicht

manchmal erleben. Stellen Sie sich ihren Körper vor, wie er in ein paar Wochen

sein wird!

19. Manche nehmen am Anfang 1 - 2 kg zu; wenn Sie einige Tips beachten, können

Sie dem jedoch entgegenwirken. In der ersten Tagen sollten Sie immer eine

kalorienarme Kleinigkeit zu essen, z. B. etwas Obst oder eine Karotte, bei sich haben.

Trinken Sie vor jeder Mahlzeit viel Wasser oder ein anderes kalorienarmes

Getränk. Ernähren Sie sich ausgewogen und vollwertig, hungern Sie auf keinen

Fall, sondern essen Sie etwas, wenn Ihnen danach ist.

Stress

20. Wenn Sie das Gefühl haben, gestresst zu sein, atmen Sie einmal tief und ganz

bewußt durch, lassen die den Atem langsam aus dem Brustkorb entweichen.

21. Denken Sie sich eine Geste aus, die nur Sie allein kennen. Wenn Sie dann in

eine schwierige Situation kommen, wenden Sie ihre individuelle Geste an, anstatt

zu rauchen.

22. Beginnen Sie in „traditionellen" Rauchzeiten eine völlig andere Tätigkeit.

Pflaster

23. Wenn Sie ein Pflaster verwenden, benutzen Sie es wirklich genau nach beiliegender

Gebrauchsanweisung während des dort angegebenen Zeitraums. Die Erfahrung

lehrt, daß der Behandlungserfolg durch falsche Handhabung gefährdet wird.

ANHANG 286

Anhang VII

Suggestionen und Methaphern

Sitzung 1:

Themen: Vertrauen in die Hypnosebehandlung und in eigene Ressourcen

Erste Tranceerfahrung und Ratifizierung: Pendelübung

Sicherer Ort und Wohlfühlkugel

Vertiefung und Rückholanker

Nutzung der Trance und Motivationsüberprüfung: "Im Wald und innerer Heiler"

Schachtelgeschichte: Steinpalme

Reorientierung

Sitzung 2:

Themen: Ambivalenzen bearbeiten: Die Raucherseite zur Koalition bewegen, damit

keine „Untergrundorganisation" aus dem unbewußten Wunsch, weiter zu

rauchen, entsteht. Versuch, die Raucher- und die Nichtraucherseite - welche

beide im Grunde genommen etwas Gutes für den Klienten wollen- zu integrieren.

Sicherer Ort, Wohlfühlkugel und Rückholanker

Magnetische Hände und Vertiefung

Nutzung der Trance: Ambivalenzarbeit

Ressourcenaktivierung: Adlermetapher

Versuchungssituationen üben

Reorientierung

Sitzung 3:

Themen: Endgültiges Loslassen und Zeitprogression zur Rückfallprophylaxe

Sicherer Ort, Wohlfühlkugel und Rückholanker

Vertiefung

Nutzung der Trance: "Im grünen Bereich und Begegnung mit dem Rauchwunsch"

Malermethapher

Nutzung der Trance: "Red Ballon und Schatzkästchen"

Reorientierung

287 ANHANG

Sitzung 1:

Erste Tranceerfahrung und Ratifizierung: Pendelübung

Einführende Worte: Nicht nur bewußte Bemühungen helfen, weiterhin rauchfrei zu bleiben, sondern auch

Ihr Unbewußtes wird Ihnen helfen, ganz sicher Nichtraucher zu bleiben. Hierfür machen wir jetzt eine

Pendelübung...austeilen, Haltung erklären...fokussieren auf inneren Prozeß...direktiv auffordern: Kreisbewegung

initiieren und Konzentration auf das Pendel, direkt die Bahn des Pendels verfolgen und die Vorstellung

forcieren...nichts bewußt absichtlich tun dabei... Aufgehende Sonne... Ball... Karussell fahren...

(Kindheitserinnerung)... Schauen Sie bitte Ihr Pendel genau an, richten sie Ihre ganze Wahrnehmung, Ihre

ganze Aufmerksamkeit auf das Pendel. Und das Pendel kann beginnen zu schwingen, und es kann eine

Kreisbewegung beschreiben, oder aber zuerst eher eine ungerichtete Bewegung beginnen, die sich erst

später einschwingt... und es ist ganz gleichgültig, ob es ein kleiner Kreis ist, den man fast nicht bemerkt,

oder ein großer, der immer größer wird. Und Sie können sich wundern, über diese Kraft, die da scheinbar

von selbst kommt und es kann schön sein, diese neue Beweglichkeit zu sehen und zu fühlen und Sie können

dabei in Trance gehen oder so tun, als wären Sie in Trance und Sie können darüber nachdenken, wohin

Sie diese neue Beweglichkeit führen kann, wo Sie schon immer hin wollten, und wie viele Ziele oder

Dinge in Ihrem Leben gibt, wofür sie diese neu entdeckte Kraft nutzen wollen. Und genauso wie das Unbewußte

diese Kraft hat, so hat es auch das Wissen um den Weg, dieses Ziel zu erreichen, und Sie können

das alles für sich nutzen, ohne Mühe und es kann sogar Spaß machen, daß es wie von selbst geht. Sie können

genauso wie das Pendel schwungvoll das erreichen, was Sie sich vorgenommen haben. Und es können

auch ganz kleine Bewegungen sein, in denen sich die große Kraft zeigt, die konzentriert ihre Ziele verfolgt....

und es kann sein, daß das Unbewußte den Weg schon genau weiß und es kann Ihnen den Weg

beschreiben, den Sie gehen werden. Und vielleicht wird es Ihnen zeigen, indem das Pendel sich hin- und

her bewegt. Vielleicht wie das Pendel einer großen Uhr sich hin und her bewegt, wenn eine neue Zeit

beginnt, oder wie eine Schiffschaukel auf dem Jahrmarkt, und es gibt viele Dinge die wieder neu entdeckt

werden wollen und darauf warten, daß Sie sie genießen. Vielleicht aber beschreibt das Pendel auch eine

andere Form der Bewegung.... und Sie können staunen über diese Beweglichkeit. Und Sie können gleichzeitig

den Gegensatz entdecken zwischen der Unbeweglichkeit, und dieser erfreulichen neuen Beweglichkeit,

die Ihnen ganz neue Möglichkeiten und Räume eröffnet. Und genauso, wie das Pendel sich den

Raum um sich herum erobert hat, können Sie neue Räume, die Sie schon lange erobern wollten, für sich

gewinnen...und es kann genauso gut sein, daß äußerlich nichts zu sehen ist, während sich im Unbewußten

schon sehr viel verändert hat, und genau weiß, wann es sich nach außen wendet. Und so wie sich Ihr Bewußtes

entschieden hat, nicht mehr zu rauchen, weil Ihr Unbewußtes schon lange weiß, was für Sie gut ist,

können Sie jetzt von alten Dingen Abschied nehmen und Ihr Pendel kann wieder in die ruhige Position

des Aufbruchs stehen bleiben, um noch einmal zurückzuschauen und sich von alten Gewohnheiten, die

Ihnen früher vielleicht einmal lieb waren, zu verabschieden. Gerade so wie der Abschied von einem

Freund, der einen über lange Zeit ihres Lebens begleitet hat, aber irgendwann nicht mehr zu Ihnen paßte,

und so wie alles seine Zeit hat, gibt es auch eine richtige Zeit, um Abschied zu nehmen. Und Sie können

auf ihre ganz eigene Weise Abschied nehmen, Sie können sich vielleicht an die guten und an die schlechten

Seiten dieses vergangenen Freundes entsinnen, und es ist wichtig, dem allem noch einmal nachzugehen

um dann wirklich für immer Abschied zu nehmen und hinter sich lassen zu können.... und Sie werden

ganz sicher sein, daß ihr Unbewußtes, das jetzt das Pendel bewegt hat auf diesem Weg des Abschiednehmens

immer bei Ihnen sein wird und daß Sie einen starken Helfer an Ihrer Seite haben

Sicherer Ort und Wohlfühlkugel

Mit jedem Atemzug können Sie tiefer und tiefer entspannen, sich aus Ihrem Atem eine Wohlfühlkugel

entstehen lassen, nehmen Sie die Farbe war, dieses Wohlfühlbereichs, der sich um sie erstreckt, atmen Sie

den Duft ein, fühlen Sie... mit jedem Atemzug... mehr Sicherheit... mehr Wohlgefühl... Erinnerungen, die

Ihnen gut tun, Ihnen diese Sicherheit geben....

Vertiefung und Rückholanker

Treppe, Fahrstuhl... mit Farben untermalen: und auf jeder Stufe wird die Luft besser, besser atmen

1 eins sein mit sich selbst

2 Seiten hat jede Tür

3 Schritte sind schon getan

4 Richtungen hat der Himmel

5 Finger an der Nichtraucherhand

ANHANG 288

und Sie spüren die Sicherheit, immer tiefer gehen zu können, neue, ungewöhnliche Erfahrungen zu

machen, Mut dazu zu haben und dabei die Sicherheit, gut geführt zu werden und auch sich selbst ein

guter Führer zu sein, Ihr Unbewußtes weiß ganz genau, welche neuen Wege gut für Sie sind, und wann

immer etwas Ihnen nicht so gut tut, haben Sie Ihr Unbewußtes als starken Helfer, und Sie werden von

selbst und mit Leichtigkeit wissen, welcher Weg der Richtige für Sie ist, und diesen Weg einschlagen,

ganz von selbst, vorwärts, zurück und in immer genau die Richtung, die für Sie die Beste ist,... mit dieser

Sicherheit fühlen Sie sich mutig und stark, haben Lust, etwas ungewöhnliches zu erleben und zu

probieren... wie ein neues Gericht, das sie probieren, aber nicht aufessen müssen, wenn Sie nicht mögen,

und mit dieser Sicherheit gehen Sie weiter und tiefer...

6 die Hälfte ist längst geschafft

7 ist eine magische Zahl

8 zwei Nullen aufeinander

9 wie eine umgedrehte sechs

10 wie eine halbe Packung Zigaretten

Nutzung der Trance und Motivationscheck: "Im Wald und innerer Heiler"

... können Sie jetzt tiefer wandern, während Sie tiefer in Trance gehen...eine neue Welt, die sich dort unten

auftut... wie im Märchen...Und mit jedem Atemzug wird es Ihnen möglich sein, besser und besser zu atmen

und die Luft mehr zu genießen... Sie können den Atem verfolgen bis zu Ihrer Lunge... Noch vor drei

Tagen sah Ihre Lunge aus wie die Bäume nach einem Waldbrand - schwarz und scheinbar tot... tote Bäume...

im Nebel... unklar, was der Nebel verschleiern soll... in angenehmer Betäubung und mit weichen

Konturen.... oder... wie besinnungslos und, wenn der Nebel sich langsam lichtet, sich besinnen, was wirklich

wichtig ist... auf die Stimme des Körpers hören, die Ihnen das sagen kann, was Ihnen gut tut... und das

genau weiß, wie ein Baby, das wir alle mal waren., das schreit, wenn es Hunger hat und weiß, wann es satt

ist, wann es reicht und genug ist und dann einfach aufhört... das ist gut, es so genau zu wissen, wann es

reicht... und es ist so einfach, nur auf dieses innere Wissen zu hören, das Sie alle haben, das nie verloren

gehen kann, weil Sie es mal so genau, so sicher wußten, ohne Nachzudenken, Ihr Körper hat noch immer

und für immer dieses Wissen... immer... einfach von selbst und ganz leicht und sicher... jedes Kind, wenn

es geboren wird, weiß ganz genau, was im wohl tut, und nimmt von allem nur so lange, wie es ihm gut

tut... jedes Baby hört genau dann auf, wenn es reicht, nicht früher, nicht später, genau dann hört es auf,

wenn es reicht... einfach auf die Stimme des Körpers hören...

Schachtelgeschichte: Steinpalmenmetapher

Ein Mann verirrte sich in der Wüste. Die Sonne brannte vom Himmel und er war kurz vor dem Verdursten.

Endlich erreichte er Wasser und trank davon, aber es war salzig und bekam ihm nicht. Mit der Wut

seiner Verzweiflung nahm er einen Stein, warf ihn auf eine kleine Palme, die da stand, und wurde ohnmächtig.

Der Stein blieb im Palmenherzen stecken. Die Palme überlebte und kam allmählich wieder zu

Kräften.

Wenn Sie weiter durch diesen Wald gehen.... immer den Wegen folgen, die die Ihren sind... und Sie erkennen

sie... das geht so leicht, wie ein Baby erkennt, das es reicht... an ein schmiedeeisernes Tor kommen...

dahinter... Sie sehen es schon... Sie kennen es gut... von früher her... sehr gut... ein junger Wald... kleine

frische gesunde grüne Blätter, in denen die Kraft der Zukunft schon vorhanden ist... freie Sicht, der Nebel

hat sich verzogen, gibt die Sicht frei, auf die wirklich wichtigen Dinge... ein frischer Wind sorgt für Klarheit

und Genuß, das gute Gefühl, der Freiheit und Klarheit... und die Sicherheit zuhaben, einfach zu spüren,

wann der richtige Zeitpunkt für Sie da ist ...den einen oder anderen Weg für sich zu wählen.... und Sie

wissen ganz sicher, welcher der Richtige für Sie ist... viele Arten, viele Wege, ein gutes Ziel für sich zu

verwirklichen...

Sie wuchs größer und kräftiger als zuvor. Jedoch hatte sie eine harte Rinde, wie aus Stein und war ganz

starr und unbeweglich. Vielleicht war es gerade ihre eigenartige Erscheinung, die die Menschen aus der

Umgebung anlockte und zu der Palme zog. Jeden Abend versammelten sie sich unter ihr und erzählten

sich die Ereignisse des Tages. Eines Abends saß eine Gruppe von Menschen unter der Palme und erzählte.

Als alle gegangen waren, blieben ein alter Mann und ein Fremder zurück. Der Fremde fragte: „Wieso

ist die Palme so hart wie Stein?"

... die wichtigen Fragen... wie kommen Sie auf die andere Seite... viele Möglichkeiten... viele Wege dorthin...

manche sind Sie gegangen... manche liegen noch vor Ihnen... mit der Sicherheit eines Kindes den

richtigen wählen... der nur auf Sie gewartet hat... das Tor... vielleicht schon offen... einfach durchgehen...

drüber steigen... vielleicht gibt es Brücken, die darüber führen... die zwei Seiten verbinden, in Ihnen, zwei

289 ANHANG

Seiten, die beide etwas Gutes für Sie wollen.... die Verbindung der beiden inneren Seiten... um auf die

andere Seite zu kommen, oder schon lange dort zu sein, jeder auf seine oder ihre Weise... im eigenen

Tempo... auf die eigene Art... und wenn Sie selbst es jetzt noch nicht wissen, können Sie Hilfe suchen...

und finden.... den Schlüssel suchen... und finden... wer suchet, der findet.... vielleicht gibt es dort jemand,

den Sie fragen können, wie und wo der Schlüssel zu finden ist oder... was es noch aus dem Weg zu räumen

gibt... eine Person... die Sie schon erwartet... Sie können diesen anderen kennen... Sie kennen Sie

schon lange...schon immer vielleicht... oder aber es ist jemand, der Sie an jemanden erinnert, oder den Sie

noch nie gesehen haben... ganz neu und neugierig... das ist nicht so wichtig. Und Sie können sich auf diesen

anderen zu bewegen, ihm entgegen gehen, langsam oder schnell, ganz so wie es ihrem Tempo entspricht

und vielleicht sehen Sie der anderen Person dabei in die Augen...nehmen Sie ganz genau wahr....

ihr aussehen... ihre Eigenarten... und das Wohlwollen, das Sie Ihnen entgegenbringt.... Ihre Fragen stellen,

und dabei die Antworten schon wissen... oder bald wissen... die Antworten wissen, und die Frage noch gar

nicht gestellt haben.... die Antwort sagt etwas über die Frage und diese Person sagt etwas.... für Sie bestimmt...

Sie können genau zuhören und nur Sie kennen die Bedeutung dessen, was diese andere Person

sagt. Und Sie wissen, daß es wichtig ist, dies zu behalten, denn darum sind Sie hier. Jetzt wissen Sie ganz

genau, warum Sie hier hin gegangen sind. Und so wie sich so oft am Ende ein Sinn zeigt in dem was war,

so können Sie auch jetzt und hier diesen Sinn erkennen.

Da erzählte der alte Mann ihm die Geschichte von der Steinpalme. Dem Fremde wurde ganz anders und

zum Schluß sagte er: „Der Fremde, der den Stein warf, das bin ich. Was kann ich dafür tun um das wieder

gutzumachen?" Darauf entgegnete der alte Mann: „Du kannst die Schuld tragen, wie die Palme den Stein

trägt, der immer noch in ihrem Herzen steckt, oder du kannst sie m Verzeihung bitten", und der Fremde

bat um Verzeihung. Da war ein Geräusch zu hören, wie das Knallen eines Sektkorkens, der Stein sprang

aus dem Herzen und fiel auf die Erde mit solcher Wucht, daß er im Boden verschwand. Dabei traf er eine

Wasserader, denn es strömte Wasser aus und verwandelte den Fleck um die Palme in ein fruchtbares,

lebendiges Stück Land. So entstand eine Oase, zu der die Menschen noch viel lieber kamen um sich im

Anblick der grünen Wiesen und Büsche auszuruhen, und Schutz zu suchen. .

Die Frage, wie Sie da rüber kommen... die Antwort geschenkt bekommen und es tun... auf die andere

Seite gehen... jetzt oder schon bald... endgültig und doch im Bewußtsein dessen, was Sie zurück lassen...

jetzt gehen oder schon längst dort sein... neue Wege... immer wieder...jeder geht genau den für Sie bestimmten...

in Ihrem Tempo... Und Sie können stolz sein auf sich, daß Sie es geschafft haben, bis hierher

zu kommen und den Entschluß gefaßt zu haben, von nun an gesünder und besser zu leben. Und dieses

Gefühl kann Ihnen eine tiefe innere Befriedigung geben, die Sie stärkt und Ihnen neue Kraft gibt. Kraft,

um weiterzumachen und immer weiter Ihren Weg zu gehen. Immer weiter. Und Sie können sich weiter

vorstellen, wie es ist in einem Jahr in diesen Wald zu kommen und zu sehen, wie groß die Zweige geworden

sind und sich kleine Bäume neu entwickelt haben. Die Luft in diesem neu erblühenden Wald wird

frisch und gesund sein und von Tag zu Tag besser werden. Und Sie können sich vorstellen, daß genauso

wie ein Baum eigentlich von alleine wächst, er aber mit Pflege und Fürsorge noch besser gedeiht, dieser

Wald immer grüner und grüner und gesünder werden kann, worauf Sie stolz sein können, denn Sie sind

der Gärtner dieses Waldes, der aufpaßt, daß die Bäume immer die richtige Stütze und Nahrung bekommen.

Genauso wie Sie für sich sorgen können... die richtige Stütze und Nahrung. Und während Sie sich in

diesem Wald aufhalten, können Sie sich ganz stark und frisch fühlen.

Reorientierung

Lassen Sie sich die Zeit, die sie brauchen, um hierher zurückzukommen in diesen Raum und das kann

jetzt oder aber auch in zwei Minuten sein. Ich werde jetzt von 10 bis eins rückwärts zählen und mit jeder

Zahl können Sie sich wacher und frischer fühlen und hierher zurückkehren.

10 und mit jeder Zahl werden Sie mehr zum Nichtraucher

9

8 Achtsam sein, achtgeben auf sich

765

4 und Sie können tief durchatmen

3 und die frische Luft in Ihren Lungen spüren

2

1 und wach hier ankommen.

ANHANG 290

Sitzung 2:

Sicherer Ort, Wohlfühlkugel und Rückholanker

Mit jedem Ausatmen Anspannung loslassen und mit jedem Einatmen Entspannung einatmen... Atemluft

und Atemlust im Körper strömen lassen... Ressourcenbild.... Wohlfühlkugel... dieses Bild wird genau dann

da sein, wenn Sie es brauchen.... Und Sie können dieses Bild zu jeder Zeit wieder auftauchen lassen, wenn

Sie es brauchen. Mit jedem Atemzug können Sie tiefer und tiefer entpannen, sich aus Ihrem Atem eine

Wohlfühlkugel entstehen lassen, nehmen Sie die Farbe war, dieses Wohlfühlbereichs, der sich um sie erstreckt,

atmen Sie den Duft ein, fühlen Sie... mit jedem Atemzug... mehr Sicherheit... mehr Wohlgefühl...

Erinnerungen, die Ihnen gut tun, Ihnen diese Sicherheit geben... und Sie spüren die Sicherheit, immer

tiefer gehen zu können, neue, ungewöhnliche Erfahrungen zu machen, Mut dazu zu haben und dabei

die Sicherheit, gut geführt zu werden und auch sich selbst ein guter Führer zu sein, Ihr Unbewußtes weiß

ganz genau, welche neuen Wege gut für Sie sind, und wann immer etwas Ihnen nicht so gut tut, haben Sie

Ihr Unbewußtes als starken Helfer, und Sie werden von selbst und mit Leichtigkeit wissen, welcher Weg

der Richtige für Sie ist, und diesen Weg einschlagen, ganz von selbst, vorwärts, zurück und in immer genau

die Richtung, die für Sie die Beste ist,... mit dieser Sicherheit fühlen Sie sich mutig und stark, haben

Lust, etwas ungewöhnliches zu erleben und zu probieren... wie ein neues Gericht, das sie probieren, aber

nicht aufessen müssen, wenn Sie nicht mögen, und mit dieser Sicherheit gehen Sie immer so und genauso

weit, wie es Ihnen gut tut.

Magnetische Hände und Vertiefung

Bild vom Ball, den Sie als Kind zum Spielen hatten... festhalten... als wollten Sie einen Ball umfassen, mit

dem Sie als Kind gespielt haben... halten sie ihn fest, spüren Sie seine Größe, das Material... riechen Sie,

den Gummigeruch des Balls... und Sie fühlen, wie Ihre beiden Hände in umfassen, sich entgegen kommen,

indem Sie diesen Fall halten, so wie ein Baby, das einfach aus seinem Reflex heraus, umklammert,

was es sich wünscht und was ihm wohl tut, und die Arme auseinander wirft, wenn es erschreckt wird, und

etwas nicht haben will, und was ihm gut tut, das hält es fest.... Sie können sich jetzt vorstellen, daß es diese

beiden Seiten in Ihnen gibt, beide Seiten wollen... von denen jede etwas Gutes für Sie will... wollen, daß es

Ihnen gut geht... das Gute... und Sie können nachfühlen, welche der beiden Seiten es ist, die den Wunsch

nach Gesundheit vertritt, welche Hand diese Seite vertritt und.... Anregung... welche die andere Seite ist...

der Wunsch nach Genuß, nach Ruhe und die andere Seite: Sich frei fühlen... und klar... rein... der reine

Genuß... oder Anregung... nach Halt.... und Sicherheit....die Sehnsucht... das Sehnen... die Sucht.... Fühlen

Sie dem nach, welche Hand,... welche Seite vertritt... Und beide Seiten können dann... tiefer und tiefer in

Trance gehen, und ich weiß nicht, ob es für Sie am leichtesten ist, sich vorzustellen, wie Sie mit jedem

Ausatmen tiefer in Trance gehen, oder ob Sie intuitiv die aktive Weise wählen, tiefer und weiter in Trance

zu gehen....In Trance gehen... Aber Sie wissen genau, was Ihnen guttut und wie Sie am besten und tiefer in

Trance gehen können. Und Sie können sich vorstellen, daß Sie sich in einem Haus befinden, und ich weiß

nicht, welche Farbe die Wände haben, ob es Tapeten an den Wänden gibt und welche Struktur sie haben.

Und Sie können vielleicht Geräusche hören, Geräusche, die Ihnen bekannt vorkommen, die Sie genau

kennen, oder aber es sind Geräusche, die Ihnen fremd sind und Sie neugierig machen können. Und Sie

können sich soviel Zeit lassen... Sich Zeit lassen... wie Sie brauchen, um sich umzusehen in diesem

Haus...vielleicht ist es das Haus, in dem Sie groß geworden sind... vielleicht riechen Sie auch etwas bestimmtes,

vielleicht können Sie den Duft der Wände, des Bodens oder einen anderen Geruch wahrnehmen.

Und wie Sie sich so umschauen in diesem Haus, können sie eine Tür entdecken. Diese Türe kennen

Sie zwar, sie ist ihnen jedoch noch nie so deutlich geworden wie heute. Sie können an diese Tür herantreten

und sie aufmachen und Sie können sehen, daß sich dahinter eine schöne Treppe befindet. Und vielleicht

befinden sich links und rechts der Treppe alte Leuchter, oder aber es gibt eine andere Art, Licht zu

machen. Und Sie können spüren, daß Sie den Wunsch haben, dort hinunterzusteigen und zu schauen, was

sich dort unten befindet. Sie können Schritt für Schritt, langsam, Stufe für Stufe hinabsteigen und mit

jeder Etappe tiefer und tiefer in Trance gehen.... Tiefer gehen... Aber mit jeder Stufe können Sie tiefer und

weiter in Trance gehen und nur Sie können sehen oder wissen, wie viele Stufen sie hinabsteigen müssen,

um unten anzukommen- mit jeder Stufe tiefer in Trance gehen... fühlen Sie ein Kribbeln in den Händen,

das die Trance ankündigt, oder diese ganz gewisse Art von Kälte, die angenehm leicht sein kann, wie ein

leichte, kühler Wind... und vielleicht ist es wieder Ihre ganz spezielle Art, in Trance zu gehen, die niemand

bemerkt, auch Sie nicht, während Sie tiefer und tiefer in Trance gehen und es schon längst sind. Und als

Sie dort angekommen sind und Sie wissen, daß Sie ganz entspannt und interessiert sein können, in Sicherheit

und so voller Mut... und Neugier...

291 ANHANG

Nutzung der Trance: Ambivalenzarbeit

und Sie fühlen weiter die Kraft beider Seiten in sich, die Seite, die den Genuß will... den Genuß... und die

Seite, die die Gesundheit will... die Gesundheit... jede der beiden Seiten will das Beste für Sie, will das fest

halten, umfassen, was Ihnen gut tut... beide Seiten haben ihr eigenes Aussehen... ihre eigenen Ansichten...s

chauen Sie genau hin... genau sehen... wie die beiden Seiten aussehen, die Gestalt der Seite, die den Genuß

will... den Genuß... und der Seite, die die Gesundheit will... die Gesundheit.... und Sie können sich nun auf

die Suche begeben, nach dem, was Ihnen am besten tut. Und wenn Sie herausfinden, in Ihrem Tempo

und mit so viel Zeit, wie Sie dafür brauchen, wie Sie es vereinbaren können.... den Genuß... die Gesundheit...

werden sich Ihre Hände aneinander annähern, immer näher, bis sie sich berühren, ganz fest halten

und in Ihren Schoß sinken... den Genuß... die Gesundheit....

Nur bei Hängenbleiben:

1. Gibt es noch ein Hindernis

2. Gibt Ihr Unbewußtes die Zustimmung, diese näher zu betrachten

3. Erfahrungen in den letzten 5, 10,...Jahren, die damit zusammenhängen

4. Nächster Schritt, um das Hindernis aus dem Weg zu räumen...wenn der Schritt klar ist, sinken Hände

in Schoß

Ressourcenaktivierung: Adlermetapher

Ein junger Adler fiel aus seinem Nest. Ein Bauer fand ihn und nahm ihn mit auf seinen Hühnerhof. Dort

wuchs er mit Hühnern auf. Eines Tages kam ein Fremder vorbei und sagte: „Der Vogel dort zwischen

den Hühnern ist ein Adler." Aber der Bauer lächelte und sagte: „Ich habe ihn aufgezogen wie ein Huhn,

deshalb benimmt und fühlt er sich wie ein Huhn."Der Fremde setzte den Adler auf seinen Arm und sagt:

„Breite deine Schwingen aus und fliege, du bist der König der Lüfte." Der Adler jedoch sprang vom Arm,

lief auf den Hühnerhof und pickte Körner. Am nächsten Morgen kletterte der Fremde mit dem Adler auf

das Dach und sagte: „Breite deine Schwingen aus und fliege, du bist der König der Lüfte." Der Adler

jedoch rutschte das Dach hinunter, sprang auf den Boden, lief auf den Hühnerhof und pickte Körner. Der

Bauer lächelte und sagte: „Sehen Sie, er benimmt und fühlt sich wie ein Huhn." Am dritten Tag stieg der

Fremde mit dem Adler auf einen Berg. Auf dem Gipfel angekommen sagte er: „Breite deine Schwingen

aus und fliege, du bist der König der Lüfte." Der Adler schaute in das Tal. Er sah den Bauernhof und er

sah die Hühner und zu seiner Verwunderung auch die Körner, so scharf war sein Auge. Plötzlich begannen

seine Flügel zu zittern. Da wiederholte der Fremde: „Breite deine Schwingen aus und fliege, du bist

der König der Lüfte." Und das Zittern in den Flügeln des Adlers verstärkte sich , er breitete seine Flügel

aus und flog davon.

Versuchungssituationen üben

...und noch einmal können Sie sich vorstellen, und diesmal wird alles noch viel deutlicher, wie das war,

Ihre Lieblingszigarette zu rauchen. Vielleicht war es die Zigarette nach dem Essen, die am allerbesten

geschmeckt hat, die Ihnen den höchste Genuß zu geben schien mit ihrem Geruch oder ihrem Geschmack,

mit dem Gefühl, sich an ihr zu halten... oder es war eine der vielen anderen Zigaretten, die Sie am meisten

geliebt haben, die am Morgen, die so angenehm munter machen konnte, oder die bei der Arbeit, die den

Streß zu verscheuchen half oder die nach einem Streit mit dem Partner, die Ihnen Souveränität zurückgeben

sollte oder die abends vor dem Fernseher oder in der Kneipe... vielleicht war es auch die Zigarette, die

die Langeweile vertreiben sollte, die am wichtigsten gewesen war.... und ich weiß nicht, wie sehnsüchtig

Sie werden, wenn Sie sich dies alles vor Ihrem inneren Auge vorbei ziehen lassen und fühlen, riechen,

schmecken, wie es war und es ganz genau empfinden.... aber jedes mal, wenn Sie diese Sehnsucht empfinden,

wird sich vor diese Sehnsucht ein neues, starkes und sehr hilfreiches Gefühl schieben, ein ganz sicheres

Wissen, so stark und unwillkürlich, ohne daß Sie sich dafür besonders anstrengen mußten. Und Sie

werden jetzt schon ganz genau wissen, daß dieser Genuß und diese Geselligkeit und all das Erstrebenswerte,

dem Sie jetzt nachgespürt haben, in Wahrheit nicht in der Zigarette steckt, sondern in Ihnen selbst

und Sie haben es in die Zigarette gelegt, all das, von dem sie meinten, die Zigarette hätte es Ihnen gegeben...

Sie haben es in die Zigarette gelegt und holen es sich heute wieder zurück.... und Sie werden sich

weiter all den Genuß, all die Ruhe, alles weiter geben, wie Sie es sich wünschen und wie Sie es stets getan

haben, aber ohne Zigarette. Denn es kann nichts von einem Gegenstand kommen, was Sie nicht selbst

hineingelegt haben, und jetzt ist es an der Zeit, dies wieder zurückzunehmen, zu sich, wo es hingehört.

Und Sie können sich in Zukunft genau das, was Sie sich bisher mit der Zigarette geholt haben, auf eine

neue Art und Weise holen und Sie wissen ganz genau, wie Sie gut für sich sorgen können, ohne dabei auf

eine äußerliche Sie schädigende Krücke angewiesen zu sein. Und vielleicht haben Sie in den letzen Tagen

ANHANG 292

schon für sich eine Art entdecken können, wie Sie mit den für Sie gefährlichen Situationen umgehen können

und eine neue individuellere und fantasievollere und vor allem gesündere Art gefunden, wie Sie in

Zukunft leben werden. Sie können sich auch Zeit lassen, und in Ruhe nachspüren, welches die passende

und für Sie geeignete Art und Weise ist, sich in diesen Situationen auszudrücken. Und Sie werden ganz

genau wissen, wie Sie sich den Genuß verschaffen können - ohne Zigarette und Sie haben all die Jahre

über genossen und wer gelernt hat, mit Zigarette zu genießen, der kann das ohne Zigarette erst recht und

es geht viel leichter. Und vielleicht spüren Sie all diesen Genuß in Ihrer Hand pulsieren und sich in Ihrem

Körper ausbreiten, in Sie selbst zurück, während die Zigarette nur noch eine leere Hülle ist, die Sie genauso

gut für immer fallen lassen können, um die Hand wieder frei zu haben für die Dinge, die Sie wirklich

tun möchten.

Reorientierung

Lassen Sie sich die Zeit, die sie brauchen, um hierher zurückzukommen in diesen Raum...

10 und mit jeder Zahl können sie mehr zum Nichtraucher werden

9 ist eins mehr

8 achtsam sein

7 ist eine magische Zahl

6 Adler in einem Nest

5 Klauen an jeder Hand

4 und sie können tief durchatmen

3 und die frische Luft in ihren Lungen spüren

2 und immer wacher werden

1 eins sein mit sich und in sich alles haben, was Sie brauchen

293 ANHANG

Sitzung 3:

Sicherer Ort, Wohlfühlkugel und Rückholanker

Nach Möglichkeit Klientengeschichten verwenden und einbauen. Mit jedem Ausatmen Anspannung loslassen

und mit jedem Einatmen Entspannung einatmen... Atemluft und Atemlust im Körper strömen

lassen... Ressourcenbild.... Wohlfühlkugel... dieses Bild wird genau dann da sein, wenn Sie es brauchen....

Und Sie können dieses Bild zu jeder Zeit wieder auftauchen lassen, wenn Sie es brauchen. Mit jedem

Atemzug können Sie tiefer und tiefer entpannen, sich aus Ihrem Atem eine Wohlfühlkugel entstehen lassen,

nehmen Sie die Farbe war, dieses Wohlfühlbereichs, der sich um sie erstreckt, atmen Sie den Duft ein,

fühlen Sie... mit jedem Atemzug... mehr Sicherheit... mehr Wohlgefühl... Erinnerungen, die Ihnen gut tun,

Ihnen diese Sicherheit geben... und Sie spüren die Sicherheit, immer tiefer gehen zu können, neue, ungewöhnliche

Erfahrungen zu machen, Mut dazu zu haben und dabei die Sicherheit, gut geführt zu werden

und auch sich selbst ein guter Führer zu sein, Ihr Unbewußtes weiß ganz genau, welche neuen Wege gut

für Sie sind, und wann immer etwas Ihnen nicht so gut tut, haben Sie Ihr Unbewußtes als starken Helfer,

und Sie werden von selbst und mit Leichtigkeit wissen, welcher Weg der Richtige für Sie ist, und diesen

Weg einschlagen, ganz von selbst, vorwärts, zurück und in immer genau die Richtung, die für Sie die Beste

ist... mit dieser Sicherheit fühlen Sie sich mutig und stark, haben Lust, etwas ungewöhnliches zu erleben

und zu probieren... wie ein neues Gericht, das sie probieren, aber nicht aufessen müssen, wenn Sie nicht

mögen, und mit dieser Sicherheit gehen Sie immer so und genauso weit, wie es Ihnen gut tut.

Vertiefung

Und während Sie Ihren Empfindungen nachgehen, können Sie weiter und tiefer in Trance gehen. Und

vielleicht mag ein Teil von Ihnen tiefer nachspüren, wo sich die Trance vertieft und welches Motiv Sie

brauchen, um besser und tiefer in Trance zu gelangen. Und die einfachste Art in Trance zu gehen ist, hinein

zu rutschen, ganz ohne Anstrengung, scheinbar von alleine. Und dabei brauchen Sie nichts zu tun, so

wie auf einer Rutsche - wenn Sie einmal angefangen haben. Und Sie können sich diese Rutsche vorstellen,

die am Anfang eine rote Farbe hat - und vielleicht spüren Sie diese alte und immer noch vertraute Bewegung

des Körpers, wie es ist, sich auf einer Rutsche anzuschubsen. Und Sie können sich schon jetzt freuen

auf dieses schöne tiefe Hinabgleiten, ohne irgend etwas tun zu müssen und dabei tiefer und tiefer in Trance

zu gehen. Und während Sie loslassen, kenn Sie vielleicht auch schon das Motiv Ihrer Reise. Sie können

ganz in Ihrem Tempo weiter auf dieser Rutsche hinab gleiten, während Ihre Sinne sich in der Farbe dieser

Rutsche vertiefen. Und indem Sie weiter hinab rutschen, ändert sich die Farbe, jetzt wird sie orange. Und

Sie können mit Staunen und mit freudiger Überraschung dieser tiefen Empfindung nachspüren... während

Sie weiter und tiefer in Trance gehen.

Nutzung der Trance: "Im grünen Bereich"

Und wieder ändert sich die Farbe der Rutsche, jetzt wird sie grün, und Sie spüren schon jetzt, daß Sie

voller Stolz tiefer und tiefer atmen und Sie wissen in Ihrem tiefsten Inneren, daß dies gut für Sie ist. Sie

können diese tiefe Entspannung und diese entspannte Tiefe Ihres Inneren genießen. Und gerade so, wie

Sie jetzt im grünen Bereich angekommen sind, so werden Sie auch anderes erspüren können, wenn Sie

wollen. Sie haben die Kraft, sich selbst immer und immer wieder in Ihren eigenen grünen Bereich zu bringen,

wenn Sie einmal tief durchatmen und Sie können dann ganz tief in Ihrem Inneren spüren, wie gut das

tut - im grünen Bereich zu sein. Und Sie können sich alle Zeit lassen, die Sie dafür brauchen, denn es gibt

eine richtige Zeit für die Dinge...und dennoch wird Ihnen auch hier... immer mal wieder Ihr Rauchwunsch

begegnen... und das kann sein, wie einen alten Bekannten zu treffen, der eingeladen oder ohne Einladung

vorbei kommt... Stellen Sie ihn sich genau vor: Wie sieht er aus, der Gast: ein Mann, eine Frau? Wie groß,

wie klein? Wie alt, wie jung? Was für Kleidung trägt die Person, und: wie ist ihr Ausdruck... ihre Haltung?

Steht die Person mit ausgebreiteten Armen da oder verschlossen? Und die wichtigste Frage: Wie begrüßen

Sie den Rauchwunsch? Wie verabschieden Sie ihn? Was müssen Sie tun, damit er auch wieder geht? Finden

Sie es heraus... was will die Person noch von Ihnen? Welches ist die richtige Art, sie wieder zum Gehen

zu bewegen? Gehen Sie dem nach, während Sie sich eine Geschichte anhören:

ANHANG 294

Malermethapher

Und ich weiß nicht, ob Sie die Geschichte kennen von dem König und dem Maler... dieser König besaß

einen kostbaren Vogel. Als der Vogel in die Jahre gekommen war, beschloß der König, ihn in einem Portrait

verewigen zu lassen. Dazu ließ er den besten Maler seines Landes kommen. Der Maler erklärte sich

bereit, den Auftrag zu übernehmen. Allerdings erbat sich der Maler ein Jahr, um das Werk zu vollenden.

Nach einem halben Jahr schickte der König einen Gesandten aus, um sich nach dem Fortschritt der Arbeit

zu erkundigen. Dieser zurück und berichtete: „Das Bild ist noch nicht vollendet." Nach neun Monaten

beschloß der König erneut einen Gesandten auszuschicken, um die Arbeit voranzutreiben. Jedoch

auch diesmal kehrte der Gesandte unverrichteter Dinge zurück und sagte: „Erst in drei Monaten wird das

Bild vollendet sein." Drei Tage bevor die Frist abgelaufen war, zog der König mit seinem Hofstaat los,

sich sein Bild zu holen, so ungeduldig war er. Der Maler war jedoch unnachgiebig und meinte: „ Ein Jahr

und keinen Tag weniger brauche ich um das Bild zu vollenden." Das mißfiel dem König. Am Morgen des

Tages, an dem das Jahr vorbei war, drängten alle in das Atelier des Malers, um das Bild zu bewundern.

Dort fanden sie jedoch lediglich den Maler vor einem leeren Blatt Papier. Er griff nach seinen Pinseln und

brachte innerhalb von drei Minuten mit wenigen, aber gezielten Pinselstrichen den Vogel zu Papier. Alle

waren begeistert von der Schönheit seines Werks, nur der König wurde wütend und fragte: „Du hast nur

drei Minuten zur Fertigstellung des Bildes gebraucht. Warum hast Du mich ein Jahr warten lassen?" Der

Maler ging wortlos zu einem großen Schrank und öffnete die Türen. Heraus fielen über tausend Skizzen

und Studien, die alle den Vogel zum Gegenstand hatten. Da sagte der Maler: „Ein Jahr verbrachte ich

damit zu üben, um meinem König ein perfektes Abbild seines Lieblingsvogels zu erstellen."

Nutzung der Trance: "Red Ballon"

Verabschiedung vom Rauchwunsch vollziehen...Besuch wird gelegentlich wieder vorbei schauen...und Sie

können umhergehen, weiter schweifen...und ich weiß nicht, ob Sie eine kurze Strecke zurücklegen oder

einen längeren Weg vor sich sehen... können Sie vor sich einen großen roten Ballon sehen, und Sie wissen

ganz genau, daß dieser Ballon nur auf Sie gewartet hat. Vielleicht hat er schon seit Jahren auf Ihre Ankunft

gewartet, und Sie wissen, daß jetzt genau der richtige Zeitpunkt ist. Und mit jedem Schritt, den Sie weiter

auf den Ballon zugehen, wird Ihnen klarer und klarer, warum Sie hierher gekommen sind und was Sie hier

und heute an diesen Ballon an Ballast abgeben dürfen. Und ich weiß nicht, was Sie alles in den Korb des

Ballons hineinlegen werden, aber ich bin ganz sicher, daß Sie genau wissen, was da hinein gehört und daß

Platz sein wird für alles was Sie hineinlegen wollen. Und Sie wissen ganz genau, daß jetzt die Zeit gekommen

ist, all die Päckchen, die Sie immer mit sich herumgetragen haben, endlich abzugeben. Nehmen Sie

sich alle Zeit, die Sie brauchen um in Ruhe die Dinge hineinzulegen und sich in Ruhe zu verabschieden

von allem, was Sie abgeben wollen. Wenn Sie nun alle Päckchen abgegeben haben, werfen sie einen letzten

Blick darauf und machen das Seil, das den Ballon hält, los. Und Sie können die große Erleichterung

spüren, und Sie werden wieder Aufatmen können... das große Aufatmen... und vielleicht noch einmal tief

durchatmen, wenn der Ballon ganz leicht und ohne Ihr Zutun davon schwebt und immer kleiner wird...

und schließlich ganz verschwindet. Und auf der anderen Seite gibt es all die Dinge, die es lohnt, zu bewahren

und zu behalten... und all diese Schätze... können Sie in einem Schatzkästchen ablegen... wohl verwahrt...

immer da, wenn Sie sie brauchen. Und Sie werden ganz genau wissen, daß Sie von nun an im grünen

Bereich bleiben und Sie können einen Monat oder ein Jahr oder 5 oder 10 Jahre nach vorne gehen in

Ihrem Leben und sich erleben, und an allem was Sie an dieser Person wahrnehmen können, erkennen Sie,

daß sie im grünen Bereich ist... im grünen Bereich sein... denn diese Person kann tief durchatmen, sieht

gesund aus und weiß genau, was ihr gut tut und kann ihr Leben genießen...sie hat eine reine Haut...frisch

und frei...riecht gut... und kann genießen... Und der Genuß ist es, der bleibt, während die Päckchen schon

längst fort sind... Und weil die Päckchen schon fort sind, ist nachher - wenn Sie wieder zurück in diesem

Raum sind, für jeden von Ihnen die Zeit gekommen, aufzustehen und Ihr Zigaretten-Päckchen, das Sie

jetzt schon drei Tage und viele Jahre dabei hatten, in diese Kiste zu legen, die darauf wartet - auf Ihr

Päckchen.

295 ANHANG

Reorientierung

Lassen Sie sich die Zeit, die Sie brauchen, um hierher zurückzukommen in diesen Raum und das kann

jetzt oder aber auch in zwei Minuten sein. Ich werde jetzt von 10 bis ein rückwärts zählen und mit jeder

Zahl können Sie sich wacher und frischer fühlen und hierher zurückkehren.

10 und mit jeder Zahl werden Sie mehr zum Nichtraucher

9

8 Achtsam sein, achtgeben auf sich

7

6 fast der halbe Weg

5

4 und Sie können tief durchatmen

3 und die frische Luft in Ihren Lungen spüren

2 und sich frisch und erholt fühlen

1 und wach hier ankommen.

LEBENSLAUF 296

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Lebenslauf

Cornelie Charlotte Schweizer

Madergasse 5

72070 Tübingen

Persönliche Daten:

Geburtstag und -ort: 29. August 1967 in Ehingen

Familienstand: unverheiratet, zwei Söhne, geboren 1989 und 1991

Ausbildung:

Schule:

1974 - 1978 Grundschule, Isny

1978 - 1985 Gymnasium, Isny

1986 - 1988 Gymnasium, Tübingen (Allgemeine Hochschulreife)

Studium:

1993 - 1999 Psychologiestudium an der Universität Tübingen

1999 Abschluß Psychologie Diplom

Zusatzqualifikationen:

1995 - 2000 Paar-und Familientherapieausbildung am IF-Weinheim

1998 - 1999 Hypnotherapieausbildung (MEG)

1999 - 2002 Ausbildung in systemischer Supervision (IFW, SG)

Berufstätigkeit:

1998 - Freiberufliche Trainerin für Kommunikation, Teamentwicklung,

Qualitätsmanagement, Moderation und Präsentation

1999 - Psychotherapeutische Tätigkeit in der Hypnotherapeutischen Ambulanz

des Psychologischen Instituts der Universität Tübingen

2001 - Assoziierte Mitarbeiterin des Instituts für Familientherapie in

Weinheim

2002 - Dozentin am Zentrum für Konfliktmanagement der Universität

Tübingen

2003 - Freiberufliche Tätigkeit als systemische Supervisorin

Auslandsaufenthalt:

1985 - 1986 Au-Pair-Aufenthalt in Marseille, Frankreich